Sonntag Morgen, 5:15 Uhr, auf was für eine Idee war ich überhaupt gekommen und worauf hatte ich mich eingelassen.
Eine kleine Runde übers Hahntennjoch, nach Imst, über den Fernpass weiter zum Plansee, über den Ammersattel und dann wieder nach Hause. Früh losfahren, zum "Frühstück" auf dem Hahntennjoch sein und bis Mittag wieder daheim.
Sonntag Morgen, 5:30 Uhr, die ersten Vögel fangen zaghaft mit dem Morgenkonzert an, der Kater des Nachbarn schaut mich verständnislos an als ich meinen Gelben rückwärts aus der Garage rollen lasse.

Gerhard fand die Idee gut, setzte den Zeitpunkt fest und ich sagte natürlich zu. Unnötig zu erwähnen das mich meine Frauen für bekloppt erklärten.
Sonntag Morgen, 5:45 Uhr, das einzig von Menschen verursachte Geräusch ist das Schnarren unserer Senseo, das die Hoffnung nährt meinen Sodbrand mit Kaffee zu besänftigen.
In das gleichförmige Brummen der ersten Hummeln in Nachbars Mandelbaum, mischt sich das heisere Schnorcheln eines 1750 GTV. Gran Tourismo Veloce, Große schnelle Reise, auf eine große Reise wollen wir heute nicht, und schnell sollen ruhig die Anderen.
Sonntag Morgen, 6:15 Uhr, die zweite Runde Kaffee ist eingefüllt, die Erste bereits entsorgt und meine Damen haben wir zum Glück nicht aufgeweckt. So leise, wie das mit antiquierter Sportwagentechnik möglich ist, stehlen wir uns aus dem Dorf.
Bei Landsberg am Lech auf die B17, ein ungewöhnlich warmer Morgen im April, trotzdem sind die Dächer noch auf meinem Auto. Dunkle Wolken hängen bedrohlich über unseren Köpfen, wie mit dem Lineal gezogen, scheinen die Wolken in Höhe von Füssen zu Enden.
Bei Reutte zum "Schachterl-Wirt", Croissant und Kaffe. Langsam wird es spannend, wie ernst wohl die Wintersperre des Hahntennjochs tatsächlich ist.
Wichtiger Tagesordnungspunkt, Targadächer in den Kofferraum verstauen. Man spürt den warmen Fön deutlich über die Berge wehen.
Kurz hinter Elemen rechts ran.

Ein erster Blick und ein erstes Foto auf die westliche Rampe zum Hahntennjoch.

Hmmm, da ist noch eine Menge Schnee da oben. Egal, einfach mal schauen wie weit wir dürfen.
Aschen, Bschlabs, Taschach. Abgerissenen Äste, Steinbrocken, immer mehr Schnee, und das bei gefühlten 20°.
Sturzbäche gefüllt mit Schmelzwasser, da kann die Wintersperre doch nur Makulatur sein.
Weit gefehlt, in der scharfen Links bei Boden ist die Halbschranke zu.

Was nun, weiterfahren und hoffen das weder Schnee noch Geröll das Joch blockieren oder ein unausgeschlafener Sheriff hinter einem Busch lauert.
Oder doch besser die Alternativroute nehmen?
Was soll's, der Weg bis hierher war ganz schön, und der Sommer kommt erst noch, also die Alternativroute.
Zurück auf die N198 und nördlich bis Stanzach, dort nach Osten ins Namlos Tal.

Der strahlende Sonnenschein fehlt zwar, aber es ist angenehm warm und um diese Uhrzeit gehört uns die Strasse fast alleine.
Am Strassenrand liegen die Reste des Winters, auch dominiert noch das Braun des vergangenen Herbstes aber dazu passt der leicht wolkenverhangenen Himmel ganz gut.

Es geht weiter über Berwang und auf die N179 an Bichlbach vorbei. Wir passieren Heiterwang und biegen dann nach Osten zum Plansee ab.
Am Plansee halten wir auf einem kleinen gekiesten Platz kurz an, wollen eigentlich ein paar Fotos machen, aber die Idee haben andere auch noch. Plötzlich sind wir umringt von "Ich weiss nicht wieviele",
"Ich weiss nicht was". Gerhard meint nur wenn jetzt auch noch ein Wohnmobil kommt dann sitzen wir fest. Es dauert kaum eine Minute und dann versucht…
Nichts wie weg, ohne Fotos aber dafür auch nicht eingekeilt auf einem Parkplatz.

Es setzt nun immer dichterer Ausflugsverkehr aus Richtung D ein. Wir tauchen in den Ammerwald ein.
Wer hat eigentlich den Bau des Hotel Ammerwald genehmigt? Ein moderner riesiger Klotz mitten im Wald.
Auf dem Ammersattel erreichen wir wieder den Freistaat, an Linderhof vorbei begegnen uns die ersten Reisebusse.
Wir treffen auf die B23 und nun geht es über Schongau zurück Richtung Landsberg am Lech.
Gegen 13:00 Uhr sind wir wieder bei mir zu Hause.
Also nochmal, mach ich sowas bestimmt nicht…
Also bestimmt nicht…bis zum nächsten Mal.