Schwarzwaldreise, Tag 4, 11.06.2016
Kurvenjunkeytour
Hier die Kurzfassung:

Hammerge*l!!!
Aber von vorn:
Heute ist der große Tag, dafür bin ich fast 850 km angereist! Die Wettervorhersage verspricht leider von allem etwas, hmm. Gretchenfrage, was soll ich bloß anziehen? Moppedfahrer kennen das. Frieren will keiner, schwitzen aber auch nicht. Regenkombi ist doof. Was, wenn doch nur die Sonne scheint? Und vernünftig pinkeln kann man in den Dingern auch nicht. Aber wenn man sie nicht dabei hat, regnet`s bestimmt.
Fragen über Fragen.
Ich ziehe die Membranen wieder in Jacke und Hose, damit sollen die klamottenherstellerangeblich dicht sein. Wenn ich`s nie riskiere, werde ich es auch nicht rausfinden. Unter die Jacke kommt wieder nur das dünne Funktions-T-Shirt von gestern. Gibt ja Deo, ist dann fast wie neu.
Die Regenkombi nehme ich einfach auf dem Sozius mit. Nicht umsonst hab ich die ganze Zeit die blaue Extratasche dabei. Da sind die Plastikpelle und Werkzeug drin. Beides noch nicht gebraucht, so soll es bleiben. Finde ich.
Frühstück gibt es in der DJH Baden-Baden bereits ab halb acht. Heute bin ich der erste Gast, denn ich will keinesfalls zu spät zum Treffpunkt kommen. SiRoBo hat im XJ-Forum `ne klare Ansage gemacht: „Start ist um neun beim Ochsen in Forbach. Mit vollem Tank und leerer Blase.“
Es ist kurz nach acht, als ich zur Tankstelle im Nachbardorf des Ochsen aufbreche. Deren Öffnungszeiten hatte ich bei Reiseplanung bereits im www recherchiert. Das Navi führt mich eine geniale Kurvenstrecke zur Roten Lache hoch, dann geht`s wieder ab ins Tal. Die Straßen sind zwar nass, aber die Strecke ist einfach klasse!
Am Treffpunkt ist großes Hallo und Vorstellen mit Real- und Nicknamen. Aha, so sehen die also aus!
Zwei Gruppen starten um kurz nach neun; eine Hasen- und eine Igelgruppe. Oder die Flotten und die Blümchenpflücker. War so abgemacht und ich bin froh drüber. Als bekennender Flachlandwanderer will ich den Profis nicht als Bremsanker zur Last fallen. Die Flotten fahren mit SiRoBo auf seiner Triumph Speed Triple, die Blümchenpflücker hängen sich Hammer`s Luzifers XJ 650 Turbo. So`n Ding sehe ich heute zum ersten Mal, ist ein heißes Gerät im polarisierenden Design früherer Jahre. Ganz im Gegensatz zur Triple, die mit ihrem Doppelscheinwerfer optisch unweigerlich an
Nummer fünf lebt erinnert (aber besser klingt!).
Nach Überquerung einer imposanten Holzbrücke geht`s zunächst noch mal hoch zur Roten Lache. Wow, ich hab nicht gewusst, dass man da so fix raufdüsen kann! Ich habe mich voller Absicht zum letzten Mann der Gruppe bestimmt. Die Position des Letzten fordert wegen des Ziehharmonikaeffektes im Konvoi einerseits erhöhte Brems- und Beschleunigungsbereitschaft. Andererseits muss ich mich auf keinen Hintermann konzentrieren und darf sicher sein, dass die anderen im Zweifel auf mich warten, wenn ich nicht hinterherkomme. Eine gute Entscheidung, die mir richtig Spaß macht. Die anderen bei der Linienwahl im Blick haben, Kurven im eigenen Tempo ausprobieren und auf den kurzen Geraden notfalls mit Drehzahl aufschießen und es krachen lassen. Alles macht heute richtig Laune und ich grinse unter dem Helm im Kreis!
Apropos Drehzahl, meine kleine 600`er Diva
will in den Bergen gedreht werden! Richtig Spaß gibt`s hier erst ab 4000 U/min bis rauf zum roten Bereich. Das lerne ich ziemlich schnell, denn sonst komme ich auf den Steigungen weder hoch noch habe ich in den Kurven die Möglichkeit, mit dem Stützgas zu spielen, wie es Bernt Spiegel in seinem Buch „Die obere Hälfte des Motorrades“ treffend beschreibt.
Der Spiegel schreibt übrigens noch was Wichtiges: Im Zweifel (also in verschätzten Kurven): Legen, legen, legen! Die Motorräder lassen viel mehr Schräglage zu, als es der Mensch intuitiv wagen würde. Eine Falle, in die ich kurz vor dem Mittagstreff zweimal volle Kanne reinrassele. Da, wo ich herkomme, gibt es keine Hundekurven! Das sind Kurven, die sich im Verlauf weiter
zusammenziehen. Wer das nicht kennt und nicht legt, düst flugs in die Gegenfahrbahn. Okay, weiß ich jetzt und habe Glück, dass niemand von vorne kommt. Beim zweiten Aufschrecker bin ich einfach pausenfällig, habe Hunger und über den Tag zu wenig getrunken. Ich kriege die Kurve aber noch vor dem Kiesbett und bin schlagartig wieder wach… Zum Glück gibt es kurz darauf eine längere Mittagspause mit einem ordentlichen Mittagessen am Landwassereck!
So genug Text für`s Erste, jetzt kommen Bilder!
Wer soll sich da noch zurecht finden? / Motorrad + Fön = fröhlicher Fahrer!
Guide der Blümchenpflücker mit seiner XJ 650 Turbo
XJ 750 Seca
XJ 600
Honda CB(F?) 1000
XJ 900
XJ 600
XJ 600 S Diversion
Auf dem Kandel auf 1204m treffen sich erstmals beide Gruppen. Der Schwarzwald ist eine herrliche Gegend, für die heute verständlicherweise wenig Fotozeit bleibt. Fahren ist angesagt!
getunte XJ 600 S Diversion
Triumph Tiger XCx
böse böse böse
Kawasaki ER-5
his Masters Bike: Triumph Speed Triple
So gern ich meist alleine fahre, ist der heutige Tag ein Riesenerlebnis für mich! Die Leute aus dem XJ-Forum endlich mal live zu erleben, ist eine Freude. Was ich von der Gegend zu sehen bekomme, schreit förmlich nach einer Wiederkehr mit endlosen Fotostopps. Und was ich an Fahrerlebnis und –erfahrung dazubekomme, ist kaum zu beschreiben. Ich habe nicht gedacht, was mit meiner kleinen Maschine alles möglich ist (und da geht noch viel mehr und vor allem sicherer, aber dafür brauche ich Schulung und keine Selbstversuche). Drehzahl, Kurven, Haftung, auch im Nassen. Immer mehr wachsen meine Diva und ich zusammen.
Und damit komme ich langsam zum heutigen Finale, denn das dicke Ende kommt zum Schluss. Auf den letzten Kilometern erwischt uns ein Gewitter vom Feinsten. Blitze zucken und es donnert unmittelbar danach, dazu regnet es wie aus Kübeln. Ich habe wirklich noch nie erlebt, dass Wasser schneller bergab fließt als ich selber fahre. Das Wasser läuft auch auf die Innenseite des Visiers und verdirbt die Sicht vollends, die Handschuhe sind im Nu klatschnass und fühlen sich an wie kalte Schwämme. Aber meine Innenmembranen in Jacke und Hose, die halten tatsächlich dicht! …bis auf die Stelle genau im Schritt. Uh, ist kurz! Äh, kalt!
Zurück am Ochsen hat der Regen zwar endlich nachgelassen, aber es gibt es noch einen Schreck. Aus der Honda läuft wie blöd das Wasser! Kühlwasser? Der Kerl muss damit noch irgendwie nach Hamburg kommen. Nach ausgiebiger Begutachtung kommen wir zum beruhigenden Schluss, dass hier offenbar nur Regenwasser aus den feinen Rippen des Ölkühlers über einen Schlauch abtropft, denn zum Glück ist irgendwann Ruhe. Uff!
Leider kommen die „Flotten“ irgendwie nicht zurück, mir ist kalt und die Hände werden steif. Und so machen wir uns dann zu zweit und schweren Herzens mit leider nur einem halbem Abschied auf den Weg in Richtung Baden-Baden. Es fängt auch wieder an zu tröpfeln, als diesmal ich als Guide und zum dritten Mal an diesem Tag die tollen Kurven zur Roten Lache erfahren darf!
Mein Mitfahrer fährt ab Baden-Baden noch weiter gen Heimat, als ich um viertel vor neun meine treue tapfere Diva tropfnass wieder unter das Dach der Jugendherberge schiebe. Rund 380 km lang haben wir beiden heute alles gegeben. Haben geschrien und gelacht, uns erschreckt und kurz durchgeschüttelt, um uns dann wieder voller Lust und Lebensfreude in die Kurven zu werfen.
Ein Wahnsinnstag! Und, falls Ihr das hier lest:
Ein fettes Dankeschön an SiRoBo für Streckenplanung, Organisation und Guiding. War es übrigens
geplant, dass die Blümchenpflücker ausgerechnet in
Unterwasser einen ordentlichen Schauer auf die Mützen bekamen? Auch ein fettes Dankeschön an Hammer`s Luzifer für seine Geduld und Führung der Blümchenpflückertruppe. Und danke auch an die Jungs, die mich als ihren Letzten immer zuverlässig im Blick behalten und mitgenommen haben!
Ach, noch was… wenn Ihr mal ungestört
geradeaus fahren wollt: Herzlich willkommen im Norden!
Tagesetappe / Fahrt bisher
Streckendetails