Irgendwann muss ja mal die Fortsetzung folgen
Aus 8:00 Uhr wurde nix und schließlich konnte ich mich dann mit gut 45 Minuten Delay Richtung Festland aufmachen.

Der erste Teil der Fahrt war eher unspektakulär, vorerst zügig an der Küste entlang ging es später eher verwinkelt durch Olivenhaine bis ich auf eine noch unfertige breite und schnurgerade ‚Brüsseler-Schotterpiste‘kam. Die zahlreichen Obst- und Gemüsesattelschlepper für die es anscheinend kein Sonntagsfahrverbot gibt, haben die gesamte Gegend so was von ‚eingestaubt‘, dass es mit vorwärts und zügig erst mal vorbei war. Die gut 10 KM gingen dann doch einmal vorbei, der Durst allerdings blieb, ein kurzer Halt an einem Kiosk und kühles Nass eingekauft. Die anwesenden Wohnmobilisten rieten mir von einem Abstecher ins benachbarte Olympia ab, da dort ausgerechnet heute eine Invasion von Kreuzfahrern stattfindet. Die Antike also rechts liegengelassen und wieder auf gen Norden. Bis Patras war es dann eigentlich nur mehr warm. In Patras wollte ich dann nochmals zu der Bäckerei die ich schon bei meiner Ankunft heimgesucht hatte. Auf dem Weg dorthin gelang mir, wenn auch ungewollt, mein erster griechischer Drift, der aber dem Hupkonzert meiner Nachfolger zu schließen nicht viel Zustimmung fand, egal, es war Mittag und ich war nach der Aktion definitiv reif für Süßes, das gab es dann auch mit reichlich Kaffee.
Die Stärkung war auch bitter notwendig, auf der Rio-Andirrio-Brücke die den Peloponnes mit dem Festland verbindet wehte eine scharfe Brise die mir schwer zu schaffen machte und mir das Brückengeländer nicht nur einmal sehr nahe brachte
Zum Glück wich mit dem Festland der Wind, allerdings war meine alte Bekannte die Hitze wieder anwesend und die nächsten 100 KM bis Amfilochia sollten mir temperaturmäßig einen kleinen Vorgeschmack auf die nächsten Tage bieten. Direkt am ambrakischen Golf in einem schattigen Gastgarten war dann auch mal wieder Pause angesagt, kühles Nass an den Beinen und für Innen, der Körper kam schön langsam wieder auf ‚Normal‘ runter. In dem Städtchen herrschte südländische Unruhe vom Feinsten, von alles Seiten dröhnten und quietschten Zwei- und Vierräder, die bestimmt Schaldämpfer hatten, nur waren diese sicher nicht montiert.
Bevor es mir dann doch zu gemütlich wurde, schwang ich mich wieder auf den Tiger, hatte doch noch ein gutes Stück Weg vor mir. Nach ziemlich heißen 140 KM erreichte ich Igoumenitsa. Auf den Serpentinen bergab traf ich auf eine Truppe österreichischer GSen auf deren Weg in die Türkei. In der Stadt selbst hatte es den Anschein, als wäre halb Ostösterreich aus der kurz zuvor angelegten Fähre gespült worden, es wimmelte nur so von Wienern und Niederösterreichern auf ihren heißen Eisen

Mein Weg war ein anderer, also weiter Richtung Albanien, immerhin war es doch schon 17:00 Uhr. Bei einer Tankstelle mit ‚Ausschank‘ machte ich noch einen kurzen Stopp, in meinem schönsten English erkundigte ich mich nach dem Weg zur Grenze, als mir die Wirtin in breitestem Kölsch antwortete musste ich laut lachen, zumindest wusste ich, dass ich noch auf dem richtigen Weg war. Der Weg zur Grenze war unübersehbar, eine schöne, breite, asphaltierte Straße, ich war echt erstaunt, mit dem letzten Abzweig änderte sich das aber schlagartig, das schön verschwand und ich musste mir meinen Weg durch Schlaglöcher und Steine bergauf bahnen. Irgendwie beklemmend und plötzlich war ein ungutes Gefühl anwesend. Ich blieb am Parkplatz vor der Grenze stehen und begann zu zweifeln, ob es denn wirklich klug ist, alleine in dieses ach so unbekannte Land vor dem jeder warnt zu fahren … Zum Zweifeln hatte ich nicht lange Zeit, plötzlich kam einer und wollte mir Albanische Lek anbieten, ich lehnte ab und rollte zur Grenze. Die griechische Grenze war irgendwie lustig, ist ja nur eine EU-Außengrenze, du fährst hin, stellst das Moped ab und gehst zum Zollgebäude. Dort gibt es dann die bekannten Schalter EU und Nicht-EU, vor dem Schalter EU stand eine Traube von ca. 20 Fußgängern vollgepackt mit Taschen die ich eher als Albanisch einschätzte. Der Zöllner wies mich zum leeren Nicht-EU-Schalter, dessen Zöllner warf ein kurzes Auge in meinen Pass und nickte. Somit war ich also weiter, während ich zum Albaner weiterrollte und noch kurz im DutyFree etwas Abkühlung fand, hat mich diese Gruppe auf einem Trampelpfad ‚überholt‘

Als ich an der Grenz ankam, war ich gefühlt der 748. in der Reihe. Während Fußgänger natürlich total kontrolliert wurden, machte eine Zöllnerin eine weitere Spur auf und empfing mich in perfektem English. Ausgesprochen höflich wurden alle Dokumente von mir und dem Tiger geprüft und für korrekt befunden. Die Beamtin erklärte mir noch kurz den Weg nach Butrint und schon war ich schneller als gedacht im Land der Bunker. Die gesamte Zollprozedur hatte nicht mal 20 Minuten gedauert. Albanien empfing mich mit einer makellosen Straße, feinster schwarzer Asphalt, glattgewalzt und breit genug für mehrere Fahrspuren. Das Bild hatte so gar nichts von dem was man in den diversen Foren liest, irgendwie war ich erleichtert und doch enttäuscht, gab es denn kein Abenteuer light kam es mir in den Sinn, doch so richtig traute ich dem Frieden nicht. Ich fuhr also, so wie mir beschrieben, Richtung Butrint, dachte ich zumindest, und plötzlich war es da, dieses in den Foren beschriebene Albanien, auf der Gegenfarbahn war plötzliche Ende mit Asphalt, gut 500m feinster, glatter Schotter danach wieder schwarzer Teer, keine 300 m später nach einer Kuppe auf meiner Seite ohne Vorwarnung wieder feiner Schotter, an der Seite offene Kanaldeckel, wie im Lehrbuch
In den Ortschaften merkst du schon, dass du in einem etwas anderen Land bist, die Wegweiser sind gewöhnungsbedürftig, daher habe ich wohl einen übersehen, jedenfalls finde ich nach einiger Zeit einen Pfeil Richtung Sarande, mein Etappenziel, aber dahin wollte ich ja eigentlich später. Egal in der Fremde nimmt man das, was man findet, also Blinker links und abgebogen. Der Verkehr war sehr lose, so alle paar Minuten mal ein PKW, die Straße wurde schlechter, Asphalt ja, griffig und eben nein. Von der Ferne sah ich einen Hügel, über den müsste ich wohl, denn oben sah es nach Stadt aus. Ich kam näher, der Asphalt wich, meine anfängliche Euphorie ebenso, das sprichwörtliche Pferd trat mich von allen Seiten. Vor mir tat sich eine Art Mondlandschaft auf, gefühlte 20 % Steigung in einem serpentinenartigem, breitem Irgendwas, das einem ausgetrockneten Flussbett gleicht. Steine, Furchen, Krater, Rinnen alles nur nix Ordentliches und zum Glück kein Gegenverkehr. Ich kämpfe mich auf der linken Seite zur ersten Rechtskurve hoch, das Hinterrad rutscht mehrmals in eine der Furchen. ‚Wenn wer kommt, dann liege ich‘ denk ich mir … und siehe da, genau nach der Kurve kommt der den man hier gar nicht braucht, ein Holländer mit Wohnwagen, ich bin so perplex, dass ich einfach auf meiner linken – eigentlich seiner –Seite weiterfahre, alles andere hätte Sturz bedeutet. Zum Glück dachte er mit und fuhr auch etwas nach Links, so konnten wir uns ohne Kontakt passieren. Die folgende Linkskurve war dann nur noch einige in sich verschachtelte Krater, allerdings blieb ich von weiterem Gegenverkehr verschont und kam unbeschadet am ‚Gipfel‘ an. Nach einigen Metern ging es dann bergab Richtung Sarande, plötzlich war Leben auf der Straße, ich war also doch nicht alleine in dem fremden Land

Eine kurze Runde durch das Zentrum gedreht und nach einem Quartier Ausschau gehalten, fand ich einen Abzweiger nach Butrint, diesem folgte ich und fand ein ansprechendes Hotel direkt an der Straße mit absperrbarem Parkplatz. Das Hotel Delfini war ein guter Griff, es gab auch eine Garage, direkten Meerzugang und saubere günstige Zimmer mit fast and free WLan.
Während ich das Zimmer, mit Blick auf Korfu, bezog, kam noch ein italienisches Bikerpaar an und man traf sich kurz danach zur Abkühlung im Meer vor dem Hotel. Als ich so im Wasser treibend gen Korfu sah, kam mir wieder mal mein Zweifel an den Menschen hoch, was lässt sie der Mensch nicht alles von der Politik gefallen, so nah am Westen und doch war Albanien lange Zeit eine Diktatur ....
Der Abend verging schnell, ein Spaziergang an der Hafenpromenade, eine Kleinigkeit zu Essen, wie sonst auch am Mittelmeer, nur ein wenig günstiger.
Die Nacht war kurz, wenn man will kann man überall einen Nachteil finden, an diesem Morgen war mir danach

und plötzlich war das feine Zimmer mit Strandzugang nur mehr halb so fein

Der morgendliche Schiffs- und Fischerverkehr hatte von der Intensität etwas großstädtisches
Nach dem Frühsport im kühlen Nass und einem annehmbaren Frühstück gings wieder los, die Strasse nach Butrint war leider heute gesperrt, also noch eine Runde durch Sarande gedreht, man kann sich das gar nicht vorstellen, alles was irgendwie wie eine Strasse aussah war eine Baustelle, nicht wirklich einladend darum auf Richtung Vlora.
Der Weg führte mich wieder zu meiner Kraterlandschaft von der Anreise, jedoch durfte ich kurz davor links Richtung Vlora abbiegen. Ich war mir nicht sicher ob das besser war, an der Rückseite Sarande's sah die Welt so ganz anders aus.

Die Straße führte durch eine aufgeschüttete Hochebene, wenn man genauer hinsah, sah man Plastikflaschen zwischen dem grün aus dem Boden wachsen. Weiter ging es durch kleine gewachsene Ortschaften wie wir sie auch aus Griechenland kennen, kurze Waldstücke, bergauf und bergab wieder an die Küste. Asphalt wechselt sich mit allen anderen Arten von Naturbelag ab.

In einem Dorf traf ich eine kleine Truppe Österreicher, sie waren mit einem Ducato voller Crossmaschinen hier um sich Albanien zu erschottern. Während dem kurzen Plausch wurde mir klar, dass es in Bewegung definitiv kühler ist, also weiter gings Richtung Llogara-Pass. Kurz vor dem Pass roch es plötzlich ganz intensiv nach Thymian, ich konnte mir vorerst nicht vorstellen woher das kommt.

Während einer kurzen Pause im Schatten sah ich allerdings überall auf den Hügeln Menschen beim Kräutersammeln ... ein richtig feiner würziger Duft, der sich bis zum Pass hielt. Viel schneller als geplant war ich vorangekommen, daher kam mir dieser Imker gerade recht.

Sollte jemand in die Gegend kommen und etwas für Honig über haben, dann unbedingt kosten und ev. auch kaufen. Ich hab schon lange keinen so guten Honig mehr gegessen - hoffe mein heimischer Imkerfreund liest hier nie rein

- Am Llogara-Pass selbst war dann mächtig viel los, einige Busse und Urlauber quälten ihre geschundenen Blechkisten Richtung Gipfel, trotz Höhe wurde es immer heißer, als erste qutitierte die Kamera ihren Dienst, somit ist mit brauchbaren Fotos vorerst mal nix mehr. Leider war oben kein Kiosk offen, somit ging es weiter Richtung Vlora, es wird schon mal irgendwo etwas zu trinken geben. Kurz vor Vlora war es dann soweit, mittlerweile wollte auch der MP3-Player nicht mehr, das Thermometer zeigte immerhin schon 39°C und wir hatten 11:30 Uhr. Drei kalte Coke vor mir saß ich unter einem Baum als ich eine SMS von einem Freund bekam, der auch am Balkan unterwegs war. Er wäre gegen Abend in Bar (Montenegro) wo ich denn wäre. Ich schau kurz auf die Karte, das wäre machbar, vielleicht ist es ja dort etwas kühler denke ich mir und schreib ihm zurück, dass ich wohl so gegen 1800 Uhr über Shkoder in Bar sein würde und dass meine Elektrik ob der Hitze rumspinnt. Die SMS ging raus und ich nahm an sie findet ihren Empfänger. Ich machte mich wieder auf den Weg, es geht wieder an der Küste entlang nach Vlora rein. Leider lerne ich hier die albanische Art der Müllverbrennung kennen, anscheinend zünden sie den gesamten Müll einfach neben der Strasse an, stinkt bestialisch und hat mir mehr als einmal einen heftigen Würgreiz beschert. Das Thermo zeigt mittlerweile 42° irgendwie mühsam denk ich mir, sämtliche Öffnungen der Jacke offen, freue ich mich endlich ein Stück Autobahn zu erreichen. Das Thermometer ändert sich nicht, allerdings lindert der Fahrtwind ungemein, was ich jedoch nicht aus der Nase bekomme ist dieser Geruch von verbranntem Müll
Es scheint als würde mich das nur 'beflügen', in einer knappen Stunde bin ich im Tiefflug in Durres, hier kurz etwas getrunken, wollte ich eigentlich nur noch weg, am Thermometer standen unglaubliche 47°

Je näher ich Shkoder kam umso kühler wurde es und der Geruch in meiner Nase besserte sich, bei 40° rieche ich den Shkodersee bei einer kurzen Rast. Die Grenze bei Murigan war besonders schnell passiert. Mit einem Biker aus Düsseldorf werde ich auf der Fussgängerspur im Schatten in rekordverdächtigen 4 Minuten abegfertigt

Bar ist dann tatsächlich schnell erreicht, am Hafen gönne ich mir ein Eis, tippfaul wie ich war, rief ich meinen Freund an, doch ich bekam nur die Antwort, dass er leider nicht erreichbar wäre, gut dann warte ich eben, nach einer halben Stunde noch immer keine Verbindung, setze ich mich in Bewegung und suche ihn an den umliegenden Badeplätzen mit null Erfolg, Als ich nach einer Stunde noch immer nix von ihm wußte, begab ich mich auf Zimmersuche, also rein ins erste Hotel und gleich mal frustriert wieder raus. Angeblich sei dieses Woche alles voll in der Gegend, ich sollte doch weiterfahren. Das mache ich nach drei weiteren Abfuhren dann auch. Meine Suche brachte mich erfolglos bis ins 60 KM entfernte Kotor. Ziemlich genervt fuhr ich durch den Tunnel Richtun Kotor, ich schwor mir, das erste Hotel nehme ich, egal was es kostet. Ich komme zum ersten Kreisverkehr, seh ich ein Schild Hotel Fjord, Yess schreie ich in den Helm. Links aus dem Kreisel raus folgt die Ernüchterung, das Hotel ist dem Verfall preisgegeben und von einem Bauzaun umgeben. Völlig frustriert frage ich den nächstbesten Taxifaher ob er denn nichts mopedfreundliches zum schlafen wüsste. Er nickt nur und meint einen Moment, dann telefoniert er. € 15 ohne Frühstück meint er, jetzt nicke ich und grinse

Ich folge ihm auf einen der nahegelegenen Berghänge zu einem Haus. Wie sich herausstellt, erhalte ich die gesamte Dachgeschosswohnung mit Terrasse und Blick über die Bucht von Kotor. Ich bin völlig baff und hab sofort Familienanschluss. Nach einem Kaltgetränk und einer Dusche fährt der Sohn des Hauses mit mir runter an die Bucht um etwas zu essen. Der Tiger wird derweilen von einem prächtigen Rottweiler bewacht
Ich verspreche die Fortsetzung wird diesmal nicht so lange dauern
