Fotografieren - nicht knipsen!
Nicht, dass die Bilder deshalb besser als heutige sind, aber sie haben richtig Arbeit gemacht.
Es gab Photoapparate mit eingebautem Belichtungsmesser, aber die Schärfe musste manuell eingestellt werden.
Mit Blende und Zeit, die auch manuell eingestellt wurden, hat man "gespielt".
Es war für mich die Zeit der schwarz/weiß Photographie und da das Wort Photographie das Wort Graphie enthielt, war der graphische Aufbau eines Bildes wichtig.
Man lernte was vo Bildeintritt - Bildaustritt, goldener Schnitt, Bildspannung usw.
(nicht dass ich das konnte, aber ich habe mich bemüht.)
Man musste sich überlegen was man photographieren wollte und wie das Bild aussehen sollte, weil man es ja durch den Entwicklungsprozess erst viel später sah.
Für die Bilder mit dem schwarzen Rand außenrum musste man genau den Ausschnitt wählen, weil man später keinen Ausschnitt wählen konnte.
Wenn der Film fertig war, hat man ihn entwickelt. Im Dunkeln in einer lichtdicht abschließenden Dose und wenn man da einen Fehler gemacht hat, war der ganze Film mit 36 Aufnahmen unrettbar verloren.
Wässern, Trocknen, mit antistatischem Tuch abwischen und in die Dunkelkammer in der nur ein schwaches Rotlich brannte.
Film in den Vergrößerer einlegen und das vergrößerte Negativ betrachten. Da ist alles hell, was später dunkel wird und alles dunkel, was später hell wird.
Den Vergrößerungsrahmen auf die Papiergröße einstellen (also auf die Größe in der man das Papierbild haben wollte).
Ich hatte schon einen Vergrößerungsbelichtungsmesser und maß, wie lange das Bild belichtet werden sollte.
Dazu musste man aber vorher wissen, welche Gradation das Papier hat, das man belichten will.
Das richtig zu machen war ein langwieriger und teurer Lernprozess, weil falsch belichtete Bilder halt nichts wurden.
Rotlichtfilter vor das Objektiv des Vergrößerers klappen, Papier aus dem lichtdichten Karton holen, ablecken um zu schmecken welche Seite die lichtempfindlich ist und in den Rahmen legen.
Dabei aufpassen, dass der Rahmen nicht verrutschte.
Vergrößerer ausschalten, Rotlichfilter wegklappen und Vergrößerer einschalten. Genau die Zeit, die man vorher gemessen hat (etwa zwischen 1 und 10 Sekunden - mit Kommastellen).
Der Vergrößerer war jetzt ja wieder ausgeschalter und man nahm das Papier aus den Rahmen und legte es in den vorher schon zubereiteten Entwickler (20° - 22°).
Da konnte man zusehen, wie ein Bild entsteht. Wenn die Belichtungszeit richtig war, war das Bild nach ca. 3 Minuten ausentwickelt (wenn die Belichtungszeit zu kurz war wurde es zu hell, zu lang: zu dunkel).
Mit einer speziellen Zange holte man das Bild heraus und legte es in das vorher schon zubereitete Stopbad (20° - 22°).
Dort blieb es so ca. ne Minute. Dabei bewegte man die Wanne in der das Stopbad war (das musste man vorher auch mit der Wanne in der der Entwickler war).
Mit ner anderen Zange holte man das Bild aus dem Stopbad und legte es in das vorher vorbereitete Fixierbad (20° - 22°). Dort blieb es so ca. 15 bis 20 Minuten (auch immer wieder die Wanne bewegen) um es schließlich mit wieder ner anderen Zange in eine größere Wanne, die man vorher mit Wasser gefüllt hat (20° - 22°) zum Wässern zu geben.
Wenn dann die Bilder eines Films, die man vergrößert als Papierbilder haben wollte, alle vergrößert waren, legte man die Bilder in ne richtige Badewanne und wässert sie nochmal ordentlich bei 20° - 22°.
Wenn sie genug gewässert waren, nahm man sie einzeln aus der Wanne, legte sie auf eine spiegelglatte Fläche und entfernte mit einer Rolle soviel Wasser wie möglich um sie dann mit einer Wäscheklammer an eine Wäscheleine zum Trocknen aufzuhängen.
Der Vergrößerer wurde abgedeckt (Staubschutz) die noch brauchbaren Chemikalien in licht- und ziemlich luftdichte Dosen gefüllt - für's nächst Mal.
Dann war's meisten zwischen 3:00 und 4:00 Uhr morgends und man ging ins Bett.
Am nächsten Tag konnte man sich die getrockneten Bilder anschauen.
So, jetzt wisst ihr wie schön wir es heutzutage haben.
Nun ein paar Bilder von damals.
Einfach so

mein damalige Traumauto (wär's heute noch)

Ein heutzutage recht seltener Gamsbart

München

Venedig




Paris



New York
. Im Central Park. Da kam es mir vor allem darauf an, dass sich das Licht vom Boden in der Decke widerspiegelt

Das Guggenheim Museum

Wasserspiegelungen im nen Cetral-Park-See

Das erste Hochhaus in New York, das Flatiron Building


Skulptur zu Ehren der Subway


Brooklyn-Bridge mit dem World-Trade-Center im Hintergrund.

Das ist natürlich nur ne klitzekleine Auswahl.
Vor einigen Jahren habe ich all meine Negative (waren ca. 80.000) entsorgt, aber gut 100 Bilder hab ich mir aufgehoben.
Ich habe vor, demnächst noch ne kleine Serie mit Portraitaufnahmen einzustellen.
Wenn euch so ein Rückblick gefällt ... mach ich weiter - solange die Krise anhält.
Vielleicht bringt euch der Tread dazu
1. ein wenig an die eigene Vergangenheit zu denken nach dem Motte: Weißt Du noch .... damals...
2. euch ein wenig zu freuen, wie einfach es heute ist zu fotografieren - mir reicht mittlerweile das Knipsen.
Max