Verspätet, aber doch.

Habe den Montag extra frei genommen.
Aus den Federn um 06:00 – auf dem Bike um 07:00.
Eine Südtirol-Tour ist geplant, mit Pässen, die ich noch nicht kenne.
Der Jaufenpass, das Penserjoch, der Mendelpass und Passo Tonale sind Neuland für mich.
Der Tag wird wettermässig genial, kein Wölkchen stört das Blau des Himmels.
Bin aber noch warm eingepackt, denn mir pfeift ein kalter Wind um die Ohren. Vor allem im Schatten, durch den ich auch noch ziemlich lange pflügen muss.
Zügig geht’s über den Arlberg, kaum Verkehr, nur Kälte. In einer Riesenbäckerei genehmige ich mir einen heissen Leberkäse, um mich etwas aufzuwärmen, und zwei belegte Brötchen für den Tag.
Schnell weiter bis zum Ötztal, jetzt beginnt mein Tag erst so richtig. Bis zur Mautstelle vom Timmelsjoch frierts mich noch, dann übernimmt die Sonne, und mit ihr die Wärme das Ruder.
12,- Euro Maut, die sind ja krank. Ich will die Strasse schliesslich nicht kaufen. Ich finde das regelrecht Wucher, aber wenn ich nach Italien will…..
Frankreich forderte seinen Tribut, jetzt mit neuen Schlappen und Service geradezu ein super Fahrgefühl.
Timmelsjoch runter und Jaufenpass hoch. Ich krieg mich kaum noch ein vor Freude. Ein geil zu fahrender Pass.
Oben eine kurze Rast, und als ein Bus mit hunderten von Pensionisten ankommt, mach ich mich von Acker.
Jaufenpass runter und dann Penserjoch hoch. Es wird immer toller zu fahren. Eine Kurve schöner, als die andere. Ein wahrer Rausch.
Oben wieder eine längere Rast.
Will mir bei dieser Tour mehr Zeit nehmen, wie in Frankreich, wo ich es zeitmässig gar nicht konnte.
Runter durch das Sarntal – genial. Das wäre eine Fahrt für meine Frau – mit ihrem Cabrio.
Durch die ganzen Tunnels nach Bozen, wo ich mir ein lauschiges Schattenplätzchen suche, und den ersten Teil meiner Jause vertilge. So tolle Kurven machen hungrig.
Durch Bozen finde ich schnell den richtigen Weg und ab geht die Post Richtung Mendelpass.
Ich bin in meinem Leben ja schon den einen, oder anderen Pass gefahren, aber die Auffahrt von Bozen ist das reinste Paradies. Ich muss sagen, dass dies die geilste Strecke – kurventechnisch gesehen – ist, die ich je gefahren bin.
Auf dem Pass kann ich es immer noch kaum glauben, was für supergeniale Kurven ich hinter mir habe. Traumhaft.
Beschwingt geht’s wieder runter, und über kurvenreiche Strassen Richtung Tonale. Auch der Pass muss sich nicht wirklich verstecken, jedenfalls aussichtsmässig.
Dann geht’s hoch zum Gavia, den ich von dieser Seite her noch nicht gefahren bin.
Im engen Strassenabschnitt bleibe ich an einer Kurve mit überwältigendem Ausblick stehen und nehme mir den Rest der Jause vor.
Auf dem Pass nur eine lange Fotopause.
In Bormio stellt sich mir die Frage nach dem Rückweg. Über Livigno, oder über den Stilfser, oder doch über den Umbrail. Alle Wege führen nach Vorarlberg.
Nach Wetterbeobachtungen meinerseits, entschliesse ich mich erst mal Richtung Stilfser zu fahren. Richtung Livigno türmen sich ziemlich dunkle Wolken.
An der Grenze zur Schweiz nehme ich den Weg über den Umbrail.
So kann ich noch etwas länger tolle Pässe geniessen. Denn es kommen ja noch der Ofenpass und der Flüelapass.
Auf zügigem Gummi geht’s über den Ofen (letzte Pause)
und dann über den Flüela, den ich ohne zum Stehenbleiben hinter mir lasse.
Mit unglaublichen Kurveneindrücken geht’s gemütlich nach Hause.
Die 680 Kilometer waren einfach nur supertoll. Ein wunderschöner Tag.