Die erste Aussicht auf Island war spektakulaer. Trotz des blauen Himmels holte ich mein Thermofutter heraus, denn oberhalb der Bucht war Schnee zu sehen. Wir waren schnell von der Faehre, steckten dann aber lange in der Schlange vorm Zoll fest. Mir wurde warm. Als wir dann endlich selber dran kamen, hatten die Zoellner mehr Interesse daran, uns Reisetipps zu geben, als unser Gepaeck zu durchsuchen.
Dann ging es aus dem Hafen in Richtung Egelstadir, wo wieder alle Motorradfahrer da waren. Ich sprang vom Bock und riss mir die warmen Klamotten vom Leib - hier war T-Shirt Wetter! Im Supermarkt machten wir dann erste Bekanntschaft mit islaendischen Preisen, und in der Touristeninformation nebenan konnte ich mir eine gute Karte (Kortabok Road Atlas) kaufen.
Es gab auch eine Tankstelle mit Imbis. Waehrend wir dort unsere Hamburger genossen, rollte eine einsame Transalp mit deutschem Kennzeichen auf uns zu. Als haette er seit Monaten keine Zivilization mehr gesehen, konnte der Fahrer nicht zu reden aufhoeren und erzaehlte uns Geschichten von kaputter Ausruestung, Schweissreparaturen und ersoffenen Motorraedern. Er prophezeite, dass unsere Motorraeder viel zu schwer sein wuerden, und meine GS wegen ihres Gewichts schlichtweg dem Untergang geweiht war, wenn wir ins Hochland fahren wuerden. Cool, ab gehts!
Aber vorher montierte Ernst noch einen Entlueftungsschlauch an seinen Kardan, wie er es an meiner GS gesehen hatte. Angesichts einiger Berichte hatte ich mir nicht nur hier einen Schlauch gelegt, auch mein Luftfilterkasten hatte einen Ruessel bis unter den Schnabel ...

(Foto: Benni)
Wir rekrutierten Benni und verabschiedeten uns von den anderen Bikern.

(Foto: Maddin)
Es war schon 2 Uhr nachmittags als wir endlich los kamen und Route 931 entlang dem Lagarfjot folgten. Nach wenigen Kilometern hoerte der Asphalt auf - wir wuerden ihn eine ganze Weile nicht wiedersehen. Vom See weg ging es auf der F910.
Bald kamen wir an unsere erste Flussquerung. Wir hielten an, wateten durchs Wasser und berieten uns. Sollte man vorher abladen? Es war nicht viel Wasser, und so fuhren wir einfach los.
Dann kam der naechste Fluss und machte uns klar, wie laecherlich das erste Rinnsal gewesen war. Ich hatte Watstiefel dabei, und wir verbrachten eine Weile, die sinnvollste Route durchs Wasser zu finden. Dabei flogen uns tausende Midgets um die Kopfe, die zwar nicht stachen, aber in jede noch so kleine Koerperoeffnung krabbeln wollten.

(Foto: Benni)
Nicht viel weiter sollte dann die Tankstelle Adabol kommen. Es stellte sich als ein Bauernhof heraus, der allerdings auch Sprit verkaufte. Nach einigem Suchen fanden wir eine Kassiererin in einem Kellerraum ...
Um zu Jens Koordinaten zu kommen, verliessen wir die F910 und folgten einem Weg in die Berge, wo die Vegetation mehr und mehr zurueckging. Dann oeffnete sich vor uns ein gruenes Tal mit einem kleinen Bach in der Mitte. Am Ende sah man ein paar Farbflecke, die Zelte unserer Freunde von der Faehre. Diese gruene Oase hatte nicht nur frisches Wasser, sondern auch einen heissen Bach, der sich ueber eine Felskante stuerzte. Ernst, der sein Oel-Thermometer ins Wasser hielt, berichtete von 48C. Unter der Felskante hatte man das Wasser in kleinen Becken gestaut, so dass man hier nicht nur unter einem Wasserfall heiss duschen konnte, sondern auch nach Bedarf unterschiedlich warmes Wasser hatte. Wieviel besser kann ein erster Urlaubstag enden, als mit einer Dose Bier und einem heissen Wasserfall in einem Hotpool?
Leider konnten wir nicht ewig im Wasser sitzen, denn es wurde Zeit, uns zum Essen umzuziehen ... Auch hier gab es wieder Midgets zu hauf.

(Foto: Maddin)

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