2 Stimmgabelducs unterwegs in den Sackgassentälern auf der Alpensüdseite
für Ungeduldige hier gleich zum Film:
Ende September 2011, die Tage wurde schon merklich kürzer, aber der Herbst wollte noch nicht um die Ecke schauen. Ein stabiles Hoch verwöhnte mit spätsommerlichen Temperaturen, lockte Klaus und mich nochmal auf`s 2Rad zu einem letzten Spontantrip in die Berge. Schnell erreichbar, anspruchsvolle Strecken mit wenig Trubel... das Zielgebiet war schnell ausgemacht. Der Normaltourist mit elektrogetrapperter Routenplanung hat Strecken ohne Anschlussverbindung überhaupt nicht auf dem Radar. Zum Glück, die Sackgassentäler auf der Alpensüdseite sind eine wahre Schatztruhe für Sinneserlebnisse und Fahrspass.
Wir haben vor Jahren angefangen, die Ecke systematisch abzuklappern. Diesmal sollte der Einstieg bei Domodossola erfolgen. Domodossola, ein Hinweisschild, das ich früher nur vom schnellen Vorbeihuschen kannte. Links und rechts warten reich bestückte Goldgruben für Kurvensucher auf Erkundung ... Man(n) muss wohl erst eine gewisse Weisheit

Schnell hin, das heisst durch die Schweiz, am Thuner See ins Kandertal abbiegen und dann per Bahnverladung unter dem Lötschbergtunnel durch. Bahnverladung? Igitt, Teufelszeug! Vor Jahren aus einer Notsituation heraus genutzt, um ein havariertes Mopped nebst angeschlagenem Fahrer schnellstmöglich gen Norden zu transportieren, blieb das Kosten-/Nutzenverhältnis nachhaltig in Erinnerung. In rund 20 Minuten sind Mensch und Maschine für angemessenes Entgelt unter dem Berg bis vor die Eingangstüre des Simplonpass kutschiert. Wartezeiten? Die kann man vergessen, 2Radler werden an der 4Rad-Warteschlange vorbei gewunken und dürfen ihr eigenes Abteil befahren.
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Bei Domodossola, hoch droben am Berg kurz vor dem Nirgendwo haben wir in einer kleinen Albergo für die nächsten 2 Nächte unser Basislager bezogen.
Der Plan, am nächsten Morgen Richtung Monte Rosa aufzubrechen wurde nach einem Hinweis der Herbergsmutter umgeworfen. Der Tocce-Wasserfall sollte an diesem Tag voll aufgedreht werden. Normalerweise werden die Wassermassen in Röhren gezwängt am Steilhang vorbeigeleitet zur Stromgewinnung genutzt, so plätschert üblicherweise lediglich ein Alibiwässerchen über die Klippe. Zu unbestimmten Terminen im Jahr wird jedoch das Wasser in früherer Pracht aufgedreht. Das Val Formazza kannten wir schon, der Wasserfall war eigentlich nicht auf unserer Liste, aber solch eine Gelegenheit darf man sich nicht entgehen lassen. Auf dem Weg dahin sind wir durch den inzwischen geöffneten Kehrentunnel gefahren. Früher erklomm eine spassig zu fahrende Serpentinenstrecke die letzte Stufe vor dem Hochplateau in Richtung Wasserfall. Tja, früher... aus und vorbei; die Serpentinenstrecke ist jetzt gesperrte Geschichte. 2008 habe ich den letzten Teil noch auf Chip bannen können, der kurze Clip verdient jetzt auch das Attribut "Historisch"
Wasser marsch!
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Auf Zeitreise...
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....ein Fensterblick in die Vergangenheit:
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Die sprudelnden Wassermassen lockten etliche Eingeborene aus dem Umland an.
Auf dem Hinweg hatte ich eine verlockende Gelateria ausgemacht, die TRX wollte auf dem Rückweg vom Wasserfall partout nicht daran vorbeirollen.
Frisch geeist ging es weiter in die südlichen Täler. Da aufziehende Wolken den Blick auf Monte Rosa verperrten, hielten wir uns nicht lange im Valle Anzasca auf. Das Schmankerl des Tages fanden wir im auf der Landkarte recht unscheinbar wirkenden Val di Antrona. Am Ende lockte eine nicht geschlossene Schranke der Kraftwerksgesellschaft zur Erkundung. Steil, sehr steil ging es dort auf einer schmalen Rumpelpiste weit nach oben zum höher gelegenen Stausee. Dort oben würde es sich lohnen auch mal die Motorradklamotten gegen eine Laufausrüstung zu tauschen. Der Blick auf in Felswand gehauene Wege zündet die Synapsen der Abenteuer-Hirnregion.
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Neuer Tag, der uns mit einem furiosem Sonnenaufgang begrüsste.
Das nächste Zielgebiet war für die Ecke um den Manivapass gesetzt. Mit dem Passo della Spina hatten wir noch eine Rechnung offen. Die letzten Anläufe der Erklimmung scheiterten kläglich entweder an Geröllabgang oder Schneelawine. Dass wir für das bisschen Kartendistanz zwei Tage benötigen, war eigentlich nicht geplant. Beim Transit auf kleinen Strecken ging uns am in der Nähe des Comer Sees der Tag aus. Die überaus leckererer Pizza in unserer Stammalbergo weit oberhalb des Sees war aber auch nicht unangenehm. Aus dem Nachteil einen Vorteil ziehen, so hatten wir den ganzen nächsten Tag für läppische 90 Luftlinienkilometer zur Verfügung. Den haben wir aber auch reichlich ausgenutzt, erst in der Dunkelheit sind wir am Hotel angekommen. Das Jahr vorher hatte sich eine grössere Gruppe aus dem Banditforum im Tourenfahrer-Hotel einquartiert. Da war ich zufrieden mit Küche und Service des Hotels, so dass ich das direkt ansteuerte und gleich für zwei Übernachtungen anheuerte.
Entgegen der Erfahrungen aus dem Vorjahr bekamen wir erneut alle Vorbehalte gegen diese Hotelkette bestätigt. Speiseangebot, -Qualität und Service waren bestenfalls noch als mangelhaft zu bezeichnen. Merke - mieser Service hinterlässt verbrannte Erde. Diese Hütte ist bei mir aus der Liste gestrichen!
Nette Anekdote am Rande; am zweiten Abend läuft uns zufällig Harald in dem Hotel über die Füsse. Harald (Mimoto kennt ihn als "Klaus"

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Randbefestigung vor dem Abgrund? Fehlanzeige, der erste Fahrfehler könnte der Letzte sein.
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Fortsetzung folgt.....