1 Woche Frankreich rund um den Lac de Serre-Ponçon

Cote Azur, französiche Alpen und Pyrenäen, Normandie, Bretagne, Zentralmassiv uvm.
Nachricht
Autor
Benutzeravatar
blahwas
Beiträge: 699
Registriert: Mittwoch 20. November 2019, 21:16
Wohnort: Nürnberg

Re: 1 Woche Frankreich rund um den Lac de Serre-Ponçon

#9 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Mi 26.6. Mont Ventoux

Heute fahre ich mit Sebastian und Michael zum Mont Ventoux. Manuel macht heute sein eigenes Ding und schießt viele Fotos seines Motorrads. Es ist heute noch heißer als sonst und meine geplante Route erscheint etwas lang. Wir wagen es trotzdem. Mein Vorderreifen hat morgens 1,5 Bar, also genau 1 Bar weniger als gestern früh – die kriegt er wieder reingepumpt. Ich habe gerade keine Lust, mich um eine nachhaltige Lösung zu kümmern, und die Mitfahrer halten mich deshalb nicht für komplett bekloppt – das ist ein ungewohnt gutes Zeichen.

Michael biegt vorher noch zu einer Waschbox ab, um seine Kette von Schlamm zu befreien. Er trifft uns am zweiten Passknackerpunkt dieser Route, dem Col d'Araud. Das ist eine einsame Bergstraße mit nahe Null Verkehr und ohne erkennbare Ortschaft. Glücklicherweise gibt es oben auf der Passhöhe Schatten und etwas grün, so dass es erträglich ist. Für das Nachweisfoto (wo Ortsschild, Nummernschild, und Passknackerjahresschild drauf müssen) will ich nicht aus dem Schatten raus, daher wird da mal etwas optisch gezaubert.

Bild

Michael erscheint nach 20 Minuten mit einem frisch geputzten Mopped, was uns sehr verwirrt.

Bild

Nun geht es zu dritt weiter. Der Col de St Jean (Lachau) ist eine prima Kurvenstrecke und macht richtig Spaß, auch wenn es heiß ist. Knapp unterhalb der Höhe kann man auf den Col de la Muze abzweigen, und weil die Routenplaner direkt wieder zurückwollen, hatte ich noch einen Wegpunkt weiter westlich platziert - was sich als Fehler entpuppt, denn die Strecke ist arg eng, verwinkelt und unübersichtlich. Freundlicherweise sind wir weiterhin die einzigen Verkehrsteilnehmer weit und breit.

Bild

Kurz drauf ist Tanken angesagt, Sebastians SMC und meine MT-09 haben nun wirklich nicht viel Reichweite. Michael ist es zu heiß und kurvig und er seilt sich ab, weil er lieber Baden gehen möchte. Sebastian fährt mit mir weiter. Weiter westlich erklimmen wir den Col de Macuègne und den Col de l'Homme Mort. Sebastian möchte mal MT-09 fahren, was er auch darf. Die SMC kenne ich zwar schon, aber gerade im direkten Vergleich fällt auf, dass das ein echtes Bauernfahrzeug ist. In Sachen Laufkultur liegen hier gefühlt 50 Jahre dazwischen. Und vor lauter Gewechsle vergesse ich, am Col de l' Homme Mort das Passknackernachweisfoto zu machen. Dann muss ich da wohl leider noch mal hin – bitte um eine Runde Mitleid ;)

Und dann kommt schon der Mont Ventoux. Wir steigen von Osten auf. Dies ist heiliger Boden für Radfahrer, daher kann hier schon mal was los sein. Gegen 11 Uhr sind die meisten schon fertig, und den Rest überholt man halt mit reichlich Seitenabstand. Es sind auffallend viele Holländer und Belgier hier. Es wird angenehm kühl hier oben. Unterhalb der Passhöhe kehren wir in die Gastro ein, erholen uns und genießen ein Mittagessen im kühlen Gasthaus. Abkühlung ist wichtig. Der Mont Ventoux steht einsam und verlassen als höchster Berg weit und breit in Frankreich rum. Es wächst nichts drauf, und bei klarer Sicht kann man Alpen und Pyrenäen sehen. Heute ist es diesig, weil es schwül ist. Trotzdem beeindruckend!

Bild

Bild

Weiter geht es nach Südwesten, zum Col de la Madeleine (Bedoine). Dabei habe ich einen etwas haarigen Moment, denn ich will eigentlich schon mit einem Überholvorgang anfangen, meine dann aber doch, etwas hinter der Hecke zu erkennen, die die Straße hinter dem kommenden Linksknick leicht verdeckt – und zwei Sekunden später knattert mir ein Motorradfahrer entgegen. Holzauge, sei wachsem! Und dann beginnt ein Weg über einsame und spaßig kurvige Strecken durch das Hinterland, wo man einwandfrei Landschaft genießen und die Reifen quälen kann: Pas du Voltigeur, Col de Veaux, Col d'Ey, Col de Peyruergue, Col de Perty und schließlich Col de Pierre Vesce. Das sind wirklich spaßige Strecken, die mit dem engen Zickzack heute Morgen nichts gemein haben. Auch Sebastian gefällts.

Bild

Die Yamaha fühlt sich wohl, obwohl das Thermometer bis zu 39° anzeigt, nix leuchtet oder blubbert. Mein CRA3 Hinterreifen protestiert stumm in Form von feinen Würsten auf der ganzen Breite der Lauffläche, und die Fußrasten winseln um Gnade – aber nur, weil ich die Angstnippel dran gelassen habe. Es ist schließlich meine erste richtige Tour mit diesem Motorrad, und ich bin mir nicht sicher mit der Schräglagenfreiheit der China-Sturzpads am ohnehin recht breiten Motor, daher steigere ich mich lieber langsam. Drollig ist noch ein Holländer mit ranzigen Peugeot-Kombi, der einen ähnlichen Weg wie wir fährt, aber mit weniger Abstechern, Nebenstrecken und Pausen, daher überholen wir ihn mindestens drei Mal. Bei einer Fahrpause im Baumschatten am Nordhang eines Berges knapp vor der Passhöhe – Abkühlung ist wichtig – überholt er uns, und ich winke freundlich – und wer winkt sogar zurück!

Und dann geht es auf schnellstem Weg zum Campingplatz zurück. Das ist warm! Abkühlung ist wie gesagt wichtig. Warum nicht mal in einen Bach steigen?

Bild

Auch im Tal mit der Bundesstraße findet sich eine Möglichkeit. Hier werden Obst und Wein angebaut, und dafür wird auch bewässert. Freundlicherweise wird an manchen Stellen auch teilweise die Straße bewässert. Da steht dann schnell mal ein Motorradfahrer drunter und freut sich über die Erfrischung.

Bild

Da wir eh noch tanken müssen, hole ich mir im klimatisierten Supermarkt daneben Getränke und eine Packung Twix-Eis. Das Eis wird direkt gegessen. Es ist zwar ein 6er-Pack, aber Eis verschenken ist schwerer als man denkt, und wir sind immerhin zu zweit. So geht’s kommen wir dann doch noch recht fit zurück am Campingplatz an – die Strategie mit Pausen alle 30 Minuten statt „Augen zu und durch“ hat für mich gut funktioniert.

Unsere Route war heute 371 km:
Bild

Michael berichtet von seinem Mittwoch:
Für den heutigen Tag kündigt der Wetterbericht neue Rekordtemperaturen an. Stellenweise werden in Frankreich 45° erreicht und die Regierung ruft den Klimanotstand aus. Die Bevölkerung wird aufgerufen unnötige Fahrten mit Kraftfahrzeugen zu vermeiden (wir gehen davon aus, dass damit nur heimische Fahrzeuge gemeint sind). Am Freitag sehen wir auf Autobahnen Hinweisschilder, die das Tempolimit um 20 km/h herabsetzen und mit Radarkontrollen drohen. Wie diese Maßnahme allerdings die aktuelle Hitzewelle eindämmen soll ist mir völlig schleierhaft.

Wir fahren zu dritt los und ich biege in eine Waschbox ab. Die Kette muss vom Sand befreit werden. Mangels Folien muss ich von großflächigen Abdeckmaßnahmen Abstand nehmen. Und nachdem die Kette sauber ist, ist praktisch die gesamte hintere Hälfte der KTM sauber, war sehr merkwürdig aussieht, also wird alles abgesprüht. Als ich dann Sebastian und Blahwas wieder treffe, sieht meine KTM neben Sebastians ein wenig beschämt aus, weil sie völlig unstandesgemäß weitgehend sauber ist. Die Fahrt dorthin führt mich durch ein kleines wildes Tal mit einem Bach, der einige Badestellen bietet. Aber ich bin spät dran und fahre weiter. Allerdings brennt sich das Bild in meinem Kopf ein und wird mit steigenden Temperaturen immer präsenter. Danach werden die Straßen immer enger und sind streckenweise mit Split geflutet. Entweder Schotter und Gelände oder richtige Straße, aber Rollsplittorgien auf Asphalt brauche ich nicht.

In mir reift die Entscheidung bei den heutigen Temperaturen nicht über die lange heiße Ebene bis zum Mont Ventoux zu fahren, sondern es lockerer anzugehen und die Gegend im Bummeltempo zu erkunden. Zudem lockt die Schlucht mit dem Bach. Bei der nächsten Tanke verabschiede ich mich von den beiden und entledige mich der Jacke und Handschuhe. Dafür bummle ich jetzt mit 60-70 über die Landstraße und genieße die schöne Gegend und Ortschaften. Ich suche mir über die Google-Zeitachse (sehr praktisch) die Schlucht heraus, die ich gesehen habe und parke in einer kleinen Bucht neben der Straße. Ich klettere etwa 15m tief zum Bach herunter und finde eine traumhafte Stelle zum Baden. Die Einheimischen haben den Bach an vielen Stellen mit kleinen Steindämmen aufgestaut, so dass sich überall kleinere Pools zum Baden gebildet haben. Sehr zuvorkommend! Mein persönlicher Pool ist etwas über zwei Meter tief und angenehm temperiert. Baden wie Gott in Frankreich!

Bild

Bild

Bild

Bild

Eigentlich will ich hier nicht mehr weg, aber ich bekomme Hunger und trete die Rückreise an. Unser Campingplatz liegt schließlich oberhalb eines riesigen Stausees, der auch bebadet werden will. An einem Supermarkt versorge ich mich mit eiskalter Gaspacho, Brot und Fruchtsaft. Hier ist nicht viel los, aber bei den Temperaturen sind nur Leute unterwegs die müssen oder Bekloppte. Ich müsste nicht unterwegs sein.

Bild

Der Rückweg wird weiter im Bummeltempo erledigt. Ich winke auf der Landstraße auflaufende Autos frühzeitig vorbei, um sie nicht unnötig zu verwirren. Normalerweise funktioniert das hier genau umgekehrt. Ich genieße die Spazierfahrt, nehme die Eindrücke in mich auf und beschließe das zukünftig öfter zu machen.

Bild

Bild

Bild

Am Campingplatz zurück, ziehe ich mir die italienische Sommerkombi über (Badehose, Hemd und Flip-Flops) und fahre den Berg runter zu einem Strand an unserem Stausee und genieße ein Stündchen mit etwas Musik den Nachmittag. Am Horizont hört man Donner und der Wind frischt auf. Ich packe meine Sachen und fahre zurück. Der Regen erreicht den Campingplatz nicht, aber nicht alle werden trocken am Campingplatz eintreffen.

Benutzeravatar
blahwas
Beiträge: 699
Registriert: Mittwoch 20. November 2019, 21:16
Wohnort: Nürnberg

Re: 1 Woche Frankreich rund um den Lac de Serre-Ponçon

#10 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Do 27.6. Gemütlicher Ausklang

Ist heute echt schon der letzte Fahrtag? Was machen wir da? Die Entscheidung fällt auf "Best-Of als Gruppe". Also fahren wir noch mal an den See vom ersten Fahrtag, dort werden wir baden und essen. Daher soll die Tour heute deutlich kürzer werden. Wir können uns auch fast auf eine Route einigen: Ich will noch einen unerledigten Passknacker einsammeln, was Michael zu schmal und verwinkelt ist, aber ab dem zweiten Zwischenziel sind wieder auf einer Route unterwegs.

Erneut gibt es Brötchen im ersten Ort. Michael seilt sich zum Tanken ab, er hat ja auch den größten Tank, und ich fahre meine Nebenstrecken. Sebastian und Manuel kommen mit. Die Strecken sind tatsächlich eng und verwinkelt und es sind Bauarbeiten im Gang, an denen wir uns aber vorbeiquetschen dürfen. Sonst drohen Schilder bis zu 45 Minuten Wartezeit an. Das macht aber nichts, denn wir werden durch die Baustelle gewunken.

Bild

Bild

Dann fangen wir Michael wieder ein und zelebrieren ein letztes Frühstück am Wegesrand. Dieses Mal liegt der Fokus aber nicht auf Sitzgelegenheiten, sondern auf Schatten. Weiter geht es über die Hauptstrecke. Leider finden wir keine geeignete Kurve für Posingfotos. Am Col de Orme erkenne ich einen Blitzer früh und mache extra langsam, was zwei Fahrer hinter mir aus irgendeinem Grund als Aufforderung zum Überholen verstehen. Tjaaa.

Am Snack du Lac springen die KTM-Fahrer tatsächlich in den See, während die Nipponbiker sich nur bis zu den Füßen rein trauen und ansonsten die Sieben Sachen bewachen. Dann wird im Snack du Lac getafelt und die weitere Route ausbaldowert. Auch hier will ich weder eine Sonderlocke namens Col du Défend, 21 km Umweg, verspreche aber, den Rest der Truppe wieder einzuholen. Auch der Col des Champs spaltet die Gruppe, Manuel und ich wollen, Michael und Sebastian eher nicht. Spätester gemeinsamer Treffpunkt ist damit der Col de Allos.

So fahre ich alleine im Passknackerrausch diesen Nebenstreckpass ab und genieße Kurven, Landschaft und biege bald zum Colle Saint Michel ab. Von Michael ist aber nichts zu sehen. Dafür aber umso mehr Landschaft.

Bild

Also weiter zum Col des Champs, ein Abstecher zur Passhöhe von Westen her. Auch hier kommt mir noch keiner von meiner Gruppe entgegen. Dafür haut mich die Aussicht um.

Bild

Bild

Völlig verwirrt bin ich, als mir nach dem Umkehren bei der Abfahrt Manuel entgegenkommt – wieso bin ich denn nun vor ihm? Bin ich jetzt auch vor den KTM? Auf jeden Fall bin ich vor allen anderen Motorradfahrern, wenn man sie nach Tempo sortiert, und freundlicherweise lässt einen jeder früher oder später passieren, oder sie sind so langsam und mit sich beschäftigt, dass ich völlig problemlos sicher überholen kann. Danke! Den Col de Allos hoch wird es wieder richtig schick. Jenseits der Passhöhe kehre ich ein – und ich bin tatsächlich der erste. Was machen die anderen bloß? Aber das können sie ruhig selbst erzählen.

[align=center]Bild[/align]

Den Col de Allos abwärts tausche ich mit Manuel, der MT-09 fahren will. So habe ich nun eine Z900 unter mir. Zunächst fällt auf, wie krass tief man hier sitzt, verglichen mit meiner MT-09 mit der geraden Street Rallye-Sitzbank. Der Tank ist deutlich höher als die Sitzbank und die Sitzmulde ist eng. Mit anderen Worten, das Mopped tritt einem bei jeder Bodenwelle mit dem Zorn einer betrogenen Ehefrau ins Gemächt. Schön ist anderes. Die Michelin Road 5 überzeugen mich auf diesem Belag hier nicht; ich kann jederzeit Rutscher vorne und hinten produzieren. Der Motor ist drehfreudig, ohne Schrulligkeiten und deutlich kürzer als die MT-09 übersetzt. Das gleicht die 30 kg Mehrgewicht zur MT-09 ziemlich aus. Fahrwerk und Brems verhalten sich unauffällig. Leider bummelt Michael als Tourguide sehr rum und reagiert auf keine Signale, und überholen ist auf dieser Strecke nicht trivial, klappt dann aber doch. So kann ich die Z dann auch mal ausdrehen. Ja, die ist einfach zu fahren und man merkt das Gewicht kaum. Aber Vierzylinder sind halt irgendwie langweilig.

Wir fahren nun nach Barcelonette rein direkt zu einem Supermarkt. Ich gebe meine Bestellung auf und fahre mit der MT-09 zur erstbesten Motorradwerkstatt, um das Problem mit dem Ventil beheben zu lassen. Sowas geht in südlichen Ländern einfacher als in Deutschland. Normalerweise wäre ich ja zur Werkstatt gegangen, die es mir eingebaut hat, aber das Motorrad wird wohl nie wieder dort vorbeikommen, weil es nach Reiseende direkt dort verbleibt, wohin ich demnächst umziehen werde. So ist die Yamaha dann schon umgezogen und ich fahre mich dem Zug heim. Also ab zur Werkstatt, erst 10 Minuten ignoriert zu werden gehört wohl dazu, als ich die Aufmerksamkeit des Chefs habe gieße ich etwas Wasser aufs Ventil und er versteht sofort was ich will. Da die Regale voller Reifen sind, erwäge ich noch den Kauf eines neuen Vorderreifens: Dieser MPP3 hier zwar erst 3000 km und erst etwa halb runter, aber die nächste Tour übersteht er nicht, und die Arbeit für Reifen auf-/abziehen muss ich bereits bezahlen. Ich frage nach einem Preis, er nennt 140 Euro inkl. Alles, ich gucke gequält. Der Chef zaubert am PC und es kostet nur noch 125 Euro. Das ist kein sensationeller Preis, aber angesichts der Umstände kommt das gerade recht. 20 Minuten später ist das Motorrad fertig, der Mechaniker stellt mir die Rechnung… über 140 Euro. Kam da noch Steuer drauf? Ich diskutiere nicht lange rum, Geld ist meinerseits ausreichend vorhanden und der Service war Klasse. Nachdem ich bezahlt habe kommt der Chef dazu und wundert sich über den Betrag. Der Mechaniker sagt, der hat doch schon bezahlt. Ich packe derweil ein und kümmere mich nicht drum. 100% fair ist anders, aber so gibt’s dann halt kein Trinkgeld und keine namentliche Nennung. Ich fahre zurück zum Campingplatz.

Abends werden noch die Ereignisse der Rückfahrt der restlichen Truppe besprochen, und die Motorräder aufgeladen. Ich fahre zur Abwechslung bei Sebastian statt Michael mit, denn ich habe am Samstag einen Termin in Nürnberg, und das liegt näher an Sebastians Route. Dann wird der Pavillon abgebaut und ein letztes Mal im Restaurant getafelt. Zur Abwechslung gibt’s für mich mal was Anderes als Pizza oder Burger, nämlich Lamm mit Kartoffelpüree. Das war nicht schlecht, aber typisch Französische Küche ist anders.

Die Route war heute mit 260 km bewusst kurz gewählt.
Bild

Benutzeravatar
blahwas
Beiträge: 699
Registriert: Mittwoch 20. November 2019, 21:16
Wohnort: Nürnberg

Re: 1 Woche Frankreich rund um den Lac de Serre-Ponçon

#11 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Fr 28.6. Abreise

Morgens klingelt 5:30 Uhr der Wecker, damit wir um 7 Uhr losfahren können, wenn die Schranke an der Ausfahrt sich erstmals öffnen lassen soll. Der Abbau läuft sauber mit dem Schönheitsfehler, dass mein Zelt von unten völlig nass ist. Auf der neuen Zeltunterlage hat sich offensichtlich eine Pfütze gebildet, die weder abfließen noch verdunsten konnte. Daher muss das Zelt zwingend zeitnah ausgepackt und aufgebaut und getrocknet werden, und das heißt, dass es mit zu mir nach Hause muss, statt bei Michael im Auto mitzufahren und irgendwann von mir abgeholt zu werden. Das wird also leider noch mal eng auf der recht kurzen Sitzbank, denn die Packrolle muss auch noch drauf.

Ich fahre mit Sebastian 830 km Auto bis Heilbronn, bzw. er fährt mich. Frühstück kaufen wir bei unserem Wohlbekannten Bäcker, gegessen wird aber erst später am Wegesrand. Sebastian hält sein Auto gerne sauber, im Gegensatz zum Motorrad. Dafür haben wir das elegantere Gespann.

Bild

Manuel und Michael (M&M) tauchen wenig später auf und gesellen sich dazu. Dann geht die endlose Fahrerei los. Wir stehen 10 Minuten im morgendlichen Verkehr bei Grenoble (liebevoll Grenobyl genannt), dann läuft es lang rund. Erst in Deutschland auf der A5 haben wir wieder reichlich Stau, es ist ja auch Freitagnachmittag. Dann endlich laden wir an einem Parkplatz an der A6 die Yamaha ab und mein Gepäcktetris beginnt, natürlich in der prallen Sonne.

Bild

Schließlich finde auch noch einen Platz für meine fünf Buchstaben und beginne die 175 km Heimreise auf eigenen Rädern. Irgendwelche Passknacker liegen leider überhaupt nicht auf dem Weg, und durch die kurze Nacht bin ich auch eher nicht fit genug für weite Umwege. Nach 1,5 Stunden Autobahn kommt endlich die Ausfahrt, und es folgen 20 km Landstraßen. Da es 20 Uhr ist, wird es jetzt frisch, und ich bin froh, die Membraninnenjacke zugänglich verpackt zu haben.
Freundlicherweise ist es noch hell, als ich am Ziel ankomme, und quäle direkt reichlich die Waschmaschine im Elternhaus. Außerdem baue ich das Zelt im Garten auf. Da weiterhin kein Tropfen Regen angekündigt ist, kann dabei ja nicht viel schiefgehen. Die anderen drei sind auch alle gut heimgekommen. So ist der Urlaub nun zu Ende, nur dass ich noch nicht ganz daheim bin.

Sa 29.6. Zwischenstopp Nürnberg

Heute Abend habe ich „20 Jahre Abi“-Klassentreffen, und vorher treffe ich noch einen Motorradkumpel, der sich gerade eine Duke 790 zugelegt er. Er will damit seine SuperDuke 950 ersetzen. Mit den beiden hatte ich der Vergangenheit viel Spaß auf Alpentouren, und so genießt man den Mittag in einem Biergarten, wie sich das in Franken halt so gehört.

Bild

So 30.6. Nürnberg nach Essen

Die letzte Etappe meiner Reise verläuft wenig glorreich mit dem Zug, da ich die MT-09 in Nürnberg lasse - ich werde in ein paar Wochen dorthin umziehen, und so ist schon eines von drei Fahrzeugen umgezogen. Das Gepäck wird insgesamt sehr viel, weil ich die Campingsachen alle noch in den folgenden Wochen brauche – nur das Zelt nicht, da habe ich ein zweites. Da ich auch nicht alle Motorradsachen anziehen will, stopfe ich Stiefel und Hose in die Packrolle. Die geht dann zwar nicht mehr ganz zu, aber es bleibt alles drin.

Bild

Der Schultergurt sorgt für eine sofortige 180°-Drehung, und ich mache mir angesichts des Gewichts auch Sorgen über die Haltbarkeit dieser zwei Haltepunkte. Also verwende ich die beiden Trageschlaufen, dann sind es vier Haltepunkte. Das Ganze ist derart schwer, dass ich mich von einer Nachbarin zum Bahnhof fahren lasse, statt zu laufen, und in Essen fahre ich dann Taxi. Der Luxus darf sein, denn ansonsten war dieser Urlaub sehr günstig. Die Bahn war heute besser als ihr Ruf: Meine beiden Züge waren pünktlich, klimatisiert, sauber und nicht überfüllt. So bin ich dann Sonntagnachmittag wieder gut daheim, und die allermeisten Klamotten sind sogar schon frisch gewaschen. Die Versys lauert auf die nächste Ausfahrt ab Essen, und die MT-09 lauert auf die nächste Ausfahrt ab Nürnberg.

Fazite folgen :)

Benutzeravatar
blahwas
Beiträge: 699
Registriert: Mittwoch 20. November 2019, 21:16
Wohnort: Nürnberg

Re: 1 Woche Frankreich rund um den Lac de Serre-Ponçon

#12 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Michael:
Mein Fazit zum Urlaub:

Es war wieder mal eine schöne Woche mit der bekannten harmonischen Vierergruppe. Konflikte oder Streitereien sucht man vergebens. Wenn die Wünsche und Vorlieben auseinander gehen (Straße, Gelände, Passknackker oder sonstiges), fährt man halt mal einen halben oder ganzen Tag getrennt und trifft sich Abends am Platz wieder.
Bei den gemeinsamen Fahrten waren mir die Pausen zu kurz. Beim nächsten Mal werde ich mir mehr Zeit für Fotos und Mittagspausen nehmen, um auch mehr von der Landschaft aufzunehmen. Bei der reinen Abarbeitung von Passknackern geht mir zuviel vom Urlaub verloren.

Was mich ein wenig nervt bist der Aufwand vor und nach dem Urlaub für die Packerei von Pavillon, Kühlbox, Elektrik, Stühle usw. Das ist zwar vor Ort praktisch aber auch lästig. Der Wagen ist jedesmal rappelvoll. Ich neige dazu, beim nächsten Mal direkt mit dem Motorrad zu starten und auf den Komfort zu verzichten. Ob es dann eine Rundtour wird oder aus einem oder mehreren Basislagern besteht, weiß ich noch nicht. Bei einem einzigen Basislager gehen einem auch schnell die Routen aus, ohne immer die gleichen Anfahrten zu fahren. Ein Basislager alle 3 Tage wäre da schon nicht schlecht. Zwischendurch auch mal einen ganzen oder halben Bummeltag einzulegen, habe ich mir fest vorgenommen. Das steigert den Unterhaltungs- und Erholungswert ungemein.
Als Option denke ich auch über die Anmietung eines Apartments (z.B. Airbnb) statt Campingplatz nach. Das hat bisher immer reibungslos funktioniert. Allerdings ist ein Campingplatz mit Restaurant und Pool schon eine angenehme Atmospäre und man ist unterwegs sehr flexibel kurzfristig woanders zu nächtigen. Von Nachteil ist das ganze Geraffel, dass man mitschleppen muss. Ich bin da noch sehr unschlüssig.

Danke an alle für die schöne Woche!
Sebastian:
Dann will ich auch mal mein Fazit schreiben:

- Anreise über 1000km am Stück muss man wollen, immerhin ist das Auto recht komfortabel, aber auf eine gewisse Art ist es halt doch langweilig, trotz unterhaltsamer Mitfahrer.
- Camping mit einem Gemeinschaftspavillon ist angenehm, im Zelt macht man dann ja nicht mehr, als schlafen. Aber bdr hat schon Recht, Auto ist schon immer recht vollgestopft. Aber Camping ohne die Bequemlichkeit der eigenen Stühle und Pavillons... dann vielleicht das nächste mal doch lieber in Richtung Ferienwohnung.
- mit meiner Ausrüstung war ich wieder mal sehr zufrieden, was dicht sein muss, war dicht, was luftig sein sollte, war luftig, sofern man bei bis zu 39° noch von luftig reden kann. Nur meine Sommerhandschuhe müssen nach 6 Jahren ersetzt werden, weil sich ein Loch in der Handfläche gebildet hat. Ansich nicht schlecht, da jetzt noch luftiger, aber wie sich das bei einem Sturz verhält, will ich nicht testen.
- Die KTM hat sich trotz nicht pfleglicher Behandlung wieder mal wacker geschlagen, abgesehen von leichter Leckage am Gabelsimmerring, die aber schnell behoben werden konnte.
- Dauer fand ich mit 6 Fahrtagen für die lange Anreise und ein Basislager die richtige Länge. Eventuell noch einen Tag mehr, aber dann wohl eher noch so nen Bummeltag wie den Letzten irgendwo in der MItte der Zeit. Hauptsächlich bin ich ja noch zum Motorrad fahren im Urlaub.
- Wenn nach 3-4 Kurven der Mitfahrer nicht mehr im Rückspiegel auftaucht ist das ein recht unschönes Gefühl und man kann sich fast sicher sein, was passiert sein muss. Darauf können wir beim nächsten Mal dann bitte wieder verzichten, auch wenns noch mal glimfplich ausgegangen ist.

Das wichtigste zum Schluss: Urlaub selbst war wie erwartet natürlich sehr unterhaltsam und lustig. Vielen Dank da an meine Mitfahrer dafür, immer wieder gerne.
Manuel:
Mein Fazit zur Frankreich-Reise, wenn auch etwas spät da ich Motorrad fahren musste ^^
Mitfahrer: Super
Land: Super
Strecken: Super
Grip: immer ausreichend vorhanden
Spiel wer sich am meisten hinlegt: obsolet… aber nur da werde ich gerne letzter
Routen: Klasse geplant, danke an die Planung
Jungs, ich mag gerne wieder mit Euch in den Urlaub fahren. Auch gerne auf Etappentour, mir waren die 350km Tage schon fast zu lange und es war zu wenig Urlaub am Start, weil die Pausen zu kurz waren. Zuviel Hetzerei. Die zwei Tage die ich mich abgeseilt habe waren sehr cool, zum einen mit Yves von dem ich aus der Sicht eines mir gleichaltrigen Land und Leute kennenlernen konnte und der Social Media Tag war auch außerordentlich erfolgreich mit vielen Videos und Bildern. Ich hoffe das meinen Mitfahrern meine Social-Media-Aktivitäten nicht zu sehr auf die Nerven gegangen sind.
Fürs nächste Mal gerne eine Etappentour mit einer dreitägen Anreise zu einer Insel, einem Basislager und einer dreitägigen Abreise von einer Insel ^^ Etappenlänge bitte nicht mehr als 330km wenn es denn ohne Autobahn ist. Pausen gerne häufiger. Eine lange Mittagspause wäre auch nett.
Ausrüstung: Alles ok, bis auf das das Zelt zu groß ist. Das habe ich an BDR verschenkt und werde mir ein kleineres zulegen. Sonst alles ok, der Öler ist schon getauscht.
Motorrad: ich glaub was Besseres werde ich passenderweise für mich nicht finden. Leicht, handlich, ausreichend motorisiert, relativ sparsam, Reichweite ausreichend. Fahrwerk etwas zu hart, aber das kann man einstellen.
Was hätte ich mir schenken sollen: die kleinen Pfade in Italien am Tag 3: Da wäre es besser gewesen durchs Tal zu fahren, auch wenn ich dann ein paar Ausblicke verpasst habe. Aber die schmalen Pfade da hoch, das ist nicht das Terrain einer Z900. Ich bin da schon ordentlich ins Schwitzen gekommen, wenn auch weniger als mit der Tracer letztes Jahr.
Mein Fazit: Super Urlaub, Super Region, Super Leute, Super Camping, Super Mopped, Super Land! DANKE!

Mit der Passknacker Übersicht der Zielregion bin ich recht zufrieden:
Bild

Was hätte ich besser machen können? Ich hätte mich vorher um den undichten Reifen kümmern können, denn der war eines Morgens schon mal platt. Vielleicht sollte ich mal auf die Mitfahrer hören, die reden immer irgendwie viel von „Urlaub“ und „Pause“ und wenig von „Passknacker“ ;)

Die Reisedauer fand ich so genau richtig. Italien war mir letztes Jahr fast einen Tag zu lang.

Kosten:
-Zeltplatz runde 10 Euro pro Nacht und Nase
-PKW Anreise 80-100 Euro pro Nase für Sprit und Maut (2 Autos und 2 Anhänger in Eigentum)
-Essen und Trinken 15-25 Euro pro Tag und Nase
-Motorradfahren: Sicherlich der größte Posten, je nach Modell und eigenem Ansatz 20-40 Cent pro Kilometer, für mich 2800 km. Sprit in ist Frankreich mit 1,55-1,72 Euro teurer als bei uns (E10 teilweise deutlich günstiger als Super); der Straßenbelag und die Kurven fressen Reifen schneller als bei uns.
Also auch noch ein saugünstiger Urlaub!

Künftige Alternativen:
Zelt-Rundreise erfordert fahren mit Gepäck, das ist nicht so ganz mein Ding, hat aber den interessanten „Wo lande ich heute?“-Aspekt. Das führt allerdings auch mal zu elend langen unspaßigen Etappen am Abend. Zelt-Anreise mit zwei Basislagern eliminiert dieses Problem auf 2/3 der Fahrtage. Ferienwohnung geht natürlich mit weniger Gepäck, da hat man aber häufig nur eine Dusche für 4-6 Betten. Und oft Doppelbetten – so lieb haben wir uns dann auch wieder nicht.

Danke fürs Lesen :L

Benutzeravatar
Mimoto
Administrator
Beiträge: 16422
Registriert: Mittwoch 16. Juni 2010, 09:11
Wohnort: Idar-Oberstein
Kontaktdaten:

Re: 1 Woche Frankreich rund um den Lac de Serre-Ponçon

#13 Ungelesener Beitrag von Mimoto »

..wunderbar, frisches Text und Foto Futter für den kommenden Winter. :L

Die Youtube Videos nicht als ganzen Link einfügen, sondern nur den eigentlichen Dateinamen also so->> (youtube)0oL_uyOxUBA(/youtube) - natürlich mit eckigen Klammern.

Hab es oben schon geändert!

Grüße
Michael /mimoto

Sterbe mit Erinnerungen, nicht mit Träumen.


|| >>Meine Reiseberichte<< || >>YouTube Kanal<< || >>Vimeo Kanal<< || >>Flickr<< ||

Benutzeravatar
marco1971
Beiträge: 1063
Registriert: Freitag 19. August 2016, 07:59
Wohnort: 34628

Re: 1 Woche Frankreich rund um den Lac de Serre-Ponçon

#14 Ungelesener Beitrag von marco1971 »

Kenne den schönen Bericht ja schon.
Danke für hier einstellen DD
Grüße Marco
Tips für Trips:
viewtopic.php?p=260618#p260618

Meine Google Karte
https://www.google.com/maps/d/edit?mid= ... sp=sharing" onclick="window.open(this.href);return false;

Benutzeravatar
Schippy
Beiträge: 8793
Registriert: Freitag 5. Oktober 2012, 15:14

Re: 1 Woche Frankreich rund um den Lac de Serre-Ponçon

#15 Ungelesener Beitrag von Schippy »

Prima Bericht! :L :L
Danke fürs reinstellen!

Grüßle
Herbert aka Schippy
Grüßle
Herbert aka Schippy

----------------------------------------------------------------------------------------------------------
Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht das Recht auf eigene Fakten.
(gehört im Podcast Lanz/Precht)

Benutzeravatar
VerfahrniGS
Beiträge: 389
Registriert: Dienstag 7. Mai 2013, 00:57
Wohnort: südliches Hessen, am Rand zu Unterfranken

Re: 1 Woche Frankreich rund um den Lac de Serre-Ponçon

#16 Ungelesener Beitrag von VerfahrniGS »

Sehr kurzweilig und informativer Bericht. Vielen Dank! Da kann man sich doch einige Anregungen holen.

Btw. Wir standen ebenfalls ziemlich ratlos an den Schildern an der Assietta, obwohl das rechte Schild einen kleinen Unterschied aufwies. Niemand hatte etwas zu mosern bis auf einen Mountainbiker aus Deutschland, woher sollte der auch sonst kommen. Die Assietta ist recht einfach zu befahren, wenn man aber Richtung Oulx fährt, wird es doch knackig und mit einem Straßenmotorrad möchte ich das nicht machen.
Bild
cu
Heiko

Es kann passieren was will: Es gibt immer einen, der es kommen sah.


Bild
Bild

Antworten

Zurück zu „Frankreich“