Die ganze Geschichte nun von vorne.
Vor 2 Tagen am Sonntag habe ich auch hier gesessen, es war kurz vor 11 Uhr und Nicklis noch geschlossen, dennoch lies ich es mir nicht nehmen mal für 15 Minuten die Beine auszustrecken.
Ich bin auf dem Weg in die Vogesen, habe meine neue KTM 1290 Superduke R dabei und möchte, nachdem letzte Woche die erste Inspektion erfolgt war, nun den montierten Reifensatz den Rest geben. An Christi Himmelfahrt steht ein Forentreffen an und da will bzw. muss ich sicher mit neuem Reifensatz antanzen.
Der original montierte Metzeler M7 RR hat rund 2.000km hinter sich, an den Flanken noch etwa 2 mm und in der Mitte noch gut 3-4 mm bis zur Verschleißmarke. Wenn ich nach Hause komme sollte der bestellte nächste Reifensatz, ein Pirelli Corsa III vor der Garage liegen und ich brauche vermutlich nicht viel unverbrauchtes Gummi dem Recyclingkreislauf zuführen.
Es ist schon einige Jahre her das ich mit solchen Reifendimensionen unterwegs war, seit Jahre fahre ich Bikes mit vorne 21“ 90/90 Reifen, hinten 18 Zöller und beide eher von der grobstolligen Varianten.
Mein letzter Einsatz auf einem Sportler war eine Fireblade SC50, das dürfte schon mehr als 10 Jahre her sein. Ich bin garnicht mehr im Bilde welche Reifenmarken sich in den letzten Jahre durchgesetzt haben, was für stärken und schwächen diese modernen Reifen haben und wenn ich ehrlich bin, so recht große Veränderungen erwarte ich eigentlich nicht.

Dennoch ist man neugierig, also habe ich fleissig Reifentest's bei YouTube angeschaut, mit teilweise doch deutlichen widersprüchlichen Infos, wirklich greifbares ist da wenig dabei.

Da ich eher der Tabellen Mensch bin, greife ich lieber die Infos der Profis von der MOTORRAD Zeitung ab und saug mir deren Reifentest vorwärts und rückwärts rein. Desweiteren hör ich mir an was mir persönlich bekannte und geschätzte Biker erzählen und daraus wird ein Bild wonach ich meine neuen Gehversuche ausrichte.
Eigentlich wollte ich jetzt einen Cafe trinken aber bis Nicklis öffnet werde ich definitiv nicht warten, mache mich wieder fertig und tuckere vom Hof.
Jetzt kommt der schönste Teil der B48, ab Johanneskreuz bis Rinnthal, der längst Teil davon ist zwar mit einer durchgezogenen Linie gemittelt aber wenn man freie Bahn hat, ein herrliches Geschlängel.
Ich hab keine freie Bahn, lass mir das herrliche Geschlängel aber auch nicht vermiessen und zumindest akkustisch fühlt sich niemand von dem kurzen Moment mit mir gestört, dass wundert, wir sind schliesslich noch nicht in Frankreich.
Der Metzler ist wirklich ein toller Reifen, im trocknen sind das die meisten, aber es ist hier in den Tälern noch recht schattig und an manchen Stellen auch richtig nass, dass nicht selten in den langen Kurven und es fällt auf das eben nichts auffällt. Anfangs noch vorsichtig wird man immer mutiger wenn in der Schräge nicht mal der Lenker weich wird dann wenns feucht unterm Rad wird, alle Achtung, dass nenne ich mal Nassgripp, vor 10 Jahren gab’s dass so noch nicht!
Meine Route führt mich an Bad-Bergzabern vorbei, bei Wissembourg falle ich in Frankreich ein, über kleinste Straßen bis nach und um Saverne, bei Abrechviller zeigt mir die Tankuhr erstmal das ich den Col du Donon besser mal mit vollem Tank angehe, die kleine Tankstelle hier im Ort, mit Benzinpreisen einer Apotheke hat zum Glück, weil Sonntag geschlossen. Nur 11km nach Lorquin dort mach ich das Tankfass wieder voll. So wie ich kam rollt es wieder zurück. Eigentlich ein Umweg aber der Weg ist das Ziel, so heisst es ja immer mit dem Motorrad und so empfinde ich das definitiv.
Col du Donon, eigentlich hier einen Cafe, war der B-Plan aber nein es ist zum Brechen voll. Ich fahr, fahr, fahr und fahr. Durch Ville´ über den Col de Fouchy, die Route de Ribeauville. Bei Soultzeren auf die D417 rauf zur Col de la Schlucht. Für so ne KTM 1290 SuperDuke R genau das richtige Pflaster, das Bike macht einfach nur freude. Oben angekommen ist Le Markstein über die Route de Creté noch durchgestrichen, ich fahre trotzdem mal soweit wie es geht, nach etwa 8 Kilometer ist Schluss, Reste von Schnee machen ein Weiterkommen unmöglich.
Macht nix, muss sowieso zurück, ich habe im Hotel Panorama oberhalb von Munster in Hohrodberg für 2 Nächte gebucht.
Am Hotel angekommen, habe 420km heute zurückgelegt, schaue aus Gewohnheit die Reifen an und bekomme hinten einen Schreck. Wie soll ich denn mit diesem Socken morgen fahren und am Dienstag wieder Heim kommen?
Da fehlen gut und gerne 2mm Gummimasse zu heute Morgen!
Ich bezieh mein Zimmer, esse zu Abend und warte auf Rolf/Moro der noch eindrudeln wird. Ich geh bestimmt 2-3 mal vors Hotel und schau mir den Reifen an, es wird und wird nicht besser.
Warten auf Rolf. Es ist 23 Uhr als Rolf eintrifft, wir quatschen noch ein bisschen und gehen zu unseren Zimmern.
Der nächste Morgen. Gegen 9 Uhr wird ausgiebig gefrühstückt und gequatscht. Rolf macht sich auch so Gedanken um meine Reifenreste, ggf. einen Reifenhändler aufsuchen meint er. Wir beschliessen erstmal die Tour zu beginnne und werden auf der Strecke nach Motorradläden Ausschau halten.
Auch wenn Negativprofil sogut wie nichts mehr vorhanden ist, hat der Metzeler nichts an seinen Qualitäten verloren. Trocken und am morgen noch manche feuchte Stelle meistert er bravourös.
Es geht über den Fouchy nach Villé, dort machen wir in der Sonne eine erste Cafepause.
Rillen im Gummi werden total überbewertet. Über den Col de Steige über Lubine nach Fraize und dann wieder zur Col de la Schlucht läuft die weitere Route.
Wir beschliessen beim Mittagessen das es gescheiter wäre jetzt tatsächlich einen Reifenhandel zu suchen.
Ich such mit GoogleMaps und finde 3 Adressen, in Munster und 2 in Colmar. Munster erweisst sich als nicht vorhanden und in Colmar haben wir dann gleich Glück.
Ein richtiger Motorradladen mit Werkstatt aber auch einer Schlange an Bikes die da auf neue Reifen hoffen, die schlechteste Zeit mal schnell einen Reifenwechsel zu planen.
Eine der Damen kann etwas deutsch, einer der Mechniker schaut sich meinen Hinterreifen an und meinte nur Märde. Jetzt ist dass aber unmöglich und die kommenden Tage eigentlich auch.
Ich sag der Dame es wäre mir einen extra 50ziger Wert wenn es irgendwie doch möglich wäre.
Sie unterhält sich mit ihren Mechanikern und ich bekomme gesagt morgen früh um 8 Uhr da zu sein.
Offiziel machen sie erst gegen 9 Uhr auf. Ich bedanke mich vielmals und fahre mit Rolf total entspannt zurück ins Kurvenparadies. Es fährt sich bereits jetzt als hätte ich einen neuen Satz montiert.
Im Gesamten waren es heute 370km als wir im Panorama ankommen. Mittlerweile sind wir zu viert. Ryna ist da, dass wusste ich aber auch Tornante sitzt auf der Terasse und beide kippen sich ein Bier in die durstige Kehle hinein. Welch schöne Überraschung, welch schöner Tag.

Geht doch.... Bei gutem Wein und gutem Essen gehen wir spät auf die Zimmer. Ich stelle mir den Wecker um 7 Uhr und kaum schliesse ich die Augen rappelt das Teil schon los.
Michael Tornante
Rolf Moro
Reiner Ryna, mit Rillen im Reifen lässt sich gut grinsen.
Früher als nötig schiebe ich die Katie auf den Hof und mache mich möglichst leise auf die 30km nach Colmar. Um 20 minuten vor 8 Uhr bin ich da, der Mechaniker schiebt schon die ersten Bikes aus der Werkstatt, es ist noch keine 8 Uhr da ist das hintere Rad gewechselt, gewuchtet und montiert. Da sitzt jeder Handgriff, der Bursche weiss was er macht.

Bernd / Qtreiber wusste um mein Malheur und hat mir Vortags geschrieben das er mit dem Michelin Power RS sehr gute Erfahrungen gemacht hat. 5000 km hätte er damit schon runter. Das ist zwar genau das Gegenteil was die bei MOTORRAD über den Reifen geschrieben haben aber ich weiss wie Bernd fährt, mein Fahrstiel ähnlich seinem, also vertraue ich seiner Aussage, vorne und hinten ziert meine 1290 SDR nun ein Satz MICHELIN Power RS.
Einmal wenden auf der Hochachse.. Schwups..
Beginn einer neuen Zeitrechnung, bei 2.718km läuft die Michelin Uhr los.
Die ersten Meter zum Frühstück ins Hotel, neuer Reifen ist immer toll das Gefühl, eine Aussage bezüglich dem Metzeler wäre totaler Quatsch weil der in Neu sich auch toll anfühlt. Etwas einfacher in die Schräge gehts mit dem Neuen, ich nutze die Kreisel und fahre Schlangenlinie damit er sich mal ein wenig anraut.
Die Kurven hoch zum Hotel fühlen sich bereits prächtig grippig an. Der Reifen passt zum Bike.
Wir frühstücken ausgiebig, dann fädeln wir uns hinter Ryna ein und fahren nach Orbey wo 2 von 4 tanken.
Le Bonhomme weiter bis nach Le Hochwald führt uns Ryna auf schönen Wegen. Wir machen eine längere Cafepause, quatschen noch ein bisschen und trennen uns hier .
2x Karlsruhe, 1x Offenburg und 1x Idar-Oberstein geben jeweils andere Himmelsrichtungen vor und machen Le Hochwald nicht zum ersten Mal zum Punkt um Tschüss bis zum nächsten Mal zu sagen.

Jetzt alleine unterwegs in Richtung Norden lasse ich mir vom neuen Reifen zeigen was er kann.
Für mich mögliche Schräglage merke ich zum ersten Mal - da wäre noch mehr gegangen.

Wie auf Schienen bekommt hier ein neues Gefühl hinterlegt. Ein Wahnsinn was der Michelin Pilot RS sich in die trockene Straße verbeißt!
Wenn er nun noch länger als der Metzler das macht, ist er erste Wahl selbst wenn er auf nasser Straße nicht ganz das kann was der Metzeler beherrscht.
In 10 Jahren hat sich doch ne Menge getan.

Als ich also da so in die Sonne grinse, meinen Cafe im Nickles trinke, passiert was was ich sonst auf der Heimfahrt nie tue, sonst am letzten Tag auf der Heimreise immer schnell nach Hause will, ist heute nicht.

Es ist Dienstag, das Elmsteinertal ist nur an Wochenenden gesperrt, der Katie muss ich die Kurven doch unbedingt mal zeigen, warum nicht heute und jetzt, die Stunde mehr nach Hause, wir haben doch Zeit.

Erst um 19 Uhr nach insgesamt 1.360km in 3 Tagen bin ich Zuhause. Es muss Liebe sein!
Viele Grüße und allezeit gute Fahrt.
Michael /mimoto
442km ab Reifenhandel bis Zuhause.
Mitte mit Silica, links und rechts ohne dafür mit Russ Der nächste Morgen frisch geputzt, auch nicht normal.



Für den Satz Michelin Pilot RS habe ich incl. wechseln und Altreifenentsorung 294,--€ bezahlt plus freiwilliges 50,-- € Motivationsgeld, ich finde da darf man nicht meckern.
