Planlos auf Island, schon wieder.

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#9 Ungelesener Beitrag von Pips »

Jetzt liefen die Moppeds wieder, und Maddin war zurueck unter den Lebenden. Wir ueberlegten, uns mit Ernst und Benni in Landmannalaugar zu treffen, mussten also wieder auf der 821 nach Sueden durchs Tal und dann die F821 in engen Kehren den Hang hinauf. Leider war es jetzt am nieseln, und der Weg war nass und schluepfrig. Im Hochland mussten wir uns dann auch waermer anziehen, weil jetzt der WindChill-Faktor dazu kam. So freuten wir uns, als uns der Ranger in Laugafell einlud, uns in der Kueche aufzuwaermen. Vor allem gibt es aber in Laugafell eine heisse Quelle. Ich haette den ganzen Tag im warmen Wasser duempeln koennen, Regen oder kein Regen.

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Da wir aber einen Termin hatten, ging es bald weiter. Ueber die F752 ging es zur Sprengisandur. Unterwegs gab es 2 wichtige Furten zu ueberqueren. Die zweite war nicht breit, hatte aber etwas Stroemung. Wir erkundeten das Wasser und diskutierten die Strecke mit einem Jeepfahrer. Als der gut hinueberkam, versuchten wir es. Auf halber Strecke rutschte mir das Vorderrad zur Seite und das Motorrad kippte.

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Maddin war die Kamera zu Boden und lief, mir zu helfen. Dank des Ruessels lief die GS noch froehlich, und bald hatte ich das andere Ufer erreicht. Jetzt war ich ganz nass. Auf der Sprengisandur sollte es dann entscheidene 2 Furten geben, die nicht immer ueberquerbar waren. Uns waren schon Motorradfahrer begnet, die hatten umdrehen muessen.

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Die Stroemung war so stark, dass ich mich im Wasser nicht auf den Beinen halten konnte. Hier wollte ich nicht durch. Wir konnten jetzt entweder die Zelte aufschlagen und auf Niedrigwasser am Morgen hoffen oder umkehren. Ich machte deutlich, dass ich zurueck in die heisse Quelle wollte - auch wenn das bedeutete, dass wir nicht genug Sprit haben wuerden, um es ein zweites Mal zu versuchen. Waehrenddessen beobachteten wir die Ranger bei der Durchquerung, die jetzt vor Sonnenuntergang alle wichtigen Routen abfuhren, um nach dem Rechten zu sehen. Ihr Jeep wurde gut einen Meter von der Stroemung versetzt.

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Am naechsten Morgen ging es zurueck nach Akureyri und dann weiter gen Westen. Benni und Ernst erzaehlten von extrem schlechtem Wetter an der Suedkueste, waehrend die Vorhersage fuer die Westfjorde recht gut war. Wir fuhren abwechselnd durch Sonnenschein und Regen.

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Links unter dem Regenbogen war ein einladender Campingplatz, wo ich auch ein paar Islandponys fand, die wohl in jeden Islandbericht gehoeren.

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Zuletzt geändert von Pips am Samstag 28. März 2020, 20:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#10 Ungelesener Beitrag von Pips »

Auf dem Weg in die Westfjorde machten wir immer wieder Abstecher von der Ringstrasse auf kleinere Nebenstrecken, was deutlich interessanter war. Neben Schotterpisten, gab es hier auch gruene Huegel, Schafe und Pferde.

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Ueber die 68, 59 und 60 kamen wir so bis nach Laugar, wo es einen kleinen, windgeschuetzten Campingplatz gab. Ernst und Benni berichteten am Telefon von Starkwind, bei dem sie sich kaum auf der Strasse halten konnten und die Motorraeder beim Pinkeln festhalten mussten, da sie sonst vom Staender geblasen wurden.

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Bei uns kam am Morgen wieder die Sonne raus. Trotzdem war es so windig, dass es manchmal fast wirkte, als ob sich Maddin auf der Strasse vor mir selbst in Rechstskurven nach Links lehnen musste.

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Die Vogelklippen in Latrabjarg beherbergen eine der groessten Papageientaucher-Kolonien der Welt. Tausende Voegel nisten hier, und die fotogenen Papageientaucher lieben es, dicht an der Abbruchkante zu hocken. Man kann sehr nah an sie herankriechen, und sich quasi einen zum Mittagessen schnappen.

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Fuer uns ging es weiter entlang der Kuestenstrasse. Es wurde langsam spaet, kalt, und die kurvige Strasse schien kein Ende zu nehmen. Manchmal nahm die Strasse eine Abkuerzung uebers Land, und man war direkt in den Wolken. Das machte es nicht besser. Als wir den Campingplatz fanden, wussten wir kaum, wo wir waren.

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#11 Ungelesener Beitrag von Pips »

Am Morgen entdeckten wir, auf einem der nettesten Campingplaetze Islands gelanden zu sein. Es gab weichen Boden, und gerade genug Platz fuer ein paar Zelte. Dazu gab es ein kleines Gebaeude mit Toiletten und Frischwasser. Besonders gefiel mir, dass eine kleine Box mit einem Zettel auf die Ehrlichkeit der Gaeste vertraute, einen kleinen Obulus fuer die Nacht dazulassen. Den Wasserfall gabs gratis dazu.

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Dann fuhren wir weiter entlang derKuestenstrasse. Unterwegs gab es Gelegenheit einzukaufen und die Motorraeder zu waschen. In der Naehe von Reykjanes entdeckte ich eine Tupperdose am Strassenrand. Wir stoppten und fanden eine Sammlung Fernglaeser. Ein Zettel wies auf eine Seehundkolonie hin und lud dazu ein, die Fernglaeser zur Beobachtung zu nutzen. Keine Sicherheit, keine Kamera, nur ein Gaestebuch mit Stift.

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Ich begann, mich nach Tankstellen umzuschauen. Hinten auf der GS hatte ich ein paar Kanister, um mit dem 23 Liter Tank der kleinen Tenere mithalten zu koennen, liess diese aber leer, solange wir in der Zivilisation blieben. Als wir dann nach Reykjanes in die Stadt rollten, fanden wir das Gold am Ende des Regenbogens.

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Jetzt ging es von der Kueste weg, womit wir wieder in die Wolken kamen und es naesser und kaelter wurde. Die Nacht verbrachten wir auf dem Zeltplatz eines kleinen Hotels. Der Parkplatz war voller Mietwagen, fast ausschliesslich Toyota Yaris. Der Barmann auf der Faehre hatte uns erzaehlt, dass er mal fuer eine Vermietung gearbeitet hatte. Viele Leute haetten die Autos ueberschaetzt und entsprechend Probleme und Unfaelle im Hochland gehabt, so dass sie oft die Autos austauschen mussten: "Hatte ich Ihnen nicht ein rotes Auto gegeben?"

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Benni hatte mittlerweile Ernst zurueck zur Faehre begleitet. Wegen des Windes hatten sie fuer die letzten 270km zwei Tage Fahrzeit gebraucht. Er hatte genug vom Wetter, und als wir von Sonnenschein erzaehlten horchte er auf: "Wenn es bei Euch nicht den ganzen Tag regnet, bin ich bis zum Abend da!"
Tatsaechlich begann der Tag fuer uns sonnig.

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Allerdings dauerte es nicht lange, bis wieder Wolken am Horizont erschienen.

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Trotzdem fuhren wir weiter nach Norden, bis wir schliesslich in die Naehe von Krossnes kamen. Hier hatte jemand an einer heissen Quelle ein Schwimmbad erbaut. Man konnte im heissen Wasser schwimmen, und direkt aufs Polarmeer gucken.

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Dann ging es zurueck nach Sueden, denn wir hatten verabredet, uns mit Benni an der Ringstrasse zu treffen.

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Er war mittlererweile 700km gefahren, vor uns angekommen und hatte einen netten Campingplatz ausgemacht. Bonuspunkte gab es dafuer, dass er zudem die Pizzaria ueberredet hatte, den Ofen anzulassen, bis wir da waren. Wir beeilten uns, Bier und Pizza zu bestellen.
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pässefahrer
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#12 Ungelesener Beitrag von pässefahrer »

Island ist super, und deine Fotos auch! DD


Wir waren in 08.2017 dort und hatten 2 Wochen fast nur Sonnenschein. Die Furten hatten wir uns allerdings erspart. Wenn es interessiert:
viewtopic.php?f=38&t=6945" onclick="window.open(this.href);return false;
Gruß Bernd

meine Reiseberichte
Unterwegs mit KTM 890 Adventure R und Yamaha WR 450 F
Ein Urlaub ohne Motorrad ist möglich, aber sinnlos.

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#13 Ungelesener Beitrag von Pips »

Heute schliefen wir aus und liessen wir uns Zeit mit dem Packen, so dass es Mittag wurde, bevor es losging. Route 54 wuerde uns meist durch Flachland zwischen Meer und Bergen bzw. Vulkanen auf eine Halbinsel nach Westen bringen.

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Einige Vulkane konnte man besteigen. Wir fanden einen Weg, der bis nahe an den Fuss eines kleinen Vulkanhuegels fuehrte. Danach kam weicher Vulkanischer Boden, auf dem sich erste Vegetation zeigte. Man konnte auch sehen, dass schon jemand hier gefahren war. Offroad zu fahren ist auf Island strengstens verboten, da Pflanzen extrem langsam wachsen. So kann es Jahre dauern, bis Reifenspuren wieder zuwachsen. Wir gingen zu Fuss.

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Bei einem spaeteren Stopp fanden wir eine Spalte, in die man weit hineingehen konnte. Benni hatte auf dieser Reise zum ersten Mal eine Helmkamera, und lies oft den Helm auf, um zu filmen. Als Ergebnis kam er mit soviel Material zurueck, dass er nie die Zeit fand, es zu sichten ...

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Das Ende der Halbinsel wird von einem grossen Vulkan eingenommen, der Jules Verne Lesern ein Begriff sein sollte. Im Snaefellsjokuell fuehrte Professor Lidenbrock seine Freunde auf dem Weg zum Mittelpunkt der Erde in die Tiefe, um den Spuren Arne Saknussemms zu folgen. Angeblich kann man den Vulkan selbst von Reykjavik noch sehen - wir haben leider vergessen, ihn im Ganzen zu fotographieren.

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Dann folgten wir einem Pfad, der uns durch Lavafelder um den Vulkan herum fuehrte. An vielen Stellen konnte man im Boden Loecher und Tunnel entdecken, in denen frueher die fluessige Lava geflossen war.

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Der Weg wurde technisch Anspruchsvoller. Ich war ein bisschen vorausgefahren, um meine Freunde zu fotographieren, als ich an ein trockenes Flussbett mit grobem Geroell kam. Da ich noch etwas Zeit hatte, bis sie nachkamen, begann ich damit, ein Fahrspur freizuraeumen.
Benni stoppte und guckte sich das Flussbett an:
- "Tja, dann ist hier wohl Ende, gell?"
Es sah nicht ungefaehrlich aus, so antwortete ich:
- "Ach, lass es uns probieren. Du faehrst vor!"
Das machte er dann auch, und ich fuehlte mich etwas schuldig, als ihm am anderen Ende das Hinterrad wegrutschte und er niederging. Maddin erbarmte sich, ihm beim Aufrichten zu helfen, waehrend ich die Dokumentation uebernahm.

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Dummerweise hoerte der Weg dann knapp 100m weiter ganz auf, so dass wir umdrehen mussten. Wir kehrten zu einem Campingplatz zurueck, an dem wir nachmittags vorbeigekommen waren. Hier waren auch diverse Islaaender am campen.

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#14 Ungelesener Beitrag von Pips »

pässefahrer hat geschrieben:Island ist super, und deine Fotos auch! DD
Vielen Dank!
Wir waren in 08.2017 dort und hatten 2 Wochen fast nur Sonnenschein. Die Furten hatten wir uns allerdings erspart. Wenn es interessiert:
viewtopic.php?f=38&t=6945" onclick="window.open(this.href);return false;
Super, werde ich mir bei Gelegenheit in Ruhe anschauen. Auf die Schnelle kommt mir Vieles bekannt vor. Auch bei uns war das Wetter grossteils wirklich ok, und ich habe Island eher sonnig in Erinnerung. Vor allem fiel aber der krasse Wetterunterschied auf, der bei uns damals zwischen Nordwesten und Suedosten herrschte. Wer nach Island faehrt, sollte mit allem rechnen, und das mag ueber das hinausgehen, was man sonst aus Europa kennt.
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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#15 Ungelesener Beitrag von Pips »

Woimmer fuenf oder mehr Haeuser beisammen stehen, gibt es auf Island wahrscheinlich auch ein Schwimmbad. Da es auf dem Campingplatz keine Duschen gab, machten wir uns also auf die Suche nach einem Bad. Das war dann aber leider geschlossen, dafuer fanden wir mehr Ponys.

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Noch mit Jules Verne im Kopf, wollten wir heute unter die Erde. Wenn die heisse Lava einen Hang hinunterlaeuft, brennt sie sich einen Kanal in den Boden. Irgendwann haertet sie oben aus, und dazwischen entsteht ein Hohlraum, in dem die noch fluessige Lave weiter herabfliesst. Am Ende bleibt der Kanal leer. Je nach Topographie kann das sehr lange Tunnel, dicht unter der Oberflaeche geben. (Am Mount St. Helens gibt es begehbare Lavatunnel, die kilometerlang sind. Wer in die Gegend kommt, sollte nach den 'Ape Caves' gucken.) Auch auf dem Fljotstunga Hof nahe Hallmundarhraun gibt es die Vidgelmir Hoehle, eigentlich so ein Lava-Tunnel.

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Nach dem Hoehlenbesuch blieb uns gerade noch Zeit, den Campingplatz bei Husafell zu finden. Der Platz ist fast eine eigene kleine Stadt, mit Supermarkt und Tankstelle. Fuer uns war es sehr seltsam, zwischen duzenden Wohnwagen zu zelten, das kannten wir gar nicht mehr. Dafuer konnten wir hier aber auch Waesche waschen.
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networker
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#16 Ungelesener Beitrag von networker »

Moin Pips,

Danke fürs erzählen - das hat mich sehr fasziniert. Tolle Geschichte lebendig erzählt und klasse Photos DD

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