sushi hat geschrieben:Aber wie immer, jeder macht seine eigenen Erfahrungen und soll so fahren wie es für sich passt.
Die langen Merino-Sachen habe ich mir für den Winter oder kalte Sommer-Regentage im Gebirge gekauft. Bei warmem Wetter habe ich nur ein kurzärmeliges T-Shirt und eine kurze Unterhose aus Merino an. Wenn es richtig heiß ist, wird mir auch das T-Shirt zu warm. Dafür habe ich zusätzlich noch ein ganz dünnes und leichtes Funktionsshirt dabei. Dafür decken die Merinosachen für mein Temperaturempfinden einen weiteren Temperaturbereich ab als alle anderen Materialen, kleben auch nassgeschwitzt nicht kalt am Körper und sind nach dem Waschen schnell trocken. Dass sich die Sachen kratzig anfühlen, wie Qtreiber beschreibt, konnte ich bisher zum Glück nicht feststellen. Aber auch das empfindet natürlich für sich jeder anders.
Erfahrungen mit Goretex-Membranen kann ich nur insofern beisteuern, dass ich mal Wanderschuhe mit Goretexmembran hatte, die Wasser durchließen. Ob die Goretexeinsätze oder die anderen Materialbestandteile Schuld waren - keine Ahnung, seitdem vertraue ich nur noch auf Schuhe, die außen durchgehend aus Leder sind. Das kann ich mit Fett oder Wachs so imprägnieren, wie es ich für meine Einsätze für sinnvoll halte. Die Schuhe habe ich auch auf dem Moped an.
Das Zwiebelprinzip wende ich unter der Motorrad-Textilkombi an, aber darüber kann ich mich damit bisher nicht anfreunden. Ich bin im Besitz eines Regenüberzieher-Zweiteilers, weiß aber beim Packen nie wohin damit. Die Tage, an denen es wirklich nötig gewesen wäre, könnte ich an zwei Fingern abzählen. An allen anderen Regenfahrten hielten meine Textilklamotten (Reusch, mit innenliegender Z-Liner-Membran) zumindest eine Zeit lang dem Regen stand. Gut, das Außenmaterial wird nass, trocknet aber auch irgendwann wieder. Die Membram ist nicht herausnehmbar. Aber mit geöffneten Lüftungsschlitzen kommt genug Fahrtwind rein, sodass auch Temperaturen bis 35 Grad möglich sind. An Ampeln, im Stau oder im Stadtverkehr wird es natürlich die Hölle. Die genannten Temperaturen finde ich aber auch abseits des Motorrades die Hölle. Einer der Gründe, weshalb ich keine Weltreise machen wollte oder wenn dann die Reise so planen würde, Gebiete zu den jeweiligen erträglichen Jahreszeiten aufzusuchen.
Wenn ich die Regenklamotten auf Reisen dabei hatte, hatte ich meistens keine Lust das Zeugs anzuziehen oder es war eh schon zu spät dazu.
Dazu mal eine kleine Anekdote von der letzten Ausfahrt an Fronleichnam mit meinen Kumpels. Es war die letzte Tagesetappe unserer Heimreise. Ich als Tourguide, hinter mir noch drei Kollegen mit nicht wetterfesten Textil- oder Lederkombis. Es war Regenwetter angekündigt.
Die ersten zwei, drei Stunden fuhren meine Kollegen hinter mir in ihren Regenpellen schwitzend durch zum Teil sonniges Wetter. Nach einer Pause fuhren sie ohne Regenschutz weiter. Als ich nach einer weiteren Stunde in weiter Ferne dunkle Wolken vor uns sah, hielt ich an um zu fragen, ob sie ihre Regenklamotten anziehen wollen. Nein, nicht nötig, weiter fahren hieß es. Eine halbe Stunde fing es dann an leicht zu regnen. Wir fuhren gerade in einer Ortschaft an einer Tankstelle vorbei, wo man sich gut hätte umziehen können. Gefragt hatte ich ja schon vorher, gesagt hat keiner was, auch nicht als wir an der nächsten Ampel im Regen standen. Eine Ampel weiter regnete es stärker. Dann Kollege Nr. 2 hinter mir meldet sich, ich soll doch an der nächsten Tanke oder Bushaltestelle anhalten zum Regensachen anziehen. Die Meldung nehme ich zur Kenntnis und überlege noch kurz, ob wir zu der Tanke zurückfahren sollen, die wir kurz zuvor passiert hatten. Ich bin dann aber weiter in der Hoffnung, dass noch eine Tankstelle kommt. Die kam aber nicht, dafür wurde der Regen heftig. Der Sinn einer Bushaltestelle wollte mir sich nicht so recht erschließen, aber natürlich hielt ich danach Ausschau, ebenso wie nach irgend einer anderen Überdachung, SB-Waschanlage, Werkstatt, Supermarkt oder irgendwas. Dann kam eine Bushaltestelle - zwar mit einer Haltebucht und zwei Wartesitzen unter einer Überdachung auf dem Geheweg, aber ohne irgend etwas, wo wir uns zu viert hätten unterstellen können. Ich fuhr daran vorbei und sah im Rückspiegel, wie Nr. 2 anhielt und die anderen auch. OK, richtig so, müssen sie selber entscheiden. Es regnete immer stärker. Ich entschied mich auf der Route weiter zu fahren, bis ich irgend eine Überdachung fand. Aber wie das so ist, wenn man etwas braucht, dann kommt es nicht. Worauf ich am allerwenigsten Lust hatte, war im Regen irgendwo zu stehen und zu warten. Also drehte ich irgendwann um und fuhr zurück. Da kamen mir die anderen entgegen. Ich drehte um und wir konnten weiter fahren. Einen Kilometer weiter außerhalb der Ortschaft hörte es auf zu regnen und es wurde wieder warm. Den Rest der Tour fuhren die Kollegen wieder in ihren Pellen zum Teil im Sonnenschein. Im Grunde war mir klar, dass wir nur ein schmales Regenband durchqueren müssen und es besser wäre, so schnell wie möglich da durchzufahren anstatt sich auch noch mitten darin aufzuhalten. Jetzt bloß nicht aufregen, kann ja keiner was dafür, die Voraussetzungen waren einfach andere. Aber ich war froh, dass mir das mit meinen Membranklamotten einfach wurscht war.
Was ich sagen will: Regenüberzieherklamotten empfinde ich einfach als unpraktikabel zum Reisen. Deshalb kann ich schon nachvollziehen, sich etwas richtig Gutes und damit auch teures zuzulegen. Nur wirklich funktionieren muss es dann auch.
Reden wir eigentlich noch über Valles Weltreise? Ja, das tun wir. Wir reden genau über die Inhalte, über die Valle von seinen Reisen berichtet. Ausrüstung, Ausrüstung, Ausrüstung....
Tabbi hat geschrieben:
Die Neuerung von Gore (soweit ich mich erinnere) ist das so genannte 3 Lagen Laminat.
Diese 3-Lagen-Konstruktion basiert auf einer revolutionären mehrlagigen Membrane mit einzigartiger Mikrostruktur. Die Membrane ist mit dem Obermaterial und einem eigens dafür entwickelten robusten Innenfutter fest verbunden
Quelle Gore
Das besondere ist halt, dass die Membran nicht mehr als Z-Liner, welcher zwischen Futter und Obermaterial ist, oder als Regenjacke drunter gezogen, sondern direkt in der Aussenhülle integriert ist. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, dass ein Reißverschluss eine Öffnung in der Membran schafft und somit direkt die Luft durch die Jacke bläst.
"Lüftungsöffnungen" bei herrkömmlichen Membransystemen sind im Grunde sinnlos, da die Membran eben nicht geöffnet wird.
Der (angebliche) Vorteil ist, dass Du immer Deine Regenhülle dabei hast und sie relativ gut belüftet ist.
Die Technologie klingt für mich sinnvoll.

Wenn sie gut funktioniert, fände ich das perfekt.
Dass Lüftungsöffnungen bei herrkömmlichen Membransystemen sinnlos sind, kann ich bei meinen Reusch-Sachen mit Z-Liner so nicht bestätigen. Durch die Lüftungsöffnungen kommt eine ganze Menge Frischluft rein, auch durch die Membran. Klare käme noch mehr Luft durch, ließe sich die Membran öffnen. Dafür bleibt der Anzug auch noch bei geöffneten Lüftungsschlitzen einigermaßen regengeschützt. Ich habe das bei leichtem Regen schon genossen, die frische und kühle Bergluft durch die Lüftungsöffnungen wehen zu lassen. Einfach herrlich, wenn die Tage zuvor unerträglich heiß waren.