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Oben angekommen wurde ich von dem Ausblick mehr als entschädigt:
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es wieder herunter und weiter und einem grünen Strich auf der Michelinkarte folgend zum südlichen Ende des Embalse de Grado I, einem Stausee mit respektabler Staumauer (leider nix Foto

), die den Rio Cinca zur Stromgewinnung aufstaut. Von dort aus sollte es über Torreciudad auf kleinen Straßen nach Osten zur A138 gehen. So war der Plan. Aber eine Straßenbaustelle zwang mich zur Umgestaltung des Reiseweges. So legte ich eine Orientierungszwangspause oberhalb des Stausees ein.
Der Bau dort oben hatte mich schon zu diesem Zeitpunkt in seinen Bann gezogen, davon später mehr.
Nach erfolgreicher Orientierung folgte ich meinem Tommi, der mich zügig und ohne Umschweife zur A139 bringen sollte, damit ich meinen zweiten Aussichtspunkt ansteuern konnte. Also fuhr ich auf der A139 ebenso zügig weiter über Graus – ein Ort, der seinem Namen leider alle Ehre macht – und Morillo de Liena nach Castejon de Sos, stets begleitet von einem grünen Strich auf der...richtig!...der Michelinkarte.
Mein erster Anlauf, den Aussichtspunkt über die Ortschaft Barbaruéns zu erreichen, schlug angesichts der Verbotsschilder und des Wegezustandes leider fehl. Also blieb nur die Umkehr und der Versuch, etwas weiter nördlich der Ausschilderung folgend über Cia zum Ziel zu kommen. Auf dieser Strecke fielen mir tatsächlich Andrés kommentierende Worte in der entsprechenden Filmsequenz der Trans-Pyrenäa-Tour zur...richtig!...Michelinkarte, wieder ein. Da wo laut Kartenmarkierung ein besserer Mulipfad sein sollte, fand sich tatsächlich jedoch eine breite Betonpiste, die mich in Art und Umfang an die Grenzkontrollwege aus der Zeit vor 1989 erinnerte und die sich lang durch das nun wiedervereinte Deutschland zogen. Dann jedoch erreichte ich, fast schon überraschenderweise, auch unbefestigte Abschnitte mit Tennisplatzcharme.
Kurz vor dem Ziel wechselte auch mal die Farbe des feinen Schotters.
Und am Ziel zeigte sich letztlich, warum sich der Weg bis hierher gelohnt hatte. Ich konnte einen traumhaften Panoramablick genießen bis hin zum dritthöchsten Pyrenäenberg, dem Monte Perdido.
In der anderen Richtung sah es auch nicht viel unspektakulärer aus.
Der Weg zurück eröffnete weitere Möglichkeiten, den Speicherchip der Kamera zu füllen. Ein Beispiel:
Nun sollte es aber wieder Richtung Isabena gehen und die geplante Tour verlief über Castejon de Sos und die N260 mit deren grüner Randmarkierung, drei Pässen namens Collada de Fadas, Coll de Espina und den Puerto de Bonansa, letzterer auf der A1605.
Und obwohl der Tag bis hierher bereits mit rd. 250 KM gesegnet war, überkam es mich an der Einfahrt zum Campingplatz und ich entschloss mich spontan, noch schnell die Straße, ein dünner schwarzer Strich auf der Karte, von La Puebla de Roda in Richtung Osten nach Cajigar zu fahren. Wenige Minuten später fragte ich mich schwitzend, warum ich den Hals nie vollbekommen kann. Nach anfänglich problemloser Fahrt durch die schöne Umgebung auf feinem glatten Schotter...

veränderte sich die Piste – ich mochte fortan nicht mehr von Straße sprechen – in eine grob verworfene feinsandige Angelegenheit, die darauf hindeutete, dass man hier mit schwerem Gerät etwas umzugestalten gedenkt. Auch der Tageskurs in Hechlingen konnte mir hier keine Hilfestellung geben, denn wir waren seinerzeit nicht im Sand unterwegs gewesen. Und obwohl ich hinter jeder Kurve dachte, jetzt aber endlich umkehren zu wollen und zu müssen, fuhr ich stehend einfach immer weiter und steigerte mich in einen selbstauferlegten verbissenen Schwur hinein. Getreu dem Motto: „Du hast das jetzt zu schaffen, komme was wolle!“ ging es weiter, immer weiter hinein in die unendlichen Längen einer Sandpiste. An ein Anhalten war nicht zu denken, obwohl ich für mein Fotoalbum gern die Piste dokumentiert hätte. Weiter, immer weiter, nur nicht anhalten, glaubte ich mich in diesem Moment an schlaue Forentipps in Sachen 'Sandfahren' erinnern zu können und so ging es Kurve um Kurve schwitzend und unsicher weiter und weiter bis es kam, wie es kommen musste.
Nein nein, diesmal kein Umfaller oder ähnliches. Nur ein Bagger auf dem Weg, nein der Piste, zwang mich zum Halt. An ein Weiterfahren ohne visuelle Abstimmung mit dem Geräteführer war nicht zu denken, also hielt ich an und dachte, das wäre es jetzt gewesen, gleich würde er mich sehen und wahrscheinlich durchwinken. Ich würde im Sand anzufahren versuchen und mich eingraben oder ähnliches und letztlich vom Moped steigen oder fallen. Und die beiden anwesenden Arbeiter würden sich amüsieren und mir bei den peinlichen Situationen zuschauen. Soviel zu meiner situativen Gedanken- und Gefühlswelt.
Nach kurzer Zeit drehte der Baggerfahrer die Maschine so, dass ich unter dem abgewinkelten Greifarm durchfahren konnte und gab mir mein Startsignal.
Mit dem Mut der Verzweiflung fuhr ich im Sand schlingernd los und peilte mit starrem Blick – Hechlingen ließ grüßen – die von mir gewählte Spur unterhalb des Greifarmes an...und fuhr ohne weitere wirkliche Probleme auf die Freiheit zu, nicht ohne mich mit einem deutlich erkennbaren Nicken beim Baggerlenker zu bedanken.
Geschafft! Ich hätte jubeln können, denn ich war sturzfrei durch den Strandabschnitt gelangt und außerdem änderte sich nach wenigen Metern die Piste wieder in eine Straße. Ich war zufrieden mit mir, selbst wenn der Sand vielleicht doch nicht so sandig oder hoch oder was auch immer gewesen sein sollte. Egal!
Ursprünglich wollte ich in Cajigar drehen und den selben Weg zurück fahren. Das Thema hatte sich aus nachvollziehbaren Gründen sofort erledigt und so nahm ich den längeren, aber adrenalinärmeren Weg über Noguero, Castigaleu und Lascuarre zum Campingplatz.
Am Ende brachte die kleine Schleife noch einmal gut 45 KM auf die Uhr, für die ich etwas mehr als eine Stunde brauchte.
Motoplaner:
Tag 8