Tag 4 – Crna Gora wir kommen
06:30 Uhr morgens: Blick aus dem, Fenster! Das Wetter war herrlich, nur in meinen Kopf ging eine etwas steifere Brise. 2 Stunden später, nach einem deftigen Frühstücksjauserl, mit reichlich Kaffee und Wasser ging es los. Von allen noch verabschiedet, auch von den 2 Holländern – ohne jedoch eine Antwort zu bekommen. Obwohl, einer von den beiden konnte nicken.
Die Wirtin hatte uns am Vorabend noch mitgeteilt, dass sich die 20 Km der
M18 nach MNE in einem sehr schlechten Zustand befinden und auf Grund der Regenfälle der Wochen davor, auch noch tlw. da und dort abgerutscht und an diesen Stellen kaum Asphalt (wenn dann incl. Schlaglöchern) vorhanden ist. Mit der Etappe bis zur Grenze hatte die Gastgeberin der letzten Nacht nicht übertrieben. Wir brauchten für dieses kurze Stück fast eine Stunde und die Straße hat die Bezeichnung „
M“ in keinster Weise verdient (obwohl da und dort es so aussieht, dass an der Straße gearbeitet wird). Auch kam bei diesem Stück mir der Gedanke, ob ich mir mein nächstes Wunschmoped (eine KTM) nicht doch schon früher kaufen sollte

.
Aber alles hat sein Ende und so erreichten wir zuerst den
Grenzposten BIH und nach einer Holzbelagsbrücke seinen Kollegen aus Montenegro. Der hatte seinen Stressfreien Tag.
Ein kleines Beispiel gefällig: Er nahm meinen Pass und legte ihn bei sich mal ab. Dann ging er weg und kam nach ca. 5 min mit einem Kaffee wieder. Nun gab er die Daten in seinem Computer ein und forderte auch die KFZ-Papiere ein, wobei er plötzlich aufstand und nach einer Weile mit einer Serviette wiederkam. Er hatte scheinbar festgestellt, dass sich auf der Untertasse ein kleiner Kaffeefleck befand und der musste weg. Jetzt kam ich erst wirklich dran. Nach einigen Fragen stand er wieder auf, ging plötzlich raus zur gegenüberliegenden Straßenseite und plauderte mit seinem Kollegen, der gerade einen Reisebus abfertigte. Um nicht noch weiter auszuschweifen: Alle 5 Mädels brauchten in Summe eine gute halbe Stunde, obwohl nichts los war.
Doch meine mittlerweile etwas schlechte Laune war nach den ersten Kilometern Richtung
Pluzine, entlang am Stausee
Pivsko Jezero sofort verschwunden und ich juchzte nur mehr in meinem Helm hinein. So schön war die Landschaft hier. Super Kurven (aufgepasst wegen kleinerer Gesteinsbrocken), viele Tunnels (romantisch unbeleuchtet) und das bei grandiosem Wetter.
Nach weiteren gut 20 Km die Auffahrt zur nächsten Top Destination, den
Durmitor Nationalpark, seines Zeichens UNESCO-Weltnaturerbe. Schon in vielen Foren erwähnt, mit zahlreichen Fotos gespickt und selbst schon im „Street View“ auf Google abgefahren, freute ich mich schon riesig darauf. Also links abbiegen in den ersten – natürlich wieder romantischen – Tunnel, gewürzt mit einer Kurve im Tunnel, immer himmelwärts. Anfangs noch nicht mit so gutem Straßenbelag, wurde dieser jedoch immer besser, je höher man kam. Nach kurzer Trinkpause und Kaffeetratsch ging es weiter zum Durmitormassiv bis zum
Sedlo(pass) auf 1.907m ü.d.M. Und immer wieder eine SUUUUPER Aussicht

Am Pass selbst Verweilen war leider nicht wirklich „hot“. Ein viel zu starker und kalter Wind wehte. Also schnell ein paar Fotos und weiter über
Žabljak zu der in Europa größten Stahlbeton-Bogenbrücken, der
Tara-Brücke.
Die Brücke selbst ist für mich von der technischen Seite her faszinierend, die Straße der Schlucht entlang bis
Mojkovac war meiner Meinung nach aber nicht Aufsehen erregend. Man sah die
Tara kaum, oder nur schlecht. Man sieht von der grandios tiefen Schlucht kaum etwas. Aber gehört halt einfach in MNE dazu und es wäre trotzdem Schade, sie nicht zu fahren. Ein Blick auf meine Tankuhr machte mich schon im
Durmitor-NP etwas nervös

, da wir (außer in
Foca) seit unserem gestrigen Stopp, kurz nach
Sarajevo, keine einzige Tankstelle mehr (bewusst) sahen. In
Mojkovac wurden wir fündig. Mussten jedoch dazu etwas nordwärts fahren und danach wieder Richtung Süden umdrehen.
Weiter auf der gut ausgebauten
E65 nach
Kolašin, wo mir kurz darauf das Navi nach „links“ über die
M9, statt wie ursprünglich geplant, über den
Crvine-Pass mit seinen 1.069m und weiter Richtung
Podgorica anzeigte. Ich bekam das leider etwas zu spät mit, da ja die
M9 anfangs sehr gut (sogar mit beleuchtetem Tunnel – wie unromantisch) ausgebaut war. Dies hat sich aber nach dem abbiegen in
Mateševo nach rechts, auf die
P19 schlagartig geändert

. Zwar landschaftlich - je höher man kommt - immer schöner und absolut empfehlenswert, jedoch am besten für Offroader und eher „anstrengend“ für Straßenräder. Es ging nun auf der Parallelstraße zur
E65 Richtung
Podgorica gut 90 min. so dahin. Wir machten das Beste draus und nutzten die abwechslungsreiche Fahrt zu ein paar Fotostopps und auch die Straße wurde ab der Sattelhöhe vor
Veruša immer besser.
Die letzten Kilometer vor der Hauptstadt von Crna Gora cruisten wir wieder auf der mittlerweile überbreiten
E65 bis zur Abzweigung nach
Cetinje, wo wir den Serpentinen Richtung
Lovcen-NP folgten und uns in dem kleinen Bergdorf
Cekanje einen Cappuccino samt Wasser gönnten.
Kurz darauf war es so weit. Der Blick, auf den ich schon seit einem halben Jahr so sehnsüchtig warte. Bei
Njeguši, nach einer unübersichtlichen Kurve, sah man ihn: der Fjord, oder die Bucht von
Kotor mit seinen täglichen Kreuzfahrtschiffen! Kein Foto das ich bisher von
Kotor sah – und Mann/ Frau glaube mir, ich habe vor der Reise viele gesehen – kommt den persönlichen Blick nur annähernd Nahe

. Wir alle stoppten und staunten nur mehr. Etwas schade war, dass für Fotos das Licht am späten Nachmittag nicht besonders gut war und diese zu Hause einfach nur der Erinnerung dienen. Das wahre Bild bleibt im Kopf. Nachdem wir uns wieder „gefangen“ haben, ging es die unzähligen Serpentinen auf kürzester Distanz auf die Stadt zu. Ich staune immer wieder, über so manche Baukunst.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit (oder waren es die heranziehenden Gewitterwolken) die die Sonne bedeckten, kamen wir in
Dobrota (ein Vorort von Kotor) im kleinen aber feinen Hotel Babilon, nur durch eine schmale und kaum befahrene Uferpromenade vom Meer getrennt, an. Wie Immer wenn wir am Meer sind, das Zimmer mit Meerblick - Mann gönnt sich ja sonst nichts

.
Aus dem Gewitter wurde nun doch nichts und so machten wir uns nach dem traditionellen Ankunftsbier und anschließender Körperkosmetik - noch vor dem Essen - auf einen kleinen Abendspaziergang.
An diesem Abend wurde im Hotel zwecks Fotoshooting gerade fein aufgetischt, und Tablets mit noch rohen Meeresfrüchten fotografiert. Wir genossen noch ein vorzügliches Abendmahl, mit Speisen aus dem Meer. In meinem Fall waren es cozze al vino bianco

. Mir viel mit der Zeit auf, dass der Fotograf nach einiger Zeit gelangweilt an einem Tisch saß und auf etwas wartete. Nur was? Nach geraumer Zeit schoss es mir. Der wartet auf unseren Tisch, damit er ihn auch fein decken lassen konnte und den ganzen Gastgarten auf das Bild bekommt. Hatte er nicht gewusst, dass wir in unserem früheren Leben Mannequins waren? Nein eher nicht und so verließen wir auf einen Abendkaffee den schönen Gastgarten und gingen ins Haus. Nun war auch der Fotograf zufrieden und konnte bald nach Hause, oder sonst wo hin.
Rückblick:
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass mein liebstes Wort nicht Tornate, sondern Tornati lautet? Ein wesentlicher Eckpfeiler meiner Reiseplanungen. Von all den schönen Tagen bisher, war es der bisher beste Tag mit den meisten Eindrücken und auch wieder mit tollen Leuten, die wir unterwegs kennen lernen durften.