Neues von den Zerfledderten

Cote Azur, französiche Alpen und Pyrenäen, Normandie, Bretagne, Zentralmassiv uvm.
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tornante
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Neues von den Zerfledderten

#1 Ungelesener Beitrag von tornante »

Pyrenäen Straßentour
Die Pyrenäen sollten das Ziel sein. Haben wir ( Alen, mein Bruder Klaus und ich ) auch erreicht. Angesichts der auf der Hin- und Rückfahrt durchfahrenen Regionen Elsaß, Auvergne, Franche Compte, Aquitaine und Languedoc-Roussilion war es eigentlich eher eine Frankreich Rundfahrt als der Besuch des gewünschten Jagdreviers.
Aufgrund eines aufziehenden Unwetters von der Biscaya haben wir etwas vorzeitig die Heimreise angetreten. Es sind trotzdem in zehn Tagen 3.600 km geworden. Für mich als altem Herrn der Truppe bei einem normalen Arbeitstag von Nine to Five und einem Schnitt von ca. 50km/h pro Stunde ein zufriedenstellendes Ergebnis.
Track.jpg
Unsere Eindrücke :
Gleich bei der ersten Übernachtung haben wir dazugelernt. Wir machen gerne nachmittags, so gegen 16.00 Uhr ein Kaffeepäuschen um das Übernachtungshotel über booking festzulegen. Wir befanden uns in Saint Hippolyte und wollten noch ca. 100 km, also max. zwei Stunden fahren. Wir vergleichen gerne die Unterkünfte, die mein Garmin entlang der Route auswirft mit den Ergebnissen der booking Recherche. Manchmal gibt’s einen Treffer, manchmal nicht. Schlußendlich haben wir uns für das Hotel de France in La Chaux de Fonds entschieden, das einen einigermaßen akzeptablen Preis verlangte. Buchung mit Bad – alles klar. Dort angekommen, fragt uns die freundliche Studentin an der Rezeption, ob wir denn auch eine Toilette im Zimmer haben wollten ? Wie bitte ? Naja, Badezimmer heißt wohl nicht automatisch, daß auch eine Toilette vorhanden sein muß !!! Ich habs nicht fotographiert, weil das Zimmer so klein war, daß das irgendwie nicht so richtig funktioniert hat. Aber jeder, der sich eine Gefängniszelle vorstellen kann ( so mit freistehendem WC ) weiß, wie unsere Zimmer ausgesehen haben… Darauf haben wir erst mal mit zwei Bier angestoßen und anschließend eine wirklich leckere Pizza aus dem Holzofen der benachbarten Pizzeria vertilgt.
Hotel de France.jpg
Der nächste Tag begann bei angenehmen 15 Grad am Morgen. Wir rollen durch das wunderschöne Doubs Tal, durchqueren den Naturpark Haut Jura, und erreichen Grenoble. Heute haben wir mit dem Hotel zunächst mehr Glück, da es wunderbar klimatisiert ist und wir unseren Begrüßungstrunk in der Lobby einnehmen können
Grenoble.jpg
Und dann kam das Abendessen. Sowohl das hauseigene Restaurant hatte geschlossen als auch alle Restaurants der näheren Umgebung. Die aufgewärmte Fast Food Pampe konnten wir nur mit einer entsprechenden Menge Flüssigem herunterspülen. Zum Glück waren wir rechtschaffen müde ( wie der Schwabe sagen würde ) und haben dem Tag recht zügig ade gesagt.
Der kommende Tag war Montag.Wir erreichen wir die Cevennen und übernachten in dem wirklich empfehlenswerten Hotel Gorges du Tarn https://www.hotel-gorgesdutarn.com/ mit dem dazugehörigen Restaurant L’Adonis. Ohne irgendwelche Anspielung : das war das kulinarische Highlight der Reise.
Hotel Gorges du Tarn.jpg
Hotel Gorges du Tarn.jpg (128.95 KiB) 446 mal betrachtet
Die Cevennen sind fahrtechnisch ein ausgesprochenes Spaßrevier. Kurven aller Radien ohne Ende. Nur der immer wieder aufgeworfene Split trübt den Spaß manchmal. Und wenn Du Pech hast, ist die Reise auch ganz schnell zu Ende…
Von den Cevennen ins Languedoc und noch ein Stückchen weiter südlich endlich die Pyrenäen.
Da wir mit der angebotenen Kulinarik nicht so ganz zufrieden waren sind wir auf sdie Selbstversorger Schiene umgestiegen – zumindest Mittags.
Mittagessen 1.jpg
Mittagessen 2.jpg
Anschließend ein kleines Schläfchen und schon kanns weitergehen.
Mittagessen 3.jpg
Wenn die Cevennen ein Spaßrevier sind, wird das alles noch von den Pyrenäen getopt. Nur ohne Split. Asphalt mit Megagrip. Beste Oberfläche und – das ist noch das Schmankerl an der Sache : wir sind stundenlang gefahren ohne irgendjemandem begegnet zu sein.
Kaffeepause in Spanien.jpg
In diesem Zusammenhang vielleicht noch ein paar Worte zu den Mopeds : wir sind ja mit einem repräsentativen Fahrzeugquerschnitt der KTM Modellpalette unterwegs gewesen : Alen mit der 690 Supermoto, Tornante mit der 790 Adv mein Bruder mit der 1290 GT. Alen hat zwar den ganzen Tag der Hintern wehgetan aber sobald wir in Kurvengeläuf für Fortgeschrittene eingefahren sind, war er immer ganz, ganz vorne dabei. Die kürzer übersetzte Supermoto hat einen unglaublichen Anzug in den Bereich bis 120 – 130 km/h und erlaubt Schräglagen – da bin ich nicht mehr hinterhergekommen. Alen spielt mit seinem “Wiesel“ wie er es gerade braucht. Wechselt den Kurvenradius, wechselt die Schräglage, fährt mal links, mal rechts in die Kurve rein. Ideallinie – was ist das ? Hat keine Hemmungen in der Kurve zu bremsen – und beschleunigt dann u.U. auch noch mit nem wheely raus. Bei der 1290er ist eh alles wurscht. Leistung ohne Ende und ein bulliges Drehmoment – da machst Du nur mal kurz das Gas auf und alles um Dich herum verblaßt ob des phantastischen Fahrwerkes, des betörenden Sounds und der Kraft, die dieses Motorrad ausstrahlt. Die 790er stellt gewissermaßen den Ruhepol zwischen den beiden Extremen dar. Mit den dicken RMS-Koffern, die es uns erlaubten die Mittagsverpflegung unterzubringen und einem Durchschnittsverbrauch von 3,8l auf 100 km könnte man sie auch als Butter & Brot – Motorrad bezeichnen. Hätte sie aber nicht verdient. Ok – sie ist bei weitem nicht so wendig wie die kleine Schwester und bei weitem nicht so stark wie die große. Aber sie kann alles. Setzt zwar in großer Schräglage mit dem Seitenständer auf. Das dürfte aber der Tieferlegung geschuldet sein ohne die ich mit meinen kurzen Beinen nunmal nicht auskomme. Und die Federung gehört auch nicht zu den Glanztaten der KTM Ingenieure ( wahrscheinlich sind aber dafür eher die Betriebswirte von KTM verantwortlich – die Ingenieure verdienen alle meine ungeteilte Hochachtung ). Ansonsten ein untadeliges Motorrad, das inzwischen 16.000 pannenfreie Kilometer hinter sich gebracht hat.

Wir sind also in Spanien angekommen und ich muß sagen, im Vergleich zu Frankreich hat dieses Land einiges mehr zu bieten : die Menschen sind durchweg freundlich und sprechen hie und da sogar unsere Sprache. Das Preisniveau, und das kommt bei uns Schwaben ziemlich gut an, liegt ungefähr 50% unter dem des Nachbarlandes und die Küche ist zwar anders aber im Wesentlichen zumindest genießbar. Über den Wein brauchen wir nicht zu philosophieren. Allerdings bekommst Du einen guten Rijoja auch in Spanien nicht geschenkt…
Balkonausblick ES Tg 01.jpg
Abends dann die Schreckensnachricht. Mein Bruder, unser Wetterfrosch, beobachtet schon seit geraumer Zeit das Wetterradar und obwohl sich die Wetterlage ständig geändert hat – das Tief, das aus Südwesten zu uns hochzieht würde uns die nächsten Tage begleiten wenn wir unseren geplanten Kurs beibehalten.
Da wir eh knapp in der Zeit liegen, beschließen wir wieder die Heimreise anzutreten. Ein weiteres „Highlight“ erwartet uns im Grand Hotel du Nord in Vesoul : Restaurant zu, Klimaanlage defekt. Bei knapp unter 30 Grad Außentemperatur ein fragwürdiges Vergnügen. Dafür haben wir im Ort ein sehr extravagant geführtes Restaurant gefunden, das Speisen und Wein aus eigener Fertigung angeboten hat. War fein… Und wir haben drei begische Pärchen auf BMWs kennengelernt, die in einer Woche ( ! ) von Brüssel nach Korsika und wieder zurück gefahren sind. Respekt !
Grand Hotel.jpg
Zurück gings über eine andere Route, trotzdem schön und nach dem weiteren Genuß tiefgekühlter, französischer Kochkunst waren wir dann wieder wohlbehalten daheim.

Fazit : Frankreich ist natürlich immer eine Reise wert. Bewegt man sich auf den kleinen, kurvenreichen Sträßchen vorwärts kann man auch mit der 80km/h Beschränkung gut leben. Gestört hat uns das immens hohe Kostenniveau sowohl der Übernachtungspreise als auch der abendlichen Verpflegung. Und das bei abnehmender Servicequalität. Jedes Schnitzel in Deutschland oder Österreich ist kostengünstiger, schmeckt besser und die Bedienung ist normalerweise freundlicher. In Frankreich hat es früher auch meistens frischen Fisch, Muscheln oder anderes Seegetier gegeben. Das kannst Du inzwischen vergessen.
Die Pyrenäen waren ( mal wieder ) ein Volltreffer. Sie können m.E. gut als Alternative zu jeder Alpentour herangezogen werden. Im Vergleich zu dort herrscht weitaus weniger Verkehr, der Asphalt hat i.d.R. Premiumqualität und man findet abends mit verhältnismäßig wenig Aufwand einen Platz zum Schlafen und bekommt auch noch gut zu essen und zu trinken.
Wir würden gerne von Euch erfahren, wie ihr bei der Planung vorgeht. Vielleicht können wir das ja in einem separaten Themenblock besprechen.
Bis dahin. Alles Gute
Euer Michael tornante
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tornante
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Re: Neues von den Zerfledderten

#2 Ungelesener Beitrag von tornante »

Noch ein Bild von der Rückfahrt
Rückfahrt.jpg
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steph
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Re: Neues von den Zerfledderten

#3 Ungelesener Beitrag von steph »

:App: ..ein sehr informativer Bericht und herrlich amüsant geschrieben .. eure Selbstversorger Schiene ist genial .. ich hab jetzt Hunger :lol:

..und prima, dass du jetzt ein Mopped gefunden hast, das dich nicht mit Ausfällen auf Trab hält <daf>

Herzlichen Dank fürs teilen 🙏
Wenn etwas gut gehen kann, geht es gut..

..sollte es einmal nicht gut gehen, tun sich stets viele andere gute Möglichkeiten auf


*Träume wollen gelebt werden .. Bild .. meine Reisegeschichten* Bild

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Schippy
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Re: Neues von den Zerfledderten

#4 Ungelesener Beitrag von Schippy »

Danke,schöner Bericht, mit abwechslungsreichen Unterkunftserlebnissen. Dass man die Booking Einträge wörtlich nehmen muss ist mir auch schon aufgefallen. Fotos vom Schwimmbad in der Nachbarschaft, kein Warmwasser in Campinghäuschen... was nicht explizit im Text steht, darf man nicht mehr erwarten. Restaurant immer separat prüfen ob offen oder obs Alternativen gibt.
Grüßle
Herbert aka Schippy

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Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht das Recht auf eigene Fakten.
(gehört im Podcast Lanz/Precht)

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ryna
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Re: Neues von den Zerfledderten

#5 Ungelesener Beitrag von ryna »

Schade, dass die die früher hochgelobte Französische Küche derart Federn gelassen hat. Aber den Fahrspass hat es zum Glück nicht getrübt.

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maxmoto
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Re: Neues von den Zerfledderten

#6 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Ah, Gorges de Galamus? :D

Mein lieber Tornante, ich möchte mich hier nicht öffentlich outen um dann mit Mühe den shitstorm zu überstehen, drum krieste ne Mail.

Maxl
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McFadden
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Re: Neues von den Zerfledderten

#7 Ungelesener Beitrag von McFadden »

Danke für den aufschlussreichen Bericht!
Insgesamt, lese ich heraus, hatte ihr aber Spaß und tolle Strecken.
Und darum gehts am Ende ja.
Deshalb: :L

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Andreas W.
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Re: Neues von den Zerfledderten

#8 Ungelesener Beitrag von Andreas W. »

Immer spannend, wenn die Zerfledderten unterwegs sind - Danke für den kurzweiligen Bericht :Ju:
Auch wenn man die Buchstaben zwischen den Zeilen in der Booking-App lesen sollte, ist Booking doch gerade in Frankreich eine enorme Hilfe...
... man stelle sich mal vor, 3 Zerfledderte stünden an einer französischen Rezeption und fragen nach 3 Einzelzimmern, mit 3 Klöchen und menschenwürdigem Essen zu bezahlbaren Preisen... :Hilf: :mrgreen:

Grüße
Andreas

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