Planlos auf Island, schon wieder.

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#17 Ungelesener Beitrag von Pips »

networker hat geschrieben:Moin Pips,
Danke fürs erzählen - das hat mich sehr fasziniert. Tolle Geschichte lebendig erzählt und klasse Photos DD
Danke! Bin gerade erst warm gelaufen, es geht weiter ...
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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#18 Ungelesener Beitrag von Pips »

Von hier kam fuer uns eigentlich nur die 550 in Frage, wenn wir nicht wieder Asphalt fahren wollten. Sie fuehrte uns nach Sueden in Richtung Thingvellir. Man findet ueberall auf Island Steinhaufen als Wegweiser, aehnlich den Inuksuk in Nordamerika. Sie stehen unter Denkmalschutz, zudem ist es untersagt, weitere Haufen zu bauen. Auf der F821 nach Laugafell hatte es ein ganzes Feld kleiner Steinhaufen gegeben. Hier gab es einen anderen Ansatz, im Umkreis von 50m lag kein einziger groesserer Stein mehr.

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In diesem Tal ueberquert die Strasse auf diversen Bruecken kleinere und groessere Spalten. Nirgendwo sonst sieht man so plastisch die tektonischen Platten auseinander driften.

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Und natuerlich gibt es da den historischen Platz, an dem das aelteste Parlament der Welt seit ca. 930AD tagte. Es ist sehr interessant, die Umrisse der Felsen auf alten Gemaelden und Dokumenten wiederzuerkennen.

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Mit Thingvellir hatten wir jetzt auch den Goldenen Kreis (Golden Circle) erreicht, die touristischste Gegend Islands. Der Gullfoss, benannt nach den Sonnenstrahlen, die im Wassernebel reflektiert werden, lag leider schon im Schatten. Damit bliebt der dritte Punkt des Kreises (das kennen wir noch aus der Schule: man braucht drei Punkte um einen Kreis zu definieren), die Geysir bei Haukadalur. Im Touristenshop nebendran kann man selbst Islandluft in der Dose kaufen. Ich bleibe bei Perri-air.

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Viel mehr konnten wir uns jetzt nicht mehr angucken, da es spaet wurde. Zur Abwechslung lag der naechste Campingplatz quasi in der Stadt, in Selfoss. Gerade lief ein Festival, und ein riesiges Feuer war kilometerweit zu sehen. Bis unsere Zelte standen, war das Feuer aber leider fast abgebrannt, und die Buden meist geschlossen. Wir hatten uns auf Gebratenes gefreut, mussten aber mit Bier genuegen. Dazu gab es islaendische Volksmusik. Es war auffallend, wieviele Leute in Islandpullis rumliefen.

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Liane
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#19 Ungelesener Beitrag von Liane »

Sehr beeindruckende Bilder. :L
Allerdings bei den Fotos mit den Mückenangriffen juckt es mich immer noch :D
Servus

Liane

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#20 Ungelesener Beitrag von Pips »

Noch hatten wir ein paar Tage Zeit, aber langsam mussten wir ueberlegen, was wir noch sehen wollten. Landmannalaugar und die Lakikrater im Westen klangen sehr interessant, allerdings wuerden sie angesichts des Wetters in den letzten Tagen eventuell schwierig zu erreichen sein. Wir entschieden uns fuer eine Route rund um Katla und den Eyjafjallajoekull. Benni hatte laenger Urlaub und wollte in Richtung Reykjavik, so dass wir uns wieder trennen mussten.
Das brachte uns zum Mulakvisl, einem Fluss nahe Viks, der vor kurzem die Ringstrasse nach einer Ueberschwemmung infolge der Katla Explosion am 9.7.2011 (vor knapp 3 Wochen) weggerissen hatte. Noch bei unserer Ankunft hatte das ein grosses Verkehrsproblem dargestellt, insbesondere auch fuer den Tourismus, da die meisten Mietwagen nicht durchs Wasser furten koennen. Also war man kreativ geworden und nutzte schwere 8x8 Lastwagen als Faehren fuer die Toyota Yaris. Innerhalb einer Woche hatte man eine Behelfsbruecke errichtet. Ueber diese konnten wir jetzt fahren und dabei die alte Bruecke im Sand liegen sehen.

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Etwas weiter oestlich folgten wir dann der 209 und schliesslich der F232 ins Hochland.

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Als wir an einem Wasserfall hielten, sahen wir einen jungen Mann in der Entfernung aufspringen, zu seinem Wagen sprinten, und zu uns herueber zu rasen. Er gruesste freundlich und erklaerte, dass er eine Umfrage fuer ein Forschungsprojekt mache. Hier sei ein Kraftwerk geplant, und man wolle erfahren, wie die Touristen soetwas aufnehmen wuerden. Jetzt, am spaeten Nachmittag, waren wir die ersten Besucher, die er heute sah ...

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Die Landschaft wurde abwechslungsreicher, mit Kobinationen aus schwarzem Sand, brauner und grauer Asche, gruenen Huegeln sowie weissem Eis und blauem Himmel.

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Wir suchten eine Abkuerzung auf die F210, fanden sie aber nicht. Bis wir den Fehler bemerkten, war es sinniger, dem Hauptweg zu folgen. Das brachte uns ueber eine weite Ebene voller kleiner Rinnsale, die wir ueberqueren mussten, was sehr spassig war. Benni und Ernst hingegen waren hier im Regen gewesen, hatten daher die Wassertiefe nicht abschaetzen koennen. Im Regen sehen alle Pfuetzen gleich aus. Dabei hatte Benni ein tieferes Loch erwischt und beinahe das Mopped geflutet.
Spaeter fand ich dann das andere Ende der Abkuerzung, die nur durch eine Reihe Pfaehle im Abstand mehrerer hundert Meter erkenntlich war. 10 Punkte fuer den, der den 2ten Pfosten auf dem Bild findet.

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Hier befindet sich auch der Maelifell, ein prominentes Postkartenmotiv.

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Ein Stueck weiter hielt ich an, um mir eine Metallstruktur am Wegesrand anzugucken. Eine Metallplakette mit einer Info-Telefonnummer gab die Loesung: Es war ein Radar-Reflektor der ESA:
Envisat-satellite project ID 142
European Space Agency ESA
Radar reflector point M2D


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Dahinter ging es quer ueber ein Lavafeld weiter, welches an eine Fahrwerks-Teststrecke erinnerte.

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Gegen Abend kamen wir zu einer weiteren Furt, von der wir ueber die F261 zur Ringstrasse zurueckzukehren hofften. Sie war breit, mit ruhigem Wasser und relativ festem Untergrund. Es machte richtig Spass, durchs Wasser zu fahren.

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Dann ging ploetzlich meine Oelwarnleuchte an. Das Bordbuch war recht deutlich, und untersagte die Weiterfahrt, mit Motorschaden drohend. Was war passiert? Ich liess den Motor eine Weile pausieren, aber nach kurzer Fahrt erstrahlte die Lampe wieder. Bei einigen Reitern erkundigte ich mich nach einem Hof, wo ich vielleicht jemanden mit einem Haenger finden koennte, um die GS zur Ringstrasse zu bringen. Weit und breit war nichts, auch kein Handyempfang. Um die GS ueber die Berge abzuschleppen, war die 660er Tenere zu schwach. Wir haetten die Kupplung ruiniert.
Fuers Erste musste die GS hierbleiben. Mit Gepaeck und uns beiden 'Leichtgewichten' hatte die kleine Maschine gut zu kaempfen, um uns durch die Nacht zu bringen.

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#21 Ungelesener Beitrag von Pips »

Schwer beladen und mit wenig Gewicht auf der Vorderradachse wurde die Tenere im Schotter deutlich schwerer zu kontrollieren. Trotzdem nahm Maddin die naechste Furt ohne auch nur anzuhalten. Verwirbelungen an der Oberflaeche zeigten an, wo das Wasser flach und passierbar war. Bei der zweiten hielt er dann aber doch an und bat mich, zu sondieren. Sie hatte eine glatte, schwarze Oberflaeche - unmoeglich zu sagen, wie tief das Wasser war. Ich watete ins Wasser, guckte auf meine Fuesse und lachte: Es waren gerade mal die Sohlen nass geworden.
Schliesslich kamen wir zu einigen Haeusern, von denen eines als Herberge ausgewiesen war. Ein junges paar Franzosen, die hier auch zu Gast waren, liessen uns herein. Binnen Minuten waren wir eingeschlafen.
Am naechsten Morgen konnte ich bereits frischen Kaffee riechen. Die Herberge wurde von einer Englaenderin gefuehrt, die ihre Liebe zu Island dahin ausgebaut hatte, hier in den Sommermonaten die Herberge zu leiten. Beim Fruehstueck redeten wir ueber mein Problem und Loesungsideen.

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Am Ende boten mir die Franzosen an, mich mit dem Auto an die Kueste mitzunehmen. Mir fiel auf, dass ihr Mietwagen kein Yaris war - keine Ahnung, wo sie den gefunden hatten.

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Sie setzten mich an einer Tankstelle ab, wo ich nach Hilfe fragen konnte. Der junge Mann holte sein Telefon und begann herum zu telefonieren. Wir bestelleten Hamburger, und noch bevor sie serviert wurden, fuhr ein Merzedes Sprinter vor. Wir erklaerten dem Fahrer unsere Situation, und dass man nicht mit dem Lieferwagen zu den Motorraedern kaeme. Es wurde weiter telefoniert, und obwohl jedermann zu helfen bereit war, mussten doch alle den Tag ueber arbeiten.

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Sein Cousin Haukur hatte aber Zeit und konnte binnen einer halben Stunde bei uns sein. Unser Abschleppwagen puppte sich als Super-Jeep heraus, wie man auf Island die hochgebockten Allradler nennt, die mit extra breiten Niederdruckreifen fuer die Fahrt auf Schnee und Geroell modifiziert sind. Auch einen Schnorchel gab es, und Haukur meinte, er haette einmal in einem Fluss das Wasser bis knapp an der Oberkante der Windschutzscheibe gehabt.

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Sobald wir den Schotter erreichten, hielten wir an, und Haukur drehte an allen Reifen die Ventilkappen ab. Dahinter sass kein Ventil, so dass die Luft schnell entweichen konnte. Trotzdem dauerte es Minuten, bis Haukur mit dem Druck zufrieden war. Die Felgen hatten jede noch einen weiteren Ventilschaft mit richtigem Ventil zum Wiederaufpumpen.

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Fast ohne Luftdruck waren Unebenheiten fast nicht mehr zu spueren. Wir fanden die GS, luden sie auf und fuhren zurueck. Maddin fuhr im Staub hinterher, um das Motorrad im Blick zu halten. Da der Haenger normale Raeder hatte, wurde sie weit mehr durchgeruettelt.

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#22 Ungelesener Beitrag von Pips »

All das dauerte weit laenger als gedacht, und nachdem wir anfangs einen guten Preis ausgehandelt hatten, gab ich unserem Retter doch die Summe, die er urspruenglich verlangt hatte. Es war immer noch sehr guenstig.
Ich hatte jetzt auch endlich Gelegenheit, meinen Mechaniker in Deutschland zu erreichen, um das Problem zu diskutieren. Er bestaetigte, dass die Oelwarnlampe durchaus den Tod des Motors bedeuten konnte. Er meinte aber auch, dass dies normalerweise so schnell passiere, dass man es dann auch schon am Motorlauf hoeren kann. Es konnte genausogut sein, dass nur der Sensor kaputt sei.
Der Motor klang ok, und so fragte ich, was noch vom Sensor betroffen sein. Nichts, antwortete er. Der Sensor schaltete nur das Laempchen. So konnten wir also weiter zum Campingplatz fahren. Die Warnlampe ging mir ziemlich auf den Senkel, so dass ich ueberlegte, sie abzukleben oder den Sensor abzuklemmen.

Gegen Mittag des naechsten Tagess erreichten wir den Seljlandsfoss, wo man auch hinter den Wasserfall kommt. Er ist nach Westen gerichtet und lag daher noch im Schatten, nicht gut fuer Fotos. Also suchten wir uns einen Platz fuer eine Kaffeepause, bis die Sonne richtig stand. Obwohl, wenn es interessiert, der sollte mal nach 'Seljlandsfoss sunset' Fotos googlen ... solange wollten wir nicht warten.

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Etwas weiter auf der Ringstrasse kamen wir dann fast direkt zum naechsten Wasserfall. Der Skogafoss erzeugt sehr viel Dunst, indem sich ein 'Wasserfall-Bogen' bildet. Um den zu sehen, musste man aber natuerlich die Sonne im Ruecken haben, durfte also nicht direkt davor stehen.

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Danach wurde die Ringstrasse relativ abwechslungslos. Zudem wird einem schneller kalt, wenn man nur im Sattel sitzt, ohne sich anstrengen zu muessen. Zum Dank hatten wir dann blauen Himmel und Sonnenschein an der Gletscherlagune am Vatnajoekull.

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on any sunday
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#23 Ungelesener Beitrag von on any sunday »

Immer wieder hübsch, dieses Island. Nur kein guter Ort für Pannen.

Die Spalte hat ein schöneres und längeres Bild verdient. :mrgreen:

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BildIsland für Änfänger 09 Lýsuhóli Kirkjuhvammi-14 by Michael, auf Flickr

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#24 Ungelesener Beitrag von Pips »

Wir ueberlegten, direkt an der Lagune zu zelten, entscheiden uns dann aber, nach Hoefn weiterzufahren. Etwa eine Stunde spaeter hielten wir erstaunt an. Vor uns baute sich wie mit dem Lineal gezogen eine massive Nebelwand auf. Ohne uns abzusprechen griffen wir beide nach waermeren Klamotten: jetzt wuerde es richtig kalt werden.
Normalerweise hasse ich es, durch Nebel zu fahren. Als Brillentraeger muss ich dann damit kaempfen, dass sowohl Visier und Brille je innen und aussen beschlagen. Hier war er sensationell. Es kam das Ende unserer Zeit auf Island, und es schien, als ob die Insel noch einmal alle Kaliber zog, um ihre Schoenheit zu zeigen.

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Kurz vor Mitternacht erreichten wir den Zeltplatz. Trotz der Uhrzeit musste ich noch ein paar Bilder machen bevor ich ins Bett konnte.

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Und dann gab es da noch den Klumpen Getschereis, den ich aus der Lagune gefischt hatte. Mit einem Schuss Single Malt war es ein guter Abschluss fuer den Tag, selbst wenn ich sonst nie Eis in den Whisky geben wuerde.

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Schliesslich ging es zurueck nach Egilstadir, wo wir die letzte Nacht verbrachten. Jetzt, Mitte-August, fanden wir das erste Mal morgens gefrorene Sitzbaenke vor. Zeit nach Hause zu fahren.

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Waehrend in Egilstadir die Sonne schien, lag Seydisfjordur unter einer dichten Wolkendecke. Viele hatten die Nacht vor Abfahrt in der Bucht verbracht, und somit nur truebes Wetter gehabt.

Unsere Route:

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