Sonntag, 22. Juni 2014 - Tag des Abschieds von ca. 60 Menschen des GS-World-Forums, die sich für mehrere Tage am Faaker See getroffen haben. Aufregung liegt in der Luft: Roger will noch ein Gruppenfoto und dafür müssen alle Mopeds in Reih und Glied aufgestellt werden. Mich haben sie mal wieder in die hinterste 3. Reihe verschoben - auch egal, dabei sein ist alles. Und dann ist es auch schon vorbei: Plochi hat alles im Kasten - mal sehen, wie wir da alle aus der Wäsche kucken.
Bald rauschen die ersten ab und auch mein Plan ohne Plan steht für diesen Tag: das Friaul erleben, gemütlich dahinrollen, einige Passagen versuchen, die in den Karten nicht eingezeichnet sind. Schon jetzt sei gesagt: es hat nicht funktioniert. Irgendwann standen wir meist vor irgendwelchen Abgründen oder Höfen, an denen es nicht mehr weiter ging. Also brav zurück auf den Asphalt - schade, dabei wollten wir doch weiterhin die Unbezwingbaren sein.
Kurz hinter der italienischen Grenze biegen wir ins Tal des Rio del Lago, ein wunderschönes Licht an diesem Morgen. Und bald die erste Pause am See.

Tolle Stimmung

und auch im Unterholz ist Leben
Und bald schlängeln wir uns über die schmale Strasse durch fast unberührte Natur in Richtung Chiusaforte, etliche Kehren, Tunnel und sogar Pilgerer, die kurz nach einem düsteren Tunnel fast auf der Fahrbahn stehen, um ihre Heiligen zu verehren. Typisch italienisch stehen zwar irgendwelche Uniformierten herum und wedeln kurz nach dem Tunnel mit ihren Armen, aber wer da pennt, rauscht ungespitzt in die Pilgerschar. Schneller als gedacht kann man so seinem Herrn ziemlich nahe kommen.
Der Tag ist heiß und um die Mittagszeit wollen wir uns noch etwas stärken, denn es soll heute noch hoch über den Passo della Forcella gehen, einer als Schwierigkeitsgrad 3-4 beschriebenen Hochtour bei Denzel (5=höchster Grad). In Villa Santina finden wir ein beschauliches italienischen Städtchen, das gerade in der flirrenden Mittagshitze vor sich hindöst. Schwierig, eine Kneipe mit Essen zu finden, aber letztlich schaffen wir es mithilfe einer jungen Dame, die wir fragen und die extra hinter uns her läuft, um uns den Abzweig zum Ristorante zu zeigen. Bald sitzen wir im schattigen Hinterhof, die Kellnerin spricht uns auf deutsch an (keine Ahnung, woher sie das weiß

) und schon bald dampfen die Pasta auf unserem Teller. Äußerst lecker!
Los wollen wir nicht wirklich, zu heiß, zu voll die Bäuche. Echt, jetzt da oben hoch, diese vielen steilen Kehren von bis zu 28 % Steigung? Und bald rollen wir Super-Enduristen Richtung Ovaro, von dem irgendwo der winzige Track hoch zum Passo abgehen soll. Doch schwierig, den zu finden - aber bald haben wir ihn. Ziemlich schmal und unscheinbar das Strässlein, das sich von Osten hoch zum Pass zieht. Kehre um Kehre, eine nach der anderen geht es wie im Fahrstuhl nach oben. Nicht anhalten, zu steil und eng das Ganze. Vor ein paar Jahren soll die Strasse noch unbefestigt gewesen sein, Schotter, keine Ahnung, wie man da je hoch gekommen ist. Ich mit Sicherheit nicht.
Aber bald hatte die Strasse verloren und wir standen oben am Passo della Forcella (1824 m) - ein Stück geschottert, doch Teilstücke waren im folgenden mit Beton ausgebaut, schmal und geriffelt zwar, aber guten Grip bietend. Der Himmel hatte sich zugezogen - es wurde kühl.
Wir sind Helden

wunderbar still

und so geht´s weiter

stille Wünsche und Fürbitten

Platz zum Schauen

und weiter

und bald wieder Schotter - das hat einfach was
Während ich das folgende Foto machte kam uns an einer engen Stelle eine Gruppe Italiener entgegen, einer mit Sozia und die schimpfte aufgeregt über diesen holprigen Weg. Etwas typisch italienisch war mittelschweres Drama angesagt. Sie hatten, anders als wir den West-Aufstieg gewählt, der sich zwar auch geschottert, aber sehr entspannt über weite Almen langsam hoch schlängelt. Also leicht fahrbar. Und diese Dame schimpfte schon, uns aufgeregt fragend, ob es noch weit sei, bis runter nach Ovaro. "Na ja, es geht, ein paar Kilometer vielleicht" entgegnete Alex verhalten amüsiert, ohne allerdings zu sagen, was da an Steilheit und engen Kehren im Abstieg noch auf die Herrschaften wartet.
Es ist nicht überliefert, wie es der Dame auf der weiteren Fahrt ergangen ist. Aber eins schien klar: das Zetern wird sie temporär eingestellt haben - zumindest für die Zeit der Abfahrt.

Platz für Stille

da hinten kamen wir her

Landmark

und hier geht´s runter nach Sauris di Sotto
Als wir in dem verlassenen Weiler ankamen, hielten wir an einem Gasthof - ich brauchte Werkzeug. Komisch, seit der Abfahrt vom Pass war mein rechter Spiegel locker ... und das Kennzeichen verbogen ... und Gras steckte unter dem linken Motorschutzbügel ... war da etwas gewesen?
Die Augen der Wirtin, die wir fragten waren wunderschön und bald kam sie mit ihrem Nachbarn angelaufen, der in der Hand das benötigte Werkzeug hielt. Bald war alles wieder im Lot - und wir bestellten professionell "Due Cappuccini" bei der Wirtin. Beim Schlürfen erfuhren wir, dass in Sauris auch Deutsch gesprochen wird, ein entfernter Dialekt zwar, da die Bewohner ursprünglich aus dem heute österreichischen Lesachtal stammen. Es war wirklich sehr schön in der Gaststube und gerne wären wir noch geblieben, doch das Wetter wurde immer schlechter. Also ab ins Tal.
Eigentlich wollten wir heute noch bis Agordo fahren, doch irgendwann war "Sense" - ich sah rechts ein schönes Hotel
http://www.hotelposta.org" onclick="window.open(this.href);return false;, der Ort und Preis (40 €) dazu passte auch, kurz angehalten: "Alex, keine Lust mehr ... wollen wir hier bleiben? Terrasse sieht gut aus, Essen scheint gut .." - Alex nickte und schon waren wir abgestiegen, eingecheckt, geduscht und ... beim Bier.
Der Abend war schön und kurz, das Bett rief und bald waren die Augen zu. Ein ereignisreicher Tag.
Blick von unserem Hotel in Forni di Sopra