Donnerstag, 4. Oktober: Das friaulsche Hinterland und seine Kleinststraßen
Der Himmel über Slowenien präsentierte sich am Morgen trüb und verhangen. Na, spitze, das hat mir gestern um Längen besser gefallen...
Auf die Tour heute war ich ganz speziell gespannt, standen doch 3 Straßen auf dem Plan, bei denen ich nicht sicher war, ob es sie überhaupt gibt: ich hab die Planung mit einer topographischen 1:150 000-Karte gemacht.
Aber weder auf der 1:150 000-Slowenien- noch auf der 1:200 000-Friaul-Karte waren diese Straßen verzeichnet … Könnte spannend werden!
Schon nach wenigen Kilometern kam die erste Nagelprobe in Volce: ohne Probleme fanden wir die kleine Straße, die zum Pass Solarie hoch führte. Und hoch war das Problem: es wurde immer nebliger. Schade, die Straße hat Spaß gemacht und es hätte sicher schöne Ausblicke gegeben. Auf einem Vorsprung stand sogar eine Aussichtsbank, auf der heute leider nur eine weiße Wand zu bestaunen war... Ist aber fürs nächste Mal vorgemerkt!
Über einen Mini-Grenzübergang (als der noch besetzt war, war das sicher ein Strafposten) ging es nach Italien und auf merklich schlechterer und schmalerer Straße nach Drenchia. Die Straßenkategorie wechselte von weiß zu gelb, gemerkt hat man das aber nicht: es blieben mini-Straßen mit viel feuchtem Laub und mit Dankbarkeit für jedes Auto, das uns nicht entgegen kam.
In Clodig fanden wir ebenfalls schnell die nächste Nicht-existente-Straße. Eine Anwohnerin riet uns zwar ab („schlechte Straße!“), ließ uns dann aber doch mit guten Wünschen und einem „Fahren Sie vorsichtig!“ ziehen. Ja, nu, sie hatte recht..

Die Straße nach Cspletischis fing schmal an und wurde dann irgendwann zur Abbruchpiste mit Schlaglöchern und interessantem, nennen wir es mal „Asphalt“ (geteerter Feldweg? Fester Kies mit lockeren Steinen?).

Jedenfalls kein Wunder, dass die auf keiner vernünftigen Karte ist (die Straße ist übrigens der Feldweg direkt neben den Bäumen!).
Nach dieser Erfahrung erschien uns die kleine Straße nach Montemaggiore fast normal.

Als wir ins Dorf Montemaggiore ums Eck bogen, stand da eine riesige Jesus-Statue.

Über Geschmack lässt sich vortrefflich streiten, ich fand sie relativ gruselig...
Aber auch hier mitten im Nirgendwo sehr nette Menschen: eine Anwohnerin hat uns gleich auf deutsch angesprochen, ob alles in Ordnung sei, und bedauernd festgestellt, dass wir heute ja gar keine gute Aussicht hätten...

Am Dorfausgang das nächste Kunstwerk...
Die Straße, die zurück nach Savogna führte, wurde großmundig als „Strada turistica“ angekündigt. Würde mich mal interessieren, was die Verantwortlichen darunter verstehen, weil es wie immer ein Holperpiste war...
Insgesamt waren aber alle Straßen heute sehr kurvenreich und definitiv nicht langweilig! Von daher ist aus meiner Sicht der Touristen-Mission vollauf genüge getan!

Pinkelpause im Wald. Da entdeckt man spannende Waldbodenbewohner

Leider nicht so spektakulär wie der am Mangart! Aber immerhin rot!
Richtung Azzida hatten wir tatsächlich wieder eine richtige Straße! Völlig ungewohnt! Hielt natürlich auch nicht lange ;-)
In Pulfero bogen wir – Überraschung – auf eine Winzstraße nach Montefosca. Die war wie so viele andere heute auch: sehr kurvig und wurde immer schmaler. Und kühler, je weiter wir nach oben kamen (inkl. sichtbehinderndem Nebel).

Im Dorf angekommen ein Erfolgserlebnis: auch hier fanden wir problemlos die Nicht-existente Straße. Und ja, die war noch klitzeklitzekleiner. Kein Wunder, dass uns die Einheimischen immer irritiert hinterher sahen...
Auch bei dieser Straße war ich letztendlich erleichtert, als wir wieder eine „richtige“ Straße unterm Reifen hatten. Und ab Canebola war die Straße sogar richtig gut! Hat etwas gedauert, bis ich das realisiert hab und wir das genießen konnten!
Aber diese kleinen Sträßchen gehen richtig an die Konzentration. In Faedis war deshalb definitiv eine Pasta-Mittagspause nötig.

Und hier kam tatsächlich die Sonne raus! So stellen wir uns einen Urlaub eigentlich vor: Sonne und Palmen!
Weiter ging's gen Attimis und dann Richtung Passo di Monte Croce: geiler Belag, schöne Kurven – und was tun wir? Wir wenden und fahren in Attimis links gen Subit...
Um was zu bekommen?

Schmale Mini-Kurven in Ortschaften und neblige Aussicht.

Nein, auch hier wird die Aussicht nicht besser.

Ob ihm mal jemand sagen sollte, dass die Fazer eigentlich gar kein Offroad-Fahrgerät ist?
In Subit kam ich auf die glorreiche Idee, die Strecke abzukürzen und querfeldein über eine weiße Straße zu fahren. Genialer Einfall...
Das „Durchfahrt verboten“-Schild haben wir ignoriert, weil die Farbe eh nicht mehr zu erkennen war. Das Auto, das sich an unsere Fersen heftete, bestätigte uns darin, dass die Straße befahrbar ist.

Wir haben den Einheimischen lieber vorbei gelassen und sind etwas mehr piano auf der – mir fehlt ein anderes Wort – Mini-Winzstraße gefahren. Inkl. komischem Nicht-Asphalt, Schlaglöchern und allem, was man sonst nicht braucht. Aber irgendwie spaßig ist es ja schon...

Und ja, wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es doch irgendwo einen urlaubsreifen Blick in die Ferne gibt!

Ganz weit hinten, hinterm Nebel, da ist auch tatsächlich etwas zu erkennen!

Keine Info (der Aussichtspunkt wird wohl nicht soo oft angefahren), dafür wieder ein großer roter Pilz!

Romantisch-gespenstische Stimmung. Hat mir auch irgendwie gefallen!
Dem Himmel sei dank, die Straße endete auch irgendwann (zum Glück waren es nur gut 10 Kilometer – sollte ja auch 'ne Abkürzung sein)und wir erreichten Taipana. Durch's Cornappo-Tal konnte man endlich mal wieder Motorradfahren. Wenn auch etwas verhalten, da die Straßen nass und leicht rutschig waren.
Wir wären nicht wir, wenn es anschließend nicht wieder auf kleinen weiße Straßen gen Villanova ging.

Schöne Strecke, schöne Gegend direkt nach Sedilis.

Blick zurück auf Torlano.

Torlano etwas rangezoomt.
In Villanova wollten wir die Grotte besichtigen, die aber geschlossen war. Egal, der Himmel zog zu, es war schon später Nachmittag, also fuhren wir weiter. Und dann fing es an zu nieseln... Ätzend!
Es ging weiter Richtung slowenische Grenze. Als kleines Abschiedsgeschenk kam uns dann kurz vor der Grenze ein LKW entgegen. Zum Glück gab es eine Regenrinne, in die wir uns retten konnten. Und selbst das war eine knappe Angelegenheit. Keine Ahnung, was ein ausgewachsenes Auto da tun würde...
Nass ging's in Slowenien weiter und das auf ganz miesem Asphalt. Mein Freund hatte eigentlich vor, noch die Dante-Höhle zu erforschen (er hatte schließlich extra die Taschenlampe eingepackt). Ich war aber bedient und wollte heim. Nachm Tanken in Kobarid öffnete der Himmel seine Schleusen noch ein wenig mehr und auch meinem Freund verging die Höhlenforschungslust. Es hat bis Most na Soci geregnet, ab da war's trocken. Der Sturzregen hat hier freundlicherweise gewartet, bis wir im trockenen Zimmer waren.
Die Tour war heute aufgrund der vielen kleinen Straßen nur 214 km lang. War aber genau richtig!
Aufgrund des Wetterberichts, der für unser Zielgebiet in den nächsten Tagen ständigen Nieselregen ankündigte, beschlossen wir, unseren Slowenien-Tripp an dieser Stelle abzubrechen und morgen schon wieder in Richtung Österreich zu starten.
Aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben. Wir holen das ganz sicher noch nach...