Hallo Zusammen!
Geschafft! Hier kommen meine Reise-Impressionen
Was haltet ihr denn von einem Spanischkurs in Salamanca?
Mit dieser Frage überraschte uns Andrea, unsere Spanisch-Lehrerin im Frühjahr.
Warum eigentlich nicht? Die Suche nach einem Termin war genauso schwierig, wie einen geeigneten Tag für ein Forums-Frühstück zu finden. Aber letztendlich sind wir fündig geworden und Ende August sollte es losgehen. Wir, das sind 4 Mädels aus dem Kurs und unsere Lehrerin.
Urlaub ohne Motorrad? Nur in einer Stadt? Hatte ich noch nie gemacht.
Aber ich war ja nicht zum Vergnügen da: Vormittags Spanisch Intensivkurs, nachmittags gab‘s Kulturprogramm. In Salamanca gibt es mehr Museen, Kirchen, Klöster…zu besichtigen, als man in einer Woche schaffen kann. Abends stand dann Landes- und Wirtschaftskunde auf dem Programm.
Der Flieger hebt pünktlich ab und lässt Düsseldorf schnell klein unter uns werden. Warum sehen Wolken von oben so viel freundlicher aus als von unten? Endlich der Anflug auf Madrid: die abgeernteten Felder, in allen Schattierungen von Gelb - von zartem hellen Gelb bis zum satten Erdbraun, verleihen der Gegend etwas Wüstenhaftes.
Endlich angekommen, präsentiert sich das Innere des Flughafens farbenfroh. Wir geraten in den Abreisetrubel des Weltjugendtages. Die Hallen gleichen eher einem riesigen Zeltlager. Die Jugend der Welt – oder was sich dafür hält – kauert auf Isomatten, liegt müde und abgekämpft zwischen Bergen von Schlafsäcken. Dazwischen wird Musik gemacht, Gitarre gespielt, gesungen, getrommelt. Festival-Stimmung.
Ein Bus bringt uns dann die letzen 200 km nach Salamanca. Vorbei an Avila mit seiner alten Stadtmauer. Und durch eine Gegend, in der Riesen mit Felsbrocken Murmeln gespielt haben müssen.
Das Hostal „Plaza Mayor“ liegt mitten in der historischen Altstadt. Eingequetscht zwischen Bars, Cafes und einem McD. Die Zimmer sind klein, gemütlich und sauber. Schnell ist ausgepackt und wir starten zum ersten Erkundigungsgang durch die Stadt.
Nur einen Steinwurf entfernt die Plaza Mayor. Ein großer, quadratischer Platz, eingerahmt von barocken Gebäuden, unter Arkaden Bars, Cafes, kleine Geschäfte. Und voll von prallem Leben. Man trifft sich: auf eine caña, einen vino tinto und tapas. Die werden im Stehen an der Theke verspeist. Das tun wir dann auch und sind uns schnell einig: die kleinen Häppchen sind superlecker, machen satt und wir werden viel Zeit brauchen, um all die Köstlichkeiten zu probieren: Tortilla española, Brot mit Jamon Serrano, irgendwas mit Spiegelei, Pastete mit Meeresfrüchten, Calamares in allen Größen und Zubereitungsarten, Kartoffelstücke in Allioli, russischer Salat, eine Art gebratene Blutwurst, immer wieder Spezialitäten der Region: kräftig gewürzte, luftgetrocknete Wurst…
Noch ein kurzer Rundgang durch die nächtliche Stadt, das soll für den ersten Tag genug sein.
Der freundliche Mann an der Rezeption erklärt mir noch, dass ganz Salamanca eigentlich ein Museum aus Stein ist. Alle Gebäude sind aus der gleichen Art Steine erbaut, die aus Steinbrüchen in der Umgebung stammen. Und je nach Lichtverhältnissen, wirken sie immer anders: grau und fahl am frühen Morgen, die aufgehende Sonne lässt sie in einem warmen Gelb erstrahlen. Fast weiß wirken sie in der Mittagssonne, und abends wirken sie wie in rötliches Gold getaucht. Ein großartiges Schauspiel!
Morgens, 8.00 Uhr: die Plaza erwacht. Die Stadtreinigung hat die Überreste des Abends beseitigt. Menschen sind zielstrebig unterwegs. Kellner verwandeln Stapel von Stühlen und Tischen in einladende Kaffees.
Nach dem ersten Cafe von leche machen wir uns auf den Weg zur Schule. Und fühlen uns auch wie am ersten Schultag. Zum Unterricht gehören Exkursionen in die Stadt. Die erste führt uns in die Universität, eine der ältesten in Europa. Durch die Vorhalle gelangt man in den zentralen Innenhof, um den die Vorlesungsräume, die Aulas, angeordnet sind. Hört man heute Klagen über zu kleine Vorlesungssäle und Seminarräume? Na, dann sollte man sich einmal die historischen Räume ansehen: spartanisch ausgestattet, mit Sitzreihen, die nicht breiter als ein Schwebebalken sind.
Die Tische nicht viel breiter. Wenn man sich dann noch Kerzenschein statt elektrischer Beleuchtung vorstellt…Wir können einen Blick in die Bibliothek werfen, betreten dürfen wir sie nicht. Zu wertvoll die alten Bücher, die noch aus der Zeit vor Gutenberg stammen. Also ganz legal abgeschrieben. Tausende von Büchern, das gesamte Wissen seiner Zeit. Da kann man nur andächtig staunen. Und dann gibt es noch die „runden Bücher“, die in Wirklichkeit Globen sind. Damit die Gelder zum Kauf von der Verwaltung bewilligt wurden, musste halt bei der Benennung ein klein wenig getrickst werden. Schon der Aufgang zu Bibliothek ist bedeutungsschwer: Die Reliefs an der Renaissance-Treppe stellen die Entwicklung des Menschen dar. Zuunterst der unwissende Narr, dann Jugend, Alter, Weisheit. Und alle Versuchungen, denen es auf diesem Weg zu widerstehen gilt. Oben angekommen, frage ich mich, ob nicht doch der Narr der weise Mann ist?
Am Mittag ist der Unterricht vorbei. Wir haben Hunger. Also suchen wir uns eine nette Bar und probieren uns durchs Tapas-Angebot. Nach einer kurzen Siesta, die Museen und Geschäft haben eh geschlossen, bummeln wir durch die Altstadt und landen im Huerto de Calixto y Melibea, einem Garten an der Stadtmauer. Die Geschichte von Calixto und Melibea - La Celestina- gilt als eines der bedeutendsten Werke der spanischen Literaturgeschichte und endet natürlich tragisch. Heute werden als Zeichen ewiger Liebe Vorhängeschlösser am Brunnen im Herzen des Parks befestigt und die Schlüssel in demselben versenkt.
Vom Garten aus können wir einen Blick auf die Casa Lis werfen, ein feudales Jugendstilhaus, das so gar nicht in die Kulisse der Altstadt passen will. Aber die Besichtigung steht erst für später auf dem Stundenplan
Eine gewisse Leere im Innern treibt uns wieder ins Zentrum, zu Plaza Mayor. Die Restaurants öffnen erst um 21.00 Uhr. Die Uhren ticken eben anders. Egal, essen wir eben – TAPAS.