Tag 12 (444 KM)
Omegna - Il Colle - Piano di Sale – Centovalli - Passo Monte Ceneri - Passo di San Marco - La Forcella di Valpiana - Col di Zambla - Passo della Presolana - Prestine
Nach einem guten Tag folgt ein weniger guter Tag, ich will nicht sagen, ein schlechter.
Bei der Quartierwahl für heute abend habe ich mich ein wenig vertüddelt. Die heutige Etappe ist mit 400 KM eigentlich deutlich zu fett geworden. Aber egal.
Los geht es nach einem morgentlichen Frühstück um bereits 7.00 Uhr, damit ich möglichst vor Beginn der Hitze vom Lago d'Orta wegkomme. Um 8.00 Uhr sind es bereits stolze 21 Grad C. Für einen Norddeutschen wie mich ein paare Grade zuviel. Also schnell, schnell.
Schon nach kurzer Zeit muss ich gähnen, als ob ich die vergangene Nacht nicht geschlafen hätte. Hatte ich das denn? Wenn ein Hotel im Zentrum der Mitte liegt, ist das zwar schön, nachts aber eben nicht ruhig. Und wenn außerdem in der Nähe meines Zimmers die ganze Nacht über Wasserfontänen in Aktion sind, ist es nicht gerade ruhig.
Zu Tagesbeginn gleich wieder eine kleine Straße am Bergrücken entlang. Ein Baustellenschild mit dem Hinweis „Chiuso“! Aber wen interessiert das hier, schließlich bin ich in Italien! Fatal ERROR! Diesmal scheine ich kein Glück mehr zu haben, denn der Bauarbeiter ist überhaupt nicht amüsiert, dass ich die Sperrung missachtet habe und bis zu seiner Wirkungsstätte durchgedrungen bin.
Dementsprechend lässt er mich zunächst erst mal am ausgestreckten Arm zappeln, ich fürchte sogar verhungern. Da ich aber – renitenterweise – stehenbleibe (weniger aus gelebter Opposition, mehr aus Hoffnung!), lässt er sich entweder erweichen oder er resigniert. Keine Ahnung! Jedenfalls blöfft er mich mit gestrengem Blick an um sogleich aber die für mich mögliche Fahrspur mit seinem Minibagger zu verlassen. Puh, noch ein weiteres Mal habe ich Glück gehabt! Ist das Glückskonto denn immer noch ausreichend gefüllt?
Keine 10 Minuten später kommt die nächste Kontoabbuchung. Ich fahre auf einer ganz anderen Straße (war da etwa auch ein „Chiuso“-Schild?), die plötzlich komplett dicht ist, also so richtig dicht! Sch...e!!!
Zwei Schwarzafrikaner (ist das politisch halbwegs korrekt? Wenn nicht: Sorry) sind dort als Bauarbeiter tätig. Sind sie milde? Geht da was? Zweimal ein „Ja“! Aber es wird kribbelig.
Die gesamte Fahrbahnbreite ist auf einer Länge von ungefähr 10 – 15 m mit Bodenaushub blockiert. Unmittelbar neben der Fahrbahn ist rechts und links jeweils ein deutlich nach unten abfallender Randstreifen, rechts in Form eines kleinen Grabens, links mit nahestehender Leitplanke. Der Bodenaushub ist links auf einer Breite von ca. 20-30 cm nicht ganz so hoch geschichtet wie rechts.
Ich analysiere mit einer für mich erstaunlichen Gelassenheit die Situation über suche nach Lösungen.
Der Schaufelmann der beiden Arbeiter nimmt mir die Entscheidung letztlich ab, denn er winkt mit seiner Armen und deutet an, ich solle linksseitig auf dem Bodenaushub entlangfahren. Ja, weiß der Kerl nicht, dass man dabei heftig zu Fall kommen kann? Oder denkt der etwa, nur weil ich auf einer GS sitze, hätte ich schon die Sahara durchquert? Nun denn, er meint es ja doch nur gut und will mich durchlassen und eben nicht zurückschicken.
Also mache ich Handbewegungen, die er korrekt deutet, denn er ruft seinem Kollegen im obligatorischen Minibagger etwas zu und sogleich beginnt dieser, für mich den Bodenaushub wegzuschieben. Selbstverständlich ist sein Baggerarm nicht lang genug und so bleiben ein ganz paar Meter unberührt übrig. Aber allein sein guter Wille zählt.
Warum auch immer, aber ich erinnere mich genau im richtigen Moment an ein Video im Internet, wo jemand eine vergleichbare Situation (dort war es Schnee, nicht Sand) auch gemeistert hat, in dem er sich mit einem Bein im Schnee abstützt und so Stück für Stück und mit schleifender Kupplung durch die Passage durchkommt.
Mit leichter Panik in den Augen mache ich mich also vorsichtig auf den Weg der Überquerung dieses unberührten Haufwerkes, denn der Schaufelarbeiter deutet mir mittlerweile und mit unmissverständlichen Gesten und Blicken an: „Entweder du fährst jetzt und hier, oder du lässt es!“
Ist das jetzt gut oder schlecht für mein Glückskonto?
Gesagt, gezweifelt, getan, gezittert, geklappt! Hand zum Gruß und bloß weg hier.
Der Rest ist schnell erzählt.
Ein paar außerordentlich schöne Ecken sind dabei: die Ausblicke auf die oberitalienischen Seen, das Centovalli und das Valpiana.
Leider bereitet mir eine verwirrend ausgeschilderte Baustelle einen wenig netten Umweg von 40 Kilometer, und das auch noch auf einer Autobahn.
Also alles in allem, ein eher nicht so hübscher Tag...
Übernachtung: (+)
I-25040 Prestine Valcamonica, Hotel Oasis Verde
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