Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

Reisen in der Alpenregionen Deutschland, Schweiz, Italien, Österreich, Slowenien usw.
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Lewi
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Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#17 Ungelesener Beitrag von Lewi »

Danke fürs mitnehmen :L

Da kommen einem schönen Erinnerungen hoch :D
LG - Stefan

www.lewi-on-tour

Gavia

Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#18 Ungelesener Beitrag von Gavia »

Samstag, 21. Juni 2014 - die Sonne brennt bereits und es soll heiß werden heute. Mir ist nach Gruppe fahren und ich frage Hansemann, ob ich in seiner "Blümchenpflücker-Truppe" mitfahren kann. Nicht, weil ich nicht schnell kann, aber mir ist nach Bummeln und so, wie ich Hansemann kenne und schätze, bin ich bei ihm richtig. "Klar", sagt er, "gerne, aber ist Dir das nicht zu langsam?" Noch denke ich, dass für mich das Tempo passen wird, also erst mal losfahren. Wir können ja später immer noch sehen.

Heute soll´s ins tiefste Slowenien gehen, eine tolle Tour, die Roger da wieder ausgearbeitet hat. Nicht, dass er wahrscheinlich tagelang vor seinen 2 Rechnern saß (einer für BaseCamp und einer für Google Earth), er ist mit seiner Frau Renate 6 Wochen vor dem Meeting auch noch extra runter an den Faaker See gefahren und hat alle Routen auf Herz und Nieren gecheckt. Wer Roger kennt, der weiß: Der Cheffe machts - und sonst keiner. So isser halt und so, wie er´s macht, muss es erst mal einer selbst machen. Chapeau! :L

Um 9 Uhr rollen wir vom Hof und es ist bereits richtig heiß. Rüber zum Wurzenpass und runter ins schöne Slowenien. Wir rollen und rollen, gemächlich zwar, aber selbst die Langsamsten kommen immer noch gut voran. Bis zum Mittag aber wurde es mir dann doch etwas zu gemütlich und an einer Tanke entschied ich mich, alleine weiter zu fahren. Kurz mit Hansemann gecheckt: "Alles klar für Dich, Hans, wenn ich alleine los düse?" Er: "Kein Problem, mach Dich los!" grinst er in seinem Pfälzer Charme.

Ich also los. Den Track habe ich ja auf meinem N5 - und wieder: absolut tolle Route, super kleine Strassen bis tief runter in die Udineser Ebene, aber immer noch in den Bergen bleibend. Es ist diesig heute, doch hier und da blitzt am Horizont die Adria durch.

Irgendwann gegen 13 Uhr sehe ich links eine Motorradgruppe auf einer Terrasse Mittag machen, Blinker raus, anhalten, mit an den Tisch. Zu meiner Freude: Es ist Schotterali mit seiner Gruppe, die hier die Beine unter den Tisch strecken. "OK, wenn ich mich dazu setze?" "Klar, gerne, komm hier ist noch Platz!" erwidert Schotterali und rückt ein Stück zur Seite.

Wir bestellen irgendwelche Gnocci und da ich keinen großen Hunger habe, nehme ich eine halbe Portion. Ali eine Ganze. Als unser Essen kommt, stellt mir der Wirt eine 95% Portion hin, Ali bekommt die 100% - dafür kostet meine nur die Hälfte. Wir grinsen, so kann´s gehen.

Auch seine Gruppe hat heute nicht so ganz den Drive, also kürzen wir gnadenlos ab und stehen bald wo? Vor der Einfahrt zum Mangart. :D Also heute noch mal hoch, vielleicht ist ja der Bagger weg und wir kommen durch bis zur Lahnerscharte. Schotterali, dahinter Renate, dann Rewert und dann ich. Den Rest lassen wir schnell hinter uns, als wir die wunderbaren Kehren hoch blasen.

Und? Der Bagger ist weg, also weiter rauf. Hinter einer Kehre liegt noch ziemlich Schnee auf der Strasse, aber wir sind ja Helden ;) und so rubbeln wir abseits der Piste etwas über den Acker - wozu habe ich sonst den Enduro-Kurs in Hechlingen gemacht? Doch bald ist auch hier definitiv Schluss.


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Ende Gelände - kein Durchkommen mehr


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Dafür aber jede Menge Gegend


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Und wunderschöne Flora


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Die Aussicht von fast ganz oben ist wunderbar


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Und nachdem wir uns bewiesen haben, dass wir auch über Acker fahren können, geht´s wieder zurück


Wie schon gestern wieder über den Predil Pass kurz nach Italien rein und bei Tarvisio über die Grenze nach Österreich. Kurz vor der Grenze meint Schotterali, noch schnell einen günstigen Cappuccino abgreifen zu können - weil noch Italien. "Was 100 m weiter 2 € kostet, das macht hier nur 1 €!" grinst er sachverständig und wir bestellen 7 Cappuccino. Als die italienische Wirtin kassiert, ruft sie 14 € auf - sie hat also gelernt, dass man kurz vor der Grenze bei Touris wie uns noch gut Kasse machen kann.

Eine halbe Stunde später sind wir wieder am Faaker See.


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Tolles Abendlicht über dem See


Und wenig später sitzen wir beim Abendessen, danach das WM-Spiel Schland/USA - den Rest kennen wir. Der letzte Abend hier am Faaker See, morgen fahren die meisten wieder nach Hause, doch für Alex und mich beginnt noch eine Woche Schlendern übers Friaul und die Dolomiten bis runter an den Gardasee in die Lombardei.
Zuletzt geändert von Gavia am Mittwoch 2. Juli 2014, 22:54, insgesamt 3-mal geändert.

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Lahmekuh
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Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#19 Ungelesener Beitrag von Lahmekuh »

Gavia hat geschrieben:... "Was 100 m weiter 2 € kostet, das macht hier nur 1 €!" grinst er sachverständig und bestellt 7 Cappuccino. Als die italienische Wirtin kassiert, ruft sie 14 € auf - sie hat also gelernt, dass man kurz vor der Grenze bei Touris wie uns noch gut Kasse machen kann...
:lol: :lol: :lol:
___________________________
Gruß aus dem niederen Sachsen
Michael

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maxmoto
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Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#20 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Es ist ein großer Unterschied, ob man planlos fährt, oder ohne Plan.
Dein "ohne Plan fahren" ist für mich genau das Richtige! Alle Optionen offen und die Lust und Stimmung entscheiden lassen.
Erst ganz gemütlich dahinrollen und dabei bekannte Gegend vielleicht ein wenig anders erleben - allein und völlig selbstbestimmt das Tempo bestimmen - mit Schotterali und Freunden ein wenig Abenteuer...
Ein Tag auf dem Motorrad halt.
Unvergleichlich!
Danke!
maxmoto
was ist was wert


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Gavia

Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#21 Ungelesener Beitrag von Gavia »

Ja, lieber Max, so passt´s für mich meistens am besten. Wenn ich mich zu sehr beschränke, geht der Spass flöten. Und Spass, das weißt Du wahrscheinlich genauso gut, der muss einfach sein. Es war eine tolle Tour mit lieb gewonnenen Menschen - jeder Tag anders, aber immer so, wie er kommen musste.

Und wir sind ja noch nicht am Ende, wir haben ja noch eine ganze Woche zu erleben ... freut euch drauf. 8-)

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ryna
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Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#22 Ungelesener Beitrag von ryna »

das wäre vielleicht der passende Button ;)
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Ich bin auf den weiteren Tourverlauf neugierig.

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Linus
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Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#23 Ungelesener Beitrag von Linus »

Gavia hat geschrieben:... freut euch drauf. 8-)
Das tun wir!

Sehr schön, Armin!
Fremde sind Freunde, die wir noch nicht kennenlernen durften

Gavia

Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#24 Ungelesener Beitrag von Gavia »

Sonntag, 22. Juni 2014 - Tag des Abschieds von ca. 60 Menschen des GS-World-Forums, die sich für mehrere Tage am Faaker See getroffen haben. Aufregung liegt in der Luft: Roger will noch ein Gruppenfoto und dafür müssen alle Mopeds in Reih und Glied aufgestellt werden. Mich haben sie mal wieder in die hinterste 3. Reihe verschoben - auch egal, dabei sein ist alles. Und dann ist es auch schon vorbei: Plochi hat alles im Kasten - mal sehen, wie wir da alle aus der Wäsche kucken.

Bald rauschen die ersten ab und auch mein Plan ohne Plan steht für diesen Tag: das Friaul erleben, gemütlich dahinrollen, einige Passagen versuchen, die in den Karten nicht eingezeichnet sind. Schon jetzt sei gesagt: es hat nicht funktioniert. Irgendwann standen wir meist vor irgendwelchen Abgründen oder Höfen, an denen es nicht mehr weiter ging. Also brav zurück auf den Asphalt - schade, dabei wollten wir doch weiterhin die Unbezwingbaren sein. 8-)

Kurz hinter der italienischen Grenze biegen wir ins Tal des Rio del Lago, ein wunderschönes Licht an diesem Morgen. Und bald die erste Pause am See.


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Tolle Stimmung


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und auch im Unterholz ist Leben


Und bald schlängeln wir uns über die schmale Strasse durch fast unberührte Natur in Richtung Chiusaforte, etliche Kehren, Tunnel und sogar Pilgerer, die kurz nach einem düsteren Tunnel fast auf der Fahrbahn stehen, um ihre Heiligen zu verehren. Typisch italienisch stehen zwar irgendwelche Uniformierten herum und wedeln kurz nach dem Tunnel mit ihren Armen, aber wer da pennt, rauscht ungespitzt in die Pilgerschar. Schneller als gedacht kann man so seinem Herrn ziemlich nahe kommen.

Der Tag ist heiß und um die Mittagszeit wollen wir uns noch etwas stärken, denn es soll heute noch hoch über den Passo della Forcella gehen, einer als Schwierigkeitsgrad 3-4 beschriebenen Hochtour bei Denzel (5=höchster Grad). In Villa Santina finden wir ein beschauliches italienischen Städtchen, das gerade in der flirrenden Mittagshitze vor sich hindöst. Schwierig, eine Kneipe mit Essen zu finden, aber letztlich schaffen wir es mithilfe einer jungen Dame, die wir fragen und die extra hinter uns her läuft, um uns den Abzweig zum Ristorante zu zeigen. Bald sitzen wir im schattigen Hinterhof, die Kellnerin spricht uns auf deutsch an (keine Ahnung, woher sie das weiß :lol: ) und schon bald dampfen die Pasta auf unserem Teller. Äußerst lecker!

Los wollen wir nicht wirklich, zu heiß, zu voll die Bäuche. Echt, jetzt da oben hoch, diese vielen steilen Kehren von bis zu 28 % Steigung? Und bald rollen wir Super-Enduristen Richtung Ovaro, von dem irgendwo der winzige Track hoch zum Passo abgehen soll. Doch schwierig, den zu finden - aber bald haben wir ihn. Ziemlich schmal und unscheinbar das Strässlein, das sich von Osten hoch zum Pass zieht. Kehre um Kehre, eine nach der anderen geht es wie im Fahrstuhl nach oben. Nicht anhalten, zu steil und eng das Ganze. Vor ein paar Jahren soll die Strasse noch unbefestigt gewesen sein, Schotter, keine Ahnung, wie man da je hoch gekommen ist. Ich mit Sicherheit nicht.

Aber bald hatte die Strasse verloren und wir standen oben am Passo della Forcella (1824 m) - ein Stück geschottert, doch Teilstücke waren im folgenden mit Beton ausgebaut, schmal und geriffelt zwar, aber guten Grip bietend. Der Himmel hatte sich zugezogen - es wurde kühl.


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Wir sind Helden ;)


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wunderbar still


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und so geht´s weiter


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stille Wünsche und Fürbitten


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Platz zum Schauen


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und weiter


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und bald wieder Schotter - das hat einfach was :L


Während ich das folgende Foto machte kam uns an einer engen Stelle eine Gruppe Italiener entgegen, einer mit Sozia und die schimpfte aufgeregt über diesen holprigen Weg. Etwas typisch italienisch war mittelschweres Drama angesagt. Sie hatten, anders als wir den West-Aufstieg gewählt, der sich zwar auch geschottert, aber sehr entspannt über weite Almen langsam hoch schlängelt. Also leicht fahrbar. Und diese Dame schimpfte schon, uns aufgeregt fragend, ob es noch weit sei, bis runter nach Ovaro. "Na ja, es geht, ein paar Kilometer vielleicht" entgegnete Alex verhalten amüsiert, ohne allerdings zu sagen, was da an Steilheit und engen Kehren im Abstieg noch auf die Herrschaften wartet.

Es ist nicht überliefert, wie es der Dame auf der weiteren Fahrt ergangen ist. Aber eins schien klar: das Zetern wird sie temporär eingestellt haben - zumindest für die Zeit der Abfahrt. 8-)


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Platz für Stille


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da hinten kamen wir her


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Landmark


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und hier geht´s runter nach Sauris di Sotto


Als wir in dem verlassenen Weiler ankamen, hielten wir an einem Gasthof - ich brauchte Werkzeug. Komisch, seit der Abfahrt vom Pass war mein rechter Spiegel locker ... und das Kennzeichen verbogen ... und Gras steckte unter dem linken Motorschutzbügel ... war da etwas gewesen? ;)

Die Augen der Wirtin, die wir fragten waren wunderschön und bald kam sie mit ihrem Nachbarn angelaufen, der in der Hand das benötigte Werkzeug hielt. Bald war alles wieder im Lot - und wir bestellten professionell "Due Cappuccini" bei der Wirtin. Beim Schlürfen erfuhren wir, dass in Sauris auch Deutsch gesprochen wird, ein entfernter Dialekt zwar, da die Bewohner ursprünglich aus dem heute österreichischen Lesachtal stammen. Es war wirklich sehr schön in der Gaststube und gerne wären wir noch geblieben, doch das Wetter wurde immer schlechter. Also ab ins Tal.

Eigentlich wollten wir heute noch bis Agordo fahren, doch irgendwann war "Sense" - ich sah rechts ein schönes Hotel http://www.hotelposta.org" onclick="window.open(this.href);return false;, der Ort und Preis (40 €) dazu passte auch, kurz angehalten: "Alex, keine Lust mehr ... wollen wir hier bleiben? Terrasse sieht gut aus, Essen scheint gut .." - Alex nickte und schon waren wir abgestiegen, eingecheckt, geduscht und ... beim Bier.

Der Abend war schön und kurz, das Bett rief und bald waren die Augen zu. Ein ereignisreicher Tag.


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Blick von unserem Hotel in Forni di Sopra
Zuletzt geändert von Gavia am Mittwoch 2. Juli 2014, 22:59, insgesamt 2-mal geändert.

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