Donnerstag , 30.03.2017: Ruhetag in Fes
Wir beginnen den Tag mit einem umfangreichen Frühstück wieder auf der Dachterrasse. Der Platz unter uns wird gefegt, und nur wenige Menschen sind zu sehen, hauptsächlich Kinder auf dem Weg zur Schule.
Heute bleiben die Mopeds stehen, wir haben über das Hotel eine Stadtführung gebucht. Die Medina bzw. die Altstadt von Fes wurde 1981 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Wir haben nicht nachgezählt: es sollen über 9.000 Gassen sein, teilweise weniger als einen Meter breit, gut gefüllt mit Handwerkern und Händlern.
Unser (offizieller) Führer Achmed holt uns um 10 Uhr am Hotel ab, wir stimmen noch kurz den Umfang und Zeitrahmen ab, dann bringt uns der Chauffeur des Hotels mit dem Auto zum örtlichem Königspalast „Dar El Makhzen“ wo wir unseren Rundgang beginnen.
Unser Führer Achmed
König M6 ist gerade nicht anwesend, mehr als die kunstvoll verzierten Türen bekommen Touristen ohnehin nicht zu sehen.
Dann geht es in das außerhalb der eigentlichen Medina gelegene ehemalige Judenviertel „Fes El Jdid“. wo wir eine Synagoge mit interessanten Details, wie einer rituellen Badestube im Keller, besichtigen.
Draußen parkt das Batmobile.
Dann geht es durch den reizvollen Park „Jnane Sbile“

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Über den großen Platz „Boujiloud“ mit gut erhaltenen Resten der Stadtmauer

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erreichen wir das berühmte blaue Tor „Bab Boujeloud“ und tauchen ein in den Trubel des Souk.
Unsere Runde beginnt in der Lebensmittelabteilung, bei den Schlachtern und Fischhändlern. Der perfekte Einstieg zur Abhärtung, besonders wenn man an Lebensmittelhygienevorschriften der Europäischen Union denkt.
Noch lacht die Kuh, aber nicht mehr lange ...
Abgetrennte Köpfe von Kamelen, Kühen und Schafen bezeugen die Frische der Ware. Unzählige Katzen lauern mit leuchtenden Augen daneben. Frische Kräuter sollen die unvermeidlichen Fliegen abhalten, die mangels hermetisch dichter Kühltheken oder sonstiger frischeverlängernder Kühlung durch Eis überall herumschwirren.
Hier Zutaten für lecker Schneckensuppe:
Hier hat sich hier seit dem Mittelalter offenbar nicht viel verändert. Es gibt aber auch ausreichend Angebot für Vegetarier.
Katzenfotos gehen immer …
Auch genügend Süßkram ist im Angebot, dazu muss man nur den Bienen folgen.
Gewürze und auch Kosmetik-Rohstoffe umschmeicheln unsere Nasen, Achmed berät umfangreich und handelt auch herzhaft in unserem Auftrag
Standardprogramm in Fes ist ein Besuch in der ehemaligen islamischen Hochschule und ein Blick (für „Ungläubige“ nur von außen) in einer der vielen prachtvoll verzierten Moscheen der Altstadt.
Die Holzschnitzer und Stukkateure hatte viel Zeit und Muße ...
Dann geht es ins Handwerkerviertel. Das einzig offiziell zugelassene Transportmittel in der Medina sind offenbar Esel und Lastpferde, welche überbordend mit Häuten, Teppichen, Kartons oder Möbeln bepackt durch die Sträßchen getrieben werden.
Jedes Handwerk hat traditionell sein eigenes Viertel: Kesselflicker, Gerber, Schneider, Schuster, Glaser, Tischler, …
Weniger die Vielfalt der Arbeiten, sondern die Arbeitsbedingungen erstaunen mit jedem neuen Blick. Der Tourist ist fasziniert, die blumigen Beschreibungen der meisten Reiseführer erinnern an die Märchen aus 1001 Nacht. Doch die Hochglanzfotos von Marco Polo und Co spiegeln die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen nur verklärt wieder.
Am Platz der Kesselflicker und Kupferschmiede führt uns Achmed zu einem kleinen Café, von der Terrasse ruhen wir unsere Beine bei Tee und O-Saft ein wenig aus. Unser Führer hält sich, wie später auch beim Mittagessen, immer ein wenig abseits.
Nach der Rast geht es weiter mit der unvermeidlichen "Tour des Magazins ", gerne begründet mit einer besonderen Architektur der Gebäude....
Aber die besuchten Händler sind bei allem Geschäftssinn durchweg unaufdringlich und blieben immer freundlich, auch wenn wir deutlich machten nichts kaufen zu wollen.
Nur an der Gerberei ersteht Katrin ein Paar Sandalen und eine Geldbörse zum fairen Preis.
Wie gesagt, fast wie im Mittelalter … ich möchte nicht tauschen.
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Auch der größte Teppichhändler der Stadt steht wieder auf dem Programm, die Teppiche sind aufwändig gefertigt und die Preise moderat, der Versand mit DHL wäre kein Problem aber wir kommen nun einmal aus einer westlichen Überflussgesellschaft und unsere Wohnungen sind fast komplett ausgelegt.
Danach geht es ums Eck in ein Restaurant wo wir zwar gut, aber im Vergleich zu den bisherigen Restaurants auch deutlich teurer essen.
Achmed geleitet uns weiter durch ein Füllhorn von unterschiedlichen Eindrücken.
In einem von außen ebenso unbeschilderten wie unscheinbaren Innenhof befindet sich eine Hausschuh-Börse, viele kleine Handwerker verkaufen ihre Produktion an die Zwischenhändler weiter.
Pünktlich um 16 Uhr tauchen wir wie vereinbart aus dem Gewirr der Gassen fast direkt vor unserem Riad wieder auf. Wir verabschieden uns von Achmed und geben ihm zu seinem Honorar noch ein angemessenes Trinkgeld.
Für einen Besuch in Fes oder zum Eintauchen in jede andere größere nordafrikanische Medina würde ich jedem alleine schon deshalb zu einem qualifiziertem Führer raten, weil er Dir die unzähligen und üblicherweise recht hartnäckigen „Faux Guides“ vom Leib hält. Ansonsten braucht der Individual-Tourist oftmals Nerven wie Drahtseile, weil er für die meisten Einheimischen den reichen Onkel aus Übersee darstellt. Achmed hingegen ermöglichte uns auch ohne Kaufabsichten einen tiefen Einblick in viele Betriebe, hielt immer ein kleines Schwätzchen mit den Betreibern, gab den Arbeitern auch hin und wieder ein paar Münzen, während wir uns umsehen und staunen durften.
Zurück im Riad nehmen wir erstmal eine Dusche. Nachdem wir die Unterkunft für die nächsten beiden Tage in Midelt vorgebucht haben lassen wir den Abend bei einem Bierchen und einer Flasche guten marokkanischen Rotwein auf der Dachterrasse ausklingen.
Unser Abendessen fällt heute etwas kleiner aus. Besondere Erwähnung verdient jedoch das Dessert, ein süßer Traum aus Honig und hauchdünnen Blätterteig.
