Re: Chihuahua 19
Verfasst: Samstag 31. August 2019, 06:20
... ein halbes Episödchen schaffen wir noch bevor es eine kleine Zwangspause gibt, weil ich die nächsten Tage unterwegs bin ...
Faßbrause
Heute kommt der geplante Höhepunkt der Reise – der Tagesausflug nach Boquillas in der Nachbarprovinz Coahuila!
Das ist nicht ganz ohne Herausforderung; die einfache Strecke ist etwa 230 Kilometer offroad. 460 Kilometer gesamt. Es gibt unterwegs keine Tankstelle und vor Ort in Boquillas auch nicht!
Aber es gebe jemanden unterwegs der ‘Barrel-Gas‘ verkaufe – Benzin vom Faß. Javier wisse wo das ist. Der Plan war dort auf dem Rückweg vorsichtshalber eine Galone oder zwei nachzutanken ... . Mal kurz rechnen ... so maximal 180 Meilen, dann ist mein Tank leer. Also ungefähr 300 km. Wir wissen auch nicht hundertprozentig genau wo diese “Faßbrause” angeboten wird.
Fuer mich klar dass ich sowohl auf-dem Hin- als auch dem Rückweg dort zum Tanken Halt machen muss. Gab natürlich gleich wieder etwas Gefrotzel dass da ein Extra-Boxenstop erforderlich war ... .
Heute sind es sowieso verschärfte Bedingungen - die Temperaturen sollen die 40 Grad Marke knacken, wir sind in der Wüste, sandige Off Road Pisten, keine Wegweiser und wir skizzierten schon die logistische Herausforderung mit dem Benzin.
Aber Javier kennt den Weg und kommt mit. Damit haben wir zur Sicherheit auch noch hinten ein Versorgungsfahrzeug für alle Fälle! Also, nicht hinten sondern vorne – weil er kennt den Weg. Es kann nichts mehr schief gehen.
- “Wir sind in der Wüste – wir brauchen viel Wasser“ sagt Grant. Dieser Hinweis ist ja so gut wie der mit dem Reisepass ... wer wird schon in der Wüste ohne Wasser unterwegs sein?! Ich hatte eh schon meinen Camelbak bis zum Stehkragen mit Wasser gefüllt und aus irgendeiner inneren Eingebung auch noch eine einzelne Flasche Wasser im Vorbeigehen gegriffen und zusätzlich in den Rucksackteil des Camelbaks gesteckt.
Alles war gut organisiert – mehrere Paletten Wasser wurden hinten auf den Pickup geladen und unser Mitstreiter mit den grössten Adventure-Alu-Seitenkoffern hatte auf beiden Seiten soviel Wasserflaschen geladen bis diese beinahe aus den Nähten platzten.
Auf geht’s – quer durch Benavides und am Ende der Strasse auf die staubigen Pisten Richtung Osten – Boquillas, wir kommen!
Boquillas – der Ort ist von Mexico nur sehr schwierig zu erreichen. Von USA aus allerdings tatsächlich Ziel von Tagestouristen, die vom gegenüberliegendem Big Bend National Park – mittlerweile völlig legal - mit einem Ruderboot über den Rio Grande gebracht werden um dort billigem Tequila und scharfwürziger Enchiladas bei Mariachimusik zu frönen.
Die Pisten sind wirklich sehr staubig – und unsere Geschwindigkeit für die Sichtverhältnisse viel zu hoch. Ich kann teilweise nur gerade noch den Vordermann mit Mühe in der Staubwolke ausmachen. Wahnsinn! Eine kleine Staub-Pause gibt es nach etwa 30 km in einer kleinen Siedlung, wo Javier erstmal irgendwo anklopfen muss um nach dem Weg zu fragen ... .
Nach 30 Kilometern schon nach dem Weg fragen – das kann ja noch heiter werden ... . Der Herr des blauen Hauses sagt er müsse ein Stück mitkommen, dann kann er den Weg besser zeigen. Also steigt er zu Javier ins Auto.
Wir fahren ein ganzes Stück weiter – es gab bislang noch keinen einzigen Abzweig - da hält der Pickup, beide steigen aus und der geheuerte Lotse erklärt mit kundiger Gestik, wie denn weiter zu fahren sei.
Er musste dann natürlich wieder zurück zum blauen Haus gebracht werden. Javier dreht in 12 Zügen auf der schmalen Piste und weg ist er. Das war dann auch das letzte Mal dass wir ihn und den Pickup gesehen haben ... !
Weiter gehts. Die Piste wird nicht unbedingt staubfreier, aber die nun gefahrenen Geschwindigkeiten werden etwas den Umständen angepasst und der Staub wirbelt nicht mehr ganz so stark. Hat auch den Vorteil dass man besser sehen kann. Zum Beispiel, dass wir nur noch zu siebt waren ... !?
Ursprünglich zu sechzehn – einer mit dem Auto nach Chiuhuahua – da sollten wir jetzt zu fünfzehn sein ... gut die Hälfte ist verschwunden ... .
Erst Mal warten – vielleicht kommen die ja noch ... . Kann ich erstmal ein Blütenfoto machen, sowas macht sich im Reisebericht immer gut:
Nach etwa 10 Minuten schicken wir einen berittenen Boten los mal zu gucken wo die anderen geblieben sind. Nach einiger Zeit kommt er wieder zurück:
Es gab leider einen unglücklichen Sturz nach einer Kollision im Blindflug einer Staubfahne. Jason hat sich die Koffer verbogen und das Knie verletzt. Er humpelt mit dem Bike wieder zurück zum Casa – die anderen sind gleich hier ... .
Keine schöne Nachricht, aber gut dass nicht mehr passiert ist. Nach kurzer Zeit sind auch die anderen da und weiter gehts. Wir müssen ja noch das Barrel-Gas finden ... .
Als wir an der Stelle waren wo es das Benzin aus Fässern geben solle sah es nicht so aus als sei irgendwer da. “İHola! ... İholaaaa ...!“ – es schien niemand zu Haus zu sein ... . Und von den Fässern auch keine Spur.
kein Barrel-Gas ...
Sah ja erstmal aus als sei dies nur Pech für mich, der jetzt schon nachtanken muss. Aber richtig überlegt ist das auch ein wichtiger Informationsschnipsel für alle anderen. Die stünden dann hier auf dem Rückweg mit leerem Tank und rufen ¿İhola!? ... .
Dämmerte nun so langsam jedem dass die Fahrt nach Boquillas ohne Sprit auch für alle vorbei ist ... bitte mal nachrechnen ...!
Ein neuer Plan für den angebrochenen Tag musste her. Der Sprit mag vielleicht ausgehen – die Ideen aber nicht! Grant schlug vor nach Santa Elena zu fahren. Er ist da vor Jahren mal gewesen und kennt den Weg!
Neues Ziel der Etappe ist also Santa Elena – Namensgeberin des Santa Elena Canyons, den wir vor drei Tagen schon gesehen hatten.
Boquillas hat keine Tankstelle - aber Gastronomie. Ein kleines Mittagessen im Schatten und ein kühles Getränk wären in dieser Hitze genau das richtige. Ich hoffe in Santa Elena gibt es brauchbare Bewirtung für eine Erfrischung. Ich süppel auch schon die ganze Zeit aus meinem Camelbak ... . Apropos Camelbak – bei einer kurzen Fotopause ziehe ich noch weit vor Erreichen des Tagesziels den letzten Schluck aus der Trinkblase:
Der Weg zieht sich wie Kaugummi als Schotterpiste – mal ok, mal etwas herb und weggebrökelt, möglicherweise von Regenfällen vor geraumer Zeit. An einer Stelle ist sogar ein kurzes Stück Betonpiste mitten im Nirgendwo – vielleicht 50 Meter lang – wozu nur? Im Moment habe ich eh nur den Meilenzähler im Auge, den ich beim Tanken auf Null gestellt hatte. So zwischen 150 und 160 Meilen geht in der Regel die Warnleuchte an ... da wäre es schön, wenn wir noch deutlich vor der 75 wieder umdrehen, der halbe Wert von dem was ich garantiert aus dem Tank hole. Die Reserve ist dann zum Vergurken ... .
Mit Benzin ist in Santa Elena nicht zu rechnen, aber eine kleine Cantina mit Bewirtung kommt nun gerade richtig für eine Erfrischung und der Gelegenheit den Camelbak neu zu befüllen.
Wer meine Reiseberichte kennt weiss wie es ausgeht, wenn ich all solche Details erwähne ... .
.
Faßbrause
Heute kommt der geplante Höhepunkt der Reise – der Tagesausflug nach Boquillas in der Nachbarprovinz Coahuila!
Das ist nicht ganz ohne Herausforderung; die einfache Strecke ist etwa 230 Kilometer offroad. 460 Kilometer gesamt. Es gibt unterwegs keine Tankstelle und vor Ort in Boquillas auch nicht!
Aber es gebe jemanden unterwegs der ‘Barrel-Gas‘ verkaufe – Benzin vom Faß. Javier wisse wo das ist. Der Plan war dort auf dem Rückweg vorsichtshalber eine Galone oder zwei nachzutanken ... . Mal kurz rechnen ... so maximal 180 Meilen, dann ist mein Tank leer. Also ungefähr 300 km. Wir wissen auch nicht hundertprozentig genau wo diese “Faßbrause” angeboten wird.
Fuer mich klar dass ich sowohl auf-dem Hin- als auch dem Rückweg dort zum Tanken Halt machen muss. Gab natürlich gleich wieder etwas Gefrotzel dass da ein Extra-Boxenstop erforderlich war ... .
Heute sind es sowieso verschärfte Bedingungen - die Temperaturen sollen die 40 Grad Marke knacken, wir sind in der Wüste, sandige Off Road Pisten, keine Wegweiser und wir skizzierten schon die logistische Herausforderung mit dem Benzin.
Aber Javier kennt den Weg und kommt mit. Damit haben wir zur Sicherheit auch noch hinten ein Versorgungsfahrzeug für alle Fälle! Also, nicht hinten sondern vorne – weil er kennt den Weg. Es kann nichts mehr schief gehen.
- “Wir sind in der Wüste – wir brauchen viel Wasser“ sagt Grant. Dieser Hinweis ist ja so gut wie der mit dem Reisepass ... wer wird schon in der Wüste ohne Wasser unterwegs sein?! Ich hatte eh schon meinen Camelbak bis zum Stehkragen mit Wasser gefüllt und aus irgendeiner inneren Eingebung auch noch eine einzelne Flasche Wasser im Vorbeigehen gegriffen und zusätzlich in den Rucksackteil des Camelbaks gesteckt.
Alles war gut organisiert – mehrere Paletten Wasser wurden hinten auf den Pickup geladen und unser Mitstreiter mit den grössten Adventure-Alu-Seitenkoffern hatte auf beiden Seiten soviel Wasserflaschen geladen bis diese beinahe aus den Nähten platzten.
Auf geht’s – quer durch Benavides und am Ende der Strasse auf die staubigen Pisten Richtung Osten – Boquillas, wir kommen!
Boquillas – der Ort ist von Mexico nur sehr schwierig zu erreichen. Von USA aus allerdings tatsächlich Ziel von Tagestouristen, die vom gegenüberliegendem Big Bend National Park – mittlerweile völlig legal - mit einem Ruderboot über den Rio Grande gebracht werden um dort billigem Tequila und scharfwürziger Enchiladas bei Mariachimusik zu frönen.
Die Pisten sind wirklich sehr staubig – und unsere Geschwindigkeit für die Sichtverhältnisse viel zu hoch. Ich kann teilweise nur gerade noch den Vordermann mit Mühe in der Staubwolke ausmachen. Wahnsinn! Eine kleine Staub-Pause gibt es nach etwa 30 km in einer kleinen Siedlung, wo Javier erstmal irgendwo anklopfen muss um nach dem Weg zu fragen ... .
Nach 30 Kilometern schon nach dem Weg fragen – das kann ja noch heiter werden ... . Der Herr des blauen Hauses sagt er müsse ein Stück mitkommen, dann kann er den Weg besser zeigen. Also steigt er zu Javier ins Auto.
Wir fahren ein ganzes Stück weiter – es gab bislang noch keinen einzigen Abzweig - da hält der Pickup, beide steigen aus und der geheuerte Lotse erklärt mit kundiger Gestik, wie denn weiter zu fahren sei.
Er musste dann natürlich wieder zurück zum blauen Haus gebracht werden. Javier dreht in 12 Zügen auf der schmalen Piste und weg ist er. Das war dann auch das letzte Mal dass wir ihn und den Pickup gesehen haben ... !
Weiter gehts. Die Piste wird nicht unbedingt staubfreier, aber die nun gefahrenen Geschwindigkeiten werden etwas den Umständen angepasst und der Staub wirbelt nicht mehr ganz so stark. Hat auch den Vorteil dass man besser sehen kann. Zum Beispiel, dass wir nur noch zu siebt waren ... !?
Ursprünglich zu sechzehn – einer mit dem Auto nach Chiuhuahua – da sollten wir jetzt zu fünfzehn sein ... gut die Hälfte ist verschwunden ... .
Erst Mal warten – vielleicht kommen die ja noch ... . Kann ich erstmal ein Blütenfoto machen, sowas macht sich im Reisebericht immer gut:
Nach etwa 10 Minuten schicken wir einen berittenen Boten los mal zu gucken wo die anderen geblieben sind. Nach einiger Zeit kommt er wieder zurück:
Es gab leider einen unglücklichen Sturz nach einer Kollision im Blindflug einer Staubfahne. Jason hat sich die Koffer verbogen und das Knie verletzt. Er humpelt mit dem Bike wieder zurück zum Casa – die anderen sind gleich hier ... .
Keine schöne Nachricht, aber gut dass nicht mehr passiert ist. Nach kurzer Zeit sind auch die anderen da und weiter gehts. Wir müssen ja noch das Barrel-Gas finden ... .
Als wir an der Stelle waren wo es das Benzin aus Fässern geben solle sah es nicht so aus als sei irgendwer da. “İHola! ... İholaaaa ...!“ – es schien niemand zu Haus zu sein ... . Und von den Fässern auch keine Spur.
kein Barrel-Gas ...
Sah ja erstmal aus als sei dies nur Pech für mich, der jetzt schon nachtanken muss. Aber richtig überlegt ist das auch ein wichtiger Informationsschnipsel für alle anderen. Die stünden dann hier auf dem Rückweg mit leerem Tank und rufen ¿İhola!? ... .
Dämmerte nun so langsam jedem dass die Fahrt nach Boquillas ohne Sprit auch für alle vorbei ist ... bitte mal nachrechnen ...!
Ein neuer Plan für den angebrochenen Tag musste her. Der Sprit mag vielleicht ausgehen – die Ideen aber nicht! Grant schlug vor nach Santa Elena zu fahren. Er ist da vor Jahren mal gewesen und kennt den Weg!
Neues Ziel der Etappe ist also Santa Elena – Namensgeberin des Santa Elena Canyons, den wir vor drei Tagen schon gesehen hatten.
Boquillas hat keine Tankstelle - aber Gastronomie. Ein kleines Mittagessen im Schatten und ein kühles Getränk wären in dieser Hitze genau das richtige. Ich hoffe in Santa Elena gibt es brauchbare Bewirtung für eine Erfrischung. Ich süppel auch schon die ganze Zeit aus meinem Camelbak ... . Apropos Camelbak – bei einer kurzen Fotopause ziehe ich noch weit vor Erreichen des Tagesziels den letzten Schluck aus der Trinkblase:
Der Weg zieht sich wie Kaugummi als Schotterpiste – mal ok, mal etwas herb und weggebrökelt, möglicherweise von Regenfällen vor geraumer Zeit. An einer Stelle ist sogar ein kurzes Stück Betonpiste mitten im Nirgendwo – vielleicht 50 Meter lang – wozu nur? Im Moment habe ich eh nur den Meilenzähler im Auge, den ich beim Tanken auf Null gestellt hatte. So zwischen 150 und 160 Meilen geht in der Regel die Warnleuchte an ... da wäre es schön, wenn wir noch deutlich vor der 75 wieder umdrehen, der halbe Wert von dem was ich garantiert aus dem Tank hole. Die Reserve ist dann zum Vergurken ... .
Mit Benzin ist in Santa Elena nicht zu rechnen, aber eine kleine Cantina mit Bewirtung kommt nun gerade richtig für eine Erfrischung und der Gelegenheit den Camelbak neu zu befüllen.
Wer meine Reiseberichte kennt weiss wie es ausgeht, wenn ich all solche Details erwähne ... .
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