Finis Terrae 2019
Verfasst: Samstag 28. September 2019, 13:31
Wer auf dem Motorrad bis zu einem besonderen Kap fahren möchte und etwas Zeit hat, kann zum Nordkapp in Norwegen fahren. Norwegen ist sehr schön, allerdings ist auf dem Weg zum Nordkapp ein großes Stück auf ziemlich graden Strassen zurückzulegen, oft und gerne im Regen oder bei Kälte. Eine gute Kap-Alternative stellt das Kap Finisterre dar. Das Kap Finisterre, spanisch Cabo de Finisterre, galicisch Cabo Fisterra) ist ein Kap an der Westküste von Galicien im Nordwesten Spaniens. Finis terrae heißt lateinisch „Ende des Landes“, d. h. des Kontinents und nicht unbedingt der ganzen Erde, wo weiter westlich sich nur noch Wasser befindet. Wenn man dort hin fährt, kann man unterwegs nicht nur wärmeres Wetter als in Norwegen geniessen, sondern auch viele Kurven, Pässe, Panoramen und andere Sehenswürdigkeiten entdecken.
Wie man zum Kap Finisterre kommt? Die Schweiz Richtung Südwesten verlassen, quer durch Frankreich fahren, über die Pyrenäen und dann an der Nordküste Spaniens entlang immer weiter fahren, bis es nicht mehr weiter nach Westen geht, was durch einen entsprechenden Leuchtturm auch kenntlich gemacht ist. Wer nicht in der Schweiz, sondern in Deutschland wohnt, kann auch Deutschland Richtung Südwesten verlassen. Genau so habe ich es gemacht.
Samstag,17.08.2019
Nach einem kleinen Frühstück und der Verabschiedung von meiner Liebsten schnappe ich mir meine Tasche, steige in die Stiefel, die ich die kommenden 3 Wochen nur mehr Abends ausziehen werde, und besteige mein schwarzes Freiluftwohnzimmer. Schnell raus aus dem Kessel, die ersten kleinen Kurven am Glemseck zum Reifen warm fahren nutzen, aber dann die Autobahn in RIchtung Westen nehmen. Die engen Baustellen kümmmern mich nicht weiter, denn trotz der breiten Koffer bin ich schmal genug für die Überholspur. Erstmal die bekannten Vogesen überqueren, über den Col De La Schlucht und dann auf kleinen Strassen weiter Richtung Südwest. Dort, ein Schild: La Mer rechts, Mely links ab. Klarer Fall, ich will ans Meer, also fahre ich rechts, weiter durch den Wald, überquere den Ognon und übernachte in Lamarche Sur Saone, zum Hotel gehört ein Restaurant mit Blick auf den Fluss. Schön.
Sonntag, 18.08.2019
In St.Jean De Losne geniesse ich die wärmenden Sonnenstrahlen, die den Fluss unter dem blauen Himmel in ein Glitzerband verwandeln, bevor ich etwas weiter froh bin, dass die Ebene mit der graden Strasse bald durchquert ist, so dass ich im Burgund wieder in hügeligeres und kurvigeres Gelände komme. Hier und da ist ein Schloss zu bewundern, oder eine besondere Kirche mit dazugehöriger Klosteranlage. In Anzy Le Duc liegt die ehemalige Prioratskirche Sainte-Trinité, die ganz hübsch anzusehen ist, und dieser gegenüber es ein nettes Restaurant mit gutem Menu De Jour gibt. https://de.wikipedia.org/wiki/Ste-Trinit%C3%A9_(Anzy-le-Duc" onclick="window.open(this.href);return false;). Weiterenwegs durch die Auvergne finde ich immer wieder Aussichtspunkte, die Aussichten über die benachbarten flacheren Landesteile bieten. Thiers an der Durolle bietet beispielsweise eine verwinkelte, an den Hang geschmiegte mittelalterliche Altstadt mit vielen restaurierten Fachwerkhäusern des 15. bis 17. Jahrhunderts, die recht sehenswert ist.
Vom Puy d'Ysson hat man eine wunderschöne Aussicht über die umliegende Ebene. Oben ist es so windig, dass ich die Drohne schnell wieder einpacke und auf der Route Des Fromages weiterfahre. Der Col du Pas de Peyrol ist der höchste „echte“ Straßenpass des Zentralmassivs, weshalb die Tour de France auch hier schon mal vorbeikam. Der Pass liegt im Departement Cantal, das nach dem zweithöchsten Gebirgsstock der Auvergne, den Monts du Cantal, benannt ist. Oben ist es kalt und windig, und es wird langsam spät, so dass ich meine Unterkunft in Mauriac ansteuere, aber nicht ohne dem wunderschönen Salers vorher noch einen kleinen Besuch abzustatten.
Montag, 19.08.2019
Am Morgen hat der Wettergott das nächtliche Gewitter auf Standardregen runtergestuft. Macht nichts, zum Frühstück sehe ich mir die Cascade De Salins an. Die kleinen Strassen, die mich an kleine Schlösschen und mittelgroße Staudämme führen, sind wegen der unheiligen Glätte-Allianz des Regens mit den reichlich gesäten Flickstellen mit Vorsicht zu geniessen. Die Landschaft ist ganz schön, die Dörfer wirken jedoch überwiegend ziemlich verlassen.
Bretenoux ist eine kleine Gemeinde am Fusse der Burg von Castelnau, mit sehr schönem alten Marktplatz, auf dem man allerdings parken darf. In Deutschland wäre vermutlich so ein Marktplatz schon lange verkehrsberuhigt. An der Dore und der Lot entlang geht es weiter nach Cahors. Die Stadt liegt am südwestlichen Rand des Zentralmassivs auf einer Halbinsel, die durch eine Schleife des Lot gebildet wird. Die Schleife wird durch den westlichen Rand der Cevennen erzwungen, auf dessen steilen Hängen Weinbau betrieben wird. Diese Lage hat die Entwicklung der Stadt maßgeblich geprägt. Sie bildete einen leicht zu verteidigenden Punkt an der antiken Straße nach Rodez und Toulouse. Schon im Mittelalter vereinigten sich in Cahors die Pilgerströme nach Santiago de Compostela, die dem Tal des Lot oder des Célé gefolgt waren. Über die Brücke Pont Valentré verließen sie damals die Stadt. Die Brücke gibt es bis heute, ist allerdings den Fußgängern vorbehalten, und genau wie die Pilger damals, werde ich bald Santiago sehen. Ich folge der Lot und erreiche das Chateau de Bonaguil. Es handelt sich um eine Festung, die niemals angegriffen wurde - ausser vielleicht von den vielen Touristen, die hier heute herumlaufen und die mich irgendwie abschrecken, mir das Ganze genauer anzusehen: Es ist mir einfach zu voll.
Weiter geht es Richtung Südwesten. Bevor ich mich über die Grenze nach Spanien begebe, muss ich noch bei Dafy Moto einkehren, da meine Reifen die nächsten 6000km nicht mehr halten werden. Dafy ist so ungefähr wie Louis, aber mit integrierter Werkstatt, wo man sich direkt die gekauften Teile ans Moped bauen lassen kann. Draußen an der Werkstatttür steht die Preisliste für die jeweiligen Tätigkeiten, Reifenwechsel, Ölwechsel etc. Wie beim Frisör: Reingehen und gleich drankommen. Metzeler Tourance Next sind vorrätig und können sofort montiert werden. Nach 1,5 Stunden fahre ich frisch bereift weiter und kann noch in Bayonne und Biarritz den Strand und den Sonnenuntergang genießen. Life is good!
Dienstag 20.8.2019
Rund um Biarritz sind an jeder Ecke Polizeikontrollen wegen des bevorstehenden G7 Gipfels. Ich werde aber überall durchgewunken, und erreiche Spanien. Erster schöner Aussichtspunkt ist ein verfallener Turm auf dem Monte Jaizkibel. Spektakulär!
Weiter geht’s an der Küstenstraße Richtung Westen. Überall im Norden Spaniens finden sich Hinweise auf die Jakobswege, die nach Santiago De Compostela führen. Vorbei an Bermeo und San Juan de Gaztelugatxe (bekannt als Dragonstone für die Fans von Game Of Thrones, was dazu führt, dass es hier VÖLLIG überlaufen ist) führt mich der Weg nach Bilbao ans Guggenheimmuseum.
Ich übernachte in Laredo. Der Ort ist zwar nicht besonders schön, aber liegt immerhin geschützt in einer wunderschönen Bucht mit großem Strand. Und das Hotel, in dem ich in einem Zimmer mit eigenem Vorgarten unterkomme, ist ein zentral gelegenes Kleinod mit gemütlichem Garten, in dem auch das Frühstück serviert wird.
Das Video bis hier:
Wie man zum Kap Finisterre kommt? Die Schweiz Richtung Südwesten verlassen, quer durch Frankreich fahren, über die Pyrenäen und dann an der Nordküste Spaniens entlang immer weiter fahren, bis es nicht mehr weiter nach Westen geht, was durch einen entsprechenden Leuchtturm auch kenntlich gemacht ist. Wer nicht in der Schweiz, sondern in Deutschland wohnt, kann auch Deutschland Richtung Südwesten verlassen. Genau so habe ich es gemacht.
Samstag,17.08.2019
Nach einem kleinen Frühstück und der Verabschiedung von meiner Liebsten schnappe ich mir meine Tasche, steige in die Stiefel, die ich die kommenden 3 Wochen nur mehr Abends ausziehen werde, und besteige mein schwarzes Freiluftwohnzimmer. Schnell raus aus dem Kessel, die ersten kleinen Kurven am Glemseck zum Reifen warm fahren nutzen, aber dann die Autobahn in RIchtung Westen nehmen. Die engen Baustellen kümmmern mich nicht weiter, denn trotz der breiten Koffer bin ich schmal genug für die Überholspur. Erstmal die bekannten Vogesen überqueren, über den Col De La Schlucht und dann auf kleinen Strassen weiter Richtung Südwest. Dort, ein Schild: La Mer rechts, Mely links ab. Klarer Fall, ich will ans Meer, also fahre ich rechts, weiter durch den Wald, überquere den Ognon und übernachte in Lamarche Sur Saone, zum Hotel gehört ein Restaurant mit Blick auf den Fluss. Schön.
Sonntag, 18.08.2019
In St.Jean De Losne geniesse ich die wärmenden Sonnenstrahlen, die den Fluss unter dem blauen Himmel in ein Glitzerband verwandeln, bevor ich etwas weiter froh bin, dass die Ebene mit der graden Strasse bald durchquert ist, so dass ich im Burgund wieder in hügeligeres und kurvigeres Gelände komme. Hier und da ist ein Schloss zu bewundern, oder eine besondere Kirche mit dazugehöriger Klosteranlage. In Anzy Le Duc liegt die ehemalige Prioratskirche Sainte-Trinité, die ganz hübsch anzusehen ist, und dieser gegenüber es ein nettes Restaurant mit gutem Menu De Jour gibt. https://de.wikipedia.org/wiki/Ste-Trinit%C3%A9_(Anzy-le-Duc" onclick="window.open(this.href);return false;). Weiterenwegs durch die Auvergne finde ich immer wieder Aussichtspunkte, die Aussichten über die benachbarten flacheren Landesteile bieten. Thiers an der Durolle bietet beispielsweise eine verwinkelte, an den Hang geschmiegte mittelalterliche Altstadt mit vielen restaurierten Fachwerkhäusern des 15. bis 17. Jahrhunderts, die recht sehenswert ist.
Vom Puy d'Ysson hat man eine wunderschöne Aussicht über die umliegende Ebene. Oben ist es so windig, dass ich die Drohne schnell wieder einpacke und auf der Route Des Fromages weiterfahre. Der Col du Pas de Peyrol ist der höchste „echte“ Straßenpass des Zentralmassivs, weshalb die Tour de France auch hier schon mal vorbeikam. Der Pass liegt im Departement Cantal, das nach dem zweithöchsten Gebirgsstock der Auvergne, den Monts du Cantal, benannt ist. Oben ist es kalt und windig, und es wird langsam spät, so dass ich meine Unterkunft in Mauriac ansteuere, aber nicht ohne dem wunderschönen Salers vorher noch einen kleinen Besuch abzustatten.
Montag, 19.08.2019
Am Morgen hat der Wettergott das nächtliche Gewitter auf Standardregen runtergestuft. Macht nichts, zum Frühstück sehe ich mir die Cascade De Salins an. Die kleinen Strassen, die mich an kleine Schlösschen und mittelgroße Staudämme führen, sind wegen der unheiligen Glätte-Allianz des Regens mit den reichlich gesäten Flickstellen mit Vorsicht zu geniessen. Die Landschaft ist ganz schön, die Dörfer wirken jedoch überwiegend ziemlich verlassen.
Bretenoux ist eine kleine Gemeinde am Fusse der Burg von Castelnau, mit sehr schönem alten Marktplatz, auf dem man allerdings parken darf. In Deutschland wäre vermutlich so ein Marktplatz schon lange verkehrsberuhigt. An der Dore und der Lot entlang geht es weiter nach Cahors. Die Stadt liegt am südwestlichen Rand des Zentralmassivs auf einer Halbinsel, die durch eine Schleife des Lot gebildet wird. Die Schleife wird durch den westlichen Rand der Cevennen erzwungen, auf dessen steilen Hängen Weinbau betrieben wird. Diese Lage hat die Entwicklung der Stadt maßgeblich geprägt. Sie bildete einen leicht zu verteidigenden Punkt an der antiken Straße nach Rodez und Toulouse. Schon im Mittelalter vereinigten sich in Cahors die Pilgerströme nach Santiago de Compostela, die dem Tal des Lot oder des Célé gefolgt waren. Über die Brücke Pont Valentré verließen sie damals die Stadt. Die Brücke gibt es bis heute, ist allerdings den Fußgängern vorbehalten, und genau wie die Pilger damals, werde ich bald Santiago sehen. Ich folge der Lot und erreiche das Chateau de Bonaguil. Es handelt sich um eine Festung, die niemals angegriffen wurde - ausser vielleicht von den vielen Touristen, die hier heute herumlaufen und die mich irgendwie abschrecken, mir das Ganze genauer anzusehen: Es ist mir einfach zu voll.
Weiter geht es Richtung Südwesten. Bevor ich mich über die Grenze nach Spanien begebe, muss ich noch bei Dafy Moto einkehren, da meine Reifen die nächsten 6000km nicht mehr halten werden. Dafy ist so ungefähr wie Louis, aber mit integrierter Werkstatt, wo man sich direkt die gekauften Teile ans Moped bauen lassen kann. Draußen an der Werkstatttür steht die Preisliste für die jeweiligen Tätigkeiten, Reifenwechsel, Ölwechsel etc. Wie beim Frisör: Reingehen und gleich drankommen. Metzeler Tourance Next sind vorrätig und können sofort montiert werden. Nach 1,5 Stunden fahre ich frisch bereift weiter und kann noch in Bayonne und Biarritz den Strand und den Sonnenuntergang genießen. Life is good!
Dienstag 20.8.2019
Rund um Biarritz sind an jeder Ecke Polizeikontrollen wegen des bevorstehenden G7 Gipfels. Ich werde aber überall durchgewunken, und erreiche Spanien. Erster schöner Aussichtspunkt ist ein verfallener Turm auf dem Monte Jaizkibel. Spektakulär!
Weiter geht’s an der Küstenstraße Richtung Westen. Überall im Norden Spaniens finden sich Hinweise auf die Jakobswege, die nach Santiago De Compostela führen. Vorbei an Bermeo und San Juan de Gaztelugatxe (bekannt als Dragonstone für die Fans von Game Of Thrones, was dazu führt, dass es hier VÖLLIG überlaufen ist) führt mich der Weg nach Bilbao ans Guggenheimmuseum.
Ich übernachte in Laredo. Der Ort ist zwar nicht besonders schön, aber liegt immerhin geschützt in einer wunderschönen Bucht mit großem Strand. Und das Hotel, in dem ich in einem Zimmer mit eigenem Vorgarten unterkomme, ist ein zentral gelegenes Kleinod mit gemütlichem Garten, in dem auch das Frühstück serviert wird.
Das Video bis hier: