

Heike wollte eh mal das VanLife testen und da mein Don Carlos für zwei Personen doch etwas zu beengt ist, kümmert sie sich um einen ausgewachsenen Campervan. Da wir diese Flexibilität auch gebührend auskosten wollen, machen wir die Reiseroute kurzfristig vom Wetter abhängig .. als sich rauskristallisiert, dass es im hohen Norden schöner wird als im tiefen Süden, ist die grobe Richtung schnell gefunden .. einmal im Uhrzeigersinn hoch an die Nordsee und weiter rüber zur Ostsee, selbstverständlich mit Inselhopping, evtl. nach Wangerooge und Rügen.
Am Freitag um 11 Uhr sollen wir unser mobiles Zuhause bei Roadsurfer in München in Empfang nehmen. Es gibt allerdings keine persönliche Übergabe, sondern der Kunde/die Kundin darf sich mit Hilfe einer App am Handy in die Geheimnisse des Fahrzeugs einweisen lassen. Nicht alles ist im Tutorial genauso bebildert, wie es auch bei unserem Roadhouse aussieht und so laufen bei unserem Entdeckergeist schon mal die Synapsen heiß..

Nach gut einer Stunde sind wir durch und haben doch einiges zu bemängeln: ein paar Utensilien fehlen oder sind ziemlich versifft

Die Anzeige der Wohnraumbatterie bringt es mit Ach und Krach gerade noch so auf 2 (von 10) Lämpchen .. in warnendem rot


Christopher, der Chef von Roadsurfer München, nimmt unsere 'Appnahme' ab, wir bekommen die fehlenden/versifften Sachen neu & er geht mit uns die diversen vorhandenen Schäden (Blechschäden, gerissene Fenster, etc.) an seinem Tablet durch .. soweit, so gut .. aber bei meiner Aussage, dass die Wohnraumbatterie ja wohl im Eimer ist, wiegelt er ab und lässt seinen Optimismus über den Hof galoppieren


Als Kind meines Vaters, würde ich ja schon erwarten, dass so ein Fahrzeug vor der Herausgabe gründlich durchgecheckt und gereinigt wird (die Frontscheibe war z.B. nahezu flächendeckend voller Insekten), aber Heike will endlich in ihren hart erkämpfen Urlaub starten und wir müssen ja noch das Gepäck einräumen und die Fahrräder montieren, was sich als nächste zeitraubende Herausforderung präsentiert. Heikes schweres E-Bike verlangt uns alles ab.. vielleicht hat es ja Höhenangst


Da ich meinen Don Carlos nur ungern dort an der Strasse stehen lassen will und wir zudem lieber noch eine kleine Leiter für meine winzigen 160 cm mitnehmen wollen, um die Fahrräder von dem, selbst für Heikes Gardemaß extrem weit oben montierten Fahrradständer zumindest halbwegs entspannt runter- und auch wieder raufzukriegen, fahren wir nochmal zurück nach Glonn, um da auch gleich noch was einzukaufen. Dies fällt allerdings dort auf dem Parkplatz der Entdeckung, eines weiteren erheblichen Mangels am Schnurzi (so hatten wir ihn getauft) zum Opfer. Drei seiner Reifen waren praktisch nigelnagelneu, nur der vordere Reifen links verfügt über kein nennenswertes Profil oberhalb der Verschleißindikatoren .. der goldene Rand einer 1€ Münze war deutlich sichtbar

. Ein Anruf bei Roadsurfer München ist nicht direkt möglich






Wir lassen also den Einkauf, Einkauf sein (der Kühlschrank hat, wen wundert's, eh nicht wirklich gekühlt) und machen uns erneut auf den Weg zur Station in München .. mittlerweile ist es 16 Uhr

Wie erwartet labert uns erneut ein immer noch vor Optimismus sprühender Christopher voll - der Typ verkauft garantiert jedem Inuit einen Kühlschrank mitsamt Gefrierkombi .. er blockt jedweden Einwand ab und behauptet mit dem Reifen können wir noch locker 5000 km fahren. Auf Heikes Frage, ob er uns das schriftlich geben würde, grinst er nur..

Wir haben schön langsam die Schnauze echt gestrichen voll..

..und so treten wir kurzerhand, nach einem Blick auf unser Karmakonto, hoffnungsvoll und abenteuerlustig alle Bedenken und insbesondere den Groll über diesen unterirdischen Kundenservice


Es sollten wundervolle Tage werden .. zwei Nächten mit Landstrom auf einem tollen WoMoStellpaltz direkt am Meer in Harlesiel sowie drei Nächte in Lohme auf Rügen, ebenfalls am Strom, da wie zu erwarten die Wohnraumbatterie selbst nach voller Ladung während knapp 1000km Fahrt innerhalb von 1 Stunden wieder platt war..


Manchmal erfordert halt nicht nur die Wetterentwicklung, sondern beim 'Frei stehen' ohne Landstrom eben auch eine kaputte Batterie ein gerüttelt Maß an Flexibilität, aber letztlich gibt es für alles eine Lösung, was zudem nicht nur den Erfindergeist stärkt

Das restliche, wenn überhaupt, noch zulässige Reifenprofil war nach unserer 2700 km Rundreise überall in Deutschland auf den Strassen verteilt & somit eigentlich nicht mehr vorhanden .. wir wurden, Karma sei Dank


Roadsurfer würde ich nur waschechten Abenteurern empfehlen, denn wie sagt Dylan gern: Mehr Probleme, mehr Abenteuer

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Wir hatten ja zum Glück jede Menge Eier dabei, die wir drüberhauen konnten


. So konnten wir die Tage entspannt genießen


PS:
Das wunderbare Cafe Wunderbar mit dem ausgezeichneten Frühstück und den lustigen Sprüchen findet sich HIER
