Der Platz bietet Zeltreisenden schöne Stellplätze inmitten der Dünen direkt am Strand, während die "weisse Ware" auf einer großen Wiese schutzlos dem heftigen Wind ausgesetzt ist.
Dafür ist die Aussicht auf den Knocknarea fantastisch; ein über 300 Meter hoher monolithischer Berg, auf dessen Gipfel sich keltische Grabhügel befinden.
Wir befahren literarisch bedeutendes Gebiet. Hier ist die Heimat des Dichters William Butler Yeats, dessen Gedichte fast schon als Reiseführer dienen können, so detailliert hat er seine
Heimat beschrieben. Quell seiner Inspiration soll der Glencar Lake gewesen sein, der uns zwar nicht zum Dichten, aber immerhin zu einer genußvollen Pause verleitet
Wir nehmen die N15 nach Donegal, wo wir eine Kaffepause einlegen und durch den Ort bummeln, bevor wir hinter Killybegs auf die Coast Scenic Road abbiegen, die uns nach Bunglass an die
Klippen des Slieve League führt. Von dieser Route zweigen immer wieder kleine unbefestigte Wege ab, an denen wir noch das "alte" Irland entdecken können.
Mal enden sie an einem kleinen Hof, ein anderes Mal an einer versteckten, kleinen Bucht
Das County hier ist auch als "Irisch-Alaska" bekannt und an über 200 Tagen im Jahr ist es regnerisch und neblig. Irgendetwas müssen wir im Leben richtig gemacht haben, dass wir hier und
heute mit fantastischem Wetter an diesem Ort belohnt werden. Die Klippen des Slieve League stürzen sich über 600 Meter steil ins Meer und die steile einspurige Straße hier hinauf stimmt
schon darauf ein, dass uns hier etwas besonderes, spektakuläres erwartet.
Überhaupt scheint man es gut mit uns zu meinen; irgendjemand hat uns unbemerkt ein aus Korb geflochtenes Kreuz ans Motorrad gesteckt, dass sich bei nachträglicher Recherche als
"Eye of God / St Brigid's Cross" herausstellt und uns wohl beschützen soll.
Eines steht schon mal fest: es hat gewirkt!
Nachdem wir uns irgendwann wieder losreissen können, nehmen wir noch die Sackgasse zum Malin Beg und ich bedauere zum wiederholten Male, mich vor dem Urlaub nicht um ein
Weitwinkelobjektiv gekümmert zu haben. Der hiesige Silver Strand bietet sich geradezu als Motiv an
Auf dem weiteren Weg kommen wir durch ein Tal in Richtung Glengesh Pass das auch fahrerisch begeistern kann. Eine enge und kurvenreiche Straße schlängelt sich über sanfte Hügel,
sodass wir schon bald Ardara erreichen und uns auf die Suche nach einem Campingplatz machen, den wir dann ca. 6 Kilometer nördlich am Tramore Strand finden.
Hier treffen wir zwei Freunde, die sich jedes Jahr aus Schottland und aus England kommend mit ihren Reiseenduros irgendwo treffen und zwei Wochen miteinander verbringen. Schon bald
tauschen wir unsere Reiseerlebnisse über Marokko aus, das sie genauso wie uns begeistert hat. Schließlich treibt uns einsetzender Regen in die Zelte und wir sind dankbar für einen weiteren
wunderbaren Tag in Irland!
Die Nacht war stürmisch und regnerisch. An Kaffekochen ist nicht zu denken, und wir sind bereits vor der Abfahrt nass. Obwohl wir heute eigentlich auf direktem Weg in Richtung Osten wollten,
lassen wir uns von den blauen Lücken am dunklen Himmel erst einmal in den Norden in die Landschaft "The Rosses" locken. Auch wenn das Gebiet erst seit dem 18. Fahrhundert besiedelt ist, hat
man einiges auch wieder aufgegeben
Auf dem Weg an die Spitze der Halbinsel Cruit Island durchqueren wir das Gelände eines Golfplatzes und werden anhand eines Schildes aufgefordert, "die Spieler durch Hupen auf uns aufmerksam
zu machen". Auch hier haben wir wieder Glück mit dem Wetter und genießen die Ausblicke.
Wieder einmal sind wir allein und wundern uns, dass sich kaum Reisende in diesen Landstrich verirren, der so viel Schönheiten zu bieten hat.
Noch ein kurzer Abstecher nach Horn Head, wo uns dann doch noch der Regen vertreibt bevor wir die höchsten Dünen Europas erklettern können. Die vom Wetter vorgegebene Route bringt uns
dann nach Ramelton wo ein schönes Ensemble aus alten Lagerhäusern des einstigen Zentrums der Lachsfischerei zu einem Halt einlädt.
Wie so häufig werden wir auch hier auf das woher und wohin angesprochen und unser etwa 80- jähriger Gesprächspartner verwickelt uns in ein langes Gespräch, dass von vielem Lachen dominiert
wird, uns aber aufgrund seiner Erzählungen auch schon mal eine Träne entlockt. Irren ist menschlich, aber die Iren sind menschlicher! Schweren Herzens brechen wir die Unterhaltung ab, da wir
heute noch nach Nordirland wollen und die Verkehrslage in (London)Derry nicht einschätzen können. Wir haben irgendwo unser Zeitgefühl verloren und nicht registriert, dass heute Sonntag und
damit der in Irland groß gefeierte Fathersday ist. Prompt geraten wir in einen Megastau bei der Durchfahrung des Ortes Letterkenny, den wir mit fast zweistündigem Stop and Go ertragen dürfen.
Derry selber ist dann kein Problem und wir erreichen ziemlich spät bei Downhill die Causeway Scenic Road und erregen beim Platzwart des örtlichen Caravanparks soviel Mitleid, dass er uns entgegen
seiner Vorschriften unser Zelt aufbauen lässt. Irren ist menschlich, .....
Es ist heiß im Zelt.
Heiß?
Heiß!
Die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel und die Atlantikluft ist unglaublich klar. Das wird ein toller Tag, zumal mit der Causeway Scenic Road ein weiteres Highlight auf uns wartet. Schnell ist
das Zelt abgebaut und das Gepäck verstaut und knapp 20 Kilometer später ist es erst einmal Essig mit dem tollen Tag. Schon beim Losfahren habe ich bemerkt, dass etwas mit der hydraulischen Kupplung
nicht stimmt und jetzt trennt sie gar nicht mehr. Ich habe direkt die Befürchtung, dass der Kupplungsnehmerzylinder den gestrigen Stress nicht überlebt hat. Das mineralische Öl des Gebers hat sich
verabschiedet und da ich nur vollsynthetisches Motoröl dabei habe fülle und entlüfte ich die Zuleitung mit Olivenöl aus der Campingküche. Hält leider auch nur 20 Kilometer. Dank moderner Zeiten und
Smartphone ist im Internet der einzige KTM-Händler Nordirlands schnell ausgemacht und wir nehmen die 120 Kilometer über Belfast in Angriff. Kreisverkehre und Ampelanlagen bekommen plötzlich eine
ganz andere Bedeutung und die Fahrt bringt definitiv keinen Spaß. Unser Ziel erreichen wir trotzdem
Norman Watt kümmert sich direkt und organisiert auch das defekte Bauteil, sodass wir bereits drei Stunden später wieder fahrbereit sind. Vielen herzlichen Dank an Norman und sein Team, die unglaublich
freundlich und motiviert um Hilfe bemüht waren. Irren ist menschlich, ...
Wir wollen unsere Reise dort fortsetzen wo wir sie heute morgen unterbrochen haben, und fahren deshalb wieder in Richtung Norden. Kreisverkehre und Ampelanlagen haben keinerlei Bedeutung...
So kommt es, dass wir nur etwa 30 Kilometer vom Startpunkt des heutigen Tages entfernt erneut unser Zelt aufbauen und statt landschaftlicher Highlights ein emotionales Highlight erleben durften.
Nach einer kalten, sternemklaren Nacht trahlt die Sonne wieder vom Himmel und wir machen uns früh auf den Weg um Dunluce Castle, dessen Ruine malerisch oberhalb einer Bucht am Atlantik liegt
Schon wieder lassen wir eine der meistgerühmten Sehenswürdigkeiten Irlands aus, indem wir vor dem Trubel flüchten, der uns am Parkplatz zum Giant's Causeway erwartet.
Dagegen ist es bei unserer Ankunft an der Carrick-a-Rede Island schon fast familiär und wir entscheiden uns, den einstündigen Fußmarsch zur Rope Bridge in Angriff zu nehmen. Der Name der Insel
bedeutet so viel wie "Fels im Weg" und bezieht sich auf den Weg der Lachse. Das machten sich Fischer zunutze, die über eine abenteuerliche Seilhängebrücke auf den Fels gelangten und die Lachse
mit Netzen aus dem Wasser fischen konnten.
Zurück am Parkplatz kommen wir mit einem Päarchen aus der Wiener Neustadt ins Gespräch, die mit einer GS Adventure unterwegs sind, und die wir schon ein paar Mal unterwegs gesehen haben.
Unsere Aussagen bzgl. der Dauer des Weges zur Seilbrücke lääst ihr Interesse an derselben merklich sinken. Dafür haben wir beide die sogenannten "Dark Hedges" als nächstes Ziel auf der Agenda.
Hierbei handelt es sich um eine Buchenallee, die nirgends ausgeschildert ist, aber aufgrund einer Filmserie (Games of Thrones) zu Ruhm gelangt ist. Und das zu Recht, denn die Eindrücke beim
Durchfahren des kurzen Wegstückes sind schon klasse
Bei Ballycastle erreichen wir die Antrim Coast und biegen schon bald auf eine unscheinbar wirkende kleine Straße ab, die sich für mich als das
bisher schönste jemals befahrene Asphaltband entpuppt.
Die wellige und mit extremen Steigungen versehene einspurige Straße klettert wiederholt von Meeresniveau auf 350 Meter und ist mit engen Kehren gespickt. Auch der weitere Verlauf der Küstenstraße
A2, die sich knapp über Meeresniveau in Richtung Süden windet, kann begeistern, bis wir in Cloughey unser Zelt aufschlagen können
