Ich hätte Euch gerne eine detaillierte Schilderung der Dinge geliefert, die ich im vergangenen Jahr seit meinem letzten Rennen angestellte habe. Nun ja, dafür war irgendwie nicht genügend Zeit vorhanden zwischen heimkommen, Wäsche waschen, reparieren, einpacken und wieder gehen. Kurz gesagt, seit Ostern gab es kein freies Wochenende mehr, wo ich nicht trainiert habe oder unterwegs war. Also macht Euch auf ein paar Informationsfetzen gefasst, die ich Euch in der Hektik dahischludere. :-D
Ich weiss gar nicht mehr genau, wann ich mich eigentlich entschieden habe, wieder am Sea to Sky teilzunehmen. So wie ich mich kenne, liess ich es einfach offen und als ich mich am 11. Januar 2015 anmeldete (Anmeldung ging am Sa, 10.01.15 um 10:00 Uhr auf), hatte ich mich entschieden – so einfach.
Und so heisst es wieder:
THERE’S ONLY ONE RACE THAT TAKES YOU FROM SEA TO SKY!!!
Beach Race, Freitag, 2. Oktober 2015:
Wie man das im Allgemeinen von Red Bull Rennen kennt, werden die von Ausgabe zu Ausgabe schwieriger. Das heisst, die „einfache“ Motocrossstrecke am Strand, welche letztes Jahr in eine endurocrossartige Strecke mit Trialeinlagen verwandelt wurde, wird dieses Jahr sicher nicht zum Kaffeekränzchen eines Seniorentreffs geeignet sein.
Wiederum gibt es einen ersten Lauf, wo jeder Fahrer im Abstand von 15 Sekunden einzeln auf die Strecke gelassen wird. Ist man mit der gefahrenen Runde glücklich, kann man sich die freiwillige zweite Runde schenken.
Qualifiziert man sich für die schnellsten 150 Fahrer, darf man am Finale des Beach Race teilnehmen – wie letztes Jahr mit Le Mans Start zu 50 Fahrern, die sich 15min lang + eine Runde lang untereinander messen.
Forest Race, Samstag, 3. Oktober 2014:
Auch hier gilt länger und härter als letztes Jahr, wie ich von unserem Flughafentransfer-Fahrer gehört habe. Ich hab auch
Bilder gesehen, die schmale Stege über Wasser darstellen, wo sich der Teilnehmer Wasserkontakt verkneifen sollte. Ansonsten heisst das, er hat das Mopped und sich versenkt.
Mountain Race, Sonntag, 4. Oktober 2015:
Ich bin echt gespannt, wie weit ich dieses Jahr komme. Das Prinzip des Hauptrennens ist gleich geblieben. Start in 10er Reihen am Strand, aber wie schon erwähnt länger und härter, aber man hat immer noch 7h Zeit. Unser Fahrer heute hat erzählt, dass die komplette Strecke in einem Canyon verläuft, also eng und schwierig. Nicht ideale Voraussetzungen, wenn da schätzungsweise über 300 Fahrer durchwollen. Stau und ein gefühltes Gemetzel sind fast vorprogrammiert. Aber wie der Kaiser sagen würde:“Schau mer mal, dann seng mer schon.“
Zu meiner Vorbereitung sage ich nur soviel, dass es wohl noch kein Jahr gegeben hat, in dem ich soviel Enduro gefahren bin. Das Manko sehe ich darin, dass ich durch die zeitliche Knappheit nur etwa magere fünfmal Trialfahren war, was für die Fahrtechnik enorm wichtig ist und auch mein körperliches Training, wie Kraft und Kondition, hat nur sehr eingeschränkt stattgefunden. Der Pluspunkt ist der, und der ist mächtig gewaltig, ich habe keine geprellte Rippe wie letztes Jahr.
Ich sitz ja schon bereits wieder im Sima Hotel in der Nähe des Atatürk Boulevards in Kemer und sollte eigentlich schlafen…wie oft ich wohl diesen Satz in meinen Leben schon gesagt habe. :-D
Was ihr noch nicht wisst, ich bin dieses Jahr nicht mehr der schnellste, beste, langsamste und schlechteste Schweizer zugleich am Red Bull Sea to Sky. Nein, wir sind zu dritt.
Roger kenn ich vom Sanddünen hopsen in der Wüste. Ich hab ihm anfang Jahr in Spanien beim Enduro fahren von diesem Rennen erzählt, er hat sich das einige Tage überlegt und hat zugesagt. Wir haben den gleichen Flieger hin und zurück und haben zwei Einzelzimmer im gleichen Hotel. Die Motorräder haben wir ebenso beide vom gleichen Anbieter.
Pascal haben wir beide dieses Jahr in der Ardèche in Frankreich beim Endurokurs kennengelernt. Er ist auf eigenen vier Rädern und seinem Mopped hierher gefahren, in Begleitung seiner Freundin und benützt die mittlere von 3 Wochen zur Teilnahme hier. Sie nächtigen aber auch im Sima Hotel und zwar gegenüber in meinem alten Zimmer von letztem Jahr.
Nach unserem Flug von Zürich nach Antalya, sind Roger und ich um kurz nach 19:00 Uhr Ortszeit gelandet und wurden vom vorgebuchten Fahrer am Ausgang erwartet und abgeholt. Letztes Mal war es ein externes Unternehmen, diesesmal kam uns ein Mitglied des Kemer Enduro Clubs abholen und wurden so in seinem knappen Englisch über einige Sachen, wie z.B. Streckenführung, auf der Fahrt informiert.
Wir wollen deshalb grosszügig über eine bei Rot überfahrene Ampel hinwegsehen. Das enge, links und rechts Überholen, dichtes Auffahren, die dritte Fahrspur nehmen, wenn es eigentlich nur zwei hat, zählen wir zu den Gepflogenheiten des Fortbewegens in einem orientalischen Land.
Heil geblieben und auf Anhieb kamen wir beim Sima Hotel an, wo wir ausmachten, dass der gleiche Fahrer uns wieder in einer Woche zum Flughafen Antalya fährt. :-D
Überfreundlich und zuvorkommend wurden wir begrüsst. Ich bekam ein „Welcome again“. Nach den Formalitäten trafen wir beim Zimmerbezug auch gleich Pascal mit seiner Freundin Miriam. Er war bereits im Fahrerlager und hatte seine Startnummer abgeholt.
Mit den Worten „Gute Nacht und bis morgen“ haben wir uns von den beiden getrennt und sind auch zum Fahrerlager gelaufen.
Ja gelaufen. Letztes Jahr war das Fahrerlager 2km entfernt beim Rose Hotel und jetzt befindet es sich fast in Wurfweite beim Crystal Hotel. Wie praktisch!
Auf dem Weg sah ich alte Bekannte wie Paul Bolton (Profifahrer), Klaus Sorenson, Eric Themel und Martin Freinademetz (Organisatoren). Und dann auch Leute, die mich wieder erkannt haben. Bei der Anmeldung sprach mich einer der Russen (Namen hab ich schon wieder vergessen) an, Mehmet Özdemir, seines Zeichens Mitglied Kemer Enduro Club und Flughafentransferabholdienstbestellungsentgegennehmer. Bei ihm haben wir auch unsere Startnummern bekommen.
Und natürlich last but not least Teo, der Flottenmanager, der unsere Mietmotoräder aushändigt, repariert und wenn es sein muss nachts aus dem Canyon holt, wenn der Mieter des Fahrzeugs sich den Finger demoliert hat und unfähig war weiterzufahren. Ich hab ihn gleich mal gefragt, ob es denn mit den bestellten Mousse und Reifen dieses Jahr geklappt hat. Er meinte, er hätte sich eine schriftliche Bestätigung der zuständigen Türken geben lassen und ausgedruckt, um etwas in den Händen zu haben. Ob es was nützt, werden wir sehen.
Jetzt hatten wir ein kleines Hüngerchen, also haben Roger und ich uns ein vertrauenswürdiges Restaurant ausgesucht und haben zu zweit ein Bombay-Huhn mit Reis bestellt, war lecker. Da am Tisch nebenan Paul Bolton mit Freunden sass, dachten wir, dass die Wahl des Restaurants nicht so schlecht war, wenn er auch hier speist. Er war schon mehrere Male beim Rennen und kennt sich hier besser aus, so unsere Annahme.
Einen Tisch weiter wurde Geburtstag gefeiert. Es wurde gesungen, Kuchen gegessen, Tischbomben gezündet, die in Mitteleuropa feuerpolizeilich verboten wären und all das wurde fotografisch festgehalten. Auch das das Geburtstagskind neben essender Leute wie ein Ofenrohr qualmte, mutete etwas ungewohnt an.
Auf dem Weg zum Hotel holten wir uns bei einem der vielen 7x24h Markets eine Zahnbürste für Roger (seine wollte nicht mit und ist zuhause geblieben) und bei einem anderen Market dann je 2x5l Flaschen Wasser für unsere Wasserversorgung des Camelbags. Ach ja, beim ersten Laden fragte der Verkäufer mich/uns, ob er ein Selfie machen könnte und auch der Friseur von nebenan hat mir besondere Beachtung geschenkt. Weiss gar nicht was die alle haben.

Zurück im Hotel wünschte uns der Concierge eine angenehme Nachtruhe.
Wisst Ihr was, trotz des schmerzhaften Erlebnisses letztes Jahr, ich verspür richtig Freude wieder hier zu sein.