Montag, 28.09.2020
Es ist erstaunlich, welcher Verkehr selbst im vermeidlich entlegensten Bergdorf an einem Montagmorgen einsetzt. Aber verständlich, denn irgendwo müssen die Leute ja arbeiten und im Ort selbst gibt es augenscheinlich, außer ein paar Handwerkern und dem Albergo, nicht viel zu tun.
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Bernd und Christian, die beiden wollen südöstlich zum Mittelmeer, während Bernd und Christian dem Apennin nach Nordwesten folgen wollen.
Von unterwegs gibt es nicht allzu viele Bilder. Denn erstens sind wir zum Fahren hier und zweitens bieten sich angesichts der geringen Höhe und der dichten Wälder wenig ablichtenswerte Ausblicke. Nur die obligatorischen „Passbilder“ sollen helfen die Tour in entsprechender Erinnerung zu behalten.
Erster Pass des Tages ist der Passo del Lagastrello, an den sich ein Stausee anschließt.
Wir kreuzen erneut die Grenzen zwischen der Region Toskana und der Emilia-Romagna. Bei Rigoso biegen wir westlich auf die SP665 und sind im Nationalpark „Apennino Tosco-Emiliano“. Hier weisen unsere Karten eine Naturstraße über den Passo della Colla aus. Die Gegend nennt sich auch „Land der 100 Seen“. OK, die erschließen sich vermutlich nur dem Wanderer.
In der Hochsaison muss man eine Art Eintrittsgeld oder Maut entrichten, aber für uns stehen schon alle Schranken offen bzw. kein Kassierer mehr bereit.
Über die weiteren Verlauf recht holprige Erdstraße erreichen wir den See von Lagoni und legen eine kurze Rast ein. Ein landschaftliches Idyll.
Im Sommer ist hier sicher mehr Betrieb.
In der hübschen Kleinstadt Corniglio finden wir ein ansprechendes und vor allem geöffnetes Café mit Sonnenplätzen und bestellen unser übliches Herrentour-Gedeck aus Cappuccino und Lemon Soda.
Corniglio bietet auch den Kulturfreunden ein ansehnliches kleines Schlösschen:
http://cooperativa100laghi.it/ostello-c ... corniglio/
Kurz außerhalb des Ortes erweckt eine große Ruine unser Interesse. Beim näheren Hinsehen entdecken wir den Grund für diesen „Lost Place“: die Pfeiler im Erdgeschoss haben sich beträchtlich geneigt, da hat wohl der Architekt die Bewegungen der Erde nicht ausreichend berücksichtigt.
Die tektonische Aktivität hat man auch auf fast jeder Straße vor den Rädern, abgesehen von den Staatsstraßen gilt es aufmerksam zu fahren um nicht von teils recht großen Verwerfungen im Belag aus der Bahn geworfen zu werden.
Über den Passo del Cirone wechseln wir erneut von der Emilia in die Toskana.
Eine weitere nicht staubfrei gemachte Straße zwischen Versola und Serravalle wird unter die Speichenräder genommen, diese entpuppt sich aber als holpriger Almfahrweg ohne nennenswerte Aussichten oder Höhepunkte. Kann man sich also beim nächsten Mal sparen.
Bei Pontremoli nehmen wir die
Strada statale 62 della Cisa nach Norden. Ich mag diese mehr oder weniger vergessenen, bzw. durch parallelen Autobahnbau vom Durchgangsverkehr befreiten Straßen.
Über den Passo della Cisa verläuft mit dem „
Frankenweg“ auch eine alte Pilgerroute nach Rom.
Die historischen Straßenwärter-Posten wirken vernachlässigt und bieten gerade deshalb romantische Motive.
Vom Passo della Cisa fahren wir östlich des Baganza über die SP15 und SP39 nach Fornovo am Taro und wieder zurück über die S.S. 62 nach Berceto. Hier suchen wir nach einer geeigneten Unterkunft und entdecken das gut bewertete
Hotel Bersè im Tal des Taro.
Diesmal sind wir schon gegen 16:30 am Ziel und stehen vor einem gepflegten, aber verschlossenem Anwesen. Aber eine Angestellte ist schon auf dem Weg und zeigt uns unser Zimmer.
Vorher bekommen wir noch neue Einweg-Mund-Nasen-Bedeckungen ausgehändigt, hier reichen die Halstücher nicht.
Auf unsere vorsorgliche Frage nach der Öffnung des Restaurants werden wir auf Italienisch mit: „Natürlich, ab 19:30“ beruhigt.
Im ansonsten leeren Anwesen trinken wir noch je ein Stiefelbier auf der Terrasse und ziehen uns anschließend aufs Zimmer zurück. Um halb Acht gehen wir hinunter und tatsächlich brennt Licht, der Inhaber sitzt schon mit Frau und Kind beim Essen im Restaurant. Zuerst wird kontaktlos nach Fieber gemessen (auch Vorschrift!), dann gehen wir kurz die kulinarischen Möglichkeiten durch und erhalten schließlich exklusiv ein 3-Gänge Menü und passende Getränke.
Gut gesättigt fallen wir gegen 22 Uhr in die bequemen Betten und schlummern dem nächsten Tag entgegen.
Die Route des Tages - und ja, da hätte man zwischendurch auch abkürzen können

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Fortsetzung folgt
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