„Papa, fahren wir mal wieder Motorrad?“, 17.07.2016
Es ist Sonntagmorgen gegen halb zehn, als unsere Tochter (9 J.) mich zum gemeinsamen Ausritt auffordert.
„Okay, Süße, dann spring in die Klamotten!“
In den stamtakis-Kindersitz für Motorräder passt sie schon eine ganze Weile nicht mehr hinein, also darf sie frei auf dem Soziussitz Platz nehmen. Für das TopCase, das ich unlängst kaufen wollte, um ihr eine Rückenlehne (und mir ein bisschen Beruhigung) zu gönnen, konnte der Händler leider keinen Schlüssel finden und musste er erst ein neues bestellen. Heute also ohne.
Immerhin habe ich einen Nierengurt mit Griffschlaufen, den ich über der Jacke trage, damit sie sich richtig festhalten kann.
Wir kurveln zunächst über Land in Richtung Bikertreff am Plöner See. Die Strecke kenne ich fast im Schlaf und kann mich voll auf meine kleine Sozia konzentrieren.
Unterwegs kommen wir an der Motocrossanlage Tensfeld vorbei, wo aktuell ein großes Rennwochenende stattfindet. Wir stoppen kurz vor dem Kartenhäuschen und staunen eine Weile über das Können der Fahrer.
„Papa, guck mal, wie weit der gesprungen ist!“
Am Plöner See ist wenig los, nur drei weitere Motorräder stehen am Kiosk.
Die Damen hinter dem Tresen ziehen lange Gesichter. Es ist kein guter Sommer diesmal und die Saison ist kurz genug…
Aber natürlich bekommen wir eine Portion Pommes mit Mayo.
Sozia hat selbstverständlich Hunger.
Zumindest am Anfang, dann dürfen die Enten auch noch ein bisschen naschen.
Unsere nächste Etappe führt uns Richtung Ratzeburg und nach knapp einer halben Stunde fühle ich immer wieder einen kleinen Körper gegen meinen Rücken lehnen. Mist, Sozia wird müde!
Also nichts wie rechts ran und den Feldweg auf- und abgerannt.
„Ich glaub, wir kürzen ab und fahren mal in Richtung Heimat.“
„Neein, ich will noch ein Eis!“
„Bist Du sicher, dass Du das noch schaffst?"
„Ja, ich bin wieder wach!“
Okay, bis Ratzeburg ist es tatsächlich kürzer, als jetzt schon den direkten Heimweg anzutreten.
Und tatsächlich, schon wenig später erreichen wir die Eisdiele an der Schlosswiese, wo schon eine lange Schlange verkündet, dass es hier leckeres Eis gibt.
Fräulein darf bestellen, sogar noch eine Extrakugel in der Waffel muss nachgeordert werden.
Ist okay so.
Dann ab auf die Bundesstraße Richtung Bad Oldesloe, die mit ihren weiten Kurven und der tollen Sicht einfach immer wieder Spaß macht.
Ich höre Sozia unter ihrem Helm juchzen und singen. Bei Beschleunigungen lässt sie sich an den Griffen nach hinten hängen und die Arme lang ziehen. Mich irritiert es immer, wenn ich plötzlich weniger Körperkontakt spüre oder plötzlich neben meinem Bein ein Stiefel herumwackelt.
Aber wir fahren ja heute nicht zum ersten Mal miteinander und werden ein immer eingespielteres Team.
Nach gut 210 km erreichen wir wieder unseren sicheren Heimathafen.
Sozia stürmt samt Helm auf den Kopf ins Haus, um die Katzen zu begrüßen. Die weichen erstmal erschreckt zurück. Aber dann überwiegt die Neugier und Klein-Frauchen wird begeistert beklettert und erkundet.
War wieder mal ein schöner Tag heute.
Aber nächstes Mal werden wir sicher erstmal wieder kürzere Touren unterwegs sein.

die graue Linie zeichnet unseren Tagesausritt