Es ließ sich nicht genau eingrenzen, aber 3 von uns Fünfen haben irgendwas nicht vertragen und litten in der Nacht.
2 waren morgens wieder halbwegs fit, ein Ausfall verhinderte aber die Weiterfahrt an dem Tag. Um dem Problem etwas entgegen zu setzen, besuchten wir die örtliche Apotheke und erstanden zum erstaunlichen Gegenwert von ungefähr 2,50€ entsprechende Gegengifte.
Die Zimmer eine weitere Nacht zu belegen fand der Hotelier glaub ich ganz gut. Muss zugeben, etwas froh gewesen zu sein, das beste Hotel am Platz gehabt zu haben in diesem Moment.
Richtung Kukes gibt es 2 Wege. Der westliche davon ist unbefestigt und führt entlang des schwarzen Drin und wird auch für unserein empfohlen. Der östliche verläuft nicht am Flusstal entlang, sondern über die Berge und sollte auch schön sein.
Interessanterweise ist auf Maps die Farbe für den Asphalt weiß (also Gasse) und das unbefestigte gelb (Bundesstraße - gut ausgebaut).
Also wählten wir den Asphalt für den Hin- und den Schotter für den Rückweg. In Peshkopi noch "schnell" getankt... aber Vorsicht: hat schon manchmal seinen Grund, dass es einen Tankwart gibt...
Da wohl mehrere Jahresproduktionen Mercedes Diesel in Albanien herum fahren, hat man sich eben der Nachfrage angepasst. Und wenn da vorher mal 2 Säulen Bleifrei waren, aber eigentlich mehr Diesel... Gut, dass der Tankwart da war. Die KTM wäre ob des zähen Treibstoffs bestimmt nicht amused gewesen. Es steckt nicht immer das drin, was drauf steht
Über die Asphaltstrecke ging es in die Berge. Wieder bizarre Landschaften...
Interessant ist für morbide Menschen wie mich auch die regionale Bestattungskultur.
Häufig waren Begräbnisstätten unmittelbar neben der Straße. Zum Teil auch gleichzeitig rechts und links davon.

Es war nicht klar ersichtlich, ob erst der Friedhof und dann die Straße da war, oder man aufgrund eines Busunglücks gleich oben am Berg, fern jeder Ortschaft...
Wäre das ein Einzelfall, hätte ich es wohl nicht erwähnt. Aber das war überall in den Bergen zu beobachten. Auch haben die Albaner eine andere Art als wir um Gedenkstellen bzgl. Todesstellen zu schaffen. Steht bei uns meist ein Kreuz, gelegentlich mit Name und Unglückszeitpunkt, wird dort ein massiver Steinblock, ähnlich einem Grabstein aufgestellt. Der enthält dann neben Namen und Daten auch stets ein Bild. Für ein Foto habe ich allerdings nicht angehalten.
Unterwegs wieder die Kinder mit dem Abklatschen und die wenigen, die Steine schmissen.
Dann ging es hinab zum Drin. Wir warteten, bis alle da waren und in der Zwischenzeit bogen ein Schulbus und ein Bauarbeiter Pritschenwagen in den unbefestigten Weg ab. Die waren aber richtig nett. Jedes mal wenn wir von hinten aufliefen, suchten sie die nächste Möglichkeit uns vorbei zu lassen und jedesmal, wenn wir eine Verschnaufpause einlegten und sie wieder vorbei zogen, grüßten sie freundlich. So macht das Spaß.
Knapp 60km unbefestigter Straße lagen vor uns. Der Schwierigkeitsgrad war für mich angemessen. Es gab Serpentinen, Schotter, lehmigen, harten Untergrund, Brücken

aber keine übermässig steilen Auf- und Abfahrten. Dafür malerische Ausblicke auf den schwarzen Drin und die vielen Berge ringsum.

Zum Teil trugen die Gipfel bereits Schnee. Gibt da wohl auch höhere Hügel an der Grenze zu Mazedonien.

Die Bauarbeiter bogen dann nach so 30km in einen steilen Bergpfad ab. Scheinbar verbringen sie einen großen Teil ihrer Arbeitszeit auf der Anfahrt zur Arbeitsstellen. Wo die Strecken für uns einen Freude sind, sind sie für die Einheimischen wohl eher eine Last.
Nun führte Thorsten das Feld und driftete ständig mit seiner GS. Zeigte mir mal wieder, dass es selten am Material liegt... Wir waren recht flott unterwegs (was ich halt so als flott betrachte),

als eine Herde Ziegen unseren Weg kreuzte. Brav wie wir sind, haben wir dann erst mal angehalten und haben den Tross passieren lassen. Von 30m weiter unten im Tal muss die Szene einen anderen Eindruck erweckt haben. Jedenfalls startetet einer der Hirtenhunde durch und lief in unsere Fahrtrichtung. Also von uns weg. Nein, er lief nicht weg, er kannte den Weg, um uns den Weg abzuschneiden. Da stand dann plötzlich dieses Kalb 50m von uns entfernt, übersah in seiner Aufregung völlig, dass wir keine seiner Ziegen gerissen hatten und fletschte mit den Zähnen.
Augen zu und Gas. Kam Thorsten noch einigermaßen flink durch Antäuschen und Abwinkeln an dem Zerberus vorbei, versuchte ich es mit Gewalt und beschleunigte auf das Tier frontal zu. Ronny dachte sich, er warte erst mal, bis mich das Raubtier gerissen hätte und fahre dann an der anderen Seite vorbei. Ich erinnerte mich, gelesen zu haben, dass man bis zu einer Größe Schäferhund einfach über so ein Tier fahren könne. Dann fiel mir aber ein, dass damit ein deutscher Schäferhund gemeint war und nicht das Doppelte davon.
Mein Bremsmanöver irritierte den Wächter der Ziegen und ich nutzte sein kurzes Zurück zucken, um direkt an ihm vorbei zu gasen. Ronnys Plan ging somit nicht auf, konnte sich aber auch mittels eines beherzten Gasgriff retten und voll der Hormonausschüttung hielten wir erst wieder am nächsten Café an.
Sofort waren wir wieder von einer Horde Kinder umringt, die mit uns in Kontakt treten wollten. Obwohl scheinbar viele albanische Jugendliche mittlerweile Englisch sprechen können, hat diese Fremdsprache in diesem Ort noch keinen Einzug gehalten.
Abends gab es dann noch eine kleine Pizza und dann ging es ins Bett.
Gruß, Florian