Montag, 24. Juni: Begegnungen

Der Vorteil, wenn man ebenerdig wohnt: man muss das Gepäck nicht durchs halbe Hotel schleppen, sondern kann es ganz gemütlich zum Fenster raus reichen.
Die Sorge, die N206 könnte so breit ausgebaut weitergehen wie bis nach Campo, erwies sich als unbegründet. Zum Aufwachen gab es gleich mal 15 Kilometer Kurven am Stück durch eine durchaus ansehnliche Schlucht. Bilder gibt’s natürlich nicht: wir hatten uns gerade elegant an ein paar Autos an einer Baustellenampel vorgemogelt, da konnten und wollten wir nicht schon wieder anhalten...
Bei Castejon de Sos wird die 206 wieder schmaler und rütteliger

Wer stellt eigentlich immer diese dämlichen Pfosten mitten ins Motiv?
Die Ponderosa kann nicht weit sein…
Die rüttelige Straße ist gar nicht gut, wenn man eigentlich dringend auf die Toilette müsste... So richtig was Gutes zum Anhalten (inkl. Büsche) gab's nicht (wir Mädels haben da ja so unsere Ansprüche) und so hielt ich bis El Pont de Suert durch. Bei der lokalen Bushaltestelle war das Toilettenhäuschen aber wegen Vandalismus geschlossen... Hgrmpf.
Kaum wieder auf der N206 gab es endlich eine erleichternde Pause am Fluss. Aaah, so macht Fahren gleich viel mehr Spaß!
Die Strecke, die jetzt bis Senterada folgte, hat auf der Michelin-Karte keinen grünen Strich bekommen. Was ja heisst „landschaftlich nicht reizvoll genug“.
Zum Fahren war's aber ein Traum!

Und sooo schlecht fand ich die Gegend nun auch nicht.
Der Col de Creu de Parves und das gleichnamige Dorf boten durchaus auch was fürs Auge.
Danach wurde die Straße wieder breiter – und einen grünen Michelin-Strich hat sie auch gekriegt.
Das lag wohl vor allem an den interessanten Felsformationen.
Weil die Straße auf Dauer doch zu langweilig war, sind wir beim 2. Tunnel auf die offiziell gesperrte Straße gefahren, die am Tunnel vorbei führt.
Da war ja schließlich auch ein Schild für „Fotopunkt“. Und wir sind ja Touristen, oder? Die Einheimischen, die dort flanierten, ließen sich von uns auch nicht beim Schneckensammeln stören und wir konnten ein paar nette Eindrücke einfangen.
Die gesperrte Straße führte erst noch offen am Fluss entlang.
Dann verengte sie sich zu einem schattigen Tal.
Die spannenden Felsen waren hier zum Greifen nah.
War leider nur ein kurzes Stück, hat sich aber wirklich gelohnt!
Breit ausgebaut ging es weiter durch Vall de la Noguera bis Sort. Zum Glück konnten wir da dann wieder auf eine kleinere Route abbiegen.
Und die war hammergeil! Guter Asphalt und breit genug für jede Menge Fahrspaß, aber nicht so breit, dass es langweilig geworden wäre. Zwischendrin die obligatorischen Einbremser, weil das Gestein sich auf einmal von seiner roten Seite zeigte!
Am Aussichtspunkt trafen wir 3 Berner Motorradfahrer und tauschten uns über Woher und Wohin aus.
D.h. die Jungs haben gequatscht und ich ein paar Bilder gemacht!
Eigentlich wollte ich ja die Kathedrale von La Seu d'Urgell anschauen. Aber das scheiterte an der mangelnden Beschilderung (ich bin immer noch nicht sicher, wo genau die Kathedrale nun sein soll) und an den gestiegenen Temperaturen, die uns die Aussicht auf einen Stadtspaziergang in vollem Motorradoutfit und inkl. tonnenschwerem Tankrucksack verleideten.
Stattdessen gab es ein kleines Mittagspäuschen in Montferrer.
Die Strecke führte dann relativ belanglos auf der breiten C14 entlang. Theoretisch wären es in Coll de Nargo noch 15 Kilometer bis zum Hotel gewesen. Aber wer fährt schon 15, wenn er auch 100 haben kann?
Wir bogen also ab auf die L511 zum Collado de Boixols.
Wie schön ist ein Schild, dass fast 40 Kilometer Kurven verheißt?

Es wurde nicht zu viel versprochen! Fahrvergnügen hoch 10!
Und immer wieder tolle Ausblicke!
Viel Verkehr war nicht auf der Strecke. Nur ein Motorrad mit österreichischen Nummer war mit uns auf der Straße unterwegs. Und wie das halt so ist, wenn man ständig anhält: man überholt sich gegenseitig diverse Male.
Auf dem Boixols-Pass haben wir dann zusammen angehalten und kamen ins Gespräch: Jen und Adam aus Florida sind mit Edelweiß-Tours (daher das österreichische Nummernschild) eine Woche in den Pyrenäen mit dem Motorrad unterwegs. Lustigerweise haben wir anfangs deutsch gesprochen (wir dachten, sie seien Österreicher), während sie es mit Spanisch probierten. Letztendlich blieben wir bei Englisch hängen.
Und so haben wir nett geplaudert, bis es wieder weiterging. Und die ganze Zeit, die wir da quatschend standen, kam nicht ein anderes Fahrzeug vorbei!
Wir konnten uns dann doch irgendwann voneinander losreißen und fuhren weiter: hier der Blick auf das Dorf Boixols.
Schicke Hütte, so mitten in der Pampa!
Noch schicker: die Straßenbemalung!
Selbstredend haben wir an diesem Punkt auch Jen und Adam wiedergetroffen, die auch anhielten, um sich die Zeichnungen anzuschauen.
Und wie wir da so mitten auf der Straße ein weiteres Schwätzchen hielten, haben wir festgestellt, dass unsere Hotels heute abend nicht so wirklich weit auseinandern liegen. Und schon war ein Date ausgemacht!
Sie drehten dann um und fuhren den Weg zurück, während wir bis Isona weiterfuhren.
Hier kurz bevor es nach Isona runter geht.
In Isona stand die Entscheidung an: außenrum nach Oliana (es war hier im Tal um Längen wärmer als oben auf dem Pass) oder 40 Kilometer Kurventraum zurück.. Die Entscheidung war einfach: wir haben umgedreht und sind ohne Fotohalt zurück gefahren.
Bei der Abzweigung nach Sallent war ich so im Kurvenrausch, dass ich in die Abzweigung reingefahren bin, statt der Straße geradeaus zu folgen... Wow, so viel Kurven am Stück, das geht dann schon an die Konzentration!
Zum Glück war es dann ja nicht mehr weit bis Oliana. In unserem Hotel sprach der Portier nur spanisch, aber wir haben alles hingekriegt. Schönes Zimmer mit Balkon und super Wetter.
So muss Urlaub sein! Und ich hab mein Sommerkleid doch nicht umsonst mitgeschleppt!
Besonders gut hat uns die Deko im Hotel gefallen: eine Maschine von Toni Soler (leider hab ich jetzt nicht herausgefunden, wer genau das ist: es gibt einen Journalisten und einen Fußballspieler…)
Und die KTM von
Isidre Esteve
Abends nach dem Essen auf der Terrasse sind wir zum Can Boix-Hotel gefahren, um noch einen mit Jen und Adam zu trinken.
Wir kamen gerade rechtzeitig, als das Dinner vorbei war. Aber hallo, das Can Boix ist doch ein anderes Kaliber als unsere Unterkunft...
Allerdings gab es weder Averna und auch das Konzept eines Wodka Lemons war hier nicht bekannt. Wir hatten einen sehr lustigen Abend mit einigen der Teilnehmer.
Solche Begegnungen sind doch wirklich das Salz in der Reise-Suppe!