Ich überlegte schon den ganzen Abend vor der Abfahrt, was ich vergessen hatte einzupacken. Aber erst auf der Anfahrt zur Verladestelle fiel mir beim Überholvorgang auf, dass plötzlich 100PS fehlten. Aber so ist das halt, wenn man seinen geliebten Thunfisch in der Garage stehen lässt und statt dessen mit einer stollenbereiften Wildsau in die albanischen Berge will.
Am Abend wurden die drei KTMs und die Dominator noch auf dem Anhänger verzurrt und am nächsten Morgen ging es dann los Richtung Slowenien.

42€ Maut später erreichten wir dann Skofja Loka, wo wir in den Bergen die Möglichkeit hatten, das Gespann für 2 Wochen stehen zu lassen. Die anderen waren schon da und dann haben wir gleich abgeladen, aufgesattelt und starteten bei leichtem Regen zu unserem ersten Zwischenziel. In Palmanova hatten wir uns in einem günstigen Hotel Zimmer reserviert und erreichten dieses gegen acht Uhr. Trotz des leichten Regens war es eine sehr schöne Einstimmung auf den Urlaub durch die grün bewaldeten Täler Sloweniens. Wirklich hübsch da, zumal der Straßenverlauf sich in aller Regel an den määndernden Flußlauf angleicht und nicht der Flußlauf an die Bedürfnisse moderner SUVs. An das Hotel war noch eine hervorragende Pizzeria angeschlossen und so fielen wir im Anschluß glücklich ins Bett.

Der nächste "Fahrtag" war dann nicht zu toll. Ohne Palmanova mit seinen tollen Befestigungsanlagen näher zu erkunden, starteten wir gleich nach Venedig durch um dort im Industriehafen auf der Fähre nach Igoumenitsa einzuschiffen. Erstaunlich, wie heiß es im Bauch eines solchen Schiffes werden kann. Schweißüberströmt erreichte ich die Kabine und riss mir die Moppedklamotten vom Leib. Jetzt galt es 25h auf dem Schiff zu verbringen. Etwas reumütig war ich schon, dass wir von dem "Billighafen" aus in See stachen, sah ich doch relativ wenig von Venedig. Aber irgendwas ist ja immer.

Aber vorsorglich hatte ich einen 3l Kanister spanischen Rotwein an Bord geschmuggelt und so wurde es ein angenehmer Abend an Bord der Anek Lines.

Gegen 14:00 erreichten wir Igoumenitsa. Inzwischen hatte ich mir schon sündhaft teure Kinder Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30 besorgt, um weitere Schäden an meiner empfindlichen Haut abzuwehren. Das hatte ich mal wieder komplett verdrängt, wie heftig die Sonne meiner Nase in Kombination mit viel Wasser drumrum zusetzt. Merke: Erst einschmieren, dann Wein trinken. An der Nase hatte ich noch einige Tage meine Freude.
Wir verließen Igoumenitsa in nördlicher Richtung, fuhren am Meer mit seiner kargen Küste entlang und begehrten Einlass in Albanien. Die beteiligten mit alten Personalausweisen bekamen einen Rüffel vom Grenzer. Bei meinem neuen Perso genügte es, diesen einzuscannen, die alten musste er abtippen. Er war nicht begeistert

Irgendjemand von uns hatte gelesen, dass die Fähre von Butrint ein Highlight in Albanien sein sollte. Da wir noch keine Wechselstube gefunden hatten, knüpfte uns der Fährmann dann 2€ pro Nase für die vielleicht 3 minütige Überfahrt ab. Ich hoffte inständig, dass dies kein Highlight war...

In Saranda fanden wir dann endlich eine Wechselstube. Später habe ich dann in Peshkopi dann mal eine Raiffeisenbank gesehen. Aber ansonsten sah ich keine Banken. Da war ich dann doch froh, dieses Mal genügend Bargeld mitgenommen zu haben. Sonst lass ich mir das im Urlaub eigentlich immer aus dem Automaten. Das wäre für Albanien nicht die beste aller Ideen gewesen.
Nun steuerten wir Siri y Kalter bzw. das blaue Auge an. Hier wird eine kleine Straßenmaut für die letzten 2km fällig. Wer diese umgehen will, braucht bloß versuchen mit einem 2000LEK Schein zu zahlen und schon bringt er den armen Mann um seinen kargen Verdienst. Ich hatte es natürlich passend
Nach einer Besichtigung der Quelle gönnten wir uns ein Mahl im angeschlossenen Lokal und ich genoss frische Forelle. Lecker. Sollte nicht der letzte Fisch in diesem Urlaub gewesen sein.
Für die Fahrt nach Gyrokaster hatte Ronny noch eine kleine Sonderprüfung eingebaut. Kurz nach dem Abzweig zum Blauen Auge verließen wir in südlicher Richtung die Hauptstrasse, um uns durch die Berge zu schlagen. Im Nachhinein muss ich gestehen, dass dies in Anbetracht der fortgeschrittenen Stunde ein ambitioniertes Vorgehen war. Wir fuhren also diesen Weg, der über Bodrishte wieder auf die Hauptstrasse führen sollte. Irgendwann endetete dieser Pfad dann in einem Geröllfeld, auch ein zweiter Alternativpfad erhöhte schlagartig den Schwierigkeitsgrad.

Der Vernunft gehorchend machten wir wieder kehrt und ich wunderte mich, warum da plötzlich ein alter Audi 80 auf dieser "anspruchsvollen" Route auf der Gasse stand. Da ich weder einen Hubschrauber sehen, noch hören konnte, musste ich davon ausgehen, dass dieser einerseits aus eigener Kraft an diese Stelle gekommen ist und andererseits mein bisheriger Angstschweiß wohl eine völlig überzogene Aktion gewesen sein muss. Die letzten 3km erhöhte sich dann noch mal der Schwierigkeitsgrad, weil plötzlich das Licht ausgeknipst wurde. Im Dunkeln auf losem Untergrund ist definitiv nichts, was mir Spaß macht.
Nach vielen weiteren Kurven erreichten wir die Hauptstrasse und fuhren nach Girokaster. Dort hatten wir schon eine Unterkunft vorgebucht. Die allerdings zu finden war gar nicht einfach. Erst fuhren wir sie von der falschen Seite an, dann kam irgendwann der Wirt zu Fuss, dann versuchten wir die Umfahrung zu finden und irgendwann fand uns der Wirt und lotste uns mit seinem Auto zu seinem Hotel. Uns wurde dann auf Nachfrage auch noch ein vorzüglicher Snack bereitet und wir ließen den Abend ausklingen.
Gruß, Florian