Gleich zu Anfang geht es um die besagte, wenig bekannte, kleine Ecke.
An diesem Sonntag wollten wir nicht unbedingt auf eine prominente Bergstrecke in der Umgebung denn am Sonntag gehören diese Reviere den einheimischen Motos.
Mögliche Alternativen waren das Forte Osoppo in der Nähe, am Ufer des Tagliamento, oder ein nicht näher zu identifizierender Aussichtspunkt in den angrenzenden Hügeln einige Kilometer entfernt, der mir durch eine Anhäufung von Fotos in Google-Maps aufgefallen war.
Aussichtspunkt fanden alle Mitreisende gut, also starteten wir von Gemona aus Richtung Nord-Nordost auf der SS13, an Artegna und Magnano in Riviera vorbei, nahmen den Abzweig nach Tarcento, fuhren durch Tarcento hindurch um am südlichen Ende den Torre zu überqueren (es hätte auch noch eine kleinere Brücke am nördlichen Ende gegeben).
Weiter ging es Richtung Sedilis, die kleine Strasse windet sich steil durch Obstgärten, an kleinen Häuschen im weiter die Hügel hinauf. Sedilis klebt an einem steilen Hang, welches von den schmalen Teerbändern nun die Hauptstrasse sein soll läßt sich nicht erkennen. Macht aber auch nichts, denn die nächste Etappe ist der Dorfplatz, gut sichtbar durch den Glockenturm markiert.
Bereits von hier hat man eine sehr schöne Aussicht in die Ebene die sich nach Udine zieht.
Ein Sträßchen mit einem rostigen, gelben Hinweisschild auf dem "Monumento Faro ai Caduti della Julia" steht, führt weiter in die Hügel hinauf. Das Sträßchen wird noch schmäler, verwundener und steiler, an der ganzen Art und Ausführung erkennt man, das es sich hierbei um eine Versorgungsstrasse aus dem 1. Weltkrieg handelt.
Man kommt aus dem Wald heraus und steht unvermittelt hiervor.
Ein restauriertes italienisches Fernkampfwerk aus dem 1. Weltkrieg. Nur welches?
Man findet dazu Forte Lonza, Forte di Monte Lonza, Forte Bernadia und Forte di Monte Bernadia-Lonza. So richtig einig wie dieses Ding nun heißt ist man sich wohl nicht (GPS - 46.234738,13.25567).
Dagegen ist das gegenüberstehende Monument ganz eindeutig das Monumento Faro ai Caduti della Julia.
Aber das wirklich beeindruckende ist die Aussicht über die Ebene vor Udine.
Auf dem Platz vor dem Forte befand sich, außer unseren Autos, ein Tapeziertisch mit Erfrischungen und einigen Damen die offensichtlich eine größere Gruppe erwarteten. In einem kleinen Gespräch erfuhr Gerhard/Cuore Sportivo, dass man den örtlichen Automobil und Klassiker Club auf seiner Rundfahrt erwarten würde. Die Gruppe müßte gleich da hinten aus dem Wald kommen. Ahh, da gehts also weiter? Ja, eine Art Ringstraße über Lusevera, mit einigen kleinen Querspangen, aber man kommt immer wieder bei Tarcento oder Nimis raus. Interessant!
Wir warteten nun auf die Ankunft des Clubs, denn auf den schmalen Sträßchen wollten wir nicht unbedingt den Gegenverkehr geben.
Plötzlich tobte irgendetwas schnell und laut durch den Wald heran. Neben Klassikern verfügte man auch über Rally-Legenden aus den 80/90ern und ließ diese, ganz im Sinne der artgerechten Haltung, Sonntagmittag quer durch den Wald fliegen.
Wir spulten im Anschluß noch ein paar Kilometer im Dreieck Tarcento-Lusevera-Nimis auf solchen Strassen ab. Einfach nur schön! Wegen mir hätte dieses Gebiet, durchzogen mit den alten Versorgungsstrassen gerne noch größer sein können.
Wirklich bemerkenswert, dass man über das Forte und das kleine aber feine Gebiet kaum Infos findet. Aber auch diese Vorstellung hier im Forum wird sicherlich nichts wesentliches daran ändern.
Unser nächstes Ziel war San Daniele del Friuli. Im Zusammenhang mit Schinken sicherlich einigen bekannt. Ein Hügel in der Ebene neben dem Tagliamento auf dem sich eine kleine Stadt befindet, eingekreist von halbindustriellen Landwirtschaftsbetrieben. Oben auf dem Hügel das Centro Storico, Ähh ja, Dom, Rathaus, altes Zeughaus...Bar, Vino Bianco, Grisini und Prosciutto. Erledigt!
Die freundlichen Damen vor dem Forte Wieauchimmer hatten uns noch auf ein kleines Naturschutzgebiet mit einem sehenswerten Lago hingewiesen. Nachdem der Programmpunkt San Daniele doch recht schnell abgehakt war, steuerten wir noch diesen Lago an.
Genauer gesagt handelte es sich dabei um den Lago di Cornino. Lago ist dafür zwar ein großes Wort, Weiher wäre treffender, aber sehenswert ist diese Stelle allemal.
Nährstoffarmes Wasser in einem Kalksteinbecken, dadurch ensteht ein sehr klarer See in dem die spärliche Unterwasservegetation zu ungewöhnlichen Farben führt.
Nach diesem Ausflug stand nun noch das typisch friulanische Menu beim Wirt unseres Vertrauens an.
Unser Tisch war bereits eingedeckt das Grinsen des Koches und der Pizzaioli hätten uns eigentlich zu denken geben müssen.
Wein, Wasser, kleine gebackenen Käsetaler, jetzt konnten die Antipasti kommen.
Taten sie auch, es gab Toc in braide, das genaue Rezept findet man bestimmt irgendwo im www. Prinzipiell eine weiche Maispolenta mit einem ordentlichen Klacks Sahne-Käse-Sauce obendrauf. Muß man sich unbedingt für die nächste Diät vormerken.
Mehr Wein und Wasser.
Primi Piatti, Cjarsons, gefüllte Kartoffelteigtaschen. Die Füllung dürfte in erster Linie Zwiebel und Käse gewesen sein. Darüber braune Butter und ordentlich geräucherten Richotta. Auch ein ganz leichtes Essen.
Noch mehr Wein und Wasser.
Ich kämpfe mit dem Verdauungskoma, verschwommen erkenne ich, dass es meinen Mitkämpfern ähnlich ergeht.
Der Wirt hat ein Einsehen mit uns und kredenzt zur Verdauungsunterstützung Grappa, zwei Finger breit, in Rotweingläsern. Langsam scheinen sich die Wackersteine in mir zu verflüchtigen.
Ein Gruß der Pizzaioli, höllisch scharfes Pizzabrot, ist gut für den Stomaco. Ja, ja, wie mein Stomaco JETZT aussieht kann ich mir lebhaft vorstellen, ein Ledersack mit faustgroßen Löchern.
Secondi Piatti, Frico, sieht aus wie ein Bauern-Omelette mit Kartoffeln, Speck, Zwiebeln. Omelette? Weit gefehlt, das ist ein Fladen aus geschmolzenem und angerösteten Montasio Käse. Schmeckt richtig gut aber auf meiner Stirn bilden sich erste Schweißperlen.
Wein, Wasser und noch mehr Grappa.
Klar hatte die Restaurantbelegschaft ihren Spass mit uns, aber das Essen war vorzüglich, wenn auch etwas käselastig und der Preis anständig. Bleibende Schäden trug keiner von uns davon und auch keinen schweren Kopf oder akute Verstopfung.
Ende Tag 4
Ich für meinen Teil fand's auch sehr interessant zu sehen, dass nicht nur Motorradfahrer schmale, geschwungene Strässchen mögen.
