Erste erfahrungen CRF 250 Rally

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Kaputnik
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Registriert: Freitag 24. März 2017, 10:20

Erste erfahrungen CRF 250 Rally

#1 Ungelesener Beitrag von Kaputnik »

Nachdem die ersten 1000km mit meiner neuen schon runter sind (mittlerweile schon etwa 1500), mal ein kleiner erst-bericht und meine erst-eindrücke zur Honda CRF 250 Rally.

Alle Vergleiche und Eindrücke werden gemessen an meinen vorherigen bikes, einer Honda Transalp BJ 1996 auf der ich gut 30.000 km gefahren habe, sowie einem Honda XL600R/LM hybriden BJ 1984~1985 die ich 10.000 km bewegen durfte.

Meine bisherigen einsatzgebiete:
Wiener innenstadt + Höhenstraße (arbeitsweg), Autobahn, Bundesstraßen, Serpentinen, Gebirge. Alles was befestigt ist und paar meter Schotter. Noch kein Offroad. Primär warmes sonniges Wetter, hatte aber auch schon ordentliche Regenetappen.

Längste Tagesfahrt bisher:
7 Stunden am stück überland, davon eine auf der Autobahn mit gut gefülltem Rucksack.

Gepäck (exklusive 95kg Fahrer - ohne kleidung):
Von nichts bis 15kg Katzenstreu alles dabei.

So, nun zu den eigendlichen eindrücken:

Technisch:

Was soll man sagen? Honda hald. Verarbeitung is prinzipiell sehr gut, da gibts nicht wirklich was zu Meckern. Ich hab mir von HB eine Gepäckbrücke drangemacht. So kann ich 2 50L ortlieb taschen anschnallen (eine am Sozia, eine auf der Brücke). Mehr als ich an gepäckvolumen benötige.

Die einzigen 2 dinge die mich wirklich stören sind einerseits das komische Band am Sattel, das is genau auf sitzfleisch höhe. Ich habs abgemacht, zwei schrauben, keine hexerei. Das andere wäre die Federvorspannung hinten. Die is bei auslieferungszustand total ausgedreht. 1000er service demnächst, da lass ich sie mir ganz reindrehen. Ich hab 95kg und brauch das zumindest. Andere meckern über die Handschützer, zugegeben, für offroad definitiv nicht stabil genug, aber noch stört mich das nicht. Vom witterungsschutz sind sie toll.

Ich liebe die neuen Bremsen und das neue ABS :) mehr brauch ich dazu erstmal nicht sagen, man kann es sich denken.

Komfort:

Sitzposition selbst (kniewinkel, aufrecht sitzen, armwinkel u.s.w.) ist top, besser kannte ich es noch nicht. Am Endurosattel kann man super variieren wenn man die knie mal entspannen will. Windschutz is OK. Bei meinen 185cm ist der Luftstrom genau um den Schirm meines Shoei Hornet ADV herum, was manchmal wenn tempo und wind stimmt dazu führen kann dass der ganze Helm wegen dem Schirm zu vibrieren beginnt. Rutscht man paar cm nach hinten oder vorn, dann passt das wieder. Man könnte auch den Schirm modifizieren, ich werd das eher nicht tun. Oberkörper ist gänzlich frei von Winddruck.

In den höheren Drehzahlen gibt es ein Vibrieren im Lenker. Ist eigendlich nie ein Problem, allerdings kanns bei langen Autobahnetappen nach einer Stunde vollgas zu einem Kribbeln in den Handflächen führen. Sonst vibriert sie eigendlich nicht. Sehr ruhiger einzylinder.

Lange etappen gehen. Körperhaltung und Windschutz is gefühlt besser als bei der Alp, der Hintern schläft auch ned so schnell ein wie auf der Alp (wobei bei der mein Sattel "verschlimmbessert" war) oder der XL, allerdings ist die Sitzbank doch hart.

Man kann recht bequem im Stehen fahren, manche finden den Lenker zu weit Unten, mich selbst stört das ned so sehr, ich komm damit (noch) zurecht. Man könnte den Lenker nach ersten Berichten anderer Fahrer problemlos erhöhen.

Eventuell werd ich aber trotzdem mal einen Sattler aufsuchen und um eine breitere Arschfläche bei gleich schlank bleibender front (zwecks stehen) sowie einer Geleinlage bitten. Dadurch hätte sie durchaus das Zeug zu 1000km am Stück :)

In der Stadt:

Das geringe gewicht ist einfach ein Traum, beim rangieren, im Schrittempo und sowieso bei Stau. Fühlt sich vom Handling an wie ein Fahrrad oder Moped. Der sehr tief gesetzte erste Gang ist absolut perfekt dimensioniert wenn man zwischen durch will. Soll im Gelände als Kletter und Traktorgang sehr brauchbar sein.

An der Ampel zum Losbeschleunigen is der erste Gang dann doch etwas gar kurz, allerdings zupft der dafür die ersten paar Meter auch mit nur 25PS recht willig das Vorderrad bisserl an. Manchmal verwend ich einfach gleich den Zweiten.

Mit "richtigen" motorrädern komm ich rein vom Beschleunigen bis ortslimit (50) ganz gut mit. Autos lasse ich normalerweise immernoch stehen, so sie denn keine Drehmomentmonster sind die es ernst meinen mit dem losfahren. Die Transalp war etwas schneller weg von der Ampel als die CRF, der alte XL eintopf war das aber nicht. Die Einspritzung der CRF is giftiger als vom alten Vergaser gewohnt.

Überland:

Prinzipiell ganz entspanntes reisen. Durch den hohen enduro-schwerpunkt und das geringe gewicht ist sie hald ein echtes Windspiel. Seitenwind verschiebt mich gerne um nen satten Meter und im Windschatten von LKWs sitzen ist nicht unbedingt entspannend.

Beschleunigen aus dem Ortsgebiet heraus würd ich sagen ist ungefähr auf dem Niveau eines sportlicheren kleinwagens. Sie beschleunigt, aber eben ned so gach wie "richtige" bikes. Es reicht um auch noch bei tempo 100 LKWs und kleintransporter zu überholen. Es is ein bisserl mehr Planungssache, das is alles. Wenn man aber mal auf Tempo ist, zieht man auch immernoch flott durchs land. Sie kann die 100 auch fahren und geht sehr flott in die Kurven, braucht nur bisserl länger als größere Motorräder bis sie 100 hat. Hier stimmt das sprichwort "it is more fun to ride a slow bike fast, than a fast bike slow" zu 100 prozent! Denn auch wenn sie langsamer beschleunigt als eine Transalp (und auch die alte Transalp war kein Beschleunigungswunder mit ihren 50PS), die CRF macht einfach das DEUTLICH breitere grinsen im Gesicht, auch nach 1500km. In der (Adventurebike) Gruppe bin ich sicher nicht die Tempokrücke, so man die Autobahn meidet ;)

Bergig/Kurvig:

Bergauf spürt sie schon. Es kann schon vorkommen dass sie bei moderater steigung im 6. die 100kmh nicht mehr haltet, dann muss ich in den 5. oder 4. runterschalten und höher drehen. (anm. im 6. Gang sind die 100km/h knapp unter 6000 u/min, das Drehmoment maximum liegt jedoch bei 6750, das PS maximum liegt bei 8500). Bisher gab es jedoch (noch) keine steigung bei der sie den Folgeverkehr eingebremst hätte. Man schaltet hald viel und spielt Schach mit den Drehzahlen :)

Autobahn:

Sie kann autobahn, sogar recht tapfer. Mit mir (95kg) im Sattel und noch gut 10kg Rucksack gepäck dabei fährt sie in der Geraden auch bis 135km/h rauf. Bergab und/oder mit Rückenwind erklimmt sie auch 145km/h. Der Motor wirkt dabei dank dem 6t Gang nicht unbedingt gequält. Rot beginnt erst bei 10500 u/min, so weit raufdrehen konnte auch die Alp mit 2 Zylindern nicht. Es sei aber angemerkt dass sie jenseits der 120km/h beginnt zu Saufen wie ein Bayer am Oktoberfest. Ich konnte es noch ned genau ausmessen, aber geschätzt an der Tankanzeige + Kilometerstand würde ich schätzen, jenseits von 120 beginnt sie mit 4L/100, wenn ned sogar noch mehr. Das is dann für ihre verhältnisse schon sehr durstig.
Ab 110 herum wird sie manchmal, ganz besonders im Windschatten anderer (und davon gibts auf der Autobahn reichlich) unruhig. Ich weis noch nicht ob das mit der Federvorspannung hinten anders wird oder was da der Grund sein könnte.

Bei Nacht:

LICHT!!! SO VIEL LICHT!!! Alles LED, blinken, bremsen, leuchten, alles LED. Und die Taucherbrille vorne ist ein regelrechter Baustrahler! Endlich kann ich auch raus wenns finster is :P

Mit Sozius:

Noch nicht getestet. Ich bin aber eigendlich kein zweifahrer da ich nicht gern die Verantwortung für einen Beifahrer mitübernehme. Ausnahme ist der kurze innerstädtische transfer.

Serienreifen (Japanische Stollen, marke "IRC"):

Ganz ok vermute ich? Ich kanns noch ned sagen. Kenne sonst die TKC70 und die Anakee3 ganz gut und die K60Scout ein bisschen. Hält bei Trockenheit bis zu den Fußrasten, bei Nässe fahr ich immer extra vorsichtig, offroad kenn ich noch ned.

Sonstiges:

Parken ist, verglichen mit meinen "alten", durchaus interessant. Hoher Schwerpunkt, geringes gewicht langer federweg und dann noch die Federvorspannung hinten ganz raus, die kann man, speziell zur "nicht-seitenständer" seite relativ leicht umkippen, da sie beim aufrichten gleich etwas in die Feder einsinkt. Auch muss ich mit meinen 95kg immer erst entweder aufstehen oder sie in die andere seite kippen bevor ich den Seitenständer ausklappen kann. Das geht sonst nicht. Das "auf dem Seitenständer umdrehen" geht gewichts und Schwerpunktbedingt mit einer einzigen Hand. Zum Thema "Aufstellen" kann ich (noch) nix sagen. Sie ist mir noch nicht umgefallen.

Sie steht sehr groß da und diejenen die sie zum ersten Mal sehen würden eher zwischen 500ccm und 800ccm raten. Die meisten sind, so ich sie frage "magst mal draufsetzen?" von der höhe eingeschüchtert. Momentan noch zu unrecht, da sie sich mit der vorspannung noch sehr tief hinsetzt. Ich komme zur zeit recht entspannt mit beiden Fußsohlen auf die Straße.

Fazit:

Für mich das breiteste Grinsen auf zwei Rädern bisher. Macht viel spaß. Ganz ganz viel spaß! Ich bin wirklich sehr zufrieden damit. Sie kann alles was ich von einem Motorrad brauche.

Klar könnten mehr PS/Kubik nicht schaden, klar merkt man die fehlenden PS/Kubik ab tempo 70 herum doch sehr aber ich bin kein Valentino Rossi. Ich fahre nicht des Rasens wegen, sondern des Reisens. Der Weg ist mein Ziel. Und da reichen "nur" 25PS auch, denn abseits der Autobahn erreiche ich locker alle Tempolimits und die Autobahn ist für mich nur notwendiges übel und nicht geplanter weg.

Das oft zitierte "Schaf im Wolfspelz" stimmt allemal. Ich empfehle wärmstens eine Testfahrt :)

Bei Fragen gebe ich mir mühe zu Antworten :)

Sobald der 1000er Service war, kann ich auch dazu was sagen. Auch werd ich dann mal sehen wie sie mit der anderen Federvorspannung zu fahren sein wird.

LG Lorenz

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maxmoto
Beiträge: 12742
Registriert: Samstag 2. Juni 2012, 19:29
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Re: Erste erfahrungen CRF 250 Rally

#2 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Ganz großartig beschrieben und trotz Deiner Begeisterung auch objektiv nachvollziehbar.
DANKE!
maxmoto
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ryna
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Re: Erste erfahrungen CRF 250 Rally

#3 Ungelesener Beitrag von ryna »

Mir gefällt die Honda mit der Taucherbrille ausgesprochen gut!
Danke für deine Eindrücke.

Zur Sitzbank; wenn es für Langstrecke sein soll, besser kein Gel. Lass dich vor dem Umbau von einem erfahrenen Sitzbankbauer beraten.

fmwag
Beiträge: 3026
Registriert: Sonntag 1. September 2013, 11:23

Re: Erste erfahrungen CRF 250 Rally

#4 Ungelesener Beitrag von fmwag »

Hallo Lorenz - klasse Bericht - viel Spaß bei Deinen zukünftigen Touren :L

Die CRF 250 Rally scheint echt beliebt zu sein - was mich erstaunt (dachte sie wäre leichter) sind die 159 kg Gewicht (vollgetankt)
http://advrider.com/index.php?threads/h ... s.1212233/" onclick="window.open(this.href);return false;

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Kaputnik
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Registriert: Freitag 24. März 2017, 10:20

Re: Erste erfahrungen CRF 250 Rally

#5 Ungelesener Beitrag von Kaputnik »

Danke :)

Werde mich von einem solchen Bauer beraten lassen!

Das Gewicht merkt man nicht wirklich. Ich hab mal irgendwo ein Youtube Video gesehen, in dem ein Deutscher (Tuner glaub ich?) die CRF mal vermisst. Fahrbereit auf die Waage, Dyno u.s.w.. Ich habs grad versucht wiederzufinden, bisher erfolglos. Jedenfalls bei dem Video kam scheinbar heraus, sie ist ein bisserl leichter als angegeben (151kg gemessen, im vergleich zu 157kg laut datenblatt) und ein bisserl stärker (28PS am dyno anstelle von 25PS am datenblatt). Da ich das nicht finde egal wie ich suche, gehe ich mal per default von einer imagination aus. Selbst wenn ich mir das ned einbilde, das macht den Bottich auch ned fett und is eh nur was für i-tüpfelchen reiter :)

LG

Edith:

ha HA!!

https://youtu.be/TUIeIXly57Y?t=1m49s" onclick="window.open(this.href);return false;

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Gernreisender
Beiträge: 63
Registriert: Sonntag 25. Juni 2017, 18:24

Re: Erste erfahrungen CRF 250 Rally

#6 Ungelesener Beitrag von Gernreisender »

Kaputnik hat geschrieben:Nachdem die ersten 1000km mit meiner neuen schon runter sind (mittlerweile schon etwa 1500), mal ein kleiner erst-bericht und meine erst-eindrücke zur Honda CRF 250 Rally.

Alle Vergleiche und Eindrücke werden gemessen an meinen vorherigen bikes, einer Honda Transalp BJ 1996 auf der ich gut 30.000 km gefahren habe, sowie einem Honda XL600R/LM hybriden BJ 1984~1985 die ich 10.000 km bewegen durfte.

Meine bisherigen einsatzgebiete:
Wiener innenstadt + Höhenstraße (arbeitsweg), Autobahn, Bundesstraßen, Serpentinen, Gebirge. Alles was befestigt ist und paar meter Schotter. Noch kein Offroad. Primär warmes sonniges Wetter, hatte aber auch schon ordentliche Regenetappen.

Längste Tagesfahrt bisher:
7 Stunden am stück überland, davon eine auf der Autobahn mit gut gefülltem Rucksack.

Gepäck (exklusive 95kg Fahrer - ohne kleidung):
Von nichts bis 15kg Katzenstreu alles dabei.

So, nun zu den eigendlichen eindrücken:

Technisch:

Was soll man sagen? Honda hald. Verarbeitung is prinzipiell sehr gut, da gibts nicht wirklich was zu Meckern. Ich hab mir von HB eine Gepäckbrücke drangemacht. So kann ich 2 50L ortlieb taschen anschnallen (eine am Sozia, eine auf der Brücke). Mehr als ich an gepäckvolumen benötige.

Die einzigen 2 dinge die mich wirklich stören sind einerseits das komische Band am Sattel, das is genau auf sitzfleisch höhe. Ich habs abgemacht, zwei schrauben, keine hexerei. Das andere wäre die Federvorspannung hinten. Die is bei auslieferungszustand total ausgedreht. 1000er service demnächst, da lass ich sie mir ganz reindrehen. Ich hab 95kg und brauch das zumindest. Andere meckern über die Handschützer, zugegeben, für offroad definitiv nicht stabil genug, aber noch stört mich das nicht. Vom witterungsschutz sind sie toll.

Ich liebe die neuen Bremsen und das neue ABS :) mehr brauch ich dazu erstmal nicht sagen, man kann es sich denken.

Komfort:

Sitzposition selbst (kniewinkel, aufrecht sitzen, armwinkel u.s.w.) ist top, besser kannte ich es noch nicht. Am Endurosattel kann man super variieren wenn man die knie mal entspannen will. Windschutz is OK. Bei meinen 185cm ist der Luftstrom genau um den Schirm meines Shoei Hornet ADV herum, was manchmal wenn tempo und wind stimmt dazu führen kann dass der ganze Helm wegen dem Schirm zu vibrieren beginnt. Rutscht man paar cm nach hinten oder vorn, dann passt das wieder. Man könnte auch den Schirm modifizieren, ich werd das eher nicht tun. Oberkörper ist gänzlich frei von Winddruck.

In den höheren Drehzahlen gibt es ein Vibrieren im Lenker. Ist eigendlich nie ein Problem, allerdings kanns bei langen Autobahnetappen nach einer Stunde vollgas zu einem Kribbeln in den Handflächen führen. Sonst vibriert sie eigendlich nicht. Sehr ruhiger einzylinder.

Lange etappen gehen. Körperhaltung und Windschutz is gefühlt besser als bei der Alp, der Hintern schläft auch ned so schnell ein wie auf der Alp (wobei bei der mein Sattel "verschlimmbessert" war) oder der XL, allerdings ist die Sitzbank doch hart.

Man kann recht bequem im Stehen fahren, manche finden den Lenker zu weit Unten, mich selbst stört das ned so sehr, ich komm damit (noch) zurecht. Man könnte den Lenker nach ersten Berichten anderer Fahrer problemlos erhöhen.

Eventuell werd ich aber trotzdem mal einen Sattler aufsuchen und um eine breitere Arschfläche bei gleich schlank bleibender front (zwecks stehen) sowie einer Geleinlage bitten. Dadurch hätte sie durchaus das Zeug zu 1000km am Stück :)

In der Stadt:

Das geringe gewicht ist einfach ein Traum, beim rangieren, im Schrittempo und sowieso bei Stau. Fühlt sich vom Handling an wie ein Fahrrad oder Moped. Der sehr tief gesetzte erste Gang ist absolut perfekt dimensioniert wenn man zwischen durch will. Soll im Gelände als Kletter und Traktorgang sehr brauchbar sein.

An der Ampel zum Losbeschleunigen is der erste Gang dann doch etwas gar kurz, allerdings zupft der dafür die ersten paar Meter auch mit nur 25PS recht willig das Vorderrad bisserl an. Manchmal verwend ich einfach gleich den Zweiten.

Mit "richtigen" motorrädern komm ich rein vom Beschleunigen bis ortslimit (50) ganz gut mit. Autos lasse ich normalerweise immernoch stehen, so sie denn keine Drehmomentmonster sind die es ernst meinen mit dem losfahren. Die Transalp war etwas schneller weg von der Ampel als die CRF, der alte XL eintopf war das aber nicht. Die Einspritzung der CRF is giftiger als vom alten Vergaser gewohnt.

Überland:

Prinzipiell ganz entspanntes reisen. Durch den hohen enduro-schwerpunkt und das geringe gewicht ist sie hald ein echtes Windspiel. Seitenwind verschiebt mich gerne um nen satten Meter und im Windschatten von LKWs sitzen ist nicht unbedingt entspannend.

Beschleunigen aus dem Ortsgebiet heraus würd ich sagen ist ungefähr auf dem Niveau eines sportlicheren kleinwagens. Sie beschleunigt, aber eben ned so gach wie "richtige" bikes. Es reicht um auch noch bei tempo 100 LKWs und kleintransporter zu überholen. Es is ein bisserl mehr Planungssache, das is alles. Wenn man aber mal auf Tempo ist, zieht man auch immernoch flott durchs land. Sie kann die 100 auch fahren und geht sehr flott in die Kurven, braucht nur bisserl länger als größere Motorräder bis sie 100 hat. Hier stimmt das sprichwort "it is more fun to ride a slow bike fast, than a fast bike slow" zu 100 prozent! Denn auch wenn sie langsamer beschleunigt als eine Transalp (und auch die alte Transalp war kein Beschleunigungswunder mit ihren 50PS), die CRF macht einfach das DEUTLICH breitere grinsen im Gesicht, auch nach 1500km. In der (Adventurebike) Gruppe bin ich sicher nicht die Tempokrücke, so man die Autobahn meidet ;)

Bergig/Kurvig:

Bergauf spürt sie schon. Es kann schon vorkommen dass sie bei moderater steigung im 6. die 100kmh nicht mehr haltet, dann muss ich in den 5. oder 4. runterschalten und höher drehen. (anm. im 6. Gang sind die 100km/h knapp unter 6000 u/min, das Drehmoment maximum liegt jedoch bei 6750, das PS maximum liegt bei 8500). Bisher gab es jedoch (noch) keine steigung bei der sie den Folgeverkehr eingebremst hätte. Man schaltet hald viel und spielt Schach mit den Drehzahlen :)

Autobahn:

Sie kann autobahn, sogar recht tapfer. Mit mir (95kg) im Sattel und noch gut 10kg Rucksack gepäck dabei fährt sie in der Geraden auch bis 135km/h rauf. Bergab und/oder mit Rückenwind erklimmt sie auch 145km/h. Der Motor wirkt dabei dank dem 6t Gang nicht unbedingt gequält. Rot beginnt erst bei 10500 u/min, so weit raufdrehen konnte auch die Alp mit 2 Zylindern nicht. Es sei aber angemerkt dass sie jenseits der 120km/h beginnt zu Saufen wie ein Bayer am Oktoberfest. Ich konnte es noch ned genau ausmessen, aber geschätzt an der Tankanzeige + Kilometerstand würde ich schätzen, jenseits von 120 beginnt sie mit 4L/100, wenn ned sogar noch mehr. Das is dann für ihre verhältnisse schon sehr durstig.
Ab 110 herum wird sie manchmal, ganz besonders im Windschatten anderer (und davon gibts auf der Autobahn reichlich) unruhig. Ich weis noch nicht ob das mit der Federvorspannung hinten anders wird oder was da der Grund sein könnte.

Bei Nacht:

LICHT!!! SO VIEL LICHT!!! Alles LED, blinken, bremsen, leuchten, alles LED. Und die Taucherbrille vorne ist ein regelrechter Baustrahler! Endlich kann ich auch raus wenns finster is :P

Mit Sozius:

Noch nicht getestet. Ich bin aber eigendlich kein zweifahrer da ich nicht gern die Verantwortung für einen Beifahrer mitübernehme. Ausnahme ist der kurze innerstädtische transfer.

Serienreifen (Japanische Stollen, marke "IRC"):

Ganz ok vermute ich? Ich kanns noch ned sagen. Kenne sonst die TKC70 und die Anakee3 ganz gut und die K60Scout ein bisschen. Hält bei Trockenheit bis zu den Fußrasten, bei Nässe fahr ich immer extra vorsichtig, offroad kenn ich noch ned.

Sonstiges:

Parken ist, verglichen mit meinen "alten", durchaus interessant. Hoher Schwerpunkt, geringes gewicht langer federweg und dann noch die Federvorspannung hinten ganz raus, die kann man, speziell zur "nicht-seitenständer" seite relativ leicht umkippen, da sie beim aufrichten gleich etwas in die Feder einsinkt. Auch muss ich mit meinen 95kg immer erst entweder aufstehen oder sie in die andere seite kippen bevor ich den Seitenständer ausklappen kann. Das geht sonst nicht. Das "auf dem Seitenständer umdrehen" geht gewichts und Schwerpunktbedingt mit einer einzigen Hand. Zum Thema "Aufstellen" kann ich (noch) nix sagen. Sie ist mir noch nicht umgefallen.

Sie steht sehr groß da und diejenen die sie zum ersten Mal sehen würden eher zwischen 500ccm und 800ccm raten. Die meisten sind, so ich sie frage "magst mal draufsetzen?" von der höhe eingeschüchtert. Momentan noch zu unrecht, da sie sich mit der vorspannung noch sehr tief hinsetzt. Ich komme zur zeit recht entspannt mit beiden Fußsohlen auf die Straße.

Fazit:

Für mich das breiteste Grinsen auf zwei Rädern bisher. Macht viel spaß. Ganz ganz viel spaß! Ich bin wirklich sehr zufrieden damit. Sie kann alles was ich von einem Motorrad brauche.

Klar könnten mehr PS/Kubik nicht schaden, klar merkt man die fehlenden PS/Kubik ab tempo 70 herum doch sehr aber ich bin kein Valentino Rossi. Ich fahre nicht des Rasens wegen, sondern des Reisens. Der Weg ist mein Ziel. Und da reichen "nur" 25PS auch, denn abseits der Autobahn erreiche ich locker alle Tempolimits und die Autobahn ist für mich nur notwendiges übel und nicht geplanter weg.

Das oft zitierte "Schaf im Wolfspelz" stimmt allemal. Ich empfehle wärmstens eine Testfahrt :)

Bei Fragen gebe ich mir mühe zu Antworten :)

Sobald der 1000er Service war, kann ich auch dazu was sagen. Auch werd ich dann mal sehen wie sie mit der anderen Federvorspannung zu fahren sein wird.

LG Lorenz

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Hallo Lorenz,
ich fahre die Rally auch seit Mitte April. Kann deine Ausführungen nur bestätigen. Das Band am Sitz hab ich auch gleich am ersten Tag abgeschraubt. Nach gut 11000 km muß ich die Sitzbank aber leider für Tourenuntauglich erklären. Ich finde, dass sie an Festigkeit verloren hat.
Ich hab meine jetzt bei Kahedo angemeldet.
In der 28. Woche ist sie dran. Die sind ganz gut ausgelastet.
Die Rally macht auch mir einen riesen Spaß.
Ich wünsche dir viele aufregende Kilometer....
Gruß Ralf

Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie

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netter Mann
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Registriert: Montag 21. Dezember 2015, 12:40

Re: Erste erfahrungen CRF 250 Rally

#7 Ungelesener Beitrag von netter Mann »

Ge*l, Lorenz! :App:

Eine tolle Vorstellung mglw. DER kleinen eierlegenden Wollmilchsau! :mrgreen:
Liest sich jedenfalls ganz genau so, wie ich gern eine hätte, wenn ich mir eine Enduro würde leisten können.

Ich wünsche Dir bergeweise Spaß mit der kleinen! :Dy:
Herrliche Grüße,
Jens Helge

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CrazyPhilosoph
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Registriert: Freitag 25. Januar 2013, 12:14
Wohnort: Reichartshausen

Re: Erste erfahrungen CRF 250 Rally

#8 Ungelesener Beitrag von CrazyPhilosoph »

VIELEN DANK für diesen ausführlichen Bericht.

Das Mopped interessiert mich schon länger :mrgreen:

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