Ist bei diesem Test auch beschrieben, auf welchen Strecken die 4.000 Kilometer runtergespult wurden? Die Streckenbeschaffenheit, d.h. Kurvenradien, Steigungen und vor allem der Straßenbelag können einen starken Einfluss auf den Verschleiß haben. So erinnere ich mich an einen Test der Motorrad-Redaktion von Reifen für Reiseenduros, bei dem ein gewisser Teil der 4.000 Kilometer aus Autobahn bestand (Anreise in die Alpen). Der größte Teil wurde in den Alpen auf Passstraßen gefahren. Falls der Straßenbelag auf diesen Strecken aus qualitativ hochwertigem Asphalt bestand, dürfte das den Abrieb auch in Grenzen gehalten haben. Fahrten auf den rauhen Straßen Frankreichs, die mit Split-auf-Bitumen gebaut sind, können hingegen auf Sportreifen wie Schmiergelpapier auf Radiergummi wirken und zu einem erhöhtem Verschleiß führen.
In dem verlinkten Artikel ist zumindest die Methode mit den Fahrerwechseln beschrieben. Dadurch könnte sich die Abnutzung gleichmäßiger über die Reifenfläche verteilen im Vergleich dazu, dass immer derselbe Fahrer durch individuellen Fahrstil einzelene Stellen des Reifens verstärkt beansprucht, z.B. weil er im Kurvenausgang bevorzugt bei gleicher Schräglage anfängt zu beschleunigen, z.B. weil er beim Anfahren in Kurven bevorzugt in gleicher Schräglage anfängt einzubremsen.
Diese Unterschiede könnten den Unterschied zwischen (einheitlichen, vergleichbaren) Testbedingungen zu (individuellen) persönlichen Erfahrungen mit der Laufleistung erklären.
Den Eindruck, dass der Reifenverschleiß am Ende der Reifenlebensdauer stärker zunimmt, kann ich durch meine eigenen Mesungen nicht bestätigen. Ich messe meine Reifenprofiltiefe regelmäßig und schreibe die Werte mit Kilometerstand auf und komme auf einen liniearen Abrieb in X Millimeter pro 1.000 Kilometer. Daraus kalkuliere ich linear die Restreichweite des Reifens und treffe die Entscheidung, ob ich vor einer längeren Reise noch einen neuen Reifen benötige oder nicht. Die Rechnung ging bisher immer auf. Natürlich schwankt der Wert X je nach Fahrstrecke und Fahrstil. In den Alpen ist der Verschleiß höher als auf Fahrten durchs flache Land, was ich bei der Berechnung natürlich berücksichtige.
Den Eindruck des progressiven Verschleißes zum Ende hin, den ich auch kenne, führe ich eher auf subjektive Wahrnehmung zurück: 1 mm Verschleiß bei 7 mm Rest-Profiltiefe sind im Verhältnis weniger als 1 mm Verschließ bei 3 mm Rest-Profiltiefe. Bei der Tankfüllung empfinde ich das gleichermaßen. Am Ende geht's immer ganz schnell.
