Chihuahua 19

Reiseberichte aus Nord, Mittel und Südamerika
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C_B_
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Registriert: Montag 30. Oktober 2017, 07:11
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Re: Chihuahua 19

#33 Ungelesener Beitrag von C_B_ »

Funkenflug

Der Tag war noch lange nicht zuende ... wir waren am frühen Nachmittag zurück in Terlingua. Da müsste die Zeit noch reichen doch noch auf einen Sprung in den Park zu fahren.
Schnell nachgetankt und weiter in den Big Bend National Park. Für die Old Ore Road reicht die Zeit nicht, aber die Old Maverik Road (sandig) zum Santa Elena Canyon und die Asphaltstrecke wieder zurück müsste einigermassen bequem drin liegen.

Standardstrecke, aber kurzweiliger als nichts tun. Kurzer Stop an der Luna Jacal, so wie ich es der Schautafel entnommen habe eine ehemalige Schafhirtenschutzhütte


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Kurz zum POI eingedreht, im Hintergrund sieht man schon den Einschnitt vom Santa Elena Canyon

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Luna Jacal


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Old Maverick Road

Der Santa Elena Canyon ist einer von drei Canyons im Park wo sich der Rio Grande durch den Felsen schnitt. Genauer gesagt ein Halber von drei halben Canyons im Park, denn der Rio Grande bildet den Grenzverlauf zwischen USA und Mexico. Deshalb liegen die jeweils südlichen Hälften der Canyons ausserhalb des Parks.

Der Santa Elena Canyon ist möglicherweise der schönste der drei Canyons, ich habe allerdings einen davon noch nie in Natura gesehen, der Mariscal Canyon - nur über eine rauhe Piste zu erreichen. Ist aber auf der to-do-Liste für zukünftige Trips in den Park mit der Sertao.

Der Santa Elena Canyon kommt näher ... :

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Die letzen Meter geht es zu Fuss an den Strand vom Rio Grande:

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Links ist Mexico, rechts USA

Von dort dann gemütlich auf dem Ross Maxwell Scenic Drive (für die Ortskundigen, das ist die normale asphaltierte Stichstrasse zum Santa Elena Canyon) zurück Richtung Terlingua.

Die Luft ist aber sehr trocken – ausserdem ist es sehr heiss, vielleicht sollte ich einen schnellen Stop am Castolon Visitor Center einlegen, genauer gesagt am angeschlossenen General Store um noch ein schnelles Kaltgetränk für den sofortigen Verzehr zu erwerben. Ich kenne die Öffnungszeiten nicht auswendig, aber es ist 16:53 Uhr! Als berechtigte Arbeitshyphotese kann man annehmen dass der Shop möglicherweise um fünf Uhr schliesst ... sieben Minuten Zeit und war ich nicht eben noch an einem Schild ‘7 Meilen‘ bis Castolon vorbeigefahren?! Nun aber hurtig, rein rechnerisch muss ich 60 mph fahren um noch vorm zuschnappen des Verschlussbolzens noch schnell den Fuss in die Ladentür zu stellen ... .

Die Parkleitung möchte übrigens gerne dass wir im Park nur maximal 45 mph fahren ... das dachte sich auch ein PKW Fahrer der vor mir mit 42,5 mph auf der kurvigen Strecke daher schlich ... das Überholen war bei Kurven und Gegenverkehr nicht einfach ... .

Punkt fünf knatter ich nach nicht weiter zu erwähnenden Fahrmanövern beim General Store auf den Hof Dort war der Rummel los ... die Schulklasse vom Vortag war auch da und hatte alles in Beschlag. Da die Riesentruppe mit Privatfahrzeugen der Eltern angereist war gab es beinahe nicht mal einen Parkplatz fürs Mopped. Irgendwo konnte ich mich dann doch noch wo dazwischen quetschen.

Der Laden - der tatsächlich um 17:00 Uhr schliesst – war noch geöffnet, aber geplündert ... . Konnte noch schnell ein Gatorate greifen – mag ich eigentlich nicht so sehr aber in so einem Fall ist man nicht wählerisch ... .

Der Laden selbst ist sehr sehenswert, das Gebäude ist authentisch - 1902 im Adobe Stil gebaut aus den alten Tagen als Castolon ein Trading Post gewesen ist, der Handel aller Art, legal und auch nicht so legal. Der Handel war auch grenzübergreifend ins benachbarte Mexico – der Norden der mexikanischen Provinzen Cohuila und Chihuahua waren seinerzeit faktisch Teil des texanischen Wirtschaftsraums – es gab hier nie einen Zaun oder eine Mauer - und hoffentlich wirds auch in der Zukunft keine geben!.

Draussen vor dem Gebäude ist ein Sonnenschutz aus Zuckerrohr, der dem Klientel Schatten spendet und dort hab ich dann auch mein Gatorade getrunken. Mit einer der Mütter der Schulklasse kam ich ins Gespräch, da sie eine Austauschschülerin aus der Schweiz dabei hatte. Es gab ein kurzes Schwätzchen bis die gesamte Truppe aufsattelte und weiter zog ... ah – diese Ruhe ... .

Plötzlich rollte dann auch noch der weisse Jaguar vom Vortag auf den Vorplatz ... fragte dann auch gleich – wieder in gebrochenem Englisch – wo ich das Gatorate her habe ... ! – Ja, der Laden war nun geschlossen ... :( ...

Hier ein paar wenige Fotos vom Castolon Store - innen wie aussen:


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die Holzkabine hinten ist das alte Postamt (zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht mehr in Betrieb)


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eine alte Zapfsäule


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das Sonnendach aus Zuckerrohr spendete Schatten für die Besucher

Hier kommt nun der wirklich traurige Teil der Geschichte, ... das Gebäude ist im drauffolgenden Monat bis auf die Mauern niedergebrannt :(
Ein Wildfeuer, das auf der mexikanischen Seite begann ist durch Funkenflug über den Fluss geschlagen und hatte genau das Sonnendach aus dem trockenen Rohr entzündet was dann in Folge das ganze Gebäude in Flammen aufgehen lies.
Teile der historischen Einrichtung und Gegenstände konnten noch gerettet werden – aber Innenleben und Dach sind weg und es wird im Moment geprüft ob die Mauern für einen Wiederaufbau taugen.


Weiter gehts vorbei an einer der Vorzeige-Attraktionen des Parks, dem Aussichtspunkt für die sogenannten ‘Mule Ears‘

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Eselsohren

Zurück in Terlingua, kehre ich noch bei Bob und den anderen auf dem Campingplatz ein, um dort den Tag ausklingen zu lassen.


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Was hier wie ein kantiger Wohnwagen aussieht ist ein sogenannter ‘Toy-Hauler‘, kannte ich bislang auch noch nicht.
Vorne wie ein normaler Wohnwagen, war der hintere Teil mit einer Laderampe versehen, wo bis zu drei Motorräder Platz finden:

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Wenn die Moppeds dann draussen sind kann man elektrisch vom Dach noch ein weiteres Bett runterlassen:

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praktisch ...!

das Ründchen vom Nachmittag:

https://kurv.gr/yMfCc" onclick="window.open(this.href);return false;

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maxmoto
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Re: Chihuahua 19

#34 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Mensch C_B_, einfach großartig.

1. Dein Schreibstil!!!
Ich liebe solche Sätze:
Die Luft ist aber sehr trocken – ausserdem ist es sehr heiss, vielleicht sollte ich einen schnellen Stop am Castolon Visitor Center einlegen, genauer gesagt am angeschlossenen General Store um noch ein schnelles Kaltgetränk für den sofortigen Verzehr zu erwerben.

2. Deine Geschichte schlechthin. Rio Grande.
Es schlich am Rio Grande
ein Herr im Westerngewande
Der Herr, der war John Wayne
Er suchte Lady Jane
Sorry, aber "Rio Grande" ist - letztlich durch Filme von John Ford (wir waren schon am "John Fords Point im Monument Valley) mir John Wayne so ein (im Kopf) mystischer Ort und da geht die Phantasie mit mir durch.

3. Dein zufälliges Glück, dass Du zu einem Zeitpunkt dort warst, als der "Castolon Store" noch stand, der doch an Zeiten eines zwar nicht immer legalen, aber friedlichen Zusammenlebens erinnert.
Es ist gedanklicher Betrug
Kein Grenzzaun schützt vor Funkenflug.

4. Juna Lacal. Mich fasziniert so etwas. So etwas, das nicht aus der Steinzeit stammt, sondern vor vielleicht 5, 6 Generationen den Menschen als schattenspendende, regenabweisende Behausung diente.
Etwas vergleichbares gibt es bei Moab, auf dem (Fuß)Weg zum Delicate Arch.
Mich mahnt es immer zur Zufriedenheit, weil wir, also ich, schon jammere, wenn ich bei der Ausübung meines Hobby's schwitze oder nass werde.

5. Das ganze Gegenteil von June Lacal ist dann der Toy Hauler.
Da könnt ich ausflippen vor Begeisterung.
Genau so ein Teil - natürlich europäisch kleiner und nicht als Anhänger sondern in nem ausgebauten Kastenwagen - haben wir uns in unseren Vorstellungen immer vorgestellt.
In USA - bei den Straßen-Größenverhältnissen ist so ein Teil in meinen Augen ideal.

Es ist - bis jetzt schon und da kommt ja noch was - in meinen Augen eine absolut geniale Tour. :Oh: :Ni: DD
:Sl:
ML

OT - Keine Werbung, nur Information:
Toy Hauler. So etwas, für europäische Verhältnisse gibt es unter
http://www.sportcaravan.de" onclick="window.open(this.href);return false;
maxmoto
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barney
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Re: Chihuahua 19

#35 Ungelesener Beitrag von barney »

Hallo Christian,

ein Träumchen :L :L :L :L :L
(wenn nicht die Entfernungen so riesig wären)
Der Canyon mehr als beeindruckend, etwas größer als der Donaudurchbruch bei Weltenburg ;)

Der Wohnwagen gefällt mir auch sehr gut, nur dürfte er für europäische Verhältnisse etwas zu groß sein. :Mh:
Aber für einen entsprechend ausgebauten Transporter reicht es hoffentlich bald (nicht wahr, Max? :Ni: )

Vielen Dank für die Fortsetzung des amerikanischen Traums, ich freue mich schon auf weitere Episoden.

Ciao Bernd
Jeder darf sagen was er denkt, vorausgesetzt er hat vorher gedacht.
Reise vor dem Sterben, sonst reisen Deine Erben ;-) ;-)
Guckstdu barneys Abwege

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Mimoto
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Re: Chihuahua 19

#36 Ungelesener Beitrag von Mimoto »

Links ist Mexico, rechts USA
Das nenn ich mal eine Mauer, da ist die in der Birne von Blondie kaum mächtiger. :roll:


Hi Christian,

grandiose Natur und tolle Geschichte dahinter, sehr schade mit dem Feuer, sind dann wohl die letzten historischen Fotos von dort. :|
Als ich dann sah, wusste ich wasMax dachte.
Da könnt ich ausflippen vor Begeisterung.
:mrgreen: :L

Beste Grüße
Michael /mimoto

Sterbe mit Erinnerungen, nicht mit Träumen.


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pässefahrer
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Re: Chihuahua 19

#37 Ungelesener Beitrag von pässefahrer »

Schöner Bericht, tolle Bilder! :L
Ich versuche gerade, sehr alte Erinnerungen wieder zu beleben.
Im Big Bend Nationalpark war ich mal vor ca. 25 Jahren, allerdings nur mit dem PKW. Die Schotterstraßen hätten mich schon damals gereizt.
Ich war damals im März dort, überall blühten die Kakteen, sah wunderschön aus. Und der "Rio Grande" war eher ein "little muddy Water".
Gruß Bernd

meine Reiseberichte
Unterwegs mit KTM 890 Adventure R und Yamaha WR 450 F
Ein Urlaub ohne Motorrad ist möglich, aber sinnlos.

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H.Kowalski
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Re: Chihuahua 19

#38 Ungelesener Beitrag von H.Kowalski »

DD DD DD :Sl:
Es grüßt der Hein (alias Heiner Kowalski)
http://www.kowalskifilm.de | Dem Hein seine Reiseberichte hier im Forum

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C_B_
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Re: Chihuahua 19

#39 Ungelesener Beitrag von C_B_ »

¡Ciudad de México - Tenemos un Problema!

Heute war eigentlich viel Zeit ... Treffpunkt mit der Truppe war zwischen 15:30 und 17:30 an der letzten Tankstelle vor der Grenze. Das sind runde 65 Meilen von hier, also kein grosser Deal. Ich habe viel Zeit! Ausserdem ist die Strecke zwischen Terlingua und Presidio, TX unter Motorradfahrern bekannt als die beste Strecke in ganz Texas. Landschaftlich ein Leckerbissen, gut asphaltiert, kurvig ohne Ende und als Zusatzbonbon auch noch mit steilen Passagen auf und ab. In manchen Kreisen auch als die ‘Achterbahn‘ betitelt.

Aber bis dahin ist noch viel Zeit ... erst mal eine Runde frühstücken. Tanken brauche ich noch nicht, das geschieht kurz vor der Grenze noch bis zum Stehkragen. Also brauche ich auch nicht an der Tanke vom Vortag zu frühstücken und kann endlich mal ‘Espresso Y Poco Mas‘, das neue Café oben neben dem General Store ausprobieren (vgl. Kapitel ‘the Porch‘).

Gesagt getan, es gab ein ordentliches Frühstück und auch guten Kaffee. Die Wartezeit war etwas lang, aber ich hatte ja Zeit. Überraschend gab es auch schnelles, umsonstes WiFi – hier in dieser Gegend wo es oft keinen einfachen Internetzugang gibt. Eigentlich war der ganze Betrieb auch zu sauber und zu reibungslos für Terlingua, aber die Zivilisation scheint auch hier Einzug zu halten ... .


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Das Plätzchen war schattig, eine leichte Brise sorgte für angenehme Frische, die Aussicht war fantastisch, ich konnte die Mule Ears sehen und es gab auch genügend Peoplewatching, da ein reger Betrieb von Gästen ein Laufkino der eigenen Art bot. Mit den verschiedenen Tischnachbarn konnte auch das ein oder andere Schwätzchen gehalten werden.

Irgendwann muss aber auch das perfekteste Frühstück ein Ende haben und man muss weiter ... .

Ich hatte an den Vortagen schon mal per SMS gefragt wie ich die Truppe überhaupt erkenne.

Die Antwort:
“You will know us when you see us“
Nach der herrlichen FM 170 bis Presidio – Fotos kommen auf dem Rückweg – kam ich mit etwas Zeit so kurz nach 15:00 Uhr an besagter Tankstelle in Presidio, Texas an.

Yupp – da waren sie auch schon alle, wirklich sehr einfach zu erkennen. War schon eine dämliche Frage, die ich da gestellt hatte.


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Grant, Initiator des Trips ging geradewegs auf mich zu und musterte mein Mopped ... “Wie ... mit dem kleinen Ding willst du mit uns mitfahren ...?“ und schüttelt den Kopf ... er glaube nicht dass das das richtige Gerät sei – zu klein und zu langsam ...!

Ich schaute mich um. Es war ein weites Feld von 1200 GSsen. Ausser den Boliden aus dem Hause BMW konnte ich noch eine Africa Twin und eine Moto Guzzi Stelvio ausmachen ... .
Nach ein paar weisen Worten zur Grenzüberquerung an die Allgemeinheit, “Reisepass und Papiere griffbereit und Jacken ausziehen ...“ ging es los ... zum Grenzübertritt ...:


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... nein erst noch mal zum Duty Free Shop ... die Raucher brauchen natürlich steuerfreie Zigaretten ...

Nun geht es endlich weiter zum Grenzüber ...

... nein, nun mussten einige noch zur letzten Besorgung zum Dollar General Store, eine Ladenkette im amerikanischen Hinterland mit verschiedensten Kurzwaren ... was um alles in der Welt muss da noch eilig gekauft werden ...?!?

Schlussendlich ging es dann doch zum Grenzübertritt. Ich war eigentlich gut gerüstet; als Deutscher ist die Notwendigkeit eines Reisepasses ja kein fremdes Konzept – Amerikanern muss das oft allerdings noch erklärt werden. Für die Einfuhr des eigenen Fahrzeugs ist es etwas trickreicher. Für den grenznahen Bereich innerhalb Mexicos genügt das Equivalent zum deutschen Fahrzeugschein, für weitreichendere Trips muss auch das Equivalent des Fahrzeugbriefs oder zumindest eine Kopie mitgeführt werden.

Hier wird es tricky – Texas hat keinen Fahrzeugschein, die Angaben für den Normalbetrieb befinden sich in dem übergrossen Registrierungsaufkleber bei Autos (dies ist etwa das Equivalent des deutschen Kreiswappens im Kennzeichen). Auf den kleinen Motorradkennzeichen ist der Aufkleber so klein dass da kein Platz für Details ist. Ich hatte mir noch kurz vor Abfahrt schnell eine Kopie von dem Schreiben gemacht, das es bei der Zulassung des Moppeds gegeben hatte – nur so für den Fall der Fälle.

Nach kurzem Durchwinken auf der amerikanischen Seite in Presidio ging es über den Rio Grande nach Ojinaga, Mexico. Fotos vom Übertritt gits keine.
Dort wurden wir auch alle in separate Buchten gewunken und von den Grenzern überprüft. Reisepass – kein Problem, ... wo geht es hin?

– “nach Benavides ...“

- “nach wo ...?“

- “Benavides“

- “nie gehört ...!“

Orte dessen Existenz bezweifelt werden kenne ich bislang nur Bielefeld ... aber hier scheint es einen neuen Fall zu geben ... .

Da fiel mir ein dass der Ort Benavides auch gelegentlich auf texanischen Enduro Webseiten als ‘San Carlos‘ bezeichnet wird. Vielleicht versuche ich es mal damit?

- “San Carlos ... „

- “¡Ah ... San Carlos!“ ... das schien er zu verstehen ...

... ich habe das später mal noch recherchiert, San Carlos war der ursprüngliche Name des Ortes und ist 1937 mit vielen anderen Orten in der Region von den kirchlichen Bezeichnungen weg und hin zu Mitstreitern des mexikanischen Bürgerkriegs von 1910 bis 1920 geändert worden. San Carlos ist in dem Zuge zu Manuel Benavides umbenannt worden.

Die Papiere wollte er dann aber trotzdem noch sehen um die Fahrgestellnummern abzugleichen ... dazu musste ich ihm zeigen wo die Fahrgestellnummer zu finden ist, weiter hat es ihn dann aber nicht interessiert und ich durfte weiter fahren.

Sammelpunkt war hinter‘m Zaun.


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So nach und nach kamen alle raus, aber am Ende fehlten noch 4 Leute ... . Einige hatten Sena Interkom und hatten Sprechverbindung untereinander im Helm. Da konnte nachgefragt werden.


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Der Sachverhalt war– und man konnte es fast ahnen - die fehlende Kopie von der Zulassung. Die Grenzbeamten sagten ohne dem gebe es keinen Einlass nach Mexico – ausser sie würden ein Auge zudrücken, aber das koste dann 200 Dollar pro Person und Auge ... . Gut dass sie nicht beide Augen zudrücken müssen ... .

Grant, intimer Kenner der Korrup... – moment, keine K-Wörter mehr hinter der Grenze (und davon gibt es hier in der Region mehrere) – also intimer Kenner der lokalen Bürokratie sagte er fährt mal schnell gegen die Richtung zurück und wolle es auf 100 Dollar pro Person runterhandeln.

Aber es kam ein weiterer Einwand von einem unserer Mitfahrer. Er war gebürtiger Mexikaner und sein Vater bekleidet ein hohes Amt bei einer Bundesbehörde in Mexico City. Da hat er mal schnell angerufen ... “Mexico City – we have a problem ... “ ... .
Dieser hatte dann schnell per Telefon die gesamte Grenzstation strammstehen lassen und zwei Minuten später wurden auch unsere fehlenden 4 Freunde mit einem freundlichen Schulterklopfen ins Land gelassen ... .


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der Pico-Bär wartet geduldig

Erster Stop im Land ist dann der grosse Supermercado in Ojinaga, um ein paar Besorgungen zu machen. Was ist es bloss mit dem ganzen Shoppen – ich dachte auf Männertrips wird nicht geshoppt ...!?

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Dort auf dem Parkplatz konnte ich mich erstmal der Mannschaft vorstellen, denn ich kannte ja eigentlich niemanden.

Einige sagten: “Oh ... wir haben schon im Big Bend von dir gehört ...“

- “ähm ... was ...?!“

- “ja, gestern im Big Bend Park bei den Hot Springs hat man uns schon von dir erzählt ... die schwedische Familie hat uns von einem Chris berichtet der auch ein BMW Motorrad habe ... .“

- “was für eine schwedische Familie ...? Ich kenne keine schwedische Familie ...“. Ich bin auf diesem Trip auch gar nicht an den Hot Springs gewesen ... . Da muss ich noch eine Weile drüber grübeln ... .

So langsam kamen alle aus dem Supermarkt wieder hervor. Grant hatte Tequila in grossen Plastik-Kanistern gekauft und noch vor Ort expeditionsgerecht in einen weissen 1.75 Galonen Rotopax Pack umgefüllt ... das sind über sechs einhalb Liter. Da sprechen wir nochmal drüber ... .

https://rotopax.com/175-gallon-water.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Zusätzlich habe ich mich noch etwas nützlich gemacht und habe ein paar Dollar für das lokale rote Kreuz gespendet. Da kriegt man in Latein Amerika im Gegenzug oft einen Aufkleber. Diese Aufkleber helfen Milde zu stimmen bei Kontrollen aller Art (noch so ein K-Wort) ... . Ich kenne das noch aus den alten Tagen als ich mit meinem VW Bus durch Mittelamerika bin. Da klebten immer diverse Aufkleber vorne links auf der Scheibe.


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salvar una vida

Die Strecke bis jetzt:
https://kurv.gr/U2opw" onclick="window.open(this.href);return false;


Weiter gehts in Richtung Benavides ... .

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maxmoto
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Re: Chihuahua 19

#40 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Hi C_B_
1. Das Café gefällt mir.
2. Bin gespannt, ob Dein Moped wirklich zu klein und zu langsam ist. ;)
3. Männershoppen. Das scheinen wir beide gleich gern zu machen. :(
4. Verwandt kommt von Verwenden. Immer gut, wenn man einen erreichbaren Verwandten in der richtigen Position hat. :D
5. Der "Trick" mit dem "Rote-Kreuz-Aufkleber" ist Klasse!
6. Ich bin total begeistert von der Story, Deinem Schreibstil und Deinen Fotos die den Bildern im Kopf Struktur geben.

Die nächsten gut 3 Wochen bin ich ohne Netz auf Tour - aber, wenn ich wieder zurück bin, lese ich alles nach.
Versprochen.
maxmoto
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