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Re: Diesseits von Afrika

Verfasst: Donnerstag 25. April 2019, 22:32
von Fat Lady
barney hat geschrieben:Servus Hermann,

stellt der ÖAMTC Schutzbrief keine Leistungen in Tunesien?
Bei meiner letzten Tour 2005(?) hat der ADAC in Summe 3 unserer verunfallten Teilnehmer direkt in Douz und Tozeur eingesammelt und auch den Heimtransport der Mopeds aus dem Hinterland bekümmert...

Ciao Bernd
Ja doch. Tunesien ist ein Mittelmeerstaat und damit mit dem Schutzbrief abgedeckt. Wäre ich ernsthaft verletzt gewesen, hätten sie auch den Rücktransport organisiert. Sie hätten auch den Transport nach Tunis bezahlt, wenn ich eine Rechnung gehabt hätte. Es war so aber sehr viel einfacher als auf den ÖAMTC zu warten.

War auch eine starke Tour damals gell :Ir:

LG, Hermann

Re: Diesseits von Afrika

Verfasst: Freitag 26. April 2019, 06:37
von Fat Lady
In Tunis steige ich in einem kleinem Hotel mit dem schönen Namen Yamama ab. Das Hotel gehört einem älteren Ehepaar und ich bin der einzige Gast. Außerdem gibt es noch ein Hausmädchen und einen Pekinesen der eindeutig der Chef im Haus ist. Monsieur ist 76 Jahre alt, Franzose und war einmal Flugzeugpilot in der französischen Armee. Madame ist deutlich jünger und stammt aus Algerien. In die erfahrenen Hände von Monsieur lege ich die Organisation meiner weiter Reise. Er findet heraus wie ich mein Fährticket umbuchen kann. Er organisiert eine Limousine für mich und einen Fahrer führ das Motorrad. Zum Abschied laden sie mich noch zum Couscous ein. Ich bin beiden sehr dankbar.
Der Fahrer für die Vara erscheint in einer Dainese Jacke und hat einen Shark Helm unterm Arm. Ich bin zu tiefst beeindruckt. In ganz Tunesien habe ich vielleicht zwei Mopedfahrer mit Helm gesehen. Einer hatte ihn über der Mopetlampe montiert. Wie sich heraus stellt ist Slim, so heißt der Motorradfahrer, der Besitzer eines Motorradgeschäftes in Tunis und ein richtig leiwander Kerl. Er ist einer jener der sich den Arsch für mich aufreißen. Sollte ich wieder nach Tunis kommen, muss ich mich unbedingt bei ihm melden.

Als sich das Tor zum Hafen öffnet werden vorerst Fahrkarte und Pass kontrolliert. Bei mir bereits passiert, trotzdem hält mich ein Mann auf den die Maschinenpistole vor seiner Brust als Respektsperson kennzeichnet, auf. Mein freundliches „Bonjoure Monsieur“ beantwortet er mit einem kurzen „Chicken“. Ich „He?“ Er „Chicken, Chicken“ Darauf ich die berechtigte und durchaus respektvoll vorgetragene Frage „Oida wo soll i a Chicken hernehmen?“ Seine Miene hat sich ein wenig verfinstert und die Stimme wurde ein wenig lauter als er zur Erklärung angesetzt hat „CHICKEN, CHICKEN“. Jetzt begann sich meine Jahrzehnte lange Erfahrung in der Flüchtlingsbetreuung auszuzahlen. Keine Sprache ist mir gänzlich fremd und dieses Chicken hatte ich doch schon einmal gehört. Nämlich vor dem Schalter der Fährgesellschaft. Das schoss es mir ein, Chicken heißt eigentlich Check in und meint schlicht die Fahrkarte für die Fähre.

Auf der Fähre erreichen mich dann diverse SMS des Öamtc die mir mitteilen das ein Mietwagen ab Genua für mich bereit steht und dass der Rücktransport der Vara organisiert ist. Wenn ich in Genua übernachten wolle, würden sie das Hotel auch bezahlen.

Na also, alles wird gut.

Re: Diesseits von Afrika

Verfasst: Sonntag 28. April 2019, 19:58
von Karim
Fat Lady hat geschrieben:Das schoss es mir ein, Chicken heißt eigentlich Check in und meint schlicht die Fahrkarte für die Fähre.
Bild Da stand ich beim Lesen eine Weile auf dem Schlauch, was er mit "Chicken" meinen könnte...

Ohja, da hast Du so manches erlebt, Hermann! Ich bin froh, dass es soweit gut für Dich ausgegangen ist und drücke Dir auch für Deine Varadero die Daumen, dass sich der Schaden beheben lässt. Ich nehme fast an, dass Du irgendwann Tunesien noch einmal in Angriff nehmen wirst DD

Re: Diesseits von Afrika

Verfasst: Sonntag 28. April 2019, 20:20
von Fat Lady
Naja Karim, was soll ich sagen? Die ursprüngliche Frage ist ja noch immer ungeklärt. Warum fahren so viele nach Marocco und so wenige nach Tunesien? Aber schaun mer mal. :D

LG, Hermann

Re: Diesseits von Afrika

Verfasst: Montag 29. April 2019, 17:57
von barney
Fat Lady hat geschrieben:Naja Karim, was soll ich sagen? Die ursprüngliche Frage ist ja noch immer ungeklärt. Warum fahren so viele nach Marocco und so wenige nach Tunesien? Aber schaun mer mal. :D
Moin.
Ich war zuerst 2x in Tunesien und mittlerweile 3x in Marokko.
Tunesien war für mich ein guter Einstieg nach Afrika. Außerdem mit der Fähre ab Gunea schnell und bequem über Nacht zu erreichen.
Marokko ist etwas weiter weg aber auch landschaftlich ungleich vielfältiger und abwechslungsreicher, soweit zumindest mein Urteil. Wer nur im Sand spielen will dem genügt Tunesien. Von den Menschen her fand ich beide Länder gleichermaßen gut. :L
Der Rest ist abhängig von der zur Verfügung stehenden Zeit. Tunesien geht auch in 2 Wochen, für Marokko empfehle ich mindestens 3.
Ciao Bernd

Re: Diesseits von Afrika

Verfasst: Montag 29. April 2019, 19:36
von Tigertrail
Fat Lady hat geschrieben:Naja Karim, was soll ich sagen? Die ursprüngliche Frage ist ja noch immer ungeklärt. Warum fahren so viele nach Marocco und so wenige nach Tunesien? Aber schaun mer mal. :D

LG, Hermann
Ich denke das hat bei vielen Leuten mit dem Thema Sicherheit zu tun. Ich bin überzeugt dass Tunesien ein tolles Land mit genau so freundlichen Menschen wie in Marokko ist. Aber in Tunesien sind doch ein paar schlimme Dinge gerade auch mit Touristen passiert welche sich mit Sicherheit nachhaltig auf den Tourismus auswirken. Ich würde mich als einigermassen mutigen, aber nicht leichtsinnigen Menschen bezeichnen und als 2016 die Idee mit Marokko aufkam hatte ich keine Sekunde gezweifelt und keinen einzigen Gedanken an das Thema Sicherheit verschwendet. Und das wurde eine meiner schönsten Reisen überhaupt. Bei Tunesien sieht das anders aus, genau oben genannten Gründen. Das ist wie gesagt subjektiv und hat mit Sicherheit überhaupt nichts mit der Realität zu tun haben. Aber das ist halt das was mir bei Tunesien immer gleich als erstes in den Sinn kommt.

Re: Diesseits von Afrika

Verfasst: Montag 29. April 2019, 20:21
von Fat Lady
as Thema Sicherheit ist so eine Sache. Für mich ist der größte Unsicherheitsfaktor der Verkehr, wie wahrscheinlich nachvollziehbar ist. Bei den Menschen selbst habe ich mich nie unsicher gefühlt. Aber jeder Amtskapplträger und davon gibt es wahrlich jede Menge, also jede Amtsperson trägt ein Schnellfeuergewehr durch die Gegend. Jeder 2. Kreisverkehr mündet in eine Polizeikontrolle. Gegenüber Touristen sind die Amtskappeln ausgesprochen freundlich und höflich. Bei den Einheimischen wohl nicht immer. Ich bin mir unsicher ob diese Zustände mein Sicherheitsgefühl erhöhen oder das Gegenteil bewirken. Ich habe im Bericht, als ich über die Militärkonvois geschrieben habe, versucht die Thematik zu streifen. Ziemlich sicher bin ich mir, dass mir die Vara, wenn sie eine Nacht im Freien verbracht hätte, abhanden gekommen wäre.

LG, Hermann

Re: Diesseits von Afrika

Verfasst: Montag 29. April 2019, 21:01
von vienna_wolfe
Mensch Hermann - da fange ich endlich mal wieder eine Geschichte zu lesen an, und dann das! :(

Auch wenn mich die zeitliche Folge der Postings ein wenig verwirrte...
H.Kowalski hat geschrieben:Uh.... jetzt wo die Schaudergeschichte des Unfalls kam, sind auch die zeitlichen Zusammenhänge klar.... blöde Geschichte! Da bin ich wirklich froh, dass Dir nicht mehr passiert ist!
...so hoffe ich doch, dass mittlerweile wieder alles so ziemlich paletti ist, das mit dem ÖAMTC scheint ja ganz gut funktioniert zu haben (muss die auch loben, bei meinem letztjährigen Schienbeinbruch funktionierte auch alles, also Heimtransport der CCM sowie meine Überstellung vom Krankenhaus in der Slowakei einwandfrei), weiter gute Besserung dir und der Vara. Bin schon gespannt auf persönliche Erzählungen.

So long,

da Wolf