Was mich diesmal schwer verwundert hat war, dass Wespen, die sich auf unseren Lampenmasken niederließen um einen kleinen Snack einzunehmen, hungrig wieder weiterziehen mussten. Auch die Visiere mussten nie wegen vieler toter Mücken geputzt werden, sondern lediglich hin und wieder der Staub entfernt werden.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir so langsam gefahren sind, dass die Insekten stets genügend Zeit hatten auszuweichen. Jedenfalls habe ich den Verdacht, dass es einfach deutlich weniger Insekten gibt, als noch vor einigen Jahren. In Anbetracht dessen, dass die Insekten einerseits einen essentiellen Faktor in der Nahrungskette darstellen und andererseits die Aufgabe übernommen haben Sex unter Pflanzen zu ermöglichen, macht mich das schon ein wenig nachdenklich.
Die Fahrzeuge haben alle mehr oder minder durchgehalten. Die Honda hatte zwar morgens keinen Bock anzuspringen und ließ sich immer bitten, war aber mit einer hinreichend starken Batterie gesegnet und wenn sie einmal gestartet war, dann hat sie den ganzen Tag auch brav mit gemacht. Morgenmuffel halt.
Eine KTM hat es sich unter der Leitplanke bequem gemacht und beraubte sich damit der Gelegenheit ihre Standfestigkeit unter Beweis zu stellen, eine andere hat so lange an ihrer Kupplungsflüssigkeit genascht, bis die Kupplung nicht mehr trennte.
Das ließ sich aber lösen.
Meine KTM nervte mit zu langem Seitenständer, der es mitunter erschwerte, noch auf dem Fahrzeug sitzend das Mopped sicher abzustellen. Auch das Einklappen war stets ein Balanceakt. Ansonsten ist das Ölschauglas nach 4500km noch halb voll, wohingegen die Orange sich nicht nur das Kupplungsöl rein gezogen hat, sondern auch noch einen ordentlichen Schluck aus dem Ölsumpf genommen hat. Aber jetzt nicht so, dass es dramatisch wäre.
Der Verbrauch der beiden 690er hielt sich mit 4-4,5l auch in für mich völlig ungewohnten Bereichen auf. Die Honda und die MZ gönnten sich je knapp über einen Liter mehr und die BMW spielte den Abstinenzler, da der Verbrauch teilweise unter 4l ging.
Die Mitnahme von Zusatztreibstoff war also völlig überflüssig, zumal die Tankstellendichte auf dem Balkan völlig ausreichend war.
Gelernt habe ich, dass ich mir eine Tube Loctite kaufen muss. Eine Schraube des Kofferträgers liegt nun samt Distanz irgendwo in Albanien und den drohenden Verlust der Einstellschraube der hinteren Bremse konnten wir rechtzeitig entdecken.
Auch muss ich mir etwas für die Nummernschildbefestigung einfallen lassen. Nach nicht mal 5tkm ist es fast völlig durchvibriert und vorsorglich wurden mittels zweier starker Kabelbinder die Vibrationen ein wenig reduziert.
Da muss jetzt eine Verstärkung unter das Alublech und vielleicht ein dritter Befestigungspunkt.
So was wie in Kroatien habe ich noch nie gesehen. Bald in jedem zweiten Ort steht irgend ein Rohbau. Nicht, dass daran etwas verwerfliches wäre. Aber es ist offensichtlich, dass die Bautätigkeiten schon eine Weile ruhen. Scheinbar Jahrzehnte. Da bröckelt der Beton und manches Dach, hat seine Aufgabe das Haus zu schützen falsch verstanden, ist eingestürzt und hat den Rohbau einfach unter sich begraben. Wäre das jetzt "nur" ein freistehendes Einfamilienhaus, könnte man das vielleicht noch mit einem finanziellen Engpass des Eigners begründen. Aber es gab auch einige größere Bauwerke. In dem einen Ort (Obrovac) war mitten im Kern ein riesiger 15-20m hoher Betonbunker, der einst wohl mal ein Hotel oder ein öffentliches Gebäude werden wollte. Da werden die Kroaten wohl noch einiges zum Aufräumen haben die nächsten Jahre....
Dass man Natursteine sammelt, damit Mauern baut, einerseits um seinen Besitz von anderen Besitztümern abzugrenzen, dass man versucht mit solchen Bauwerken den Wind daran zu hindern fruchtbare Erde hinfortzutragen, ist bekannt aus verschiedenen Kulturen.
In England soll man angeblich ganze Tage zwischen Mauern fahren können auf öffentlichen Landstraßen. Aber so wie im kroatischen Hinterland ist es mir bislang noch nirgendwo aufgefallen. Es ist nicht strukturiert, keine wirkliche Abgrenzung, manchmal Kreise. Teils mutet es an, als sei man an einer archäologischen Ausgrabung, welche die Grundmauern einer antiken Stadt freigelegt hat. Da müssen wirklich Generationen von Kroaten Steine gesammelt und geschlichtet haben. Ich glaub ja fast, das ist was religiöses. Unsinnige Aktionen können häufig mit religiösem Übereifer erklärt werden.
Österreich und seine Maut
Um nach Slowenien zu kommen und wieder zurück, quert man natürlich von uns aus die Alpenrepublik.
Dort wurde schon vor einigen Jahren ein System etabliert, welches dem Durchreisenden ein wenig Wegegeld abnimmt.
Beiläufig erwähnt, ist es das gleiche Land, welches Deutschland nun verklagt hat, oder will, weil da jetzt auch ein Mautsystem eingeführt werden soll.
Ich will mich jetzt gar nicht beschweren, dass man für 14 Tage Urlaub zwei dieser Aufkleber kaufen muss. Jedenfalls mache ich das immer brav. Seit Jahren.
Auch dieses Mal. Allerdings kam dann ein Schreiben, die Plakette sei ungültig gewesen. Ausgelesen von einem Automaten. Ich hatte ja 2 Vignetten zu kleben. Eine slowenische und eine österreichische. Hab wohl verwechselt, welche wohin. Glaub ich, weiß ich nicht mehr genau. Jedenfalls klebte eine unter dem Spiegel und die andere rechts an der Windschutzscheibe. Die Asfinag wünscht nun 120€ Ersatzmaut, weil Vignette ungültig. Fände ich viel Geld für einen kleinen Fehler. Warum genau steht natürlich nicht auf dem Formblatt. Asfinag will Mitte oder Links geklebt.
Am Samstag hab ich mal eine Mail an die geschrieben mit der Frage warum und habe auch ein Foto der Quittung beigelegt. Bislang allerdings noch keine Antwort - was auch OK ist. Wäre jetzt schon sehr schnell.
Alles in allem war es aber trotz der Vignette, trotz des ADAC Einsatzes für Günther, trotz meines gebrochenen Hufes ein toller Urlaub und ich habe mich schon gefragt, warum ich nahezu 30 Jahre verstreichen ließ, bis ich wieder mal einen Fuß auf den Balkan gesetzt habe. Und das, wo dort die geistige Geburtsstunde meines Motorradführerscheins war...

Gruß, Florian