Moto Morini X-Cape

Nachricht
Autor
Benutzeravatar
ryna
Administrator
Beiträge: 10863
Registriert: Montag 21. Juni 2010, 09:09

Re: Moto Morini X-Cape

#33 Ungelesener Beitrag von ryna »

Könntest du nicht ein Kabel zum Anschluss an die Batterie mitnehmen?

https://www.louis.de/artikel/daytona-bo ... r=10015075

Benutzeravatar
blahwas
Beiträge: 753
Registriert: Mittwoch 20. November 2019, 21:16
Wohnort: Nürnberg

Re: Moto Morini X-Cape

#34 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Im Notfall. Zündplus sollte es normalerweise schon sein.

Benutzeravatar
on any sunday
Beiträge: 1352
Registriert: Freitag 17. Oktober 2014, 10:34
Wohnort: Köln
Kontaktdaten:

Re: Moto Morini X-Cape

#35 Ungelesener Beitrag von on any sunday »

Das dürfte aber die beste Lösung sein, der Kabelbaum verschwindet in der Verkleidung, da ist nichts mit mal schnell irgendwas anschliessen. Oder Powerbank in Tasche am Lenker befestigen.

Die Miete von 59 EUR pro Tage sind ja ok, wenn man nur auf Sizilien unterwegs sein will, die Anreise per Flugzeug meist auch die bequemere und preiswertere Möglichkeit als auf eigener Achse.

Benutzeravatar
blahwas
Beiträge: 753
Registriert: Mittwoch 20. November 2019, 21:16
Wohnort: Nürnberg

Re: Moto Morini X-Cape

#36 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Ich war nun 5 Tage in Sizilien auf einer gemieteten X-Cape unterwegs. Mein Begleiter Wolfgang ebenso. Meine war das "Adventure" Sondermodell, seine die Basis. Die Adventure hat Sturzbügel, Griffschalen, Unterfahrschutz und schlauchlose Speichenfelgen. Die Griffschalen kollidieren übrigens nicht mit dem Windschild, aber mit den Blinkern.

Bild

Irgendwann hat der Motorrad-Vermieter anscheinend die Räder zwischen den beiden Exemplaren getauscht. Ansonsten abweichenden vom Werkszustand sind die Spiegel, bei meiner waren Yamaha-Spiegel montiert, bei Wolfgangs Billigdinger aus dem Zubehör.

Der Motor sieht zwar sehr nach Versys oder ER-6 aus, fühlt sich aber nicht so an. Außer, dass er noch mehr vibriert. Die dicken Gummiauflagen auf den Fußrasten sind bitter nötig. Wolfgang als Tiger-Fahrer war schockiert. Gegenüber der Versys 650 hat man eine viel höhere Front, einen breiteren und höheren Lenker. Die Sitzbank ist einigermaßen geräumig, hat aber eine Sitzkuhle, die nach eine Position festlegt. Für mich mit meinen 1,90 passt das schon recht gut und ehrlich besser als die Versys 650.

Sie hat eine gute Ausstattung für dieses Preissegment. Der Tacho ist ein mit 7 Zoll riesiges TFT. Er zeigt gar nicht SO viele Daten an, z.B. keine Temperatur, aber Geschwindigkeit und Drehzahl sehr gut ablesbar, und der Gang etwas kleiner in der Ecke rechts unten. Luftdruck lässt sich auch anzeigen.

Am linken Lenkerschalter sind vier Tasten zur Steuerung des Displays. Man kann sein Handy und seinen Helm damit koppeln und dann damit Musik und Anrufe steuern, aber anscheinend nicht navigieren oder gar den Handybildschirm teilen - es ist kein Touchscreen. Es gibt einen Offrad-Modus, von dem ich nicht weiß, was er tut. Das ABS regelt deutlich feiner als das an meiner Versys 650 aus dem Jahre 2007. Einige Schalter am Lenker sind beleuchtet, so dass man sie im dunkeln einfacher findet. Das Windschild lässt sich mit einer Hand in der Höhe verstellen, auch während der Fahrt. Etwas kleinere Fahrer hätten sogar Ruhe vor Windgeräuschen. Es gibt 2 USB-Dosen, die mein Samsung S8 am Kabel und mein S20FE am SP Connect Wireless Charger während der Navigation ohne Probleme geladen bekommen. Bei Wolfsgangs iPhone war dafür reduzierte Helligkeit nötig. Unter der Sitzbank wäre der Sicherungskasten zugänglich, ich hätte alles dabei gehabt, um daran eine ordentliche USB-C-PD Dose zu montieren.

Was man nicht bekommt sind Tempomat, Schaltautomat, Traktionskontrolle, Kurven-ABS/Licht.

Und wie fährt sich das jetzt? Es rappelt, es ist lange übersetzt, daher fühlt es sich mehr nach Abenteuer an. Unfassbar schnell ist man damit nicht, aber man kommt überall hin. Das Fahrwerk bekommt man auf Kanten zum Durchschlagen, und es könnte mehr Dämpfung vertragen, aber es bewegt sich immerhin vorne und hinten gleichmäßig. Gabel und Federbein lassen sich in Dämpfung und Vorspannung einstellen - ich habe nichts verändert. Die eher breiten Ausleger der Soziusraten zwingen die Fersen nach außen, so dass die Fußspitzen innen bleiben müssen. Im Getriebe findet man immer einen passenden Gang - aber selten zwei, wie man es von der Versys gewohnt ist. Der 6. Gang ist ein Overdrive. Zum Überholen ist Runterschalten angesagt.

Aufsteigen und Anfahren ist etwas nervig: Sie lässt sich nur im Leerlauf starten, und sie hat leider nicht wie die Versys (oder jede andere Kawa) die Leerlauf-Findehilfe: Man kann keine Kawasaki im Stand vom Leerlauf in den zweiten Gang schalten. Ich verstehe nicht, warum die anderen Hersteller das nicht übernehmen. So sucht man mitunter den Leerlauf, während man Kupplung und Vorderradbremse zieht. Wenn man steil am Berg steht, womöglich bergauf auf losen Grund, kann das zu blöden Situationen führen: Da hat das Vorderrad nicht genug Grip um die Fuhre zu halten. Wenn dann dank Leerlauf und Kupplung das Hinterrad frei drehen kann, und weil man den linken Fuß zum schalten braucht kann man nicht gleichzeitig mit dem rechten Fuß die Hinterradbremse nutzen kann, dann geht's unkontrolliert rückwärts. Wenn man dann nicht schnell genug kapiert, dass man einen Gang einlegen und die Kupplung loslassen muss, rutscht man bis zum ersten festen Hindernis, oder bis zum Wechsel in die Horizontale. Und das nur, weil man nur im Leerlauf zünden kann. Eigentlich reicht doch eine Kontrolle, ob der Kupplungshebel gezogen ist. Das ist gerade für eine "Adventure" unnötig. Und wenn der Motor dann läuft, bekommt man hin und wieder den ersten Gang nicht rein. Da hilft entweder ein Stück rollen, oder einkuppeln und wieder auskuppeln - aber auch das ist eher lästig. Versys: Im 1. Gang parken. Zum starten Kupplung ziehen, wenn gewünscht Fußbremse dazu, Starter drücken, losfahren. Das erspart dem Getriebe auch den Schlag beim Einlegen des 1. Gangs.

Der Qualitätseindruck ist insgesamt nicht so toll, das kann aber natürlich auch am Vermietungsbetrieb liegen. Schönheitsreparaturen kann man hier nicht erwarten. Bei meiner war die Motorkontrollleuchte an, was für irgendeine Sensorstörung spricht, so dass sie in einem Notlaufprogramm läuft. Je nach Sonnenstand hatte sie manchmal deutliche Rucker beim Anlegen des Gases in/nach der Kurve, und/oder beim Überschreiten bestimmter Drehzahlen. Sie hatte zwei Lambdasonden am Krümmer, kann also Euro 5. Im Laufe der Tour habe ich die Auflagefläche des Bremshebels verloren. Die war vorher schon repariert, bei Wolfgangs Motorrad auch. Außerdem hat sich die Seitenständerschalter entzweit, so dass ich den Motor nicht mehr per Seitenständer abstellen konnte. Habe dann vor jedem losfahren extra nachgeschaut, ob der Seitenständer wirklich eingeklappt ist, sonst endet die erste Linkskurve in der Katastrophe. Der Vermieter hat dafür nichts berechnet, aber ich habe Trinkgeld gegeben.

Der Auspuff ist zweiteilig. Es gibt einen großen Sammler unter dem Motor wie bei der Versys 650, zusätzlich aber noch einen Endtopf seitlich Richtung Koffer. Sie klingt genau wie eine Versys 650. Meine hat ein wenig gepatscht und geknallt, da würde ich auf Undichtigkeiten im Ansaugbereich tippen. Die X-Cape hat rundum LED-Lichter. Man kann umschalten zwischen Abblendlicht und Tagfahrlicht. Das Abblendlicht ist sehr hell und bläulich-kaltweiß. An unseren Maschinen war es gottlos zu hoch eingestellt, was immerhin gute Sicht und Sichtbarkeit gewährleistet. Die Beleuchtung ist immer symmetrisch. Auch hier gilt, dass die Optik gut gemacht ist - sie gefällt mir gut. Es gibt auch eine rote Version, die vielleicht die schönste ist. Das matte Grau an meiner Version gefällt mir eigentlich am wenigsten, aber anscheinend ist das im Trend.

Fazit: Fahren ja, kaufen nein ;) Auch nicht für die aktuellen 5500 Euro Straßenpreis neu. Die Technik sieht zwar wie Kawa aus, ist aber 100% China. Auch wenn's identische 649 ccm sind, es sind eher müde 60 PS, dafür mit 234 kg auch schwerer als die Versys 650. Kawa-Teile passen mutmaßlich nicht. Und die Honda NX 500 ist zwar etwas kleiner, aber sicher das bessere Motorrad mit 19 Zoll.

---
Für 2025 kommt ein neues Modell, mit jetzt 71 PS und einem Display, dass dann auch Navigation kann. Sonst sieht alles aus wie gehabt. Weiterhin schicke Farben.
https://www.1000ps.de/modellnews-301208 ... nteuerlust

elsterracer
Beiträge: 555
Registriert: Montag 21. November 2016, 18:55

Re: Moto Morini X-Cape

#37 Ungelesener Beitrag von elsterracer »

Erst mal Danke für den ausführlichen und fundierten Bericht!!!!

Frage: war das mit dem Starten nur im Leerlauf bei beiden Maschinen so?
Ich würde generell eher auf einen Fehler beim elektrischen Schalter am Kupplungshebel tippen. Wenn der Schalter defekt ist, hat man genau das Problem, dass man nur im Leerlauf starten kann.
Grüsse!

Benutzeravatar
blahwas
Beiträge: 753
Registriert: Mittwoch 20. November 2019, 21:16
Wohnort: Nürnberg

Re: Moto Morini X-Cape

#38 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Das war bei beiden so. Wir standen nebenbeinander und haben gemeinsam geflucht....

Meine hatte 27000 km, Wolfgangs 41000 km.

Benutzeravatar
on any sunday
Beiträge: 1352
Registriert: Freitag 17. Oktober 2014, 10:34
Wohnort: Köln
Kontaktdaten:

Re: Moto Morini X-Cape

#39 Ungelesener Beitrag von on any sunday »

Der Schalter am Kupplungshebel ist nicht umsonst da, wird wohl bei beiden defekt gewesen sein, hatte ich auch einmal, lustigerweise auf Sizilien. Aber ist auch ein beliebtes Ausfallteil in der restlichen Motorradwelt

Mit einem Motorrad mit einer dauerhaft leuchtenden Motorkontrolleuchte würde ich nicht los fahren. Anscheinend habe ich ein weniger vibrierendes Modell erwischt, mir sind die letzten 36.000 km, trotz demontierter Gummiauflage, noch keine Körperteile abgefallen und stören mich auch nicht. Die Ausleger haben mich bei einer Schuhgröße von 42/43 erst gestört, als ich es gelesen habe. :D

Gegen die lange Übersetzung gibt es ja preiswerte Lösungen, die man bei einem Mietmotorrad eher nicht macht. Mit einem Softwareupdate kann man inzwischen auch per App in der Anzeige navigieren. Das die Verkleidung etwas leidet und eventuell klappert, liegt wohl daran, weil man die bei einer Inspektion immer halb demontieren muss. Sollte man für doch für Kerzen- oder Luftfilterwechsel besser lösen können.

Die neue Honda NX 500 ist sicherlich qualitätsmäßig die bessere Wahl, obwohl sie noch weniger Federweg und PS hat, dafür halt auch leichter ist.

Allerdings bin ich mit der Qualität der Morini zufrieden, für mich sehr gute Geometrie auf Strasse und Schotter, langstreckentaugliche Sitzbank, überdimensionierte Gabel, geschont wurde sie bei mir auch nicht und bis auf den Kupplungsschalter, einer abgefallen Kettenschutzschraube und los vibrierten Ständerschalterschraube keine Ausfälle.

P.S. Grad den Sizilienbericht gelesen, ein paar Stellen kamen mir doch bekannt vor. Und trotz Motorkontrolleuchte rum gekommen. :D Und beim Chinamann gibt für kleines Geld Ersatz für verlorenen "Bremshebel".

br.jpeg
br.jpeg (53.19 KiB) 4189 mal betrachtet

Benutzeravatar
blahwas
Beiträge: 753
Registriert: Mittwoch 20. November 2019, 21:16
Wohnort: Nürnberg

Re: Moto Morini X-Cape

#40 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Schönes Ding, habe mal zwei Stück bestellt und direkt nach Palermo schicken lassen :)

Dass deine MM in einem besseren Zustand ist als eine süditalienische Mietschüssel, davon gehe ich aus ;) Ich hätte wahlweise mit Motorkontrollleuchte losfahren können, oder nicht losfahren. Da habe ich mich für losfahren entschieden. Die hatten keine anderen Motorräder mehr, und sonderlich viele Vermieter gibt's auf der ganzen Insel nicht. Ein weiterer Mitreisewilliger hat kein Motorrad mehr gefunden. Vielleicht ist die Insel auch ein denkbar undankbarer Ort für einen Motorradvermieter? Wir haben zu jedem Motorrad eine fette Panzerkette dazu bekommen, und außerdem hatte ich bei jedem Versuch der Bluetooth-Kopplung auch immer 12 mir unbekannte Geräte in der Nähe. Da hatten die wohl noch reichlich Tags und Tracker verbaut...

Antworten

Zurück zu „Motorräder“