Indische Hochzeit
Re: Indische Hochzeit
Fein, für mich zwar ein kleiner Kulturschock........aber hochinteressant und tolle Bilder. Dankeschön.
Re: Indische Hochzeit
Vielen Dank für diesen Reisebericht soweit! Wenn ich diese über Indien lese (und dem Treiben in den Städten) schwanke ich fortwährend zwischen fasziniert und abgeschreckt. Man/Frau muss es wohl einmal erlebt haben.
Re: Indische Hochzeit
Mir geht es auch so.Kurare79 hat geschrieben:Vielen Dank für diesen Reisebericht soweit! Wenn ich diese über Indien lese (und dem Treiben in den Städten) schwanke ich fortwährend zwischen fasziniert und abgeschreckt. Man/Frau muss es wohl einmal erlebt haben.
Das ist es für mich auch!Quhpilot hat geschrieben:Fein, für mich zwar ein kleiner Kulturschock........aber hochinteressant und tolle Bilder. Dankeschön
Meine Gefährte sind orange ... und ich bin überzeugter Endurist.
Re: Indische Hochzeit
Wirklich spannend, die Reise zu verfolgen.
Re: Indische Hochzeit
So! Die lieben Freunde von der Air India haben mir heute eine 24stündige Reiseverlängerung besorgt, die ich weinend vor Glück am Flughafen Dehli verbringen darf. Dreck! Flieger konnte erst mit 2 1/2 Stunden Verspätung in Chennai starten, angeblich wegen Vogelschlagschaden. Der Anschlussflug war weg ... Mist! Ein Arbeitstag morgen im Flieger. Dann schreibe ich halt Bericht.
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Mittwoch 01.05.2019
Am folgenden Tag stand die Fahrt nach Mayiladuthurai auf dem Plan. Das ist die Heimatstadt der Braut Haris und als Hochzeitsstätte somit die Station für die nächsten zwei Tage. Es waren gut 2 Stunden Überlandfahrt anzusetzen und Sathish suchte sich interessante Nebenstrecken.
Es besteht ein Unterschied in drei Stufen, was das Indien angeht, dem ich begegnete: Provinz - unstädtisch, kleinere Stadt, Großstadt. Pondycherrie und Mayiladuthurai sind kleinere Städte. Da ist der Verkehr durchaus schon für unsere Verhältnisse höllisch, aber ich fand es irgendwie noch akzeptabel. In den Großstädten wie Chennai oder Madurei spielt eine andere Musik. Dazu später noch mehr.
Es ging also auf die Fahrt durch die Provinz von Tamil Nadu, dem östlichen indischen Bundesstaat im Süden des Subkontinents. Kerala ist der westliche Nachbar. Die Gegend ist relativ grün und auch für diese heiße Jahreszeit feucht. Wir sahen viele Reisfelder und auch grasende Rinder und Büffel. Dazwischen immer wieder jämmerliche Unterkünfte/Hütten/Wellblechhäuser und andere Bruchbuden, in denen überwiegend Tagelöhner der Landwirtschaft ihr Dasein fristen. Es ist erbärmlich, das zu sehen. Ich glaube ernsthaft, ein Obdachloser in einer deutschen Stadt hat es besser.
Wir kamen durch Dörfer, in denen meistens Markthändler am Straßenrand ihre Waren feilboten. Ich muss sagen, dass das oft trotz aller Ärmlichkeit eine gewisse Würde besaß. Meistens waren die wenigen Waren auch sauber und adrett aufgebaut, selbst auf dem Boden.
Man sieht auch am herumliegenden Müll, ob man sich in Provinz, Kleinstadt oder Großstadt befindet. In der Provinz sieht man weniger, in der Großstadt kommt es auf die Gegend an (alles möglich von viel bis wenig). Die Kleinstädte sind am miesesten dran.
Der Müll ist leider das unleidigste Thema überhaupt. Er liegt überall herum. Wenn ich schreibe überall, dann meine ich überall. Sathish hat seine Verpackungen usw. auch einfach aus dem Fenster geworfen. Es interessiert keinen. Auf der ganzen Reise bekam ich 2-3 Müllfahrzeuge zu Gesicht. In den Straßen der Städte wird der Müll machmal zu Haufen zusammengekehrt. Was dann mit ihm geschieht, weiss ich nicht. Manchmal stehen Container herum. Oft kramen die untersten Schichten der Gesellschaft darin herum, ob noch Brauchbares zu finden ist. Oder Kühe, Ziegen, Hunde. Maurice erzählte mir, dass während seines Aufenthalts vor drei Jahren in Nagpur die Stadt versuchte, das Problem der überquellenden Abfalleimer in der Stadt zu lösen. Die Lösung war das Projekt „bin free city“ (abfalleimerfreie Stadt). Am Müll hat das nichts geändert, ganz im Gegenteil, der flog jetzt noch mehr herum ... Ein kroteskes Drama!
Am Straßenrand irgendwo an der Landstraße ] Es wird saubergemacht, aber dann? In Mayiladuthurai
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Mittwoch 01.05.2019
Am folgenden Tag stand die Fahrt nach Mayiladuthurai auf dem Plan. Das ist die Heimatstadt der Braut Haris und als Hochzeitsstätte somit die Station für die nächsten zwei Tage. Es waren gut 2 Stunden Überlandfahrt anzusetzen und Sathish suchte sich interessante Nebenstrecken.
Es besteht ein Unterschied in drei Stufen, was das Indien angeht, dem ich begegnete: Provinz - unstädtisch, kleinere Stadt, Großstadt. Pondycherrie und Mayiladuthurai sind kleinere Städte. Da ist der Verkehr durchaus schon für unsere Verhältnisse höllisch, aber ich fand es irgendwie noch akzeptabel. In den Großstädten wie Chennai oder Madurei spielt eine andere Musik. Dazu später noch mehr.
Es ging also auf die Fahrt durch die Provinz von Tamil Nadu, dem östlichen indischen Bundesstaat im Süden des Subkontinents. Kerala ist der westliche Nachbar. Die Gegend ist relativ grün und auch für diese heiße Jahreszeit feucht. Wir sahen viele Reisfelder und auch grasende Rinder und Büffel. Dazwischen immer wieder jämmerliche Unterkünfte/Hütten/Wellblechhäuser und andere Bruchbuden, in denen überwiegend Tagelöhner der Landwirtschaft ihr Dasein fristen. Es ist erbärmlich, das zu sehen. Ich glaube ernsthaft, ein Obdachloser in einer deutschen Stadt hat es besser.
Wir kamen durch Dörfer, in denen meistens Markthändler am Straßenrand ihre Waren feilboten. Ich muss sagen, dass das oft trotz aller Ärmlichkeit eine gewisse Würde besaß. Meistens waren die wenigen Waren auch sauber und adrett aufgebaut, selbst auf dem Boden.
Man sieht auch am herumliegenden Müll, ob man sich in Provinz, Kleinstadt oder Großstadt befindet. In der Provinz sieht man weniger, in der Großstadt kommt es auf die Gegend an (alles möglich von viel bis wenig). Die Kleinstädte sind am miesesten dran.
Der Müll ist leider das unleidigste Thema überhaupt. Er liegt überall herum. Wenn ich schreibe überall, dann meine ich überall. Sathish hat seine Verpackungen usw. auch einfach aus dem Fenster geworfen. Es interessiert keinen. Auf der ganzen Reise bekam ich 2-3 Müllfahrzeuge zu Gesicht. In den Straßen der Städte wird der Müll machmal zu Haufen zusammengekehrt. Was dann mit ihm geschieht, weiss ich nicht. Manchmal stehen Container herum. Oft kramen die untersten Schichten der Gesellschaft darin herum, ob noch Brauchbares zu finden ist. Oder Kühe, Ziegen, Hunde. Maurice erzählte mir, dass während seines Aufenthalts vor drei Jahren in Nagpur die Stadt versuchte, das Problem der überquellenden Abfalleimer in der Stadt zu lösen. Die Lösung war das Projekt „bin free city“ (abfalleimerfreie Stadt). Am Müll hat das nichts geändert, ganz im Gegenteil, der flog jetzt noch mehr herum ... Ein kroteskes Drama!
Am Straßenrand irgendwo an der Landstraße ] Es wird saubergemacht, aber dann? In Mayiladuthurai
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Re: Indische Hochzeit
... jetzt ist erstmal Pause. Diese mistige WLAN hier treibt mich noch in den Wahnsinn.
Zur Regie: wir sind kurz vor der Hochzeit, da wird es wieder angenehmer mit den Themen und Bildern - versprochen
Zur Regie: wir sind kurz vor der Hochzeit, da wird es wieder angenehmer mit den Themen und Bildern - versprochen
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Re: Indische Hochzeit
Weiter geht‘s - durch den verlorenen Arbeitstag infolge des verpassten Anschlussfluges von Dehli nach Frankfurt war ich diese Woche leider völlig unter Wasser. Nicht dran zu denken, hier weiter zu schreiben.
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Wir kamen um die Mittagszeit in Mayiladuthurai an und fuhren direkt zum Hotel, das Hari für uns gebucht hatte. Es heisst „Million Day“ und ist dem strammen Internetauftritt nach ordentlich mit Sternen versorgt.
Anfahrt nach Mayiladuthurai
Sagen wir so: es war ganz ok. Zimmer gross und sauber, Badezimmer nicht so arg. Service war komisch, ich musste dreimal insistieren, bis ich auch Handtücher bekam. Eingebildete deutsche Spießer brauchen Handtücher ... Maurice und ich wollten im Gym trainieren. Aufgrund des desolaten und dreckigen Zustands des Raumes und der Geräte haben wir das Training dann auf mein Zimmer verlegt. Hat auch funktioniert.
Jetzt trafen wir den zukünftigen Bräutigam Hari, der uns in der Hotellobby stolz seine Eltern und Familie vorstellte. Wir waren die einzigen nicht-indischen Gäste und sozusagen VIP. Haris Bruder Gokul fuhr uns zum Mittagessen in die Veranstaltungsstätte der Feier. Im nagelneuen VW Polo Stufenheck, stolz wie Oskar.
Ich kann nicht ganz einschätzen, wie vermögend Haris Familie ist. Sein Vater hat ein Handelsgeschäft für technisches Material. Ich vermute, es geht ihnen eher gut. Haris Bruder Gokul hat ein paar Jahre in Frankreich als Student und Praktikant in der Luftfahrtindustrie verbracht. Er ist wieder zurück und soll der Nachfolger seines Vaters werden. Mit seinen 25 Lenzen muss er sich noch ordentlich einarbeiten.
Wie muss man sich jetzt die Veranstaltungsstätte vorstellen? An ein Gebäude angelehnt wurden gewissermassen Festzelte ähnlich unseren Bierzelten aufgebaut, natürlich nicht weiss-blau. Davor eine riesige Fassade im Stil eines indischen Palastes, bestehend aus grossen Modulen. Dann ein Vorhof und schliesslich ein völlig begrüntes Einlassportal. Im Inneren Räumlichkeiten zum Essen, für Stände zur Essensausgabe und 2 Galaräume mit Bühne. Und überall mobile Klimageräte, die voll Stoff bliesen, was die Technik hergab.
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Wir kamen um die Mittagszeit in Mayiladuthurai an und fuhren direkt zum Hotel, das Hari für uns gebucht hatte. Es heisst „Million Day“ und ist dem strammen Internetauftritt nach ordentlich mit Sternen versorgt.
Anfahrt nach Mayiladuthurai
Sagen wir so: es war ganz ok. Zimmer gross und sauber, Badezimmer nicht so arg. Service war komisch, ich musste dreimal insistieren, bis ich auch Handtücher bekam. Eingebildete deutsche Spießer brauchen Handtücher ... Maurice und ich wollten im Gym trainieren. Aufgrund des desolaten und dreckigen Zustands des Raumes und der Geräte haben wir das Training dann auf mein Zimmer verlegt. Hat auch funktioniert.
Jetzt trafen wir den zukünftigen Bräutigam Hari, der uns in der Hotellobby stolz seine Eltern und Familie vorstellte. Wir waren die einzigen nicht-indischen Gäste und sozusagen VIP. Haris Bruder Gokul fuhr uns zum Mittagessen in die Veranstaltungsstätte der Feier. Im nagelneuen VW Polo Stufenheck, stolz wie Oskar.
Ich kann nicht ganz einschätzen, wie vermögend Haris Familie ist. Sein Vater hat ein Handelsgeschäft für technisches Material. Ich vermute, es geht ihnen eher gut. Haris Bruder Gokul hat ein paar Jahre in Frankreich als Student und Praktikant in der Luftfahrtindustrie verbracht. Er ist wieder zurück und soll der Nachfolger seines Vaters werden. Mit seinen 25 Lenzen muss er sich noch ordentlich einarbeiten.
Wie muss man sich jetzt die Veranstaltungsstätte vorstellen? An ein Gebäude angelehnt wurden gewissermassen Festzelte ähnlich unseren Bierzelten aufgebaut, natürlich nicht weiss-blau. Davor eine riesige Fassade im Stil eines indischen Palastes, bestehend aus grossen Modulen. Dann ein Vorhof und schliesslich ein völlig begrüntes Einlassportal. Im Inneren Räumlichkeiten zum Essen, für Stände zur Essensausgabe und 2 Galaräume mit Bühne. Und überall mobile Klimageräte, die voll Stoff bliesen, was die Technik hergab.
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Re: Indische Hochzeit
Die Aufbauarbeiten (am Abend sollte es ja losgehen) waren in vollem Gange. In der Verpflegungshalle warteten Heerscharen von Kellnern auf Gäste. Wir wurden stolz dem Cateringchef vorgestellt und an unsere Plätze geführt. Dann erhielten wir unser Palmblatt und es ging los: bestimmt 15 Kellner liefen vor unserem Tisch durch und klatschten aus ihren Eimern das Essen auf unsere Palmblätter. Dann blieben alle um uns herum stehen und schauten uns beim Essen zu. Zwischendurch brüllte der Chef etwas und ein Scherge sprang zu uns und die Kelle war sofort zum Nachschöpfen gezückt. Es war gut und krotesk zugleich. Ich habe noch nie so unter „Überwachung“ gegessen seit meinen Windelzeiten (und da waren es wohl weniger Zuschauer).
Hari neben mir, im Hintergrund die Armee der Kellner
Den Jungen hat es auch geschmeckt
Nach dem Essen spazierten wir noch ein bissel durch die Aufbauarbeiten und nickten überall anerkennend. Alle schauten uns immer und überall hinterher. Ich denke, für die Mehrzahl der Leute waren wir die einzigen Weißen, die sie jemals in natura zu Gesicht bekommen haben und werden.
Blick von innen auf das äußere Portal
Blick auf das innere Portal
Anschließend ging es zurück zum Hotel. Dabei fiel uns auf, dass die komplette Stadt mit Ankündigungsplakaten der Hochzeit ausstaffiert war!
Allmählich dämmerte es mir, dass Hari da vielleicht einen grossen Fisch an Land gezogen hatte? Spass beiseite: Es handelte sich natürlich um eine arrangierte Hochzeit unter den Elternfamilien. Hari erklärte es mir. Unter Hilfe eines Hochzeitsmaklers sind die beiden Familien zusammen gekommen und haben sich erstmal gegenseitig besucht. Nachdem dabei jeder genickt hatte, durften sich Hari und seine Braut Gayathri einen Tag lang treffen - er (und sie) hätten immerhin ein Vetorecht gehabt. Davon hat erwiesenermaßen niemand Gebrauch gemacht.
Zurück zu den Plakaten: es stellte sich also heraus, dass Gayathris Vater einer der führenden lokalen Juweliere ist. Damit erklärt sich auch, warum die Gästezahl sich auf 3000 (dreitausend!) belief ... und Hari davon kaum jemanden kannte. Hölle Hölle! Ich bekam eine Idee davon, was das am Abend werden würde.
Hari neben mir, im Hintergrund die Armee der Kellner
Den Jungen hat es auch geschmeckt
Nach dem Essen spazierten wir noch ein bissel durch die Aufbauarbeiten und nickten überall anerkennend. Alle schauten uns immer und überall hinterher. Ich denke, für die Mehrzahl der Leute waren wir die einzigen Weißen, die sie jemals in natura zu Gesicht bekommen haben und werden.
Blick von innen auf das äußere Portal
Blick auf das innere Portal
Anschließend ging es zurück zum Hotel. Dabei fiel uns auf, dass die komplette Stadt mit Ankündigungsplakaten der Hochzeit ausstaffiert war!
Allmählich dämmerte es mir, dass Hari da vielleicht einen grossen Fisch an Land gezogen hatte? Spass beiseite: Es handelte sich natürlich um eine arrangierte Hochzeit unter den Elternfamilien. Hari erklärte es mir. Unter Hilfe eines Hochzeitsmaklers sind die beiden Familien zusammen gekommen und haben sich erstmal gegenseitig besucht. Nachdem dabei jeder genickt hatte, durften sich Hari und seine Braut Gayathri einen Tag lang treffen - er (und sie) hätten immerhin ein Vetorecht gehabt. Davon hat erwiesenermaßen niemand Gebrauch gemacht.
Zurück zu den Plakaten: es stellte sich also heraus, dass Gayathris Vater einer der führenden lokalen Juweliere ist. Damit erklärt sich auch, warum die Gästezahl sich auf 3000 (dreitausend!) belief ... und Hari davon kaum jemanden kannte. Hölle Hölle! Ich bekam eine Idee davon, was das am Abend werden würde.
Meine Gefährte sind orange ... und ich bin überzeugter Endurist.