Unterhalb des Platzes steht direkt am Wasser eine alte, aufgegebene Holzkirche, um die sich ein Friedhof und einige alte Hofgebäude scharen.
Wir brechen früh auf und sehen auf dem Weg in Richtung Norden durch menschenleere Landschaft wieder ein paar Elche. Eigentlich wollen wir in Richtung des Predikstolen,
lassen uns aber aufgrund der Temperaturen um den Gefrierpunkt und angesichts der ersten Skifahrer in Richtung Westen treiben. Im Vorbeifahren erkennen wir einen
Wegweiser, der auf einen Meteoritenkrater hinweist. Hatten wir noch nie. Müssen wir also sehen. Auf dem Waldparkplatz stehen schon zwei Motorräder und wir treffen
deren Fahrer auf der Wanderung zum Krater . Zwei Schweden auf dem Weg nach Norwegen mit denen wir ein sehr nettes und langes Gespräch führen.
Kurz darauf überqueren wir auch die Grenze nach Norwegen, was sich nur insofern bemerkbar macht, als die Straße wieder einen (gelben) Mittelstreifen bekommt.
Wir machen Pause in der alten Bergbaustadt Røros, wo im Winter auch schon mal -50° gemessen werden. Heute ist es sonnig und wir besichtigen das Weltkulturerbe,
das fast ausschließlich aus alten Holzhäusern mit bunten Fassaden besteht.
Kurz nach der Weiterfahrt setzt Regen ein und wir beenden den Tag nach 296 km auf dem Zeltplatz in Tynset, der allerdings wenig heimelig nur zur Durchreise taugt.
Für die nächsten drei Tage haben wir uns einige geschotterte Höhenstraßen vorgenommen. Heute starten wir über Alvdal mit dem Haustdalen. Verdutzt stehen
wir inmitten großer Wildnis vor einer Schrankenanlage, die uns per Kreditkarte nach Abbuchung von 60 Kronen den Weg freigibt. Die Maut wird für die Pflege der
landschaftlich besonders wertvollen Wege in dieser entlegenen Region eingesetzt und ist den Preis definitiv wert. Hier warten ca. 40 km Schotter auf uns, die im
letzten Abschnitt auch ein paar sehr anspruchsvolle, weil extrem steile und mit grobem Geröll gespickte Abschnitte aufweisen. Zumindest für eine schwer bepackte
Reiseenduro.
Die direkte Verbindung zum Grimsdalen bleibt uns wegen einer eingestürzten Brücke leider verwehrt, sodass wir einen Umweg über Grimsbu fahren müssen.
Das waren wir nicht, das war schon so
Wenn wir gewusst hätten, dass wir für die nächsten 120 km den ganzen Tag benötigen, hätten wir unser Gepäck bereits jetzt auf dem Campingplatz abladen
können, aber "irgendwas ist ja immer". So finden wir bei Dalen den Einstieg in den Einundalen (90 Kronen Maut) und sind in den nächsten Stunden so begeistert,
dass uns noch nicht einmal die Kälte auffällt. Schnell gewinnen wir an Höhe und bereisen eine ca. 80 km lange Schotter- und Sandpiste, die sich hakenschlagend
durch dieses Hochtal schlängelt und beeindruckende Blicke in den Rondane Nationalpark bietet. Oberhalb der Baumgrenze wachsen nur noch Flechtenzwischen den
Schneefeldern und auf den Seen treiben meterdicke Eisschollen, auf denen sich Otter tummeln. Ständig halten wir an, laufen ein paar Schritte oder sitzen einfach
da, um die Eindrücke aufsaugen zu können. Später als geplant erreichen wir wieder Grimsbu und können gerade noch vor dem einsetzenden Regen unser Zelt
aufbauen (198 km). Was für ein schöner Tag!
Am nächsten Morgen scheint die Sonne und der Himmel ist blankgeputzt. Wir starten in Richtung der Grimsdalen Höhenstraße, die uns für 80 Kronen Maut weitere
45 km Schotter bietet, die sich jedoch wegen der Regenfälle der vergangenen Nacht recht anspruchsvoll geben. Bei trockenem Wetter jedoch mit jedem Motorrad
gut zu befahren. Im ersten Drittel zweigt rechts ein steiler Sandweg zu der alten Sennerei Tollershaugen ab die wir natürlich besuchen müssen.
Zurück auf dem Hauptweg genießen wir die Einsamkeit in dem landschaftlich wunderschönen Auf und Ab des Höhenweges,
bevor wir bei Dombas die langweilige, aber aufgrund der Höhe eiskalte E6 nehmen, um nochmal ein paar Kilometer zu machen. Bei Risan finden wir einen Abzweig in
Richtung Westen über eine winzige Straße durch das Skordalen und stehen wenig später bei Sunndalsøra vor unserem ersten Fjord. Die Dimensionen machen erst einmal
sprachlos und wir lassen die Eindrücke erst einmal bei einer längeren Pause sacken.
Auf dem weiteren Weg umfahren wir die beiden Tunnel auf den historischen Routen, wobei die Absperrung der ersten so eng ist, dass wir einen Koffer demontieren
müssen. Direkt und quasi "im" See Gammelsetervatnet finden wir nach 308 km einen Zeltplatz in traumhafter Lage und sitzen noch lange am Ufer des Sees.
Um es vorwegzunehmen: heute wird einer dieser Tage an denen Du Dir bewusst wirst, warum Du trotz oder gerade wegen aller Unvernunft dieses Hobby Motorrad und
diese Art des Reisens liebst. Der Tag beginnt warm, wird eiskalt, bietet Sonne, Regen und Schnee. Dieser Tag wird einer der schönsten in unserem Motorradleben!
Die Sonne weckt uns und es ist ungewöhnlich warm. Das Kaffewasser kocht, wir hören Musik, tanzen sogar dazu. Ein perfekter Morgen! Nach dem Packen rollen wir über
die wunderschöne 660 den Eikedalsvatner entlang in Richtung Süden.
Die Straße wird immer schmäler und geht an einer weiteren Mautstelle in einen steilen Schotterweg über, der aber für Motorräder frei ist. Sehr schnell geht es über enge
und steile Serpentinen in die Höhe Highlight ist hier ein ca. 300 Meter langer, unbeleuchteter Naturtunnel, der uns in einer Spitzkehre eine Etage höher wieder ausspuckt.
Hier oben erwarten uns unglaubliche Eindrücke. Ein schmales Schotterband windet sich auf über 70 km teilweise durch meterhohe Schneewände, an Stauseen mit meterdicken
Eisschollen vorbei durch eine unwirklich erscheinende, archaische Landschaft. Wir können die Zahl der Fotostopps gar nicht mehr zählen, halten immer wieder an und sind
regelrecht begeistert. Der einsetzende Schneefall stört uns nicht im geringsten, gehört sogar irgendwie dazu. Störend ist lediglich die hohe Verkehrsdichte, die aus zwei uns
entgegenkommenden Fahrradfahrern besteht.
Aber irgendwann geht dieser schöne Abschnitt auch zu Ende und wir müssen uns sputen, noch halbwegs zeitig einen Zeltplatz zu suchen, den wir dann auch nach 294 km
am Malmesfjord finden. Muss ich erwähnen, dass wir den Abend noch lange vor dem Zelt in der Wiese liegend mit dem Blick über den Fjord genießen durften? Das Leben
ist so schön...
Fortsetzung folgt