2 Tagestour - Frankreich 2011

Cote Azur, französiche Alpen und Pyrenäen, Normandie, Bretagne, Zentralmassiv uvm.
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hwyno1
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2 Tagestour - Frankreich 2011

#1 Ungelesener Beitrag von hwyno1 »

Hallo miteinander!

Nachdem ich bisher nur als Leser im Forum unterwegs war, möchte ich nun doch auch einen schriftlichen Beitrag beisteuern.

Auf diesem Wege möchte ich auch Michael für seine Berichte, Bilder und Videos danken. :L Seine und auch die weiteren hier eingestellten Berichte waren und werden eine große Inspiration für meine vergangenen und zukünfitgen Touren sein. Weiter so :!: :!:


So nun zu meinen Bericht vom September 2011:
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Nachdem mein Wochenende schon am Freitag begann, hab ich mir überlegt, was ich da so alles anfangen kann. Sicherlich, es hätte zu Hause genug Arbeit gegeben, aber die konnte auch noch etwas warten.
So hab ich am Freitagmorgen das Topcase gepackt und mir dabei überlegt, wohin ich fahren sollte.
Schnell noch auf meine „to do-Liste“ geschaut, da war doch noch was……

Im letzem Jahr war ich auf der Route des Grandes Alpes unterwegs – leider hatten die großen Pässe (L´Iseran, Galibier, Bonette) noch Wintersperre, also war ich heuer im Juni nochmals dort. Bonette hab ich auf meiner Liste abhaken können, auf den L´Iseran und Galibier, hatte ich und meine Motorradfreunde eine Sicht teilweise unter 10 Metern. Kurz überlegt, das Navi programmiert und eine Route für 3 Tage zusammengestellt.

Über Lichtenstein ging´s in die Schweiz. Der Boden dampfte schon aufgrund meines Vorhabens.



Auf der Schweizer Autobahn bis kurz nach Chur, dort abgebogen und über Disentis/Musters und den Oberalppass nach Andermatt und zum Furkapass.
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Weiter bis nach Brig. Von dort nach Sierre und da nochmals auf die Autobahn bis nach Martigny. Da den Wegweisern nach Aosta gefolgt. Dazu musste ich noch über den Großen St.Bernhard .
Kurz vor der Passhöhe hab ich mir schon überlegt, wo das „Passfoto“ gemacht werden soll. War ja schon im Juni da, leider war da auch nebeliges/regnerisches Wetter. Aber heute passt´s. Das Foto muss direkt beim Hinweisschild auf der Passhöhe gemacht werden. Vorm Schild den linken Blinker gesetzt und rüber gezogen. Seitenständer raus und runter vom Moped, Foto und weiter. So war zumindest der der Plan, aber wollte der Plan nicht so wie ich es mit ausdachte. Nachdem ich meine Blaue auf dem Parkett zum Stillstand gebracht habe, ich geb´s ja zu ich war etwas zügig unterwegs, wurde der Seitenständer ausklappt, links ging´s ziemlich steil bergab, dann doch lieber auf der rechten Seite absteigen. Gesagt getan, rechter Fuß vom Fußraster und den Oberkörper in die gleiche Richtung biegen. Upppsss, wo ist der Boden. Hab beim Absteigen übersehen, dass ich zuvor über eine Arte Regenrinne gefahren bin und nun ist das Bein um über 10cm zu kurz. Da zudem das Bankett zur Straße geneigt war, folgte meine Blaue der Schwerkraft und neigte sich ebenfalls nach Rechts. Nachdem mein rechter Fuß dann doch noch Boden gefunden hat, hatten Reiter und Pferd bereits eine Schräglage erreicht, die man sich beim Kurvenräubern wünschen würde. Ein Fuß am Boden der zweite zur Hälfte noch am Sattel und mit beiden Armen wurde der Schwerkraft des müden Rosses getrotzt. Irgendwie hat dann das zweite Bein auch festen Boden erreicht. Meine Blaue hat sich in der Zwischenzeit auf meine beiden Knie abgelegt. In der Position die eigentlich nur auf dem „stillen Örtchen“ zu sehen sein sollte, hockte ich zwischen Maschinen und Boden. Ich konnte nicht umfallen, da etwas Blaues auf meinen Knien saß und das Blaue konnte nicht weiter, da meine Knie und Oberschenkel im Weg waren. Wenn ich jetzt nach hinten wegkippe, dann hat sich meine Grandes Alpes – Tour hier schon erledigt – komme ich in ein Italienisches oder Schweizer Krankenhaus? Wie ich so überlege, ob meine E-Card dieses Missgeschick abdeckt, erinnere ich mich an meinen Physiotherapeuten. Heben aus dem Knien und Oberschenkel nicht aus dem Rücken. Alle Kraft zusammengenommen und gegen den Druck nach oben gestemmt. War ich froh, dass ich am Morgen ausreichend gefrühstückt habe, denn man glaubt es kam, meine Blaue richtet sich langsam wieder auf. Der Seitenständer war noch ausgeklappt und so die Ordnung wieder hergestellt. Als ich mit schmerzenden Armen und pulsierenden Oberschenkel da stand, aus den oberen Belüftungsschlitzten meines Helms, welchen ich die ganze Zeit auf meinem Kopf hatte, muss es vor lauter Anstrengung bereits heraus gedampft haben, kam es mir vor als hörte ich Applause. Ich sah mich um und mir fällt auf dem Parkplatz, ca 20 Meter von mir entfernt, eine größere Menschenmenge, bestehend aus italienischen Rentnern auf, welche meiner Krafteinlage mit tosendem Händegeklapper ihre Wertschätzung zollten. Tja, lieber wäre mir gewesen, wenn mir dabei jemand geholfen hätte, aber man(n) kann ja nicht alles haben…. Rentner in den wartenden Bus, Bus in Richtung Martigny, Foto mit Motorrad und Hinweisschild – FERTIG. (im wahrsten Sinne des Wortes – musste meine Mittagspause um ein paar Minuten verlängern um das Ziehen aus den Oberschenkeln zu bekommen)
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Danach die einladenden Kurven in Richtung Aosta gewedelt. Eigentlich sollte hier meine erste Übernachtung stattfinden – laut erster Naviplanung hätte ich hier gegen 17.00 Uhr sein sollen, dem war aber nicht so – es war erst 14.30 Uhr. Da muss ich doch irgendwo in eine Raum/Zeitkontinuum geraten sein – sooo schnell bin ich sicher nicht unterwegs gewesen.
In dem Fall kann ja noch der Kleine St.Bernhard in Angriff genommen werden.
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Da wird sich auf der anderen Seite schon eine Übernachtungsmöglichkeit finden lassen.
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Zuletzt geändert von hwyno1 am Sonntag 16. Dezember 2012, 16:10, insgesamt 3-mal geändert.

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hwyno1
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Re: 2 Tagestour - Frankreich 2011

#2 Ungelesener Beitrag von hwyno1 »

Gegen 17.00 Uhr bin ich in Val d`Isere
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eingeschlagen und die Übernachtungspunker die ich mir ausgesucht habe, haben alle aufgrund des winterlichem Reichtum geschlossen und die anderen waren jenseits meiner Preisvorstellungen. Als ich im vergangenen Juni hier war, konnte ich dieses Nest nur durch eine dichte Nebelschicht erahnen, heute war es aber ein traumhaftes Wetter mit uneingeschränkter Fernsicht. Deshalb hab ich den darauffolgend Pass, Col de L´Iseran vmtl auch nicht mehr in Erinnerung gehabt. Was für ein Pass.
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In meinem Helm säuselte mir Brian Johnson leise sein „Back in black“ zu (Black meine ist Blue – aber gut). Ich hab gerade einen meiner Lieblingspässe gefunden. „Passfoto“
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und das Navi auf die nächste Übernachtungsmöglichkeit programmiert.
Dabei hab ich zwei Erfahrungen gemacht. Erstens Navi und Glaskugel ist fast ident – Drei der angefahrenen Bettenvermietungsetablissements waren geschlossen.
Auf den Col du Telegraphe
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wurde die Karte und das Navi nochmals zu Rate gezogen – Valloire, Heimatort vom Schirennläufer Jean-Baptiste GRANGE bot sich an. Und da sind wir schon bei der zweiten Erfahrung, hast du kein Zimmer vorgebucht, ist es um 18.00 Uhr reichlich spät eines zu suchen. Ziemlich genau um 19.00 Uhr war die Gemeindegrenze von Valloire erreicht. Rechts neben der Durchzugsstraße signalisierte mir eine blaue-rote Leuchtschrift, dass das heutige Etappenziel erreicht war.
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Nachdem ein Zimmer für einen einsamen Reiter frei und eine Einstallung seines eisernen Rosses möglich war, wurden noch ein paar Kostproben vom lokalen mit Hopfen und Malz vermischten Wasser genommen.


TAG 2:

Um 07.00 Uhr ging der Wecker und komischer Weise war der Morgenmuffel der mich sonst aus dem Spiegel ansieht ausgesprochen gut ausgeschlafen und auch in bester Laune. Nach dem spartanischen Frühstück wurde mein fahrbarer Untersatz aus der Garage geholt und beladen. In der Garage standen neben einem Audi nur noch 10 od 12 weitere Motorräder. Deren Besitzer erschienen aber erst zum Frühstück, als ich bereits reisefertig meine Übernachtungsgebühr entrichtete.
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Am Vortag hab ich schon das Navi neu programmiert und nachdem ich es eingeschalten habe, wollte es auch sofort los. Ich hatte nichts dagegen, wartete doch der Col du Galibier
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darauf, dass ich ihn diesmal bei schönstem Wetter befahren kann. Wie´s der Ipod wollte, begann nach einer Darbietung von `Volbeat` und `Status Quo` eine australische Band mit englischen Wurzeln ihr „Highway to hell“ anzustimmen. Auch hier gab´s wieder zwei Erfahrungen: Erstens – Fahre Ende September die Routes Grandes Alpes – bis zur Passhöhe hab ich kein einziges Fahrzeug überholt bzw es ist mir auch keines entgegen gekommen – Die Straße gehört dir alleine
Zweitens- das Kratzen des Hauptständers in den Kurven passt genau zur Musik von ACDC.
Zuletzt geändert von hwyno1 am Sonntag 16. Dezember 2012, 15:47, insgesamt 1-mal geändert.

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hwyno1
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Re: 2 Tagestour - Frankreich 2011

#3 Ungelesener Beitrag von hwyno1 »

Kurz vor der Passhöhe befindet sich ein ampelgeregelter Tunnel – damit ich auch dies auf der „to do-Liste“ abhaken kann, einmal von Nord
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nach Süd
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und von Süd nach Nord durchfahren. Zurück auf der nördlichen Seite wurden die letzten Meter zur Passhöhe erklommen. Moped vor´s Schild – Kamera in Position und schon hatte ich das, im Juni, ausgefallene Passfoto – damals wärs mir wegen der kalten Finger nicht mal möglich gewesen ein Foto zu machen.
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Nachdem ich mich der umliegenden Umgebung hingab – wurde meine Einsamkeit vor Ort abrupt beendet. Menschenmenge tummelten sich auf dem Pass – naja eigentlich war es ein älteres Ehepaar, dass sich, als ich durch die Positionierung meiner Maschine vor dem Hinweisschild abgelenkt war, mit ihren Renault Clio angeschlichen haben. Auch auf der anderen Seite war kaum was los – vlt kamen mir 10 Fahrzeuge entgegen – überholen musste/durfte ich keines.
Die Abfahrt vom Galibier geht nahtlos in den Col du Lautaret
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über. Mehr fliegend als fahrend eilte ich Briancon entgegen – Suuuuper Kurven und die Fahrzeuge die über den Lautaret fuhren – zogen alle auf die rechte Seite als ich in deren Rückspiegel auftauchte – ich konnte ihre freundliche und zuvorkommende Einladung zum Überholen nicht ausschlagen und nahm sie dankend an.
In Briancon angekommen wurde links abgebogen und die Route d´Italie in Richtung Italien erklommen. Unmittelbar nach Montgenevre
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die Grenze von Frankreich nach Italien überquert und als der Weg ins Tal gefunden war, wies mir der Col di Sestriere
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den Weg ins gleichnamige Schizentrum. Der Ort Sestriere selbst dürfte wohl, wie so viel andere Schiorte, erst im Winter seinen Flair entfalten – ich konnte mich nicht begeistern.

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hwyno1
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Re: 2 Tagestour - Frankreich 2011

#4 Ungelesener Beitrag von hwyno1 »

Die Strecke bis Turin ist unspektakulär - Die Stadtdurchfahrt durch Turin ist es jedoch wieder. Meine Sissy, so nenn ich meine Navistimme, kam gar nicht mehr nach, mich auf die Beachtung der Geschwindigkeitsbeschränkung hinzuweisen (bei 70km/h in der 50er Beschränkung wirst du von allen Seiten überholt und angehupt – also einen Gang runter und ziehen lassen). Die Strecke bis Bellizona könnte ruhig dem zuvor genannten Raum/Zeitkontinuum zum Opfer fallen. Deshalb bin ich da nach Möglichkeit immer wieder auf die Schnellstraße bzw Autobahn ausgewichen. Und wenn ich schon mal in Bellizona bin, kann ich auch gleich nach Hause fahren. Der San Bernadino
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wurde noch überwunden und von Thusis weg ging´s das letzte Stück über die Autobahn nach Hause.

Da für Sonntag so noch ein gemütlicher Familientag abgehalten werden kann, haben sich die 1290km
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durchaus gelohnt.


So das war meine 2-Tagestour - Danke fürs Lesen


Gruß

Gerhard

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DetlefT
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Re: 2 Tagestour - Frankreich 2011

#5 Ungelesener Beitrag von DetlefT »

hwyno1 hat geschrieben:Danke fürs Lesen
Hallo Gerhard,

nö! Danke fürs Zeigen :D

Wie viel doch die Tageszeit und die damit verbundenen Lichtverhältnisse ausmachen. Die Gegend wirkt doch recht anders als bei meiner Befahrung - aber genial ist sie einfach immer!
Viele Grüße, DetlefT

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maxmoto
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Re: 2 Tagestour - Frankreich 2011

#6 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

hwyno1 hat geschrieben:
So das war meine 2-Tagestour - Danke fürs Lesen

Gerhard
Servus Gerhard,
eine wunderschöne, mitreisend beschrieben mit Fotos, die allen, die die Gegend kennen ihre eigenen Erlebnisse wieder ins Gedächtnis holt.
Hat Spaß gemacht zu lesen.
Was mich immer wieder fasziniert ist: Was man in zwei, drei Tagen mit dem Mopped alles erleben kann. Das haut mich immer wieder um.
Danke nochmal!
maxmoto
was ist was wert
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vienna_wolfe
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Re: 2 Tagestour - Frankreich 2011

#7 Ungelesener Beitrag von vienna_wolfe »

Hi Gerhard,

da hast ja ganz schön Kilometer "gefressen", an den zwei Tagen - Respekt. Danke fürs Teilhaben lassen und Zeigen der Fotos. ;)

So long,

da Wolf
...der mit dem Tiger tanzt

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Mimoto
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Re: 2 Tagestour - Frankreich 2011

#8 Ungelesener Beitrag von Mimoto »

Hallo Gerhard,

wer sein Moped liebt legt sich notfalls auch darunter. :lol:

Ich hab mir angewöhnt, fallen lassen und weg springen, so oft wie ich umfalle die bessere Alternative.

Eine schöne Runde bei bestem Wetter,
Danke fürs reinstellen :L

Grüße
Michael /mimoto

Sterbe mit Erinnerungen, nicht mit Träumen.


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