Morgens trafen wir uns alle zur vereinbarten Lagebesprechung auf dem Campingplatz Gran_Bosco. Bereits bei der Einfahrt auf diesen Campingplatz wurde mir klar, dass diese Art der 'Übernachtung' nicht für den ältesten Sohn meiner Mutter (mehr) taugt. Ein Gewusel ohne Ende, teilweise hektische Betriebssamkeit, Mopeds und halbangezogene Menschen (leider ausschließlich Männer (gesehen) ), aufgewirbelter Staub, Lärm, ... nein Danke. Andreas und viele andere fühlen sich dort Wohl, so ist es halt. Preislich zahlte z. B. der Werner in seinem 'Pod' eher mehr als ich in unserem Hotel für ein DZ zur Einzelnutzung inkl. Frühstück.
Walle, der wegen der verzogenen Beta-Bremsscheibe mit seinem PS-starken Kantenmoped dabei war, zwei weitere Mimotos und ich beschlossen über den Izoard, Col-de-Vars zum Parpaillon zu fahren. Diesen Col und den dortigen Tunnel kannte ich noch nicht. Die anderen legten wiederum einen (fast) kompletten Schottertag ein, auch teilweise bedingt durch das vorhandene Moped bzw. dessen Reifen. Zudem kam für einige der Abreisetag näher.
Los ging es über den flott zu fahrenden Montgenevre. Mal fuhr die 1290erSD vor, mal war ich wieder vorne. Sobald die 1290er beschleunigte, brach meine Gelbe, die schwächste in diesem Quartett, zusammen. Trotzdem wartete ich kurz vor Briancon kurze Zeit auf den Rest der Gruppe. Ich wollte Briancon am Fort Tetes vorbei umfahren. Leider war die Strecke gesperrt und so drehten wir nach einem Kurzversuch über einen Sandweg durch den Wald wieder um. Mit reinen Enduros wären wir ggf. weiter gefahren.

Den Izoard fuhr die 1290SD trotz Halbgas locker den Berg hoch und auch die 701-Husky zeigte, dass dort mehr Pferdchen werkelten. Johann mit der 690er ließ es hier gemütlicher angehen.




Die Freude war groß, als wir oben auf dem Parkplatz spontan ein kleines Mimoto-Treffen hatten:


Nach einiger Zeit ging es weiter zu einer kurzen Getränkepause.


Über den Col-de-Vars erreichten wir die Süd-Einfahrt zum Parpallion. Hier verabschiedete sich der SuperDuke-Fahrer und die restlichen drei fuhren Richtung Tunnel.





Oben ging es durch den Tunnel. An einigen Stellen etwas matschig, aber gut zu befahren.
Nach der Ausfahrt aus dem Tunnel stellte ich meine Gelbe auf den Seitenständer ... leider zu schräg ... und sie legte sich in meinen zarten Händen langsam auf die Seite. Andere dort wartende Mopedfahrer aus Norddeutschland sahen meinen hilfesuchenden Blick und schwupps Stand das Moped wieder in der Senkrechte. Mein Rücken wurde geschont.

Johann und Werner waren schon los gefahren. Werner, der es Offroad entgegen seiner sonstigen Fahrweise langsamer angehen ließ, hatte ich bald wieder erreicht, er winkte mich vorbei, und etwas später sah ich Johann einige weiter entfernte 'Ecken' mit relativ hohem Speed fahren. Hin und wieder verlor ich ihn nach einer Biegung kurz aus den Augen, kam aber langsam näher. Dann war es so weit! Ich kam wieder um eine Ecke und sah, dass Johann gerade dabei war sein Moped aufzurichten. Sein Vorderreifen hatte schlagartig die gesamte Luft verloren, was zu einem Abflug führte. Keine größeren Verletzungen, das Knie schmerzte etwas und sicherlich hier und da eine kleine Prellung. Die KTM war - bis auf den Reifen - so gut wie unbeschädigt. Werner kam auch um die Ecke und nach kurzem Durchschnaufen sahen wir uns den Vorderreifen nochmals näher an. Ein Riss oder eine andere Beschädigung waren dort nicht zu erkennen. Versuche mit einem Pannenset und Luftdruckpatronen das Leck zu schließen scheiterten. Der Schlauch war hinüber. Der Verdacht liegt nah, dass der Mantel sich auf der Felge gedreht und damit den Schlauch am Ventil aufgerissen hat.
Zwischenzeitlich hielten immer wieder vorbeifahrende Mopeds an. Einen Montierhebel hatte allerdings niemand parat. Ein Ehepaar aus Plön versorgte den etwas demolierten Johann mit Nervennahrung. Eine Ibu hatte ich zufällig im TR. Ein weiteres Paar aus Pforzheim mit ihrem 'Landrover', welches weniger hundert Meter weiter später die Nacht verbrachte, war ebenfalls sehr hilfreich. Später wurde dem Johann Tee gereicht.

Was tun? Ein sofortiger Reifen-/Schlauchwechsel war hier nicht möglich. Kein Netz, ca. 5 Kilometer bis zum nächsten Restaurant.
Letztendlich beschlossen wir das Vorderrad auszubauen und mit diesem einen Reifenhöker zu suchen. Johann blieb bei seinem Moped und hatte zwischendurch immer wieder 'Besuch' ... man(n) ist ja heute selbst auf diesen Spots nicht mehr alleine.

Das ausgebaute Rad wurde auf Werner's Soziusplatz verschnürrt und wir zwei fuhren talwärts. Da ich unten versuchen wollte zu telefonieren, fuhr ich vor und wartete dort dann wieder. Als ich Handyempfang hatte, konnte ich allerdings die anderen nicht erreichen; klar, die waren ebenfalls unterwegs. Eine Nachricht in der WhatsApp-Gruppe setzte ich trotzdem ab. Im nächsten größeren Ort, Embrum, ca. 25 Km entfernt fanden wir sofort einen Reifenhändler. Der Schlauch war in der benötigten Größe nicht vorrätig und es wurde uns mitgeteilt, dass wir diesen nur in Gap bekommen. Nochmals runde 40 Km weiter geflogen. Hoffentlich haben wir alle Blitzer rechtzeitig gesehen. Der KTM-Händler in Gap behob nach erstem Zögern den Reifenschaden. Zwischenzeitlich hatte ich mehrfach telefonischen Kontakt mit Andreas, der die KTM notfalls mit dem Transporter geholt hätte.

Werner stärkte sich noch etwas in einem Imbiss neben dem KTM-Laden und ich machte mich sofort auf den Rückweg. ~17:50 Uhr erreichte ich wieder Johann. Es wurde kälter. Eine gute Stunde später brachte Werner das intakte Vorderrad. Eingebaut und los ging es wieder zu Dritt. Wir hatten noch gute 100 Kilometer vor uns.
Drei Fotos kurz vor der Ankunft von Werner:



Die Rückfahrt erledigten wir über die breite N94. Auf dem Montgenevre erwischte uns die Dunkelheit. Dank des riesigen LED-Scheinwerfers


Statt der geplanten ca. 280 Km hatten Werner und ich nach diesem Tag über 400 Km auf dem Tacho stehen. So kaputt, vor allem geistig, war ich lange nicht; Nebensache. Alle sind gut im Hotel angekommen!
Johann bevorzugte Fleisch zum Abendessen.

ff