18.06.2017; Tag 14 – Sand, Sand und nochmal Sand
Heute wollen wir eigentlich ausschlafen, aber schon um sechs Uhr in der Früh wecken uns die Stimmen der kleinen Kinder die auch im Camp und bereits ausgeschlafen sind. Wir versuchen noch etwas weiter zu schlafen, aber leider nur mit mässigem Erfolg. Beide sind wir etwas gerädert beim Aufstehen. Mich plagen Nervenschmerzen in der Schulter (Bett oder Zugluft), Pascal hat auch nicht übermässig gut geschlafen, fühlt sich aber sonst zum Glück nicht schlechter. Nach dem Frühstück wollen wir zügig los, die heutige Strecke entlang der Sanddüne Elsen Tasasrkhai soll nicht ganz einfach zu fahren sein, da sie zu einem grossen Teil aus Sand und Wellblech besteht. Den ersten Teil der Strecke schaffen wir zügig, auch weil ich die Wellblechpisten mittlerweile mit über 60 km/h zu fahren traue. Langsamer ist eher mühsam, denn es schüttelt einem alle Plomben aus den Zähnen und alle Schrauben in der Ausrüstung locker. Unterwegs macht der Fourgon mal wieder einen Schlenker den Hügel rauf, was sonst bedeutet dass er eine andere Piste sucht. Heute jedoch aus einem anderen Grund. Jagaa hat eine Ziege mit einem winzigen, vielleicht ein paar Stunden alten Zicklein gesehen… alleine ohne Herde. Daneben wartet ein riesiger Geier der es wohl auf das Zicklein abgesehen hat. Wir verjagen den Geier in der Hoffnung, dass die Ziege den Anschluss zu ihrer Herde schaffen möge. Aber solche Sachen gehören halt zur Natur. Mittagspause gibt es in einem kleinen Dörfchen Ich beschliesse dort nun ein Schmerzpflaster aufzukleben da das Eincremen bisher nichts gebracht hat und ich kaum den Kopf drehen kann. Die Jungs decken sich mit anderen SIM Karten ein weil sie ohne ihr 3G nicht leben können. Also werden jeweils die Karten getauscht bis ein Anbieter mit 3G gefunden ist.
Am Nachmittag wird die Piste dann wirklich immer sandiger und die Bikes schütteln öfter mal die Lenker unwillig hin und her. Alternativen gibts nun nicht mehr da neben der Piste nun halbhohe Sträucher wachsen was ein Durchkommen neben der Piste nur schwer zulässt. Der Fourgon welcher sonst im ebenen Gelände so richtig Gas geben kann klebt am Hang wie ein Käfer und kommt nur im Schritttempo voran. An einem steilen Hang im 30 Zentimeter tiefen und feinsten Sand brauche ich Tempo, also muss ich anhalten um dem Fourgon einen Vorsprung zu geben. Was dann wiederum saublöd zum anfahren ist. Ich versuche tapfer mein Glück aber es ist wirklich mühsam, der Sand ist so fein und tief dass der Lenker bald hier hin und bald dahin schlägt und so kein Tempo aufzubauen ist. Schliesslich kippt das Bike zur Seite in den Sand, der Gashebel voller Sand lässt sich nun kaum mehr bewegen. Mit dem schwergängigen Gas traue ich mir keinen neuen Versuch zu und Pascal tauscht mit mir sein Bike. Wir schaffen den Aufstieg doch noch ohne dass uns die Betas abwerfen. Oben angekommen richtet der bereits auf uns wartende brave Duger das Bike schnell zurecht und wir können uns mit einem Schluck Wasser erfrischen. Noch ein zwei solche Stellen sind zu bezwingen und die restlichen Pisten meistern wir auch gut, jedoch ist es sehr anstrengend und ich schwitze zum ersten Mal so richtig. Allerdings auch weil das Wetter heute mal keine Zicken macht.
Nach ein paar weiteren Kilometern windet sich die Strasse ins Hogno Han Gebirge an dessen Fuss wir heute im Camp schlafen. Wir essen etwas früher zu Abend um noch das Kloster Erdene Khamba zu besuchen. Ein ca 4 Kilometer lange Wanderung führt an den speziellen Felsformationen entlang. Die Steine sind sehr gross und alle gerundet, keiner hat scharfe Kanten und fast alle sind geschmückt mit den hellgrünen, orangen und weissen Flechten die hier viele Steine zieren. Wir schiessen unzählige Fotos. Neben all den Knochen welche hier überall liegen haben wir beim Aufstieg über einen Bergkamm als Abkürzung bizarrerweise einen menschlichen Schädelknochen angetroffen. Was für eine Geschichte wohl dahinter steckt? Auch dieses kleine Kloster liegt recht versteckt am Ende einer Schlucht .Es wurde im 15 Jh. gebaut und während der stalinistischen Zeit zu einem grossen Teil zerstört. Es gibt noch Lehmmauern aus der Zeit zu sehen und kleine Tempel. Langsam geht die Sonne unter und wir sind etwas spät dran. So bestellt Jagaa per Handy unseren Fahrer Duger der uns mit seinem Bus auf halber Strecke abholt. Zu viert trinken wir vor der Jurte noch ein Golden Gobi Bier. Heute Nacht wollen die Jungs den Sternenhimmel fotografieren und rüsten ihre Kameras. Schlussendlich habe aber nur ich den nächtlichen Himmel gesehen… bei einer Pinkelpause. Unglaublich wie viele Sterne man hier sehen kann. Sie scheinen, wie tagsüber die Wolken, der Erde extrem nahe zu sein. Lange halte ich mich jedoch nicht draussen auf, denn irgend ein Viech schleicht im Camp herum und macht Laute wie ein junger Fuchs. Und da es hier auch Wölfe geben soll mach ich mich schnell wieder auf in die Sicherheit der warmen Jurte.
