09.06.2017; Tag 5 - Aufdringliche Ziegen
Nach einer langen und erholsamen Nacht in der warmen Jurte gibt es ein reichhaltiges 5 Sterne Frühstück, bestehend aus einer grossen Schale Nudelsuppe, Omletts, Würstchen, Marmeladebroten, Keksen, Saft, Tee und Kaffe. Wir haben es aufgrund von uns etwas fehlenden Kohlenhydraten ein bisschen abgeändert und unsere tägliche Portion Müsli eingebaut welches wir ein paar Tage zuvor extra in einem Supermarkt in Ulaanbaatar gekauft haben. Die heutige Tour führt uns westlich über Erdenmandal in Richtung "Weisser See", den Tsagaan Nuur. Anfänglich sind die Pisten schmal, holperig und sehr ermüdend zu fahren. Die vielen groben Steine in der Piste lassen kein flüssiges Fahren zu und neben der Piste zu fahren geht auch nicht viel besser denn auch dort liegen grobe Steine. Zudem gibt es immer wieder plötzlich auftauchende grosse Löcher wo die Erde eingesunken ist, unter anderem weil die verschiedenen Nagetiere die Erde stark unterhöhlen. Landschaftlich bleibt es aber dennoch wunderschön, auch wenn der Blick fest auf dem Weg ruhen muss. Immer wieder treffen wir auf wilde Pferde, Schafe, Ziegen, Kühe und können Gänse, Milane, Bussarde, Kraniche und eine Gruppe Geier beobachten. Langsam habe auch ich den Dreh raus und getraue mich mit flottem Tempo über holpriges Wellblech und sandige Strecken zu fahren und so kommen wir heute zügig voran. Wir finden mitten auf einer grossen Fläche unter Weiden einen schönen Zeltplatz der von kleineren Tümpelchen umgeben ist und so fast wie eine Insel inmitten der riesigen Weite wirkt. Duger, unser Fahrer, kocht uns ausnahmsweise lecker Abendessen in grossen Portionen welche wir hungrig und fast gierig verschlingen.
Beim Abendessen zieht, wie schon beim letzten Zeltplatz, ein starker und unangenehm kalter Wind auf und aus der Ferne kommt uns eine weisse Wand entgegen. Jagga befürchtet einen Sandsturm mit anschliessendem Regen. Letzteren haben wir im Verlauf des Tages immer wieder erfolgreich abgehängt. Also wird zügig aufgegessen und alles Material und Gepäck wieder in den Fourgon geladen. Auch wir ziehen uns in den Fourgon zurück. Kaum ist der Stum relativ schadlos an uns vorbei gezogen kommt das nächste "Unheil" auf uns zu. Eine riesige Schaf und Ziegenherde hat uns und unser nett gelegenes Lager entdeckt und rückt uns neugierig auf den Pelz. Jagaas Versuch sie mit schweizerdeutschem "Hauet ab" zu verjagen ist zu lustig und wir lachen Tränen im Fourgon während er den Ziegen und Schafen mit einem dürren Stöcklein laut rufend hinterher jagt. Seine Aktion bringt jedoch gar nichts, sie rücken kaum verjagt schon wieder nach... wie Geier welche darauf warten dass das Essen serviert wird. Schliesslich startet Pascal einen Versuch per Motorrad was etwas mehr Eindruck macht, jedoch auch nur für ein paar Minuten. Nach ein paar weiteren Versuchen gibt die Herde schliesslich auf und wir auch. Müde ziehen wir uns in die Zelte zurück. Dank der neu erworbenen Kamelhaardecken wird uns schnell warm. Zum Schlafen ist es noch etwas früh, so lese ich noch etwas. Pascal lädt die Geräte auf und speichert die Kameradaten auf die Festplatte. Ein paar Elstern machen draussen in den Bäumen ein riesen Spektakel. Als die Nacht hereinbricht fängt es an zu regnen, was sich im kuschlig-warmen Schlafsack sehr gemütlich anhört.
