Wie immer habe ich es nicht so wirklich eilig. Ich möchte zwar alles schnell abbauen, einpacken und los, doch es dauert seine Zeit. Ich arbeite zügig und schaffe dennoch zu trödeln. Tief im Innern kommt dieses Gefühl wieder hoch: Grad an etwas gewöhnt, versucht damit umzugehen, es in den Alltag zu integrieren, Strukturen zu haben (wohl dem der sowas nicht kennt und benötigt) und schon muss ich mich auf Veränderungen einstellen. *seufz*
Aber das ist nunmal Urlaub, genau deswegen versuche ich es immer wieder und wieder.
Norbert und Norbert winkten und fuhren los.
Die meisten auf dem Campingplatz brachen nach und nach auf.
Ich schaute mich um, das verhasste Gefühl der Leere stieg in mir auf. Nun hieß es gegen dieses aufkeimende Gefühl anzugehen, es mich nicht beherrschen zu lassen.
Gott sei Dank gibt es ein zwei probate Mittel, eines davon heißt Motorradfahren!
Ein Blick auf die Strecke, die vor mir lag:

Eins der längeren Teilstücke, aber ich hatte Zeit.
Ein letztes Umdrehen, ein Winken an die Mädels, ein letzter Gedanke an die netten Tage und Menschen, die ich hier kennenlernen durfte und ich war weg.
Sobald ich auf dem Motorrad sitze, verfliegen all die negativen Gedanken, Gefühle und was da sonst noch rumfleucht. Und seltsamerweise hänge ich niemals solch Gedanken nach, die mich, würde ich einfach in der Wohnung oder auch im Büro sitzen, ereilen.
Motorradfahren, Balsam für meine Seele

Die N260 war heute für den ersten Teil meine Begleiterin.
In Senegüé, so knapp 100km nach dem Start, zeigte mir mein Navi ein Tankstelle. Ich zirkelte einmal durchs Dorf, ohne die Tankstelle gefunden zu haben.

Wieder auf der N260 überholte mich eine Ducati Panigale 1299. Der Fahrer, er dürfte unswesentlich älter als ich gewesen sein, arg zusammengefaltet mit einem Rucksack bestückt. Wie anstregend, dachte ich da nur.
Ich begegnete dem Fahrer noch mals später an einer Tankstelle (er hat getankt ich nach Öl geschaut), er war mit seiner Duc und dem Rucksack auf dem Weg nach Hause, nach Münster in Westfalen!
RESPEKT!
Ein netter See tauchte vor mir auf, der Embalse de Búbal, nach 2 Stunden fahren genau das Richtige für eine Pause. Und vielleicht Baden? (natürlich nicht, denn ich hätte mal wieder meine KTM weit weg und ausser Sichtweite parken müssen).


Ich fuhr an Formigal vorbei. Scheint ein tolles Skigebiet zu sein. Im Sommer ist hier nicht annähernd so viel los. Die riesigen Parkplätze sind bis auf ein zwei WoMos leer.
Im Rückspiegel tauchten Motorradfahrer auf, die plötzlich an mir vorbeirauschten. Ich war erschrocken zusammen gezuckt.
Warum?
Ich fuhr mein für mich persönliches Wohlfühltempo, welches mir gar nicht so langsam vorkam, einiges in den Kurven an Konzentration abverlangte, nein ich fuhr für meine Verhältnisse wirklich sehr zügig.
Kurz, ich hätte nicht schneller fahren können, als.....
Die Jungs an mir vorbei fuhren. Sie überholten mich auf der Geraden, vor der Kurve, einfach dort wo es ging.


Ich fuhr wahrhaftig mit knappen 50 km/h die traumhafte Strecke rauf, ich hätte nicht wirklich schneller sein können.
Das war der Moment, in dem ich mein Dasein als Motorradfahrerin total in Frage stellte. Ich dachte ich wäre ein halbwegs passable Fahrerin. NICHTS!
Die Jungs sind nicht mal gerast, sie sind lediglich mit der erlaubten Geschwindigkeit vorbei gefahren.
Frustriert schlich ich vor mich hin (ein Video gibt es später mal, vielleicht). War ich wirklich so eine schlechte Fahrerin, dass mich jeder mühelos überholen konnte? Fuhr ich wirklich immer so arg langsam wie manche behaupten? Kurvenfahren ist nicht mein Stärke (war es das jemals?), Bergabfahren kann ich auch nicht wirklich gut.
In dem Moment überholten mich die Mädels, die zu den vorfahrenden Jungs gehörten.
Das war zuviel für mich.
Ich fuhr rechts ran, stellte mein geliebtes Motorrad ab und .....
Mir fielen all die Touren ein, die ich mit anderen über die Jahre unterwegs war, mit meinen Freundinen aus dem Motorradclub, die Mountain Bike Touren. Einfach alles.
Es war wie es war. Mein Selbstbildnis über Zweiradfahren stimmte total nicht mit der Wirklichkeit über ein! Eine Erkenntnis, die mich hart getroffen hatte.
Oder ein Zeichen, doch auf ein Wohnmobil zu sparen und nicht mehr Motorradfahren?
Ich setzte mich wieder auf die KTM, ich wollte den Urlaub schaffen, MIT dem Motorrad! Dann fahre ich halt langsam, ja dann bin ich halt die Rennschnecke.
So fuhr ich über den Pass nach Frankreich. Die Jungs und Mädels grüßten mich. Nur um mich später wieder einzuholen. Aber das war mir das mittlerweile scheiXXegal.
Die Strecke war wirklich hübsch zu fahren. Was mich aber nicht mehr wirklich beruhigte.
In Arette fuhr ich auf den Parklatz eines Supermarktes. Ich wollte mir etwas zu Essen kaufen.
Ein Blick auf die Uhr 12:20.
Die Tür war geschlossen

Ich schaute auf die Uhr 12:22, Öffnungszeit bis 12:30.
Die Verkäuferin gab mir Zeichen, die Tür sei geschlossen. Ach nee!
Was soll denn das bitte? Ich zeigte auf die Uhr und bedeutete es sei noch nicht 12:30. Sie zuckte mit den Schultern und ließ mich draussen stehen.
Fassungslos ging ich zum

Ich folgte der D132 Richtung La Pierre Saint Martin dem gleichnamigen Pass entgegen. Sehr nett zu fahren und vorallem wie immer: total leer.

Blick zurück vom Col de Labays, da kam ich her

Hier stehte ich.
Der NA137 folgte ich über die Grenze und auf der anderen Seite im Geschlängel runter.


War das nicht herrlich? Pferde, die ungestört auf einer Hauptstrasse stehen? Niemand, der sie stört? Langsam kam das Gefühl Leben zu mir zurück. Der

Ich bummelte im Rennschneckentempo den Berg hinunter. In Gedanken, des Für und Wider Motorrad oder doch lieber WoMo sah ich links an einem Rastplatz hinter Uztárroz – Uztarrotze einen jungen Mann mit einer halb auseinander gebauten Transalp (oder Africa Queen, weiß nich mehr genau) stehen, etwa 20m weiter sass eine Gruppe Männer, die mit dem Rad unterwegs waren.
Als dies Bild im Spiegel verschwand, hielt ich an, dreht um und dachte, wenn ich da stünde, wäre ich nicht froh, wenn jemand anhalten würde?
Auch wenn ich weder Ersatzteile dabei hatte, geschweige denn eine große Hilfe beim Schrauben wäre, vielleicht konnte ich Hilfe holen oder ihn irgendwohin fahren.
Der junge Mann, ein Holländer, freute sich, dass ich zurück kam. Die erste heute, die angehalten habe und gefragt hatte, ob man ihm helfen könne.

Ihm war eine Zündkerze zerplatzt! Ich sah mir das Häufchen nacktes Elend an. Und meinte, er könne froh sein, dass er keine KTM führe, die sei schrecklich zum Reparieren, alles müsse auseinander gebaut werden.
Er


Seine Honda war mindestens genauso wartungsunfreundlich, sie lag halb auseinander gebaut vor uns. Und dann das Drama mit den Zündkerzen, ich glaube verstanden zu haben, dass man 2 oder 3 verschiedene Kerzenschlüssel benötige, um die Kerzen zu wechseln, er habe aber weder eine Kerze noch den passenden Schlüssel für den Zylinder, die anderen Schlüssel hatte er.
Ich zeigte meinen Kerzenschlüssel, er winkte ab, der passe nicht.
Ob ich in die nächste Stadt besser Dorf fahren solle, um zu schauen, was wir machen könnten?
Nein danke, sein Bruder müsse gleich wieder zurück sein. Der sei vor 1 Stunde losgefahren, sie hätten unterwegs eine Werkstatt von Bergarbeitern? gesehen.
Er kam dann auch um die Ecke, die Arbeiter hatten ihm eine Verlängerung an den Schlüssel geschweißt und noch zwei drei andere Werkzeuge mitgebgen.
Sie machten sich mit einer totalen Ruhe und Gelassenheit ans Werk.
Gut, er war versorgt.
Spannend, die beiden hatten sich die gleichen (was sehr schlau ist) Motorräder für kleines Geld gekauft, irgendwelche aus den Anfängen der Transalp/Africa Queen Zeit.
Die Satteltaschen waren alte gummierte Armeerücksäcke. 15€ sagte er, wasserdicht, und wenn sie den Urlaub halten ist gut, wenn nicht, tuts nicht weh.
Die beiden waren auf großer Tour durch Spanien, beovr sie mit dem Studium anfingen.
Die Leichtigkeit und Unbekümmertheit der Jungend. Unglaublich!
Ich kam endlich an meinem Ziel dem Camping Murkuzuria in Esparza de Salazar. Freute mich auf den Pool und ein kühles Getränk.
Tja. Sie hätten gerade erst diese Woche geöffnet, der Pool sei noch leer und der kleine Supermarkt (so 3qm) war noch so gut wie leer.
Was bin ich doch für ein Glückskind. Da spare ich doch glatt Geld und brauche auch meinen Badeanzug werde anziehen noch trocknen.

Ich hatte freie Wahl für mein Zelt:

Stellte mich aber in der Nähe eines anderen Zeltes hin.

Gegenüber standen noch zwei kleine Zelte, ich sollte später noch erfahren, was es damit auf sich hatte.
Ich wollte Baden, und einen Supermarkt suchte ich auch.
Beides sollte ich in Ezcároz – Ezkaroze finden.
Es war mir einfach zu heiß, um wieder die Moppedsachen anzuziehen. Ich machte etwas, was ich bis dahin niemals nicht getan hatte. Ich furh in T-Shirt, kurzer Hose und Schwimmschuhen die paar Minuten bis zum besagten Dorf.
Den Supermarkt habe ich nicht gefunden.
Aber ich war baden:


Welch Glück die Kinder und Familien haben, hier leben zu dürfen dachte ich (zumindest auf das Schwimmen bezogen)
Ein paar halbstarke Jungs waren im Wasser und schauten hin und wieder neugierig rüber.
Dann gingen sie aus dem Wasser auf die Brücke, diskutierten und .... und ... sprangen runter! So imponieren die Jungs den Mädels also. Ich lachte.
Leider musste ich irgendwann mal wieder zum Campingplatz zurück.
Und dann offenbarte sich das Geheimnis der Zelte.

Es waren 2 Engländer, Lange Haare, Bärte, tätowiert so richtige Biker.

Sie kamen aus Portugal und waren auf dem Weg heim, Ihre Frauen hatten mit Ihnen in Portugal 2 Wochen Motorradfahren verbracht und sind dann wieder zurückgeflogen.

Der Abend war hart.
1. Ich musste mehr Whiskey trinken, als ich vertrug.
2. alles durcheinander essen
3. viel Bier trinken (warum musste auch der eine ständig Bier ordern, der andere Whiskey?)
4. ständig englisch reden (geht mit 2 Whiskey perfekt

5. erfahren, dass ich 10 Jahre älter als die Beiden war

Um kurz nach 12 wurden wir höflich gebeten, in unsere Zelte zu gehen, da der Camping Chef ins Bett wolle
