kleine Berge, große Berge, Teer und Schotter...

Cote Azur, französiche Alpen und Pyrenäen, Normandie, Bretagne, Zentralmassiv uvm.
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Nordmann

Re: kleine Berge, große Berge, Teer und Schotter...

#161 Ungelesener Beitrag von Nordmann »

Nach dem Film habe ich eine völlig verkrampfte linke Schulter, weil ich mich bei der Tunnelfahrt in meinem Zuschauersessel ständig von der Tunnelwand freigehalten habe. Der Film ist toll gemacht und ich hätte nicht gedacht, dass dies 25 Minuten waren. Alles sehr stimmig, inklusive Musik. Daumen hoch! Die schnellen Passagen kamen immer zum richtigen Zeitpunkt, s.d. ich mir das Weiterspulen komplett ersparen konnte.

Während des Ansehens und auch danach habe ich versucht zu ergründen, warum man/ihr so etwas macht? Für die Landschaft hat man während der Fahrt kaum Zeit, zum Genießen während der Stop's gibt in den Alpen genauso schöne Stellen. Was ist ist es dann? Das Außergewöhnliche bzw. die Herausforderung, die nur wenige schaffen? Kenne solche Gefühle vom Bergsteigen, Paragliden und einigen Segeltörns, lassen sich aber anderen kaum vermitteln. Man kommt sehr schnell in die Angeberschublade.

Was bleibt jetzt für mich? Ein Dokument über eine Tour, die ich so nie fahren werde und jetzt doch "erfahren" habe. Dass eine GS für diese Tour bedingt geeignet ist, wurde sehr eindrucksvoll bewiesen, nur ich als GS-Fahrer würde das nicht mehr schaffen und ich bin mir nicht sicher, ob ich es überhaupt jemals gewollt hätte, glaube aber eher nicht. Mich würden mal nicht eure optischen, sondern die emotionalen Eindrücke interessieren, die in der Nachschau übriggeblieben sind? Und warum man sich in so ein Abenteuer stürzt. Es kann nicht das Ungewisse sein, was einem auf einer Tour zB. durch fremde Länder begegnen kann, ihr wußtet ja schon vorher, dass es eine Herausforderung für Mensch und Maschine wird.

Danke für den schönen Film!

Gruß

Manfred

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michaelklbg
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Re: kleine Berge, große Berge, Teer und Schotter...

#162 Ungelesener Beitrag von michaelklbg »

klauston hat geschrieben:Ist echt großartig, ich denke, ich werde mir nächstes Jahr auch einen Kurs in Hechlingen geben.

Eventuell findet sich ja noch wer dazu

Und der Bericht ist immer noch Grandios
I bin dabei, aber auch hier gibt es sowas http://www.doch1.com/2010/09/big-enduro-training/" onclick="window.open(this.href);return false;, das ist von Joe Lechner, der ein Big Enduro Trainig 2 x im jahr im Wimpassing/Bgld abhält!

Pfiat di
Michl
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klauston
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Re: kleine Berge, große Berge, Teer und Schotter...

#163 Ungelesener Beitrag von klauston »

Klauston hat geschrieben:
Ich hab das mit einer Z500 gemacht, mit Gepäck, die ganze Strecke von ca Tende bis runter wo sie aufhört......


Hi Klaus, ok DIR kauf ich das ab.
Aber mal Hand auf's Herz, warst Du da nicht knapp 20 Jahre jünger und hast noch an die Unsterblichkeit Deiner Selbst und der Z500 geglaubt.
Und wenn ich die Pics Deiner "alten" Touren mit meinen Augen deute, bestand das geamte Gepäck zur damaligen Zeit wohl eher aus einem Beutel Javanse dunkel und 'ner Grosspackung Fromm's gefühlsecht


eigentlich wollte ich mit "kein Kinderkram" nur ausdrücken, dass es auf der gesamten Strecke zumindest für mich persönlich durchaus einige Passagen gab (ich meine nicht den Bassa di Sanson) die mich echt an die physische Leistungsgrenze gebracht haben - und ich kann guten Gewissens nur JEDEM davon abraten zu versuchen, die LGKS komplett auf einer reinen Strassenmaschine zu befahren

Gruss
André

Haha, erst jetzt gesehen.
Ja, da hast Du gar nicht so falsch geschätzt.

Aber war eine Super Reise damals und ich würd es wieder machen, nur rauche ich inzwischen nicht mehr :lol: :lol:
Die Superfeucht bleiben auch zu Hause , weil da bin ich eh bestens versorgt :mrgreen:

Aber sonst, ganz ehrlich, zumindest probieren würde ich es wieder, wenn es sich ergibt, immer mit dem Gedanken, wenns nicht geht lässt man es halt.....
Wer nix probiert wird nix neues kennenlernen 8-)
Wer sein Leben so einrichtet, dass er niemals auf die Schnauze fällt, der kann nur auf dem Bauch kriechen.

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Mimoto
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Re: kleine Berge, große Berge, Teer und Schotter...

#164 Ungelesener Beitrag von Mimoto »

Nordmann hat geschrieben:Nach dem Film habe ich eine völlig verkrampfte linke Schulter, weil ich mich bei der Tunnelfahrt in meinem Zuschauersessel ständig von der Tunnelwand freigehalten habe. Der Film ist toll gemacht und ich hätte nicht gedacht, dass dies 25 Minuten waren. Alles sehr stimmig, inklusive Musik. Daumen hoch! Die schnellen Passagen kamen immer zum richtigen Zeitpunkt, s.d. ich mir das Weiterspulen komplett ersparen konnte.

Während des Ansehens und auch danach habe ich versucht zu ergründen, warum man/ihr so etwas macht? Für die Landschaft hat man während der Fahrt kaum Zeit, zum Genießen während der Stop's gibt in den Alpen genauso schöne Stellen. Was ist ist es dann? Das Außergewöhnliche bzw. die Herausforderung, die nur wenige schaffen? Kenne solche Gefühle vom Bergsteigen, Paragliden und einigen Segeltörns, lassen sich aber anderen kaum vermitteln. Man kommt sehr schnell in die Angeberschublade.

Was bleibt jetzt für mich? Ein Dokument über eine Tour, die ich so nie fahren werde und jetzt doch "erfahren" habe. Dass eine GS für diese Tour bedingt geeignet ist, wurde sehr eindrucksvoll bewiesen, nur ich als GS-Fahrer würde das nicht mehr schaffen und ich bin mir nicht sicher, ob ich es überhaupt jemals gewollt hätte, glaube aber eher nicht. Mich würden mal nicht eure optischen, sondern die emotionalen Eindrücke interessieren, die in der Nachschau übriggeblieben sind? Und warum man sich in so ein Abenteuer stürzt. Es kann nicht das Ungewisse sein, was einem auf einer Tour zB. durch fremde Länder begegnen kann, ihr wußtet ja schon vorher, dass es eine Herausforderung für Mensch und Maschine wird.

Danke für den schönen Film!

Gruß

Manfred

Hi Manfred,

warum tut man sich sowas an, vielleicht weil das Alltäglich mit den Jahren einfach langweilig wird. Was genau auf uns zukommt wussten wir so nicht, was auch gut so war. Auf der anderen Seite war es dann aber auch nicht so schlimm und vor allem auch nicht so hektisch wie es in dem Film bewusst so geschnitten rüber kommt.
Zeit hatten wir zu genüge, ob Cime de Bonette, Fort Central, Maira Stura und viele andere Orte waren wir viel länger als nur ein paar Minuten, 2000 Fotos hab alleine ich geschossen und an vielen Stellen einfach nur die Eindrücke genossen, die Sinne vibrieren lassen. Was die schönen Stellen in den Alpen angeht, viele von denen habe ich schon häufig gesehen und da tun Abwechslung auch gut, z.B. bei Jafferau nach dem Tunnel diese einmalige Felswand, real davor stehend fällt Dir die Kinnlade herunter auf dem Foto und Film nur ne Wand wie viele.... :shock:

Das was emotional bleibt..... Da darf André mal was zu schreiben. ;)

Ja und dann noch die Schubladen. - Wo man bei anderen hineingeschoben wird haben wir ja alle nicht in der Hand. Über Berichte von Bergsteigen, Paragliden und oder Segeltörns würde sicher nicht nur ich mich sehr freuen, dabei spielt es für mich keine Rolle ob ich sowas auch könnte oder nicht aber die Faszination daran wäre sicherlich Grund ehrlich und das auch ohne Neid oder Missgunst dabei zu entwickeln höchstens der Drang es auch mal zu probieren.... So war es auch mit dieser Reise, André war der Katalysator der mich auf seine Reise aufspringen lies und ich brachte die Ideen und die Route mit die ich auch von anderen habe (..derGraf & Femto z.B. aus dem GS-Forum die mich bei der ein oder andern Frage zur Tour bestens Unterstützten..) ...daher gelten für mich keine Schubladen sondern nur welche Schuhe passen eventuell auch mir. ;)

Danke und das der Film auch Dir gefällt freut mich besonders & Gruß! :D
Michael /mimoto

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michaelklbg
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Re: kleine Berge, große Berge, Teer und Schotter...

#165 Ungelesener Beitrag von michaelklbg »

Mimoto hat geschrieben:
michaelklbg hat geschrieben:Oida Schwede, äh Micha!
Das hatte es ja in sich, der Tunnel ist ja komplett vereist, aber am Ende hatte er doch schon eine apere Spur.
Dass du nach dem Umfaller im Tunnel sofort die Warnblinkanlage aktiviert hast, war schwer OK und sehr rücksichtsvoll. :mrgreen: Nicht vorzustellen, wenn André dir hinten reingerauscht wäre.
...mit beeindruckenden Landschaften und Kommentaren!
Ich freu mich auf Fortsetzung!

Hi Michl,
den Warnblinker hab ich nur eingeschaltet wegen den Leuten aus dem PAN-Forum, da wird immer gemeckert wenn ich auf der falschen Straßenseite unterwegs bin und Filme, den Teil mit dem Warndreieck habe ich aber rausgeschnitten. (..kam nur beim Aufheben an den Blinker ..)

Welcher Kommentar speziel hat Dir den am Besten gefallen? (..ich vermute mal: "Po auslitern" !? ..) :mrgreen:

Fortsetzung mit Dir als Hauptdarsteller!
Die Sprechblase "Bäuerschen" hat's mir angetan, wir Ösis sind da etwas deftiger und es würde heissen "A aundara hätt si augschpiebn" :lol:

Das mit dem Hauptdarsteller schlag dir aus dem Kopf! Wenn unser Klaus auch mit kommt heisst es:
MIMOTO TEAM ON THE ROCKS :mrgreen:

Und den Gigl nehmen wir auch noch mit, man kann alles umfahren ;)

@ Klaus
Wenn du und ich unsere Kadaver ein wenig bewegen - 10-15 kg weniger - dann schaffen wir das, nicht mit Links, aber wir machen es. So, just do it! ;)
Und wenn der Wolf auch noch dabei ist, wird das ein Spaziergang :D

Menschenskind, ist das Leben schön, mit 57 noch so jung zu sein und solche Pläne schmieden, das kann was! :mrgreen:
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Balu
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Re: kleine Berge, große Berge, Teer und Schotter...

#166 Ungelesener Beitrag von Balu »

Na da habt ihr beiden aber teils sehr abenteuerliche Streckenabschnitte gemeistert!
Glückwunsch, dass ihr wieder gesund daheim angekommen seid und dass ihr es nicht übertrieben habt!
Belohnt habt ihr euer Ego m.E. mehr als genug. Das gibt immer wieder einen abendfüllenden Gesprächsstoff!

Der Film war wieder mal klasse!
Die 25 Minuten vergingen wie im Flug und trotzdem hat man viel Schönes von Straße und Landschaft sehen können.

Ich danke für´s mit erleben lassen!
War toll!
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Andre
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Re: kleine Berge, große Berge, Teer und Schotter...

#167 Ungelesener Beitrag von Andre »

Mimoto hat geschrieben:Das was emotional bleibt..... Da darf André mal was zu schreiben. ;)
kann ich ja mal probieren..

wie Micha bereits sagte, ist der Film natürlich auch so geschnitten, dass auch Außenstehende einen groben Gesamteindruck von der Tour bekommen und das Ganze dabei noch interessant bleibt (und Manfred die Finger von der Vorspultaste läßt).

emotional sprech ich jetzt mal nur von mir ...

im letzten Jahr bin ich in Italien (neben den üblichen Verdächtigen) den Maniva Pass gefahren. Enge Serpentinen und ein klein bisschen Schotter, wenig andere Motorräder. Das hat mir sehr gut gefallen - es war irgendwie komplett anders als SellaJoch und PordoiPass (was auch schön sein kann) mit einer gefühlten Million anderer Motorrad Begeisterter rauf und runter.

Nun hatte ich also die GS und schmachtete vor der Glotze bei Sachen wie long-way-round. Problem war nur, das meine alltäglichen Moped "Abenteuer" i.d.R. Plöner See, Ostsee oder Kollmar (das an der Nordsee, Jungs ;) ) waren.
Es gab einfach keinen gemeinsamen Nenner, der Fantasie und Realität halbwegs in Einklang bringen konnte, selbst wenn wir in Bereiche der Quantenphysik gehen.

Ein bisschen "Abenteuer" konnte ich dann aber plötzlich doch realisieren - die Teilnahme an dem Enduro Training in Hechlingen.
Ich konnte zwar schon mit der GS durch die Norddeutsche Tiefebene gondeln, aber dass war nun schon eine wirklich ganz andere Hausnummer.
Ich durfte Sachen "erfahren", die bislang nicht möglich waren - sei es von der Fahrzeugbeherrschung oder allein von den örtlichen Gegebenheiten. Es hat extrem viel Spass gemacht und eine ganze Portion Sicherheit und Selbstvertrauen im Umgang mit dem Moped gebracht.

Da nun mehrwöchige Reisen in die Mongolei oder entlang der Seidenstrasse bei realistischer Betrachtung für mich auch in Zukunft lediglich in der Fantasie stattfinden werden, suchte ich wiederum nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner.

In Micha, fand ich einen passenden Gegenpart - mal was anderes machen, nicht zu extrem aber schon mal fordernd und ab und zu auch ein klein wenig darüber hinaus.

Frei nach dem Motto alles kann - nichts muss, wurde die Idee Seealpen mit den ehemaligen Militär Strassen, Tunnel, Pässen geboren und nahm recht zügig eine fixe Gestalt an.

Leider bietet meine heimatliche Umgebung fahrtechnisch gesehen nicht viel - so daß der Bereich Emotion bereits mit dem Tag der Abfahrt aus Idar-Oberstein angewärmt wurde.

Mein erster Gedanke war, wozu fährt er überhaupt so weit weg - das ist doch schon Motorrad Paradies hier.
Mein zweiter Gedanke war - das stehst Du nie im Leben durch. Der fährt wie 'ne gesengte Sau und nach nur einer Stunde haben wir schon mindestens 1000 Kurven gehabt.
Vielleicht können das jetzt nur Leute aus Norddeutschland oder Fahrschüler nachempfinden, aber das Thema sind ja Emotionen.

Ein weiterer Punkt der Tour war für mich die Dauer (bei mir 14 Tage). Bislang bin ich auf den Autozug gesprungen - 4 Tage in Italien gefahren und wieder auf der Schiene zurück.
Da war ich auch mental immer sofort "drin" und ebenso schnell auch wieder "raus" aus dem Trip - einerseits praktisch aber auch etwas unbefriedigend fand ich.

Bei unsere jetztigen Tour hatte ich nach der Tunnelfahrt (das war glaube ich am 5ten Tag) ein bislang ungekanntes Empfinden "auf und in der Tour angekommen zu sein". Es geht ja noch viel weiter - Du sitzt nicht in 2 Tagen wieder im Büro.

Gerade die täglichen Anstrengungen, körperlich wie mental (konzentriert zu fahren, die kräftezehrenden Stolperwege) haben erst den Platz geschaffen, das gerade Erlebte 1:1 aufzunehmen und in Emotion zu wandeln.

In den ersten Tagen war ich noch so sehr mit mir selbst und dem "Fahren" beschäftigt, dass ich offen gesagt nicht wirklich viel von der Umgebung mitbekommen habe. Für mich sah jeder Berg gleich aus und die Pässe waren eine aneinander Reihung von unendlichen Kurven.
Ich verstand gar nicht wie jemand sagen konnte, den Pass XY fahr ich am liebsten. Für mich war das alles eins.

Aber man nimmt es auf - den Wechsel der Landschaften, unterschiedliche Trassenführungen, Fahrbahnbeläge (hey, warum sind hier jetzt wieder fanzösische Kennzeichen, waren wir nicht eben noch in Italien?), Gerüche, die Wärme, etc. etc.
Der Topf der Sinne wird kontinuierlich weiter gefüllt auch ohne das ich es immer gemerkt habe.

Und dann kamen die ersten Offroad Strecken - das, was ich die ganze Zeit wollte. Schlagartig sieht alles ganz anders aus. Du kämpfst mit dem Moped und dem Weg, schwitzt wie Sau, das Herz rutscht ab und zu in die Hose, weil plötzlich das Vorderrad einen eigenen Weg wählt mit dem ich eigentlich gar nicht einverstanden bin.
Adrenalin bis unter's Visier.

In dem Moment ist nichts mit gedankenverlorenem Augen durch die Landschaft gleiten lassen -
jetzt nicht auf die Nase legen, komm gib Gas (obgleich ich eigentlich lieber bremsen möchte),
ein paar hundert Meter noch und es ist geschafft.
Dann stehst du an irgendeinem grünlich schimmernden See oder auf einer Bergkuppe, der Wind pfeifft um die Nase und alles ist im Einklang.

Die gerade noch erlebte Anstrengung und Anspannung ist wie weggeblasen. Im Austausch Zufriedenheit, Ruhe und auch Stolz auf die soeben doch so toll gemeisterte Strecke macht sich breit.
Das waren die Emotionen, die ich mir erhofft hatte und ich wurde nicht enttäuscht.
Und es ist einfach etwas anderes am Sommelier neben den Schneeresten auf dem Geröll stehen und den Blick schweifen zu lassen oder am Galibier schon fast einen Parkplatz suchen zu müssen und inmitten der Massen ein obligatorischen Foto von dem Schild zu machen.

Nach dem Bonette, nachmittags auf der Strasse von Pierlas, war mein "Topf" dann randvoll. Emotionaler overkill. Es ging definitiv nichts mehr rein und ich brauchte Abstand.
Ich konnte keine Berge mehr sehen, fuhr wie ferngesteuert, jede Einzelne dieser engen Serpentinen wurde plötzlich zum Graus. Es war heiß, ich war müde, mir war schlecht.
Irgendwo essen, duschen, schlafen - alles andere war mir wurscht.

Am nächsten Morgen sah die Welt dann wieder anders und viel freundlicher aus. Wir hatten uns für die nächsten 2 Tage eine Ruhepause verordnet. Noch gemütlich durch den Grand Canyon du Verdon runter nach St. Tropez und dann 48 Stunden kein Motorrad mehr sehen geschweige denn fahren.

Es war bitter nötig - ich hatte Angst, ansonsten die Lust und den Spass an der Tour zu verlieren. Ich wollte mich nicht morgens auf's Moped setzen und innerlich sagen, Mist wieder den ganzen Tag fahren, nur um hier oder dort hin zu kommen.

Wir haben die beiden Austage genossen, viel auf der Terrasse gedöst, ein wenig herumlaufen, darüber philosophiert, dass die Super-Reichen doch eigentlich arme Schweine sind, gegessen, getrunken - einfach baumeln lassen.

Nachdem wir nun wieder tiefenentspannt waren, kam auch plötzlich die Lust auf's Moped fahren zurück. Und sehen die beiden Böcke nicht viel geiler aus so verdreckt und verschlammt ?!
Mensch, Micha - ich könnt' den Tunnel jetzt glatt nochmal fahren (bitte ohne Eis).

Die LgKS und Maira Stura standen noch auf dem Programm.
Zur LgKS hatte ich mir vorab in Netz unzählige Videos und Berichte angesehen. Yep, das wollte ich auch mal live fahren - und jetzt nachdem wir die Assietta, den Jafferau, Sommelier und den blöden Tunnel hinter uns hatten - war ich mir sicher, das ebenfalls gut zu meistern.

Meine Motivation diese Strecken einmal zu fahren begründet sich nicht in dem Anspruch, mir selbst oder anderen etwas beweisen zu wollen, sondern darin, Strecken zu fahren zu denen uns hier jegliches Pendant fehlt.
Die schieren Ausmaße des Fort Central allein sind schon enorm.
Und es beschleicht einen (zumindest mich) noch immer ein beklemmendes Gefühl, wenn man einen dieser alten Bunker in der Nähe des Fort betritt und aus den winzigen Scharten nach unten in Tal schaut.
Die LgKS mit den senkrechten Fahrbahnabbrüchen ist schon spektakulär. Natürlich ist nicht die ganze Strecke irre anspruchsvoll, aber es gibt Passagen, die es wirklich in sich haben.

Die Maira Stura Kammstrasse ist wiederum landschaftlich sehr schön. Die anfangs aspahltierte Strasse zieht sich herrlich gewunden durch das Hochtal - hier gehen Augen und Sinne auf Wanderschaft. Fahrtechnisch anspruchsvoll sind lediglich ein paar wenige Abschnitte.

Der Trip nähert sich dem Ende - im Grunde sind wir ja schon ab St. Tropez auf dem Rückweg.
Am Col de Sampeyre hab ich dann mein persönliches emotionales Highlight. Ich hätte heulen können - nicht aus Traurigkeit oder Freude - es war mehr ein Gefühl der Ergriffenheit dass mich völlig vereinnahmte. Das Foto von mir mit dem Titel "time to go" trifft es 100 %. Auch jetzt bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich nur das Bild ansehe.

Der Blick auf die zurückliegenden Berge, die letzten Offroad Strecken waren gefahren. Wir hatten all das gemacht und gefahren über das ich mir seit knapp 2 Jahren Gedanken gemacht hatte. Alles war gut gegangen. Wir haben viel Spass gehabt und uns super verstanden. Die ein oder andere Situation hat ein tolles Band zwischen uns wachsen lassen - was will man mehr ?

Emotional war ich ab dort quasi auf der Heimreise und ich muss zugeben, dass ich am letzten Tag nach 600 km Autobahn doch noch vorzeitig von der Bahn abgefahren bin, um über kleine Nebenwege die restlichen km nach Hause zu fahren - irgendwie sollte es nicht so abrupt enden.

So - für die anderen üblichen Sachen, wie Tracks, unaussprechliche Berg- und Pass Namen, Bilder, Info's zu Übernachtungen etc. wird Micha besser auskunft geben können.

Gruss
André
meine Momentaufnahmen

Glück ist wie pupsen, wenn man es erzwingt wird's Scheisse ;-)

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klauston
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Re: kleine Berge, große Berge, Teer und Schotter...

#168 Ungelesener Beitrag von klauston »

Die Erklärung kann ich gut nachvollziehen.

Grandiose Beschreibung
Wer sein Leben so einrichtet, dass er niemals auf die Schnauze fällt, der kann nur auf dem Bauch kriechen.

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