Auf der naechsten Etappe wollten wir soweit wie moeglich auf den Pisten bleiben, beginnend mit MS6. Laut Chris Scott erwartete uns "nasty hummock scrub, dunelettes and feche-feche", also garstige Huppel, Buesche, Mini-Duenen und Flugsand. Zunaechst ging es an die Tanke, wo wir daran erinnert wurden, dass dies eine Touristenregion war: Binnen Minuten erschien jemand, um seinen Laden zu bewerben. Wir tankten randvoll, denn auf den naechsten 300km wuerde es keine Gelegenheiten geben.
Dann ging es ins Zentrum von Merzouga, um Nahrungsmittel zu kaufen. Das erste Haus wirkte, wie eine verlassene Polizeistation. Wichtiger war aber, dass ein Postkasten von einem Draht an der Wand herab hing. Dem Aussehen nach, war er nicht erst einmal herunter gefallen. Es schien der perfekte Ort, um meine Postkarten los zu werden. Wir hatten keine Ahnung, ob der Kasten noch geleert wuerde oder wie lange die Karten auch nur bis Marrakesch brauchen wuerden. So hatten die Postkarten gleich ihr eigenes, kleines Abenteuer. Anhand der Stempel stellte sich spaeter heraus, dass sie nur 2 Tage bis Marrakesh, aber 2 Wochen bis Europa gebraucht hatten.
Der einzige Laden im Ort hatte etwa die Groesse einer Garage, so dass die Kunden draussen bleiben mussten. Wir schauten die Regale entlang und entschieden uns fuer Kekse, etwas Brot und Thunfisch aus der Dose.
In Taouz ging es dann vom Asphalt auf eine breite Schotterpiste, die sich zwischen den Huegeln hindurch wand, und einiges an Geschwindigkeit erlaubte.
Nach einer Weile sahen wir vor uns die Staubwolken zweier BMWs. Die wiederum fuhren im Staub eines Pickups, vermutlich eines Guides, der Ihr Gepaeck transportierte. Mehrfach hatten sich uns Leute fuer diese Route angeboten, ich gehe davon aus, dies war einer davon. Ich kann mir nicht vorstellen, den ganzen Tag im Staub einem Pickup hinterherfahren zu muessen.
Wir blieben eine Weile hinter den Motorraedern, auf eine Ueberholgelegenheit wartend. Der 2te wirkte etwas unsicher, und wahrscheinlich nicht auf Verkehr von hinten eingestellt. Gluecklicherweise teilte sich dann die Strecke, und wir konnten mit gut 30m Abstand vorbei ziehen. Der zweite fuhr weit selbstsicherer und schaute auch immer wieder nach seinem Kumpel. Er winkte uns direkt vorbei. Den Pickup zu ueberholen war schwieriger da er nach hinten wegen dem Staub nichts sah, und ja auch erwartete, dass die BMWs hinter ihm blieben. Er fuhr mal rechts, mal links. So blieb mir nichts anderes als auf '
Robby Gordon' zu schalten, und zu fluchen, dass die Autos keinen Sentinel verbaut haben, der vor Verkehr von hinten warnt, wie bei der Dakar Rallye. Anfahren konnte ich ihn natuerlich schlecht. Dafuer zog ich mit Fernlicht und hupend so gut es ging in den Sichtbereich seines Rueckspiegels, bis er irgendwann irritiert zur Seite zog. Wir schossen vorbei. Beep, beep!

(Foto: Maddin)
Die Landschaft weitete sich zu einer absolut flachen Ebene auf. Der Boden war gehaerteter Sand, abgesehen von der Piste selber, auf der feiner weicher Sand lag. In einem Auto waere ich in der komfortablen weichen Spur geblieben, auf dem Motorrad aber war es weit einfacher, ueber die holprige Ebene zu fahren. Nur manchmal gab es Sandfelder, denen man nicht ausweichen konnte.
Wir erreichten ein kleines Dorf und ueberprueften unsere Position auf dem Navi. Es gab hier irgendwo einen Wegpunkt, trotzdem waren wir nicht sicher, welcher Weg zu nehmen war. Eventuell war Chris in der entgegengesetzten Richtung unterwegs gewesen, als er die Wegpunkte beschrieben hatte. Ein paar Kinder zeigen nach rechts in Richtung Norden, ganz klar nicht unsere Richtung. Wahrscheinlich war das die Route, die der Pickup und die BMWs nehmen wuerden, also die einfachere Route zwischen Taouz und Zagora. Wir hingengen fuhren weiter geradeaus, gefolgt von den Kindern, sich sie eine Gaudi erhofften.
Es ging zwischen eingezaeunten Feldern hindurch, wobei der Weg vollstaendig aus feinstem Sand mit tiefen Spurrillen bestand. Teilweise sogar Fech-Fech, das ist der hiesige Begriff fuer extrem feinkoernige Sandfelder, in denen Raeder direkt bis zu 40cm tief einsinken koennen, und der - einmal aufgewirbelt - Minutenlang in der Luft schwebt und jede Sicht raubt. Hier ein Beispiel aus der Dakar Rallye:
https://youtu.be/uS4Nh5u-8Sc
Gerade als ich dachte, den Trick heraus zu haben, blieb ich in einer Furche haengen und klemmte mir den Fuss ein. Gluecklicherweise blieb es bei ein bisschen Schmerz im Gelenk. Maddin hatte weniger Glueck und musste weit mehr kaempfen, um durch zu kommen. So fuhr ich ein bisschen, wartete auf ihn, fuhr ein bisschen usw. Einmal sah ich ihn in einer Wolke Fesh-Fesh verschwinden und schaltete die Kamera auf Video, um ihn zu filmen. Als sich der Staub gelegt hatte, sah ich ihn unter dem Motorrad liegen. Es dauerte ein bisschen, mein Motorad abzulegen und zu ihm zu stapfen, um ihm zu helfen.
Wieder weitete sich die Landschaft. Wir liessen die Haeuser zurueck, nur der tiefe Sand blieb. Manchmal fuhr es sich neben der Piste besser, aber am Ende war es alles Sand.
Als Maddin das naechste Mal steckenblieb, reichte ein Blick, um zu entscheiden, dass ich ihm das Motorrad ausgraben wuerde. Er war voellig fertig. Wir legen das Mopped auf die Seite und schoben wieder Sand in die vom Hinterrad gegrabene Grube.
Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass einer von uns steckenblieb.
Schliesslich erreichten wir ein Duenenfeld, welches sich einige hundert Meter hinzog. Ich fuhr voraus, erkundigte die Route, und winkte Maddin mir zu folgen.

(Foto: Maddin)
Bevor wir das andere Ende erreichten, versank die Sonne am Horizont. Das GPS ("Olaf-Map") zeigte hier einen Wegpunkt "Bad dunes", und Maddin frohlickte, dass wir wohl das Ende erreicht hatten. Ich hielt es fuer mich, dass "Bad dunes" weit Schlimmeres bedeuten koennte. Vielleicht ging es jetzt erst richtig los?
Wie auch immer, wir suchten uns einen Platz abseits der Piste und schlugen die Zelte auf. Wenigstens einmal wollten wir in der Wueste uebernachten. Beide hatten wir kleine 1-Mann Tunnelzelte, auch als Dackelgarage bezeichnet. Thunfisch aus der Dose, und trotzdem konnte es kaum besser sein.

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