ACT Kroatien über Umwege

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blahwas
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ACT Kroatien über Umwege

#1 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Ich habe ja so eine Schottertruppe über die Jahre zusammengestellt. Wir fahren gern zusammen in Urlaub. Oft schlage ich Ideen vor, manchmal aber auch andere. Und die Idee war: ACT Kroatien. ACT steht für Adventure Country Trails, also ein Netzwerk von Nebenstrecken, die für abenteuerlustige Reisende interessant sein könnte. Gut geeignet für Reiseenduros, 5 Tage je Land. Ein ähnliches Konzept verfolgt der TET. TET steht für Trans Europe Trail, also ein Netzwerk von Schotterstrecken, die von Einheimischen erkundet und dann der schotterreisewilligen Welt zur Verfügung gestellt wird. TET ist also anspruchsvoller, und der ACT ist besser erkundet. Und TET ist kostenlos, ACT ist ein Verein, unterstützt Projekte vor Ort und kostet ab 1 Euro im Monat. Luca hatte die Idee, außer mir kommt noch Mirko mit. Die beiden fahren Yamaha Tenere 700 und Aprilia Tuareg 660. Der Reisezeitraum ist Vatertag bis Pfingsten. Für mich ist der Reisezeitraum schwierig, denn im Versysforum ist in der Woche vor Pfingsten ein Treffen in Oberösterreich, und beim Anreisewochenende ist noch ein Treffen des Mimoto Reiseforums. Das nehme ich dann halt beides noch mehr oder weniger mit. Los geht’s!

Zur Reisevorbereitung gehe ich tief in mich für die Entscheidung, ob ich Aprilia Tuareg oder Kawasaki Versys fahren will. Ich entscheide mich für die Aprilia Tuareg, weil sie für Schotterstrecken besser geeignet ist, weil da Reifen mit ausreichend Restprofil drauf sind, und weil ich wissen will, wie gut ich auf diesem Motorrad Hitze vertrage. Die Aprilia heizt den Fahrer deutlich mehr auf als die Versys. Die Aprilia ist seit Oktober keinen Meter gefahren. Sie stand mit abgeklemmter Batterie in der Garage. Es ist eine Lithium-Irgendwas-Batterie. Ich bin mir nicht sicher ob mein Ladegerät dafür geeignet ist, aber ich versuche es einfach ohne Nachladen und siehe da: Der Motor startet einwandfrei, keine Fehler im Display. Luftdruck in die Reifen, Bewegungsfahrt, alles passt. Ich entferne noch den Kofferträger, mangels Camping brauche ich den nicht, und fertig.

Mi 28.05. Der Vortag

Luca wohnt in Frankfurt, ich wohne in Nürnberg, Mirko wohnt noch weiter weg. Mirko macht sich einen schönen Anreisemittwoch direkt nach Österreich, Luca arbeitet noch und startet zum Feiertag zu mir. Für eine Einladung ins Restaurant gibt’s bei mir einen Schlafplatz und 'nen gemütlichen Abend für zwei gleich dazu. Er nimmt auf dem Weg viel Stau und Regen mit, aber ab Stadtgrenze Nürnberg ist das Wetter dann in Ordnung. Der restliche Abend entschädigt, die Klamotten trocknen alle und der Wetterbericht sieht auch nicht zu schlimm aus. Vorfreude!

Do 29.05. Nürnberg-Oberdrauberg-Kötschach

Plan: 8 Uhr Wecker, 9 Uhr Abfahrt. Realität: Anders, aber egal, wir haben Urlaub. Die Fragen des Tages ist heute: Wie nass werden wir? Fahren wir über den Großglockner oder über den Felbertauerntunnel? Fahren wir erst in unser Hotel und machen dann einen Abstecher zu Mimoto, oder erst Mimoto und dann Hotel?

Los geht’s auf die A9. Vor die A9 kommt die A73, und davor die Nürnberger Stadtstraßen. Zahlreiche Ampeln bringen immerhin die Motoren auf Temperatur. Dann darf der Tempomat mich bis München regeln. Ich habe dieses Jahr noch nicht getankt, aber das reicht sicherlich bis Österreich. Luca hatte auch nicht vollgetankt, kann aber mit seinem 23 Liter-Acerbis-Tank über solche Fragen nur milde lächeln. Wir starten in Membranklamotten. Vor Ingolstadt zieht ein Schauer auf, der im Regenradar eigentlich nur kurz aussieht, aber Luca wird nervös, also Parkplatz: Aha, er hat keine Membran unter der Hose, und die wäre in 2 Minuten durch. Mutig! Weiter geht’s für ihn also in Gummipelle, ich bleibe gelassen. Unsere Klamotten halten. Auf der Überleitung von Münchener Autobahnring zur A8 ist ein riesiger Stau angesagt, Google Maps leitet uns großräumig über Land, was echt nicht schlecht ist. Kurz vor der A8 ziehen dann sehr dunkle Wolken auf, und Luca hatte noch keinen Kaffee. Während der Pause werden wir von einer BMW XR-Gruppe unterhalten. Einer davon bekommt seinen Tank nicht auf. Tja, Zauber der Zentralverriegelung. Als wir mit der Pause eigentlich fertig sind geht ein Wolkenbruch mit Starkregen los und wir beschließen, dass wir es doch nicht so eilig haben. 20 Minuten später ist der Spuk vorbei und es geht weiter. Ich weiterhin in Membran, weil ich an das Gute im Menschen generell und im Wetter im Besonderen glaube.

Das klappt dann auch, nach 5 Minuten Regen ist Ruhe. Kaum in Österreich halten wir bei der erstbesten Tankstelle, auch wenn noch niemand auf Reserve ist, und dann geht’s schon hinter Kufstein auf die Bundesstraß Richtung Osten, und dann Süden. Durch Kitzbühl über den Pass Thurn. Es ist es nicht viel Verkehr, vor allem keine langsamen Fahrzeuge. Das sieht in Porsche SUV mit Münchener Kennzeichen offensichtlich anders und verleiht dem durch extradichtes Auffahren Ausdruck, später unterstützt von wüsten Überholmanövern. Der tut was für die Vorurteilspflege. Egal, die Sonne scheint, und am Pass Thurn gibt's auch schon erstmals heute blauen Himmel!

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Hier steht die Entscheidung an: Großglockner oder Felbertauern? Laut Webcam ist am Großglockner alles grau, man fährt in den Wolken, auch wenn es vielleicht gerade gar nicht wirklich regnet. Schön teuer ist es außerdem und länger dauert es auch. Also Felbertauern. Den kenne ich bisher nur von echten Regentagen, denn der war immer die Alternative für schlechtes Wetter. Natürlich ist das keine kurvenreiche Passstraße mit hohem Anspruch an den Fahrer, aber bei schönem Wetter und mit wenig Verkehr, so wie heute, kann man das schon genießen. 12 Euro sind auch deutlich weniger als 35 (oder 28,50 wenn man eine Hotelbuchung in Kärnten hat und gerade die Autobahn einspurig ist). Ich kann jedenfalls nicht klagen.

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Die Bundesstraße zieht sich sehr, und ich zähle 10 feste und mobile Blitzer. Tempomat hilft. In Mastrei gibt’s noch eine Kaffee-Pause. Ich trinke keinen Kaffee und muss mir anders helfen.

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Die Bundesstraße zieht sich weiterhin, zum Glück ist wenig Betrieb, denn in diesem Lasermessungsübungsgelände zu überholen ist aus mehreren Gründen riskant. Wir sehen auch die Motorradfahrer vom Nachbartisch im Cafe vorhin in einer Polizeikontrolle stehen. Doch dann erreichen wir Oberdrauberg, wo die Mimotos sich 3 Nächte ins Hotel eingebucht haben. Ich bin da schon jahrelang mitlesend Mitglied, habe aber nebenbei auch schon ca. 750 Beiträge geschrieben – ooops :) Da kann man sich ja doch mal auf einem Treffen blicken lassen. Es gibt Benzingespräche und gute Stimmung. Der eine oder andere Namen sagt mir sogar was, aber so richtig vertraut bin ich nicht. Oder noch nicht! Gute Kontakte kann man immer gebrauchen, und jetzt wo ich in Süddeutschland wohne, könnte sich das lohnen. Mirko kommt auch bald dazu, so ist meine Reisetruppe komplett. Wir schlemmen uns durchs Abendessen, aber wir wohnen anderswo, also geht’s über den Gailbergsattel bevor es dunkel wird, zu unserer Ferienwohnung im Feriendorf bei Kötschach-Mauthen mit Aussicht. Zwei Schlafzimmer, drei Doppelbetten, Küche, zwei Wohnzimmer, Ecksofa, und mit 151 Euro genau im Budget von 50 Euro pro Nacht und Nase.

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425 km heute, nur 30 Minuten Regen, den meine jahrealte Mittelklasse-Membrankombi ausgehalten hat.

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maxmoto
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Re: ACT Kroatien über Umwege

#2 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Klasse, wie Du den Anreisetag beschreibst.
Da bin ich gespannt, wie's weiter geht.
Wird Dir wurscht sein, aber für mich ist die Tuarek nicht nur bildschön - auch das freundlichste Motorrad - Der Scheinwerfer lächelt einen einfach gut gelaunt fröhlich an.
Viel Spaß euch drei ATClern.

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blahwas
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Re: ACT Kroatien über Umwege

#3 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Fr 30.05. Über San Simeone nach Istrien

Nach einer erholsamen Nacht in unserem Anwesen ist der Plan morgens, dass wir uns aufteilen. Ich will einen besonders abseitigen Passknackerpunkt besuchen, der sich mit gar nichts kombinieren lässt. Luca und Mirko wollen TET Slowenien fahren. Das liegt am Weg, erscheint mir aber etwas lang. Außerdem habe ich noch eine Nebenquest: Ich habe mein Laptopnetzteil daheim vergessen. Das ist nicht das erste Mal. Das letzte Mal musste ich ein passendes Laptopnetzteil auftreiben (Thinkpad „eckig“), dieses Mal bin ich vorbereitet: Ich hatte für Münzgeld einen Adapter von USB-C auf Thinkpad „eckig“ beschafft, und den habe ich vorsichtshalber dabei. Jetzt ist es so weit. Es muss also nur noch ein leistungsstarkes USB-Netzteil gefunden werden.

Wir sind in Kötschach-Mauthen, die Stadt hat 3341 Einwohner, es ist Freitag zwischen Christi Himmelfahrt und Wochenende. Logisch, da gibt’s ein Elektrofachgeschäft, dass um 8 Uhr öffnet. Da fahre ich hin. Der Laden hat geöffnet, aber man kann mir nicht helfen. Aber es gibt ein Computerfachgeschäft. Ich frage wo, er führt mich raus aus dem Laden und zeigt auf ein blaues Schild auf der anderen Straßenseite – so leicht kann das sein. Dort bekomme ich das richtige Gerät, und zurück am Motorrad holen mit Luca und Mirko ein. Wir frühstücken noch gemeinsam am Supermarkt, dann geht’s los! Für mich über den Plöckenpass. Da überholt mich mal wieder eine KTM 1290 SuperDuke R, Fahrer in Lederkombi, ohne Gepäck, Zulassung in Österreich. Aber dieses mal wheelt er nicht vergeblich neben mir her ohne vorbeizukommen, während ich die Gänge meiner Versys hoch quickshifte – ich habe ihn kommen sehen und mache höflich Platz. Schließlich ist mein Motor noch kalt. Ich weiß nicht, ob's der gleiche Kerl wie vor ein paar Jahren ist, aber anscheinend hat auch er keine Angst vor Kontrollen, denn auf seinem Tacho stehen sicherlich völlig unpassende Zahlen, selbst wenn er ihn auf Meilen umgeschaltet hat. Ich fahre derweil friedlich hoch und genieße die seltenen Blicke auf die Felsen, bevor der Tunnel mich auf der Passhöhe wieder ausspuckt. Foto gemacht für Passknacker, und weiter. Die Südseite hat engen Kehren, die so eng gestapelt sind, dass man sie kaum fotografieren kann. Dann geht’s 50 km über italienische Bundesstraßen, zum Fuß des Monte San Simeone. Da liegt ein Passknackerpunkt oben. Passknacker ist ein Projekt eines Vereins, um interessante Punkte für Motorradfahrer zu kommunizieren. Dazu stellen sie eine Plattform bereit, wo man sich die Punkte anschauen oder runterladen kann, und wenn man mag, kann man auch „Nachweise“ hochladen. Das hat der Vorteil, dass man sehen kann, wo man dieses Jahr schon war, und auch wo man jemals schon war. Ich habe damit nach meiner ersten Motorrad-Alpentour angefangen und finde es sehr lohnend. Passknacker hat mich auf viele Berge und in viele Länder geführt. Inzwischen habe ich 80% aller Punkte mindestens einmal besucht, aber den Monte San Simeone noch nie. Dafür gibt es viele gute Gründe, z.B. liegt er weit abseits der anderen Punkte, und er ist auf einer Sackgasse. Und die ist übel kurvig.

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Aber heute ist es soweit. Die Beschilderung ist schon mal ein Statement.

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Die Strecke ist keine drei Meter breit, einige Kehren sind im Tunnel, so dass man absolut nicht sehen kann, ob einem irgendwer oder was entgegen kommt. Ich schraube mich vorsichtig in die Höhe, überhole 2 Wanderer, und 2 Mountainbike-Gruppen (mit Elektro-Unterstützung). Ich fahre meistens im Wald, aber hin und wieder baut sich eine beeindrucke Aussicht auf. Oben ist das dann schon sehr schön.

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Und dann geht’s den gleichen Weg wieder runter, wobei mir jetzt noch ein echtes Bio-Strampelfahrrad entgegenkommt. Und dessen Fahrer hatte die beste Laune von allen heute! Ich muss jetzt irgendwie nach Kroatien kommen, am liebsten ohne Maut. Also gibt’s einen Wegpunkt östlich von Udine, und von dort bis Gorizia darf die App kurviger dann zeigen, was für Kurven sie so findet. Und das macht sie gut! Auch wenn's 2x über die Grenze nach Slowenien und wieder nach Italien zurück geht, das schadet dem Fahrspaß wirklich nicht.

Derweil wird’s immer wärmer, dafür sprechen auch die Weinreben, die hier sogar in der Ebene gedeihen, also ohne Hanglage. So wandern dann diverse Klamottenschichten ins Topcase. Ich habe ja lange überlegt, ob ich diese Reise mit oder ohne Airbag-Weste antrete. Den atmungsaktiven Airbag hat noch niemand erfunden, die Tuareg ist auch eher warm, und auf den Nebenst-Strecken fährt man selten schnell. Heute wird’s also warm im Airbag, aber ich habe auch die Protektoren dabei, um ohne Airbag zu fahren, als wäre 2020. Kurz vor Triest will ich auf die dort mautfreie Autobahn auffahren, erwische aber leider die falsche Abfahrt im Kreisverkehr. Das beschert mir nicht nur 20 km Umweg, sondern auch 4 Mautstellen, wo ich insgesamt 2,60 Euro zahlen muss, und zwar in Münzen, also mit Autoschlange.

Durch den schmalen Streifen Slowenien besuche ich zwei weitere Passknackerpunkte, die ich zwar schon kenne, wo aber sonst selten jemand vorbei kommt. Auch dass nicht ohne Grund, das ist ganz schön abseitig und das Navi will mich auch über „Anlieger frei“ Strecken schicken. Dafür gibt’s Blick auf die Adria aus Höhe.

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Für das kurze Stück Slowenien wollte ich keine Vignette kaufen, daher geht’s mautfrei durch. Das ist gar nicht so einfach. Hier hat man die Wahl zwischen Küstenstraße und irgendwelchen Ministraßen in Autobahnnähe, mit vielen Kreisverkehren an den Auffahrten, und auch Baustellenampeln – letzteres schlägt kurviger vor, auch im „schnellste Strecke“-Routing. Naja. So erreiche ich Kroatien, und an der ersten Tankstelle schnappe ich mir ein Eis und ein Kaltgetränk und raste 20 Minuten auf einer Wiesen unter einem Baum. Weiter geht’s nach Novigrad, mautfrei. Das dauert nur 5 Minuten länger als mit Maut, und man spart sich wieder Mautstellen. Die Strecke ist leider ziemlich öde, hat wenig Aussicht, dafür viele Tempolimits 50 60 80 – an die sich auch auffallend viele Autofahrer halten. Da werde ich schon etwas matt im Kopf. Nach einer Weile winkt der Gegenverkehr besonders, während ein Autofahrer bei mir drängelt. Er entschließt sich dann genau in der Kontrollstelle zum Überholen – dumm gelaufen. Verkehrsbeobachtung lohnt sich. Hinter Novigrad führt die Hauptstraße über einen Damm, das sah schon auf der Karte interessant aus.

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Dann sind es noch 60 km bis Vodnjan, wo unsere Unterkunft liegt, und es zieht sich echt. Zum Glück habe ich Tempomat und Kopfhörer mit Podcast und Musik. Von der Küste ist wenig zu sehen. Vodnjan ist verwirrend aufgebaut. Unser Hotel lässt sich nur von Osten anfahren, immerhin erkennt eine Omi im Cafe gegenüber gleich was ich will und führt mich zu einem Wohnzimmerfenster 3 Häuser weiter, wo sie anklopft – so werde ich eingecheckt. Die Ferienwohnung heute ist eher ein großer Raum mit drei Einzelbetten, und ein Badezimmer dazu. Keine Sitzgelegenheit, aber eine Etage tiefer noch eine Gemeinschaftsküche. Das macht aber nichts, weil wir mitten in der Innenstadt sind, mit vielen Cafes und Restaurants. Mirko und Luca tauschen 18 Uhr auf, nach ihrer TET Slowenien-Tour.

350 km heute
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@maxmoto
Das ist mir nicht Wurschd :D

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networker
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Re: ACT Kroatien über Umwege

#4 Ungelesener Beitrag von networker »

Moin,

Da kann ich MAX nur beistimmen - der Anfang macht Apetit auf mehr.

Und ACTs machen Spaß :App:

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maxmoto
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Re: ACT Kroatien über Umwege

#5 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

San Simeone - a Traum; aber nicht für jeden fahrbar.
Reschbeggt.
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Schippy
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Re: ACT Kroatien über Umwege

#6 Ungelesener Beitrag von Schippy »

Wow ein Live Bericht mit vielen Infos und Bildern. Ich freu mich auf mehr. :L :L :L
Grüßle
Herbert aka Schippy

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Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht das Recht auf eigene Fakten.
(gehört im Podcast Lanz/Precht)

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blahwas
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Re: ACT Kroatien über Umwege

#7 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Gestern Abend gab's Pasta für mich danach noch einen schönen Spaziergang mit Sonnenuntergang überm Meer.

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Sa 31.05. ACT Istrien nach Rijeka

Nach dem Frühstück geht’s los. Wir satteln die Motorräder im Hof. Wegen großer Hitze und absehbar geringer Geschwindigkeit bekommt meine Airbagweste Urlaub, ich fahre jetzt mit Protektoren in der Jacke weiter. Also rein damit in einen Müllsack und am Sozius verstauen.

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Schon geht los, gemeinsam auf den ACT, der sehr nah der Unterkunft vorbei führt. Das ist am Anfang ein Traktorweg, unten Schotter, mittig Grasnabe, in der Rinnen feiner Schotter – eigentlich alles nett, aber rechts und links kräftig eingewachsen. Das wird mit dem breiten Endurolenker schon etwas haarig, passt aber. Ich bin eigentlich nicht der allergrößte Schotterfan, aber es ist aufregend und mal was anderes. Schwer ist es nicht. Man muss aber loslassen können. Auf der Straße ist es wichtig, alles ganz genau zu verstehen, was der Vorderreifen so vom Straßenbelag meldet. Auf Schotter kann man da ruhig einige cm rechts und links Toleranz walten lassen, unterhalb der man einfach weiterfährt.

Nervig ist natürlich der Staub von den Vorfahrern, und dass ich keinen Trinkrucksack habe. Wir müssen also anhalten für Trinkpausen. Luca meint aber, da kommt bald ein Cafe. So kehren wir dann bei Vrh Lima an einer malerischen Bucht in eine Strandbar ein. Echtes Urlaubsfeeling? Naja, Europop der 80er in Disko-Lautstärker, rundum sitzen Raucher und zur Toilette geht’s nur im Restaurant nebenan, 1 Euro für externe Gäste. Ist das schon Massentourismus? Jedenfalls wäre ich gerade lieber im Wald. Die nächste Trinkpause ist dann auch am Wegesrand.

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Ich fahre jetzt in der Mitte der Gruppe. Da ist es nicht ganz so staubig, und wenn mein Airbag vom Sozius fällt, bemerkt Mirko das hoffentlich. So schottern wir, oder cruisen gemütlich auf Asphalt. Uns begegnen in Summe auf dem Schotterteil 4 Motorräder. Ich experimentiere mit Sonnenvisier, verspiegeltem Visier, und Kinnteil des Helmes für die richtige Optik und Belüftung. Der Helmschild liegt daheim, der hätte das Visier beschatten können, was tatsächlich den Kontrast verbessert hätte. Vielleicht nächstes Mal! Zum Glück haben wir es nicht eilig. Der ACT kommt in vordefinierten Tagesetappen, und die sind gut zu schaffen. Hier sind es z.B. 220 km. Es gibt eine Stelle, die ist steil und steinig, da müssen wir aber nur runter. Auf dem Asphalt waren ein paar sehr kleine und steile Kehren, da kann man noch was lernen - nicht anfängerfreundlich! Auf den asphaltierten Nebenstrecken des ACT liegt heute auch der Passknackerpunkt Sveta Jelena mitten drauf, den fotografiere ich natürlich. Ansonsten gibt's auch schöne Ausblicke unterwegs...

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Nach einer Pause an der Tankstelle seile ich mich ab vom ACT und schnappe mir den neuen Passknacker Hum U Istri, damit ein Lebenswerk schön grün bleibt, auch wenn hier und da neue Punkte dazu kommen. Weiter östlich geht’s zur Autobahn runter, die ich mautvermeidend nicht nutze. Es gibt allerdings eine neu gebaute Landstraße direkt an der Autobahn, auch teilweise darunter, die durchaus reizvoll ist. Letzter Passknacker heute ist der Poklon, und da treffe ich auch wieder auf den ACT. Wegen dieser Aussicht.

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Auf Luca und Mirko warte ich nicht, sondern fahre direkt zum Hotel. Das wird nach hinten raus wieder anstrengend. Rijeka hat 107.000 Einwohner, und manche davon haben Autos. Ein Sicherheitsdienst nimmt mir die Vorfahrt, dafür wechsle ich an einer Engstelle etwas knapp die Spur, weil ein Einheimischer Kleinwagen noch „schnell“ bergauf die Lücke zufahren wollte. Seufz. Ich will doch nur unfallfrei ankommen, es hat 28 Grad, die Sonne knallt, ich habe Durst und bin müde. Das klappt dann auch. Wir haben eine riesige Ferienwohnung für verdächtige 66 Euro oberhalb einer Pizzeria. Man erklärt mir, besser so als Leerstand – ah, es war eine Last Minute Buchung.

Route heute, 230 km, reicht mir zur Zeit.
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blahwas
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Re: ACT Kroatien über Umwege

#8 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Gestern Abend gab's im Restaurant, zu dem unsere Ferienwohnung gehört, noch Abendessen von der reichhaltigen Speisekarte. Zum Dessert bestellen wir zwei Panna Cotta und einen Crepe mit Schokonusscreme, und der dauert und dauert... dann sehen wir die Kellnerin vom Hintereingang zur Küche huschen mit einem Glas ebendieser Schokonusscreme. Die haben die also extra für uns noch besorgt, und zwar nach Ladenschluss an einem Samstag. Beim Bezahlen entschuldigt sie sich für die Verzögerung, darum seien die Desserts umsonst. Nicht mit mir! Dann gibt’s eben drei Desserts Trinkgeld. Wir haben ja schon beim Zimmer gespart, 66 statt 132 Euro.

So 01.06. Rijeka nach Karlobag

Meine Nacht war eher unruhig. Die ersten Stunden schlafe ich mit geschlossenem Fenster, das wird aber zu heiß. Ich öffene Jalousie und Fenster, und lasse mich den Rest der Nacht dann von einer Mücke erst terrorisieren und dann 2x stechen, in jede Hand 1x. Und wenn die Mücke gerade 15 Minuten am Stück Ruhe gibt, fällt meiner Nase ein, dass sie eigentlich jetzt anfangen könnte, ununterbrochen zu laufen (vom Pistenstaub). Ich versuche meinen Mitreisenden möglichst wenig auf den Keks zugehen dabei, immerhin haben wir drei getrennte Zimmer. Das scheint zu klappen. Nach dem Aufstehen bekomme ich wenigstens meine Rache...

Wir haben gestern Frühstück eingekauft, rein damit und los geht’s. Beim Satteln der Ponies fällt auf, dass der Baum, unter dem wir stehen, jede Menge gelbe Blüten und Blütenstaub abgeworfen hat. Mein Motorrad ist ja schon gelb, an sich also kein Problem. Direkt drauf setzen will man sich vielleicht trotzdem nicht, und so putzt Luca als Dienstleister unsere Moppeds. Der Wirt saugt gerade sein Auto aus, einen Kastenwagen mit Alufelgen und Niederquerschnittsreifen – er sieht unser Problem und leiht uns den Sauger. Bzw. Puster.

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Dann aber los! Der ACT führt uns durch die Stadt, die Küste entlang, und dann hoch in die Berge. Da wird die Aussicht mit jedem Höhenmeter besser, aber es gibt wenig Stellen mit nicht zugewachsener Aussicht. Jede Gelegenheit wird für Fotos genutzt.

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Bald sind wir in großer Höhe jenseits des Bergkamms unterwegs. Da ist es angenehm kühl. Erste Trinkpause hier.

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Es geht zunächst über Asphalt, später auch über Schotter und Naturstraße. Der Schotter ist rechts wechselhaft, mal fein und flach, mal grob, mal tief. Auf dem groben und tiefen Zeug schwimmt mein Vorderrad komplett undefinierbar, so wäre es komplett platt. Das ist sehr unangenehm, das füßle ich teilweise sogar aus Reflex. Als es dabei auch gleichzeitig mal einigermaßen steil bergab geht, passiert es wieder, und ehe ich irgendwie reagiere, sitze ich auch schon auf dem Hintern neben der liegenden Tuareg. Es waren nur 20 km/h, ich habe den Lenker rechtzeitig los gelassen oder gleich locker genug gehalten, und bin auch mit dem Bein gut weg gekommen. Diese Stelle:

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Anhang von Mirko kann man vielleicht die Steigung erkennen. Wir heben das Motorrad auf, außer Kratzer im Auspuff ist nichts zu sehen. Ist halt Enduro. Die Soziusfußrastenausleger hätten den auch schützen können, wären sie nicht daheim geblieben... Naja, Originalauspufftöpfe gibt’s im Dutzend billiger. Ich hatte schon vor dieser Erfahrung vor, den Mittelteil des ACT zu überspringen, und danach erst recht. Also geht’s auf eine kleine Passknackerrunde. Krivi Put und Vratnik kommen in die Route, und ein Cafe dahinter, um die anderen wieder zu treffen. Die Strecke ist asphaltiert, aber nicht übertrieben breit, gut ausgebaut, es ist nix los, die Aussicht bezaubert und der Fahrtwind kühlt endlich wieder - am ACT war ich dafür meistens zu langsam.

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Das Cafe melde ich der Gruppe per Whatsapp, das kommt aber leider nicht rechtzeitig an. Auf dem ACT kann man nicht mit Handyempfang rechnen. Da Luca und Mirko bereits deutlich weiter südlich und östlich des Bergkamms, wo es wenig befestigte Straßen gibt, so dass ich sie nicht mehr einholen kann, sehen wir uns wohl erst abends wieder. Ich nehme mir die Küstenstraße vor, die ist bekanntlich sehr schön, und auch der Weg dorthin geizt nicht mit Reizen.

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Man kann auf die Küstenstraße gut Kilometer machen. Man muss aber überholen können.

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Ich gönne mir einen Abstecher zum Passknacker Oltari. 15 km den Berg hoch und wieder runter. Schöne Aussichten, viele Kurven, wenig Verkehr, Straßenbelag vorhanden, null andere Motorradfahrer.

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Auf der Küstenstraße sind mehr Motorräder unterwegs, nicht alle davon werden kompetent bewegt. In Gegenrichtung ist aber viel viel mehr Betrieb. Der Verkehr fließt gerade noch, und irgendwann reißt die Kolonne auch ab und ich komme so gut voran, dass ich 15 Uhr frisch aufgetankt in Karlobag vor der Ferienwohnung stehe und einchecke. Wir haben drei Zimmer, Küche, Diele, Bad, und einen Südbalkon mit brennender Sonne und Wäscheleine. Das Fahrershirt möchte gewaschen werden, die Dusche ruft, und bald darauf erscheinen auch Mirko und Luca. Beide haben sich heute wie aus Solidarität je 1x auf die Seite gelegt, und jetzt müssen sie noch etwas Schrauben – die Lenker stehen schief. Bei mir sieht alles gut aus.

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240 km heute. Das war mein letzter ACT-Tag heute. Morgen vormittags war noch ein gemeinsamer Schotter-Abschnitt geplant, aber ich bin da skeptisch. Heute Abend werde ich die Weiterreise planen. Faktoren sind: Wetter, Reifen, Schotterpässe, freie Hotels

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