Nach einem entspannten Start in den Tag durchqueren wir die ausgedehnte Treibhausfläche in Küstennähe und decken uns bei einem Gemüsebauern für kleinstes Geld mit allerlei
Obst und Gemüse für den Tag ein. Der erste Stop dann in Caltagirone, dass durch sein Töpferhandwerk bekannt geworden ist und dank der Scala Santa Maria del Monte unser Interesse
geweckt hatte. Die lange Treppe führt mit 142 gezählten Stufen zur gleichnamigen Kirche, wobei jede einzelne Stufe mit unterschiedlichen Kacheln geschmückt ist.
Auf dem weiteren Weg versuchen wir, uns in den kleineren und weniger besuchten Landstädtchen Granmichele und Militello in Val di Catania langsam an den sizilianischen Barock
heranzutasten, der nach dem großen Erdbeben von 1693 die meisten Städte im Süden prägt. Dass Militello auch noch berühmt für seine Konditoreien ist, deren Spezialität die
Mostarda aus Kakteenfeigen hergestellt wird, erweitert die Besichtigungstour um den ein oder anderen Genussmoment.
Nach 181 km erreichen wir wieder unser Zelt und genießen den Abend am Strand.
Heute fahren wir mit Wanderschuhen los, da wir den ersten Teil der vorgenommenen bekannten Barockstädte erwandern wollen. Zunächst lassen wir uns die Küste entlang treiben
und erreichen schon bald Punta Secca, wo wir aufgrund des markanten Ensembles aus Wach-und Leuchtturm eine Szenerie aus den Montalbano Filmen erkennen. Bald darauf drehen
wir ins Landesinnere ab in Richtung Scicli, wo wir kurz vorher die Serpentinen zu der verlassenen Kirche Chiesa di S. Maria della Croce erklimmen. Von dort oben haben wir einen
schönen Überblick über das Weltkulturerbe, bevor wir uns in das Gewirr der Gassen stürzen.
Ein Kulturerbe jagt das nächste. Der Motor ist kaum warm und wir erreichen Mòdica, dass sich bereits in der Anfahrt durch die alles überragende Kastellruine mit dem Uhrenturm auf
sich aufmerksam macht. Enge, steile Gassen ziehen sich durch eng beieinander stehende Häuser und werden immer wieder von winzigen, begrünten Plätzen unterbrochen. Diese Stadt
macht Spaß und entspricht so richtig unseren Vorstellungen einer süditalienischen Stadt, sodass ich den Akku der Kamera in die Knie zwinge und den Rest des Tages nur noch mit Handyfotos
dokumentieren kann.
Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns mit Ragusa ein weiteres Highlight der sizilianischen Stadt(ver)führungen Die Stadt wird durch eine tiefe Schlucht getrennt, auf deren flacherer
Seite Ragusa Ibla liegt. Hier findet man die ganzen barocken Kirchen und Paläste und vor allem den Duomo San Giorgio. Auch hier macht es Spaß, die Stadt auf Schusters Rappen zu
erobern
und so haben wir nach Ankunft auf dem Campingplatz trotz ganztägigem Unterwegssein lediglich 114 km auf dem Tacho.
Nachdem wir unsere textile Ferienwohnung wieder im Packsack verstaut haben, umrunden wir immer an der Küste entlang die Südostspitze der Insel und befinden uns damit bereits
südlich von Tunis. So wundern wir uns auch nicht über die Temperaturen von 43°, sondern suchen immer wieder kleine einsame Strände, die wir für einen kurzen Sprung ins Meer nutzen.
An einem dieser Strände thront kurz hinter Pozzallo eine aufgegebene Thunfischfabrik wie eine Tempelruine über dem Strand.
Die nächste Badepause gibt es gegenüber der Isola delle Correnti am südlichsten Zipfel Siziliens.
Weiter nördlich decken wir uns in der alten Tonnara von Marzamemi mit Thun- und Schwertfisch ein, den wir abends auf dem
Camping Sabbiadoro nördlich von Avola zubereiten.
Der Platz ist schön in dicht bewachsenen und schattigen Terassen oberhalb eines kleinen Strandes angelegt und erinnert teilweise eher an einen botanischen Garten. Heutige Route = 134 km
In der Gewissheit, dass heute das Profil der Schuhe mehr verschleißen wird als das der Reifen und angesichts der Temperaturen bei zunehmend heißem Wind verzichten wir auf einen
Großteil der Motorradbekleidung und besuchen zunächst Siracusa. Wir finden einen Schleichweg, der direkt über den Damm auf die Insel Ortigia führt, auf der sich die alten Baudenkmäler
befinden. Es macht Spaß, sich ziellos durch die engen Gassen treiben zu lassen, bis man auf einmal am Piazza Duomo vor dem ehemaligen Athena Tempel steht, oder sich über die
Süßwasserquelle wundert, die in unmittelbarer Nähe zum Meer sprudelt.
Als letzten barocken Höhepunkt der Reise steuern wir Noto an. Die Stadt wird als die schönste Barockstadt Siziliens gepriesen und beeindruckt auch wirklich durch die schiere Menge prunkvoller Bauten. Am Piazza Municipio erklettern wir den Campanile di San Carlo und werfen einen Blick von oben auf die Stadt, die trotz aller Pracht ein wenig wie ein Museum wirkt.
Italienische Knutschkugel
Mit kaltem Motor (75 km) und qualmenden Füßen (gefühlt mehr km) bereiten wir uns am Abend schon auf die morgige Weiterfahrt vor.
