Als direkt Betroffener, der das schon seit >8 Jahren und weit über 100 Konzerte mitmacht kann sagen: sehr reißerisch geschrieben, aber nicht unwahr.
Bis auf die Sache mit den blauen Flecken. Entweder sind die süddeutschen Fotografen tatsächlich besser erzogen, oder ich hatte da immer Glück. Weder im kleinen Club, noch im Olympiastadion wird bei uns gerempelt. Da schaut jeder auf jeden und wenn es richtig eng wird, dann ist es halt so. Ich kann mich lediglich an einen einzigen erinnern, dem ich, nach einigen verbalen Ermahnungen, auch mal körperlich gezeigt hab, das ich sein Verhalten unmöglich finde. Denn ja, es gibt so was wie einen Knigge im Graben. Dazu gehört, das man nicht blind den anderen ins Bild rennt, die Kamera nicht am ausgestreckten Arm bedient und wenn es eng ist, dann wird der Rucksack/Tasche eben kurz abgelegt am Grabeneingang. Wer dagegen verstößt, wird angemahnt. Und entweder er lernt es so oder eben dann so.
Denn, drei Songs sind tatsächlich wenig Zeit um Fehler nett auszudiskutieren.
Die meisten, die sich nicht benehmen sieht man aber eh nur kurz und die sind dann auch bald wieder weg von der Bühne der Konzertfotografen. Denn in dem Punkt hat sie Recht, das Vertrauen der Musiker/Veranstalter/Tourmanager muss man sich erarbeiten. Dann darf man auch mal auf die Bühne oder erhält sonstige Sonderrechte abseits der 3snf (drei songs, no flash). Die Welt der Konzertfotografen ist erstaunlich klein, wer es sich hier mal versaut, der hat es schwer wieder reinzukommen. Wenn man aber drin ist, dann ist es schon lässig und wird immer leichter mit den Akkreditierungen. Da reicht dann auch gern mal eine PN bei Facebook oder ne Mail an die Band. Gern gefolgt von einer Einladung in den Backstagebereich auf ein Bier.
Denn der ist, im Gegensatz zur landläufigen Meinung, absolutes Tabu für den Fotografen.
Ein typischer Konzertabend (wenn ich die Band jetzt noch nicht kenne) sieht dann bei mir so aus: 30 Minuten vor der ersten Band bin ich an der Konzerthalle, hol mir meinen Fotopass (oder was es da gibt), begrüße die Securities und sonstige Bekannte. Dann wird die Ausrüstung angelegt und gewartet bis die erste Band auf die Bühne geht. Sind da die ersten drei Lieder fotografiert, zieh ich mich in ein ruhiges Eck zurück und sortier schon mal die ersten Bilder aus, die schon auf dem Display der Kamera mülle sind. Gibt es eine zweite Vorband, gleiches Spiel. Nach den drei Songs der Hauptband (oder wie viel man eben knippsen darf, das mit den drei Songs aus dem Graben ist nämlich nicht immer so, dazu aber später mehr), schau ich mir entweder noch ein bisl die Show an oder, wenn ich die Band gar nicht so toll finde, dann fahr ich zügig nach Hause, die Bilder sollen schließlich in die Redaktionen.
Dann gibt es noch die Besonderen:
Besonders schön: Man ist von der Band gebucht oder kennt sich eh gut. Dann hat man einen AAA-Pass, heißt Access All Areas, auf Deutsch: Der darf überall hin und alles fotografieren. Für die Secus bist Du dann Teil der Band. Großartigst! Da entstehen die besten Bilder und macht am meisten Spaß. Kriegt man erst, wenn man sich wirklich bewiesen hat und der Tourmanager/Band weiß, der geht keinem auf den Sack, steht auch nicht im Weg rum und säuft den Kühlschrank im Backstage nicht leer
Besonders nervig: Konzerte, bei denen man sich wie ein Kleinkind vorkommt. Letztes Beispiel, Guns n Roses.
Da wird man, begleitet von der Security, zum Fotografenplatz gebracht (das muss nicht immer der Graben vor der Bühne sein). In dem Fall war es der erste Wellenbrecher in der Arena. Also gut 20m von der Bühne weg und zwischen Dir und Bühne feiernde Fans. Nach drei Songs wird man direkt wieder aus dem Stadion gebracht und darf erst dann wieder rein, wenn man seine Kamera draussen lässt. Allerdings gibt es keine Möglichkeiten, das man die irgendwo einsperrt. Bleibt also nur das eigene Auto, das aber leider zehn Minuten Fußmarsch entfernt steht.
Da besonders nervig immer mehr zunimmt und die Bezahlung für Konzertfotos immer weiter abnimmt, fahr ich das alles gerade sehr runter und mach wirklich nur noch Konzerte von Bands, die mir wirklich gut gefallen, oder wenn ich vorab gebucht werde.
Wenn gewollt, dann kann ich gern noch die eine oder andere Anekdote erzählen
PS:
Hier gibts Bilder von mir zu sehen
Und falls sich jemand wundert, warum es da keine Fotos von GnR, Iron Maiden, Iggy Pop (um nur einige der Großen in letzter Zeit vor meiner Linse zu nennen) gibt: Die haben einen Vertrag, der es den Fotografen verbietet, die Fotos anderst zu nutzen, als für das Medium, für das sie akkreditiert waren. Auch so ein Punkt, der richtig nervig ist und immer mehr um sich greift und mir die Lust daran verleidet.