Mitwirkende:
Willitant und Tiger, genau auf der grünen Grenze Italien/Österreich
Gigl und Michl auf der Straniger Alm
Teil 1, 13.06.2012
Männer generell, Motorradfahrer in vermehrtem Ausmaß, sind nach der eigentlichen Pubertät, lebenslang in der Spätpubertät!
Was Motorradfahren anlangt, so steht dieses Hobby bei Tourenfahrern an oberster Stelle, sagen wir, nach der Familie an oberster Stelle, um keine Probleme mit der angetrauten Finanzministerin im eigenen Haus zu bekommen. Jährlich wird, kaum ist eine Tour zu Ende, bereits mit der Planung der nächsten- oder nächstjährigen Tour begonnen.
Über Monate werden Mails unter den Bockwastln hin und her versendet, bis Bockwastl Michl das Letzte aus seinem Garmin holt und eine tolle Route zusammenstellt.
Heuer verlief die Route durch Niederösterreich, Steiermark, Oberösterreich, Salzburg, Tirol,
Vorarlberg, Osttirol, Kärnten, Friaul und Slowenien. In sechs Tagen, teils über kleinste Almstraßen und Wege, mit viel Glück für mich asphaltiert, mit viel Glück für Michl über Schotter und Steine, kamen doch über 2300 KM zusammen!
Da Michl und meine ‚Wenigkeit bereits die präsenile Bettflucht ergriffen hat, sitzen wir beide spätestens 8’30 auf den Böcken!
Wir wohnen zwar im selben Bezirk, Wien Umgebung, aber 40 KM durch unsere Hauptstadt Wien getrennt, sodass wir als Treffpunkt am 13.06. die Shelltankstelle unweit des Stiftes Heiligenkreuz im Wienerwald ausgewählt haben. Um 7’45, als ich eintraf, war Michl bereits Vorort. Kurz Spritfassen, eine kurze Plauderei und schon schnurrte der Tiger. Also auf die
Willitant und dem Tiger nach……..
Wenn der Michl ausgeruht und frisch ist, könnte man glauben, er ist auf der Flucht. Das ist für die Willitant, die ja gut 250 ccm und 40 Pferdestärken weniger als der Tiger hat, anstrengend.
Geschwindigkeitsbegrenzungen sind für Michl dazu da, um zumindest um 20 Km/h überschritten zu werden. So ging es relativ flott über Alland, anschließend den Hafnerberg, den eine Wallfahrtskirche ziert, nach Altenmarkt an der Triesting. Durch Kaumberg und Hainfeld, vorbei an der Auffahrt zur Kalten Kuchl, dem Motorradtreff im südlichen Niederösterreich schlechthin. Dort leben Gebückte, Cruiserfahrer, Tourer und sonstige Motoristi bei Schönwetter ihr Hobby aus. Nicht selten ist auch der Rettungshubschrauber für einen Rundflug in die Chirurgie zu Gast, weshalb diese Strecke mit 70 Km/h-Beschränkungen versehen ist. Ich persönlich meide an Wochenenden diese Strecke, zu viele Motorradler !!!
Also vorbei am Abzweig, die NÖ-Barockstraße entlang bis Traisen (warum Barockstraße, ist mir nicht klar, zum Googeln bin ich zu faul!). Von Traisen an, schickte uns der Garmin über schmalste, herrliche Wegerln nach Eschenau, weiter über Tradigist nach Kirchberg an der Pielach. Anfangs folgten wir der Pielach, anschließend dem Nattersbach Richtung Frankenfels. Diese Straße ist nicht zu unrecht in der Landkarte grün unterlegt und zügig schwingend zu durchfahren. Beim nächsten großen Abzweig ging’s nach rechts der Jessnitz entlang, durch St. Anton an der Jessnitz.
Nach dieser beschwingten Fahrt lotste uns der Garmin durch Gaming, auch bekannt durch die dort befindliche Kartause. Sightseeing ist jedoch nicht so unser Ding, weshalb ein paar Blicke auf das ehemalige Kloster ausreichten. Nach Gaming waren schon die Pfingsausflügler in ihren Blechdosen unterwegs. Zwischen Gaming und Lunz am See befinden sich zwei drei weit ausgebaute Serpentinen, in denen die freie Sicht ein Überholen der Dosen möglich machte. An dieser Stelle war auch ein einheimischer Ducatifahrer im „knocking on havens door-Modus“ unterwegs! Tja, jedem das seine!
Diese Gegend im Ötschergebiet hat zwar seine landschaftlichen Reize, aber die Fahrt über die ausgebaute Bundesstraße ist eher Mittel zum Zweck, um zum nächsten kurvigen Geläuf zu gelangen. Bei Palfau gehts rechts ab, der Salza entlang, wiederum auf grün unterlegter Straße.
Es ist immer ein Bockhighlight, wenn der Fluss, der sich durch die Schluchten zwängt den Straßenverlauf vorgibt. So geht die Fahrt nach einem kurzen Foto und Pinkelstopp Richtung
Großreifling, danach auf schmälerer Straße Richtung St. Gallen nahe dem Reiflingviertel.
In diesem Bereich bewegt man sich bereits in den Ennstaler Alpen, wo fast jede Straße auf der guten alten Landkarte grün unterlegt ist, man kann also bei der Streckenwahl kaum Fehler machen.
Der Tiger legt ein flottes Tempo über Oberreith, Buchau und den gleichnamigen Buchauer Sattel nach Admont vor. Für Interessierte gäbe es hier das Benediktinerstift zu besichtigen, wir entscheiden uns für die Weiterfahrt Richtung Trieben über (das) Paradies!!! Paradies heisst ein Ort durch den die kurvenreiche Straße führt, demgemäß ein Paradies für Biker.
Die Anreise
Da wir noch eine ziemlich breiten Weg (auf unser Deutsch, „braden Weg“) vor uns haben, fahren wir ein Stück am Bandl (Autobahn) bis zum nächsten Highlight.
Bei Rottenmann verlassen wir das Bandl und fahren durch eine schöne Klamm (Michl sei Dank) auf schmalen asphaltierten Almstraßen/Wegen durch Oppenberg auf 1006m Seehöhe.
Das Gebiet rundum, ein „grüner Genuss“ fürs vom Fahrtwind gerötete Auge!
Die Gipfel heißen Blosen 1724 m, Hohe Trett 1681 m und Hochgrößen 2115 m hoch.
Teilweise gibt die Straße auch Ausblicke auf den 2315 m hohen Grimming frei.
Nicht nur, dass eine bedächtige Fahrt über diesen Abschnitt ein Motorradgenuss ist, erspart man sich die Autobahn mit dem Tunnel durch die Berge hindurch!
Zu Michls Freude gibt es am Ende der Strecke Richtung Aigen im Ennstal noch a bissl Schotter.
Bei Trautenfels (mit Schloss Trautenfels auf einem Felsen) überqueren wir die in Ferienzeiten überlastete Ennstal Bundesstraße und setzen die Fahrt nach Bad Mitterndorf, wo sich auch die Auffahrt zur mautpflichtigen Tauplitz Alpenstraße befindet, fort.
Für die Auffahrt (ich kenne diese Genussstraße zur Genüge) bleibt aber keine Zeit!
Da wir bis dahin noch keine Pause eingelegt haben, steuern wir zielsicher die Konditorei in Ortsmitte an. Sehnsüchtig schaut Michl in die Auslage auf die süßen Gaumengenüsse.
Da hier auch an Sonn- und Feiertagen die Mehlspeisen und Torten frisch gemacht werden,
haben wir uns zu zweit sicherheitshalber drei Stück süßer, kalorienreicher Kost und je einen Kaffee in den Körper gepresst, so nach dem Motto: „am Eck in der Konditorei saßen wir zwei und fraßen für Drei“!
Danach gönnten wir auch den Böcken teure Nahrung und weiter gings über die Salkammergut Straße, durch Bad Aussee, über den gut ausgebauten Pötschenpass nach Bad Ischl.
Wer Kaiser schaun will kann das in Bad Ischl zur Genüge tun. Unser alter Kaiser Franz Josef mit seiner bayrischen Sissy hatte dort den/einen Sommersitz, die Kaiservilla.
Wir hatten nicht den Kaiser, Gott hab in selig, im Sinn, sondern Kurven, darum ab durch den Umfahrungstunnel Richtung Strobl am Wolfgangsee. Bei Strobl führt der lohnende Abstecher in den Tennengau über die Osterhorngruppe mit Berggipfeln bis 1755 m, über die Postalm.
Die lächerlichen € 3.50, die für die Erhaltung der Postalmstraße zu pecken (zahlen) sind, bringen Bockgenuss pur. Auf schmaler asphaltierter Straße geht es durch einige Kehren bis zu einem Hochplateau, dem wieder ein leichter Anstieg mit einigen Kurven folgt, bevor es abwärts bis zum Ende der Postalmstraße nach Voglau geht. Leider hat es hier schon leicht geregnet, weshalb etwas Vorsicht angebracht war.
Anschließend entschieden wir uns für die Weiterfahrt im Lammertal, Richtung Tauern-autobahn, da es nun schon etwas heftiger zu regnen begonnen hatte. Blöderweise hatte ich es vor der Abreise (aus Faulheit, oder sagen wir aus Optimisus, was das Wetter betrifft) verabsäumt meine undichte Regenhose auszutauschen und mich entschieden die Regenkombi, also das Ganzkörperkondom mitzunehmen! Wer so etwas hat, weiß wovon ich spreche, das ist ein Riesenschas (Riesenfurz), bis man sich in dieses Gummiding hineingewuzelt hat. Hier verfängt sich die Motoradjacke in dem unnötigen Netzfutter, dort schoppt sich die Motorrajacke zusammen, hat man es endlich geschafft, die Arme in die Kombi zu quetschen, rollt sich diese im Rücken zusammen und ist kaum bis zum Nacken zu ziehen (besch…ienen, das Ganze), aber wenn man das Präserl dann an hat, dann ist alles dicht, sofern dir das
Wasser nicht über den Nacken in den A…. rinnt!
So also Weiterfahrt am Bandl bis Bischofshofen, wo schon wieder die Sonne geschienen hat.
Vor der Auffahrt auf den Hochkönig, dessen Gipfel immerhin auf über 2900 m liegt, haben wir uns wieder unserer Regenpanier entledigt. Das war gaaanz super, denn einige Kurven später, knapp vor Mühlbach am Hochkönig hat es wieder zu regnen begonnen.
Jetzt durch da, „pfeiff ma auf des Regengwandl“, drüber über den Dientner Sattel.
Zu allem Verdruss kamen wir auch noch zu einer ampelgeregelten Baustelle, vor der schon ein ganzes Rudel BikerInnen aus unserem westlichen Nachbarland, so 15 -20 Stück, vor der roten Ampel warteten. Michl hatte Glück, er konnte sich noch vor der Grünphase an die Spitze der Gruppe setzen und war weg. Ich schaffte es nurmehr bis in die Mitte, die arme Deauville war umringt von großvolumigen, PS-starken Bikes, großteils, teure bayerische Ware! Die Gruppe fuhr äußerst bedächtig durch den Dreck. Hier schaffte die Willitant einige zu überholen, den Rest konnten wir erst nach dem Filzensattel „schnupfen“!
Also, das Rudel hinter uns, wartete Michl schon bei einer Bushaltestelle vor Saalfelden, um, wie sollte es auch anders sein, „den Gummi überzustreifen“!
Mittlerweile kam natürlich auch die ganze Meute wieder daher, im Nachhinein gesehen, zu unserem Glück, denn, wenn’s ums abzocken geht, sind sich unsere Bullen nicht zu schade, auch im Regen Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen.
Wie Michl und meine Wenigkeit, dann wieder „on the road“ waren, vollzogen zwei, der Motorradgruppe gerade den Zahlungsakt, sodass wir ungeschoren des Weges fahren konnten!
An Ganzkörperkondom ausziehen, war nun, aufgrund der Wetterlage nicht mehr zu denken, es hatte sich quasi eingeregnet! Sollte ich jetzt froh sein, dass die An- und Auszieherei ein Ende hatte, oder eher, ob der besch….. Wetterlage, so wie das Wetter selbst, betrübt sein!
Think positiv, die Strecke von Saalfelden nach St. Johann in Tirol, na ja, war nicht unbedingt eines der Highlights der Tour, also vollkommen, oder fast vollkommen wurscht, dass der Regen aufs Visier prasselt! Noch dazu relativ viel Verkehrsaufkommen, sodass neben den andauernden 70-iger Beschränkungen, sowieso nicht schneller zu fahren war. Warum der Griesenpass, Griesen p a s s heißt konnte ich anlässlich der Wetterlage nicht erkennen, aber von spektakulär dürfte das dort weit entfernt sein. Egal es kommt ja noch Schönes genug!
Endlich nach St. Johann in Tirol befindet sich neben der roten Linie in der Karte auch wieder eine grüne. Durch Ellmau durch, vorbei am Wilden Kaiser vorbei an Wörgl und Kundl fuhren wir bis Rattenberg. Jetzt war unser Etappenziel Brandenberg nicht mehr weit.
Wer jedoch Michl und seinen Tiger kennt, der weiß, dass es jetzt nicht unbedingt am kürzesten Weg, sondern am schönsten Weg „ins Ziel“ geht.
Bei heftigem Regen fuhren wir noch die Brandenberger Ache entlang und ich kann sagen, wir genossen es trotz Regen, klingt blöd, war aber so. Der heftige Regen hatte jeglichen schmierigen Staub bereits vom griffigen Asphalt gewaschen, sodass sogar vorsichtiges Kurvenschwingen möglich war. Über Aschau fuhren wir also nach Brandenberg und machten Quartier im Gasthof Ascher. Nachdem wir von zu Hause, bis hierher nur eine einzige Pause machten, haben wir uns nach der Gepäckablage in unseren Zimmern sofort das verdiente Krügerl ( eine halbe Bier) in die ausgetrockneten Kehlen geschüttet.
Bevor wir uns selbst verdauten, haben wir in der wunderschönen urigen Gaststube unser kalorien- und cholesterienarmes Mahl zu uns genommen, Michl ein Tiroler Gröstl mit Speck und ich das gute alte Wiener Schnitzel ( also das Schnitzel war natürlich nicht alt, ich bezieh das nur auf das Rezept)!
Zuguterletzt machten wir noch einen Spaziergang, da es zu regnen aufgehört hatte, eh kloar…!
Brandenberg im Brandenbergtal
Teil 2 folgt